Bewertung

Review: #5.11 Neue Hoffnung

Foto: Jesse Spencer, Chicago Fire - Copyright: 2016 NBCUniversal Media; Parrish Lewis/NBC
Jesse Spencer, Chicago Fire
© 2016 NBCUniversal Media; Parrish Lewis/NBC

Nach dem Verlust von Louie versuchen Matthew Casey und Gabriela Dawson auf unterschiedliche Weise mit ihrem Schmerz zurechtzukommen. Währenddessen glaubt Kelly Severide in Anna eine Seelenverwandte gefunden zu haben...

Den Schmerz zulassen

Ein jeder musste schon einmal einen schmerzlichen Verlust hinnehmen, der ihn mehr oder weniger aus der Bahn geworfen hat. Dabei sind menschliche Verluste besonders schlimm. In dieser Situation befinden sich derzeit Matt und Gabby, die in der letzten Folge entschieden haben, den kleinen Louie nicht von seiner biologischen (Groß)Familie fernzuhalten. Ich fand diese Entscheidung großartig, auch wenn mir bei der Verabschiedungsszene der drei selbst das Herz geblutet hat. Aber ich finde dennoch, dass die beiden das Richtige getan haben und sich dahingehend mehr denn je als Eltern gezeigt haben. Der Verlust wiegt natürlich schwer und ich hatte befürchtet, dass der Schmerz die Beziehung von Matt und Gabby wieder zum Wackeln oder gar Einstürzen bringen könnte.

Aber anders als von mir gedacht, scheint der Verlust Matt mehr zu schaffen zu machen. Meine Vermutung war, dass Gabby zusammenbricht, alleine aufgrund der Tatsache, weil sie am Anfang der Staffel mehr als deutlich gemacht hat, alles dafür zu tun, um Louie behalten zu können. Doch stattdessen scheint Matt an seinem Schmerz beinahe zu zerbrechen, weswegen er sich ständig eine Beschäftigung sucht und dabei auch seine Freunde und Kollegen mit wenig Freundlichkeit begegnet. Ich kann das Verhalten von Matt durchaus nachvollziehen, war er doch immer jemand, der Stärke gezeigt hat, selbst wenn in ihm alles zu zerbrechen droht. Erinnern wir uns doch nur mal an die Folge, in der er von Maggie Lockwood erfuhr, dass der kleine Junge, den er gerettet hat, dennoch gestorben ist. Er hat soviel Stärke bewiesen und hat dafür gesorgt, dass Gabby den Hochzeitstag ihrer Eltern genießen konnte. Verständlich, dass er dann daran arg zu knabbern hat, wenn er seinen liebgewonnenen Sohn wieder hergeben muss. Ebenfalls verständlich finde ich, dass Matt andere retten will. Zum einen um den Schmerz nicht zulassen zu müssen. Zum anderen wahrscheinlich auch deswegen, um irgendetwas wieder gut machen zu können. In dem Punkt waren sich Matt und Gabby einig. Allerdings wage ich mittlerweile zu bezweifeln, ob es den verletzten Mann im Keller tatsächlich gegeben hat.

Ich habe eine ganze Weile darüber nachgedacht, wie es sein kann, dass ein so schwer verletzter Mann auf einmal spurlos verschwindet. Nicht nur, dass er schwer verletzt war, hatte er doch auch eine Waffe, die nach dem Ausbrennen des Kellers hätte gefunden werden müssen. All diese Faktoren könnten beweisen, dass Matt sich es nicht eingebildet hat. Doch wahrscheinlich belastet ihn Louies Verlust so sehr, dass ihm seine Psyche einen Streich spielt, was sich durch diesen (nicht existierenden) Mann gezeigt hat. Im Gegensatz zu ihm hat sich zwar auch Gabby auf eine Person eingeschossen, die aber tatsächlich auf Hilfe angewiesen war.

Bei Gabby handelte es sich um die junge Darla, die unter heftigen Bauchschmerzen bei einem Schulausflug zusammengebrochen ist, welche sich dann als Wehen herausgestellt haben. Ich fand es zwar ein bisschen schade, dass sich Gabbys Einsatz nach Louies Verlust wieder um ein Kind dreht, dennoch waren die Ausgangspunkte hier etwas anders. Auf mich wirkte Darla von Anfang wie jemand, der sein Kind wirklich liebt und sich darum kümmern möchte. Vielmehr ist es der Vater des Mädchens, der schockiert über die Geburt seiner Enkeltochter gewesen ist und seiner Tochter schwere Vorwürfe gemacht hat. Ähnlich wie bei Matt hat sich auch bei Gabbys Einsatz gezeigt, dass ihr Handeln und ihre Anschuldigungen gegen den Vater sehr viel mit Louie zu tun hatten. Denn auch Gabby wollte mit ihrem verbalen Ausfall nur Darla beschützen, ohne dabei zu wissen, was sie und ihr Vater in der Vergangenheit durchgemacht haben. Daher fand ich auch angebracht, Gabby wissen zu lassen, dass sie vorschnell gehandelt hat, auch wenn ich die Art und Weise von Darlas Tante etwas sehr übertrieben fand.

Positiv überrascht war ich aber von Gabbys Reaktion. Es ist nicht so lange her, als sie sich lautstark darüber beschwert hat, wenn sie von anderen zurechtgewiesen worden ist. Vielleicht liegt es doch an ihrer (kurzzeitigen) Mutterschaft, dass sie in diesem Punkt viel ruhiger und verständnisvoller geworden ist. Mir hat das Gespräch zwischen ihr und Darlas Vater sehr gut gefallen. Es war für mich vollkommen nachvollziehbar, dass sie anfangs nicht mit Matt über Louie sprechen konnte, auch wenn sie den selben Verlust erlitten haben. Doch ich glaube, genau deswegen musste Gabby mit jemanden sprechen, der zwar auch ein Kind hat, aber weder sie, ihr Leben, noch ihren Verlust kennt. Ich denke dadurch, dass Gabby Darlas Vater klar machen konnte, wie wichtig es für beide ist, gerade in dieser Zeit füreinander da zu sein, konnte sie auch mit ihrem eigenen Verlust besser umgehen bzw. ihn besser akzeptieren.

Letztlich ist es aber Christopher Herrmann zu verdanken, dass Matt und Gabby ihren Schmerz nun gemeinsam zulassen und bewältigen. Es ist schön, dass Christopher immer mehr ein wichtiger Teil für die beiden wird. Schon bei Gabbys Fehlgeburt war er es, der den beiden neue Kraft, neuen Mut und neue Hoffnung gegeben hat. Er war es auch, der Gabby nicht nur gut zugesprochen hat, als sie Louies Pflegemutter werden wollte, sondern er war es auch, der ihr dann eine Unterkunft bot, die den Auflagen entsprach. Und auch diesmal scheint er mit allem Recht behalten zu haben. Denn nach kurzer Zeit konnten sich Gabby und Matt dazu überwinden, Louies Sachen Darlas Tochter zu überlassen. Also sollte ich einmal eine schwere Krise im Leben bewältigen zu haben, wünsche ich mir auch so einen Freund wie Christopher.

Irgendwann einmal...

In der letzten Folge hat sich Kelly dazu entschlossen, trotz seines Unfalls und ohne Anästhesie Anna Knochenmark zu spenden. Das habe ich ihm sehr hoch angerechnet, weil er trotz Schmerzen zu seinem Wort stand und sich von nichts und niemanden davon abbringen ließ, Anna das Leben zu retten. Hut ab! Ich denke, seine Entscheidung hat auch ganz besonders etwas mit seiner Sympathie für Anna zu tun. Die beiden hatten von Anfang an eine tolle Chemie, von der ich begeistert war und ich mich indirekt schon darauf eingestellt habe, davon mehr zu sehen. Allerdings hatten die Autoren von "Chicago Fire" mal wieder andere Pläne.

Ich bin zwar ehrlich gesagt nicht davon ausgegangen, dass aus den beiden ein Paar wird, aber ich hätte erwartet, dass man diesen Handlungsstrang etwas Zeit gibt, um sich noch etwas mehr entfalten zu können. Leider ist das ein Punkt, den ich immer wieder bei der Serie kritisiere. Es werden Handlungsstränge aufgebaut, die Potenzial haben, dann aber doch so schnell wieder beendet werden, wie sie angefangen haben. Allerdings bin ich froh, dass man Anna nicht sterben ließ, sondern sie nur zurück nach Hause gekehrt ist und ich kann ihren Standpunkt, den sie schon vor ihrem Verschwinden klar gemacht hat, verstehen. Natürlich kennt Kelly sie nur als kranke Frau aus dem Krankenhaus, wodurch er sich ihr verbunden fühlt. Er weiß zwar, welche Dinge sie liebt und dass sie viele Gemeinsamkeiten haben und er weiß, wie sie ihr Leben vor ihrer Krankheit verbracht hat. Das sind Dinge die er von ihr weiß, bei denen er sie aber nicht erlebt hat. Ich kann verstehen, dass sie sich nach ihrer langen Krankheit wieder eingesperrt fühlen würde, würde sie eine Beziehung mit Kelly eingehen.

Vielleicht hat aber auch der Besuch von Stella Kidd etwas mit ihrer Entscheidung zu tun. In der letzten Folge habe ich Stellas Lächeln als Freude für Kelly empfunden, als sie ihn mit Anna beobachtet hat. Doch vielleicht war es eher ein trauriges Lächeln, weil sie nicht die Person ist, die mit Kelly den freudigen Moment teilen konnte. Ihr Verhalten bei ihrem Besuch hatte auf mich eher den Anschein, als fände sie es schade, eben nicht die Freundin von Kelly zu sein, weshalb sie fluchtartig verschwunden ist. Wer weiß, ob nicht doch aus Kelly und Stella nochmals ein Paar wird.

Ich hoffe allerdings nicht, dass Stella nur ein Ersatz für Anna sein wird. Vielmehr würde ich mir wünschen, dass Kellys ewige Frauengeschichten endlich ein Ende haben werden, da er mit Anna eine Seelenverwandte gefunden hat, auch wenn sie erst einmal ihr neues Leben genießen möchte. Aber ich denke, dass Kelly nach Leslie Shays Tod nach so jemanden gesucht hat. Und wer weiß, was die Zeit noch alles bringen wird.

Randnotizen

  • Der Putzwahn auf der Wache hat mich trotz allem Verständnis für Matt genervt und ich war froh, als er dann endlich ein Einsehen hatte.
  • An den Ring für Gabby konnte ich mich schon gar nicht mehr erinnern. Aber vielleicht nutzt Matt ihn demnächst, damit es noch einmal eine richtig schöne Hochzeit geben wird.
  • Ich finde es schön, dass Darla Gabby damit dankt, indem sie ihrer Tochter den gleichen Namen gegeben hat. Das zeigt auch, dass alles einen Sinn hat.

Fazit

#5.11 Neue Hoffnung hat sich vor allem mit der Bewältigung von Verlustschmerz beschäftigt, bei der sich Matt von einer sehr verletzlichen Seite gezeigt hat, die ihn in meinen Augen aber noch ein Stück menschlicher gemacht hat. Auch Kelly musste sich mit einem Verlust auseinandersetzen, bei dem es aber dennoch einen Hoffnungsschimmer gibt.

Daniela S. - myFanbase

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