Review: #2.12 Abschied
Lew Ashby ist tatsächlich tot, Hank schreibt die Biographie, Karen erhält ihren Traumjob in New York, Becca versöhnt sich mit Damien, Charlie muss erkennen, dass er einen großen Fehler begangen hat, und Sonja bekommt ihr Kind. Das Staffelfinale ist wahrlich vollgepackt mit Inhalten, die dezent, humorvoll und gekonnt präsentiert werden.
Fünf Minuten Abgesang
Kurz konnte man hoffen, dass Lew Ashby doch überlebt hat, aber sein Auftritt erwies sich als pure Vorstellung von Hank, der dadurch immerhin seine Schreibblockade endgültig abgelegt hat und aus Lews Leben nun seine persönlichen Schlüsse ziehen kann. Eine Thematisierung seines Todes erfolgt dann nur noch in der Szene mit Mia und Hank an dem genialen Grabstein, den man sich unbedingt genauer anschauen sollte. Er passt zu Lew Ashby wie die Faust aufs Auge. Auch wenn es wirklich schade ist, dass dieser Charakter (und Schauspieler) aus der Serie raus ist, so muss man letztlich doch sagen, dass er eine ganz bestimmte Funktion in dieser Serie hatte. Hank konnte sich in ihm wiederfinden und für Hanks ordentliche Weiterentwicklung war Lews Tod quasi ein notwendiges Übel. Immerhin hat Lew mit der letzten Episode und diesen paar Minuten einen würdigen, konkreten Abschluss erhalten und ist nicht einfach verschwunden. Hier kann man den Autoren somit ein gutes Gespür attestieren und den Zuschauern wird Lew als sehr wichtiger Teil der zweiten Staffel in guter Erinnerung bleiben.
Konfus
Nachdem sich Charlie konsequent in eine Scheidung manövriert hat, entgleitet ihm jetzt nicht unüberraschend auch noch die Person, für die er all das Chaos auf sich genommen hat. Daisy ist eben noch ein Kind. Das Pornobusiness hat sie emotional abgestumpft. Ihre Gefühle kann sie noch nicht verstehen. Was soll sie auch mit einem festen Partner, der ihr im Endeffekt nicht besonders viel zu bieten hat? Im Bett ist Charlie kein Supermann, Attraktivität ist auch nicht unbedingt seine Stärke und als Autoverkäufer ist ihm auch noch das berufliche Ansehen etwas abhanden gekommen. Daisy ist schnell irritiert von der neuen Situation, merkt, dass sie andere, in erster Linie jüngere Männer auch heiß findet und ihre Sexualität auch ausleben möchte. Und Charlie ist auch ein komischer Kauz. Er kommt nach Hause, schaltet den Fernseher und DVD-Player an, wo zufällig gerade die Szene mit ihm und Daisy zu sehen ist, und ohne sich zu versehen, holt er sich einen runter. Daisys Besuch ist sichtlich abgeschreckt. Eine tolle Szene, die das Unheil schon ankündigt. Charlies Traum ist nur Fassade, eigentlich nur in seinem Kopf existent. Dahinter ist schon alles zerbrochen, denn Daisy ist erneut mit einem anderen Mann unterwegs. Da Daisy für Beziehungsgespräche dann offenbar auch nur Dialoge aus Pornofilmen kennt, ist die Situation mit Charlie später auch nahezu absurd. Entschuldige, ich blase dir einen, dann ist alles wieder gut, oder? Lass uns den Schmerz im Bett vergessen machen. Naja, nach drei Sekunden vergisst man offenbar noch nicht und Sex ist eben nicht die Lösung. Daisy ist jetzt schon verzweifelt und will eine Pause. Konfliktmanagement kennt sie nicht. Entweder man sagt ihr, was sie tun soll, oder sie läuft davon und schaut, was passiert. Charlie wird schnell klar, dass es so nicht funktionieren kann. Daisys Wunsch nach einer Pause bedeutet für die beiden das Aus.
Charlie trifft sich daraufhin mit Marcy, um zu retten, was noch zu retten ist. Doch Marcy lässt sich nicht schmeicheln und serviert ihn eiskalt ab. Viel schlimmer hätte das Gespräch für Charlie nicht laufen können. Mit so viel Wortkraft macht Marcy deutlich, wie enttäuscht sie ist und zum jetzigen Zeitpunkt gibt es dafür auch keinen Weg zurück. Das ist mehr als verständlich und jede andere Reaktion von Marcy wäre auch geradezu erniedrigend für ihren Charakter gewesen. Die Bitterkeit kommt dann auch noch richtig zum Ausdruck, als sie sich über den wohl kommenden Erfolg des Filmes "Vaginatown" freut, weil alles Geld auf ihr Konto fließen wird. Charlie ist richtig zu bemitleiden, auch wenn er sich dieses Grab mit viel Elan selbst geschaufelt hat.
Geburt mit Folgen
Hank hofft nach wie vor darauf, dass zwischen ihm und Karen wieder alles gut wird, doch ein wesentlicher Trennungsgrund bildet einen Mittelpunkt in dieser Episode, um den Hank nicht drumrum kommt. Sonja steht kurz vor der Geburt ihres Kindes, von dem Hank der Papa ist. Dieser Stachel sitzt noch tief in Karens Brust und Hank ist wie gefangen in dieser Situation. So sehr er sich auch bemüht, er redet sich (auf sehr amüsante Weise) um Kopf und Kragen. Umso größer ist dann natürlich die Erleichterung, dass das Kind schwarz ist und Hank kommentiert das mit einem spontanen Freudentanz. Sonja hatte einen Typen ganz vergessen. Hank ist nicht der Vater und auch wenn es gar nicht so viel an der grundsätzlichen Konstellation ändert, ist auch Karen sehr froh über diese neue Entwicklung. Julian ist das letztlich egal, denn für ihn hat sich nichts geändert. Es war klar, dass es nicht sein Kind sein kann. Nachdem er seinen Kummer im Alkohol ertränkt und Hank ihn in die Arme genommen hat, schwört er hoch und heilig, sich um dieses Kind zu kümmern. Mal sehen, ob Sonja und Julian in der nächsten Staffel noch thematisiert werden, denn dass Julian der Mustervater sein wird, bezweifle ich stark.
Kalifornien – New York
Hank hat keine Verpflichtungen mehr in Kalifornien und kann in das geliebte New York zurück. Becca ist nach dem bitteren Schmerz durch Damien sowieso durch den Wind (herrlich, wie die i-Pod-Suche zur Katastrophe wird) und freut sich wohl auch. Doch nachdem Hank sich Damien zur Brust nehmen wollte und eigentlich den kürzeren gezogen hat, ließ Damien auch seinen Gefühlen freien Lauf und machte sich daran, sich bei Becca zu entschuldigen. Seine Monolog ist nicht nur gut geschrieben, sondern auch gut umgesetzt worden. Wie so oft zeigt sich hier die hohe Qualität der Serie. Damien gesteht Becca seine Liebe. Hank hat inzwischen erkannt, dass er die Beziehung zwischen Karen und sich nicht in der Hand hat und Becca wichtiger ist als alles andere. Statt seiner eigenen Hoffnung nach einem Happy End mit Karen nachzustreben, benimmt er sich richtig erwachsen und entscheidet zwischen den beiden liebsten Menschen in seinem Leben zugunsten derer, bei der noch nicht so viel vermasselt wurde. Hank bleibt Becca zuliebe in Kalifornien und lässt Karen ziehen. Die Entscheidung ist wohl für alle Beteiligten nicht einfach, macht aber nach den Inhalten der bisherigen zwei Staffeln durchaus Sinn. Im Hinblick auf das große Ganze bringt Hank ein kleineres Opfer. Er erklärt wunderbar alles und Karen dankt es ihm mit einem erneut starken Liebesgeständnis. Hank und Karen gehören einfach zueinander, das wurde auch in dieser Szene wieder klar. Dass sie ihr Glück aber nicht erzwingen, sondern kommen lassen wollen, ist möglicherweise riskant, aber nach all den erlebten Jahren wohl der richtige Ansatz. Den Erfolg gönnt ihnen sicher jeder. Vorher ist Hank nun aber als Vater gefordert und muss mit den Versuchungen Kaliforniens (zum Beispiel mit Michelle) zurecht kommen. Nach der reifen Entscheidung ist Hank vielleicht wirklich erwachsen geworden. Die nächste Staffel wird es zeigen.
Fazit
Es war kein spektakuläres Finale mit großen Knalleffekten, sondern eine inhaltlich hervorragend durchdachte Episode, die in keiner Sekunde durchhängt und die Qualitäten der Serie immerzu auf den Punkt bringt. Besonders schön ist dabei das Wissen, dass uns mindestens noch eine weitere Staffel bevorsteht.
Emil Groth - myFanbase
Die Serie "Californication" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: La Petite MortErstausstrahlung (US): 14.12.2008
Erstausstrahlung (DE): 13.08.2010
Regie: Bart Freundlich
Drehbuch: Tom Kapinos
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