Bewertung

Review: #8.18 Der beste Job der Welt

Lange hatte ich bei der aktuellen Episode haargenau das Gefühl wie bei der vorherigen: eine Filler-Episode ohne klare Highlights. Doch dann kommt es zum Ende der Episode zu einem Ausrufezeichen, das man so kurz vorm regulären Staffelfinale nicht erwarten würde. Aber dazu später mehr, denn das Beste soll doch zum Schluss kommen.

Diese Woche ist mir überdeutlich bewusst geworden, dass "Chicago Fire" in dieser achten Staffel, vor allem nun in der zweiten Hälfte, einen Erzählstil entwickelt hat, der lieber heute als morgen wieder abgestellt werden sollte. Mehr und mehr drängt sich mir das Gefühl auf, dass es weniger um die Arbeit der Feuerwehr und der Rettungssanitäter geht und dass es viel mehr an die Struktur erinnert, die man aus dem Spin-Off "Chicago P.D." kennt. Zu Beginn der Episode gibt es einen großen Einsatz, bei dem etwas Mysteriöses passiert und daraufhin stürzen sich wahlweise Matt Casey oder Kelly Severide wie Hobbydetektive in ihre Ermittlungen. Es wird spätestens dann lächerlich, wenn wie in dieser Episode Kelly die bessere Polizeiarbeit macht als der hinzugezogene Adam Ruzek von der Intelligence Unit. Zwar muss ich zugeben, dass die Fälle durchaus nicht uninteressant gestaltet sind, aber dennoch ist es nicht die Erzählart, die mich in dieser Serie begeistert. "Back to the roots" ist hier meine Empfehlung.

Diesmal war ja wieder Kelly hauptberuflich als Ermittler unterwegs, an seiner Seite Wendy Seager, was ich aber völlig unnötig fand. Zum einen ist sie ja in erster Linie für Stella Kidds Projekt zurückgeholt worden, das weibliche Jugendliche zum Beruf der Feuerwehrfrau animieren soll. Da war sie aber nahezu nicht involviert. Stattdessen ist sie eben mit der Ursache der Brandstiftung beschäftigt und wo ich erst dachte, dass sie aus der gemeinsamen Arbeit von Kelly und Wendy wieder eine Eifersuchtsnummer aufziehen, ist aber ebenfalls nichts geworden. Warum also ist Wendy zurückgeholt worden? So hat sie bislang für keinerlei Mehrwert gesorgt.

Gerade habe ich die fehlende Eifersucht noch abgesprochen, aber Stella war ja nicht eifersüchtig auf Kelly und Wendy, sondern nur auf Wendy. Das war nur unterschwellig zu merken, aber sie hatte doch arg daran zu knabbern, dass sie von Wendy links liegen gelassen wurde, die aufgrund ihrer ranglichen Höherstellung die Arbeit auf sie abgewälzt hat, um dann hinterher die Lorbeeren zu kassieren. Jetzt ist Stella nicht für Kompetenzgerangel geboren, was sie sympathisch macht. Dennoch hat sie ihren persönlichen Gewinn gehabt, als sie mit ihren Worten gleich mehrere Mädchen animiert hat, sich dem Projekt anzuschließen.

Marke überflüssig war auch die Geschichte rund um Matt. Es war zu lustig, wie die Kollegen ein altes Bild von ihm in allen Einzelheiten auseinandernehmen, um dann herauszufinden, wann der Einsatz gewesen sein muss, für den Matt offenbar gesucht wird. Dennoch habe ich mich lange gefragt, was hier eigentlich erreicht werden soll. Die Auflösung am Ende war überraschend, denn ausnahmsweise ist nicht Matt der gefeierte Held, sondern der Underdog. Inhaltlich eine nette Botschaft und sicherlich auch selbstreflexiv, denn "Chicago Fire" kann eine Fokussierung auf seine attraktiven Superhelden Matt und Kelly nicht leugnen. Wenn man aber so einen Kniff einbaut, warum hat man dann nicht direkt Randall 'Mouch' McHolland als Underdog genommen? Er ist ja hinterher derjenige, der Matt erinnert, dass auch mal anderen der Sieg gegönnt sein muss, dann hätte man die Storyline gleich ganz mit ihm machen können.

Abschließend kommen wir nun also wie angekündigt zum Highlight der Folge, auch wenn es emotional gesehen natürlich eher ein Lowlight war, denn wer hätte ernsthaft gedacht, dass Julie in dieser Episode geopfert werden würde? Klar, im Rückblick hat die Folge auf diese Lösung ganz stringent hingearbeitet, aber dennoch war es generell keine inhaltliche Option, die ich in Erwägung gezogen hätte. Aber gerade wenn es so unerwartet kommt, entwickelt es auch eine emotionale Wucht, die einen tief innen berührt. Julie war auch wirklich eine höchst sympathische Figur, eine leibliche Mutter, die man jedem adoptierten Kind, das seine Wurzeln kennenlernen will, nur wünschen kann. Sylvie Bretts Schmerz, ihre Mutter so schnell wieder zu verlieren, war daher auch mein Schmerz und sicherlich auch der aller anderen Zuschauer. Was war das auch für eine ergreifende Szene, als sie ihre neugeborene Schwester im Arm hält und Leben und Tod sogleich symbolisiert hat! Nun ergibt sich natürlich die Frage, WARUM Julie gestorben ist? Es geht sicherlich um Sylvies Entwicklung, aber welche? Gerät sie in Streit mit Julies Ehemann Scott? Will er die Verantwortung für das Baby nicht übernehmen und sie muss in die Bresche springen? Oder war es nur der letzte Stoß, um Sylvie in Richtung Matt zu drängen, der sie nun auffängt? Die Antwort hierauf wird die nächste Episode geben.

Fazit

Es war leider wieder keine herausragende Woche für "Chicago Fire". Mehr und mehr zeigt sich, dass der Fall der Woche gar nicht die Erzählstruktur ist, die diese Serie so liebenswert macht und auch die Nebenbaustellen wirken leider belanglos. Dafür konnte Sylvies Verlust ganz am Ende noch richtig einen raushauen. Es war emotional und bietet viel Potenzial für die Zukunft. Würde das nur auch für die anderen Handlungen gelten.

Lena Donth – myFanbase

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