Bewertung

Review: #8.19 Die Macht der Medien

Unglaublich, aber wahr, die in dieser Woche gezeigt Heirat von Joe Cruz und Chloe Allen war tatsächlich die erste kirchliche Trauung, die wir in "Chicago Fire" präsentiert bekommen haben. Unfassbar, dass dafür nahezu acht komplette Staffeln ins Land ziehen mussten. Hat sich das Warten denn gelohnt?

Lange Zeit hätte man nicht gedacht, dass sich in dieser Episode noch eine Hochzeit ereignen würde. Natürlich hat es Andeutungen gegeben durch den Junggesellenabschied (wer wäre davon übrigens noch gerne Zeuge geworden? Hände hoch) oder sonstige Gespräche mit Cruz, aber der Hauptteil der Episode war einer Protestaktion anderer Feuerwehrleute gewidmet, die Wache 51 besetzen, um ihren Arbeitsplatz wieder zu erhalten. Das fand ich tatsächlich sogar sehr gut, denn es hat eine sehr verdichtete Erzählweise zugelassen, in der nichts voneinander abgelenkt hat. Das ist nach meiner Kritik zur letzten Episode eine Wohltat, denn offenbar geht es doch noch nach einem anderen Schema.

Mit Matt Casey hatten wir vor einigen Jahren einen politischen Schwerpunkt durch seine Tätigkeit als Stadtrat, der mir persönlich nicht so gut gefallen hat. Dennoch finde ich solche politischen Themen, die mit der Arbeit der Feuerwehr verknüpft sind, sehr interessant, weswegen ich es ansprechend finde, wenn es in spannend erzählten Episoden präsentiert wird, ohne daraus eine gestreckte Handlung über mehrere Episoden zu machen. Hier geht es nun also um die Schließung einer Wache, die dafür sorgt, dass ein ganzes Stadtgebiet von Chicago nun mehr von der Erstversorgung nach einem Noteinsatz abgeschnitten ist. All das nur, weil der Politik die Kosten zu hoch geworden sind. Hier sind Menschenleben also gegen finanziellen Aufwand gegengerechnet worden. Dieses ethische Dilemma hier nun überspitzt dargestellt zu erleben, hat eine wirklich spannende Episode ergeben.

Mit Lewis, der die Proteste als Feuerwehrmann angeführt hat, hat man eine gute Symbolfigur geschaffen, die anfangs noch recht aggressiv wirkt, die aber schnell zum Mensch hinter der Geschichte wird, indem er seine Geschichte teilt und sogar beinahe sein Leben gibt. Auf der anderen Seite haben wir aber auch den Protest eines deutlich wütenderen Mobs, angeführt von einem Mann, der sich aufgeschreckt durch die sozialen Medien der Sache angeschlossen hat. Relativ schnell wurde jedoch deutlich, dass dieser Mann nicht für die Sache dabei ist, sondern nur aus gekränktem Stolz heraus, weil er es einst nicht zum Feuerwehrmann gebracht hat. Er war damit der Antagonist zu Lewis, da er keine edlen Motive hatte, sondern nur auf Selbstdarstellung aus war. Mit seiner Figur gab es natürlich zu Recht eine aggressive Grundstimmung, die mir stellenweise aber zu viel war. Gerade Kelly Severide war von Anfang auf 180 und hätte vermutlich wie ein Büffel gerne alles niedergemäht. Während Christopher Herrmann, der sich selbst oft genug als Protestler ausgezeichnet hat, irgendwann Empathie für die Angelegenheit entwickelt hat, hat Kelly wenig Reflexion bei dem Thema bewiesen. Die Prügelei, die den Protest letztlich auflöst, war daher auch nicht meins.

Man hätte definitiv einen friedlicheren Ausweg aus dem Protest finden können, denn als sich die eigenen Leute begannen, gegen den Aufrührer zu richten, habe ich gedacht, dass sie es selbst in die Hand nehmen, so dass wir am Ende eine gern gesehene Moral von der Geschicht‘ gehabt hätten. Dennoch gab es ein friedliches Ende durch den Einfluss von Blake Gallo und Darren Ritter, die eher zufällig Instagram für die Wache entdecken wollten und dabei zur Retter der Stunde geworden sind. Ihr Video hatte zwar nur noch wenig mit den tatsächlich Ereignissen auf der Wache zu tun, da zu kitschig inszeniert, aber die Botschaft dahinter war einfach so "Chicago Fire", dass es mich wieder berührt hat.

Sylvie Brett derweil ist von der Trauer um ihre leibliche Mutter Julie wie gelähmt, findet in Matt, Stella Kidd und Emily Foster aber definitiv genug Fürsprecher. In der letzten Review hatte ich schon angesprochen, dass die Adoption ihrer Halbschwester vielleicht ein Thema werden könnte und tatsächlich fühlte sich Scott als frischgebackener Vater überfordert. Auch wenn ich Sylvies inneren Kampf mit dem Gedanken, dass sie ein Baby bei sich aufnehmen soll, gepaart mit dem abschließenden Appell an Scott sehr gelungen, dennoch konnte ich mich nicht des Gedankens erwehren, dass sie vielleicht doch ja sagen sollte. In meinem Kopf sind auch vor dem Hintergrund einer möglichen Beziehung mit Matt zig Szenarien in Gang gesetzt worden, die im Idealfall die drei als Kleinfamilie gezeigt haben. Aber es sollte nicht so sein, stattdessen wurde der Kreis in Punkt Adoption und was das für alle Beteiligten bedeutet, sauber geschlossen. Dennoch gehe ich davon aus, dass Sylvies Halbschwester nun keine große Rolle mehr spielen wird. Scott ist als Figur viel zu blass und er wäre ja mit dem Leben des Babys verknüpft. Von daher wohl adieu.

Abschließend kommen wir dann nun endlich zur Hochzeit, die laut den Serienproduzenten absichtlich etwas opulenter mit der Kirche inszeniert wurde, weil sich Cruz nach dem Jahr dieses Glück mehr als verdient hatte. Dem Argument kann ich nur von Herzen zustimmen, daher fand ich es auch schön, dass Brian ‚Otis‘ Zvonecek im Herzen dennoch auch präsent war. Das Gespräch zwischen Cruz und Stella war tatsächlich mein Highlight der Episode. Diese Erkenntnis von Cruz, dass sein bester Freund nicht an seiner Seite stehen wird, hat mich schon sehr ergriffen, aber noch besser war die Reaktion von Stella, die ihm klarmacht, dass Otis sehr wohl bei jedem Schritt des Weges an seiner Seite ist. Als Cruz daher noch etwas unbehaglich in die Kirche einzog, konnte ich Otis quasi vor mir sehen, dessen Anwesenheit ihm dann doch die Kraft gab, die Hochzeit zu genießen. Nicht weniger gelungen war der kurze nonverbale Austausch von Cruz und seiner Braut Chloe. Zu Beginn der Staffel hat sie ja noch mit ihm Schluss gemacht, weil sie überzeugt war, die ständige Sorge um ihn in seinem gefährlichen Job nicht aushalten zu können. Nun heiratet sie ihn mit einer Platzwunde am Kopf, quittiert dies sogar mit einem Lächeln, das hat eindrucksvoll bewiesen, dass sie ihren Frieden mit seiner Leidenschaft gemacht hat. Auch die , war dem Anlass ansprechend gut gefüllt mit der gesamten Familie Herrmann, Donna, Trudy Platt und vor allem Leon Cruz. Schöner hätte man eine Hochzeit daher mit den knappen Sendeminuten am Ende nicht gestalten können.

Fazit

Hätten die Macher von "Chicago Fire" geahnt, dass die Coronakrise den Drehplan so extrem beeinflussen würde, hätten sie sich vielleicht gerne für diese Episode als Staffelfinale entschieden. Diese friedliche und hoffnungsvolle Stimmung, die durch Cruz‘ Hochzeit mit Chloe erzeugt worden ist, wäre die wunderbare letzte Botschaft vor der langen Sommerpause gewesen. So gibt es in der kommenden Woche noch einen Nachschlag, aber auch das ändert nichts an einer qualitativ sehr guten Episode.

Lena Donth – myFanbase

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