Bewertung

Review: #8.20 Nächste Schritte

In der vergangenen Episode gab es eine recht kleine unbedeutende Szene zwischen Emily Foster und Dr. Will Halstead, die ich in meiner Review bewusst weggelassen habe. Oft genug haben wir es in zwei Staffeln erlebt, dass sie sich nach dem Beruf der Ärztin sehnt, daher hat es mich eher genervt, weil ich dachte: Ach, das schon wieder! Daher war ich in der aktuellen Episode doch recht überrascht, dass die Szene doch eine größere Tragweite hat, die letztlich durch die Meldung unterstrichen wurde, dass Annie Ilonzeh "Chicago Fire" nach zwei Staffeln verlassen wird. Der Moment, als Emily auf eine Entscheidung wartet, ob sie ihr Studium wiederaufnehmen wird, war von den Machern nicht als Cliffhanger gedacht, da es bekanntlich noch weitere Episoden geben sollte. Dennoch hat man so einen Moment geschaffen, der sich doch irgendwie wie ein Staffelfinale anfühlte, da es zwischen Abschied und Aufbruchsstimmung schwankte. Daher war es unnötig, jetzt schon zu verraten, dass die Schauspielerin die Serie verlassen wird, denn das bisschen Spannung hätte man sich bewahren können.

Generell werde ich Emily aber keine Träne nachweinen, da sie über zwei Staffeln hinweg kein Profil entwickeln konnte. Wenn sie sich nicht gerade als Freundin für andere Figuren profilieren konnte, ging es für sie immer nur um den verpassten Traum, Ärztin geworden zu sein. Immer wieder ihre Sehnsucht anzufachen hat auf Dauer dann eben nicht mehr gereicht, um Emily zu einer Figur zu machen, die in Erinnerung bleiben wird. Vielleicht hätte man sie noch zu "Chicago Med" transferieren können; hier hätte ich mir ihre Beteiligung gut vorstellen können. So geht sie nun also und schafft Raum für frischen Wind. Die Vorfreude darauf, was damit an neuem Potenzial möglich ist, ist jedenfalls riesig.

Die Storyline war aber nicht nur für Emily alleine wichtig, sondern auch für Sylvie Brett, mit der man es in der zweiten Staffelhälfte wirklich nicht gut meinte. Nun gibt es also noch zwei neue Nackenschläge für sie. Wie erwartet wird Scott mit Baby Amelia in seine alte Heimat zurückziehen, da es prinzipiell nur Julies Bestreben war, nach Chicago, in die Nähe ihrer leiblichen Tochter, zu ziehen. Um die Figur Scott ist es mir überhaupt nicht schade, aber Baby Amelia hatte in meiner Vision viel Potenzial. Und dann geht eben auch noch Emily, kein Wunder, dass Sylvie erst etwas abweisend reagiert, obwohl ihre Freundin ihr natürlich keine Rechtfertigung über ihre Lebensentscheidungen schuldig ist. Es war die erste Reaktion, die in der Regel immer rohe Emotion ist, aber am Ende hat ja die Vernunft gesiegt und Sylvie war für Emily da. Beide Momente haben jedoch unterstrichen, dass Sylvie durch die Hölle gehen sollte, um dann wahrscheinlich Matt Casey als Mann an ihrer Seite zu erkennen. Diese Offenbarung wird nun erst in Staffel 9 möglich sein, aber es ist offensichtlich, dass nur das das Endziel gewesen sein kann.

Völlig unsinnig war derweil, dass an der Liebesgeschichte von Blake Gallo und Violet Lin weitergebastelt wurde. Was anfangs ja durchaus noch süß und frech wirkte, hat nun definitiv das Stadium von "kann weg" erreicht. Vor allem Violet ist mir inzwischen schrecklich unsympathisch geworden, da sie wie ein kalter Fisch agiert, der Blake an der langen Leine verhungern lässt. Bei ihm kann man nachvollziehen, dass er sich in Sachen Beziehungen unwohl fühlt. Durch sein tragisches Schicksal ist er feste Bindungen nicht gewohnt und daher befürchtet er wohl, alles falsch zu machen. Wo er zunächst zu aufdringlich ist, will er dann eine offene Beziehung, um dann wieder zu viel auf einmal mit einem Heiratsantrag zu wollen. Dahinter steckt aber ganz klar die Sehnsucht nach Geborgenheit, ein Player wie Kelly Severide das einige Staffeln lang war, sehe ich in ihm nämlich überhaupt nicht. Daher weg mit Violet und eine wirklich intensive Liebesgeschichte für ihn. Von mir aus auch mit Darren Ritter, wie es sich viele ja schon erhoffen, alles ist jedenfalls besser als Violet.

An Stella Kidds Handlung hat man derweil am deutlichsten gemerkt, dass diese Episode nicht das geplante Staffelfinale war. Ein paar Szenen von "Girls on Fire" und damit ihr Talent als Anleiterin zu unterstreichen, war nicht das eigentliche Ziel. Stattdessen wurde ja etwas mit Teilnehmerin Kylie angedeutet, das letztlich aber vollkommen in der Luft hängt. Das ist nicht die typische Handlung, die man gerne über eine Sommerpause streckt, da sie dafür im Aufbau viel zu unbedeutend gestaltet wurde. Dennoch fände ich es wichtig, wenn man dieses Projekt für angehende Feuerwehrfrauen mit in die neue Staffel nimmt, da es vom Potenzial her keinesfalls zu vernachlässigen ist.

Vollkommen überraschend ist in dieser Episode Capp zum Hauptdarsteller geworden. Er ist oft eine zuverlässige Nebenfigur, die schon mal für die Lacher sorgen darf. Ihn diesmal eher in einer tragischen Handlung zu erleben war daher ein cleverer Schachzug, der mich unerwartet tief berührt hat. Ich habe mich lange gefragt, warum der Glocke der Wache eine so große Bedeutung beigemessen wurde, sogar durch den Episodentitel, aber ich denke, sie sollte symbolisch für die tiefe Liebe stehen, die Capp für seinen Beruf empfindet. Er würde wahrscheinlich Jahrzehnte in seinem Job werkeln können, ohne jegliche Ambitionen vorankommen zu wollen und dennoch ist er der glücklichste Mensch auf Erden. Kein Wunder, dass ihn daher die Verätzungen an seinen Augen, herbeigerufen durch Chlorgas, tief treffen und sogar in eine Depression stürzen lassen. Die Szene, als Kelly und Matt ihn besuchen, weil sie ihn nirgends erreichen konnten und dann in aller Stille mit ihm zusammensitzen, war tief bewegend. Ein schöner Ausgleich war der Bericht, wie Kelly Capp kennengelernt hat. Das hat perfekt auf seinen treuen Mann gepasst. Ihn dann am Ende wieder auch genauso zu erleben, mutig, ungefiltert und zu 100% Capp war dann eine Wohltat.

Nur über Kelly müssen wir abschließend noch einmal reden. In der letzten Episode habe ich ihn schon sehr aggressiv erlebt, der Eindruck wird diesmal fortgeführt. Zwar geht es stets um Dinge, die ihm wichtig sind, aber dennoch fühlt sich seine Wut unverhältnismäßig an. In anderen Momenten wiederum habe ich den Eindruck, dass Taylor Kinney sehr lustlos wirkt. Auch die Szenen in letzter Zeit mit Miranda Rae Mayo alias Stella wirkten eher runtergespielt als wirklich auf Chemie gesetzt. Vielleicht sehe ich auch nur Gespenster, aber aktuell habe ich keine Hoffnung, dass wir Kelly ewig sehen werden.

Fazit

Bei "Chicago Fire" merkt man zum Glück nur in wenigen Momenten, dass hier noch gar kein Staffelende beabsichtigt war. Mit Ausnahme von Stella gab es keine andere Handlung, die wie in der Luft zu hängen scheint. Emilys Abgang aus der Serie ist da schon sehr deutlich, auch wenn man es mit viel Großzügigkeit als kleinen Cliffhanger sehen könnte. Richtig nett war aber, dass sich eine Handlung um Capp entwickelt hat, die bewegen konnte. Unerwartete Handlungen überzeugen ohnehin oft genug. Ich kann leider den Gedanken nicht abschütteln, dass es sich gar nicht wie das Ende einer Staffel anfühlt, aber dennoch ziehe ich das Fazit, dass eine richtig starke erste Hälfte von einer eher schwächeren zweiten abgelöst wurde. Da ist diese Episode doch ein sehr versöhnliches Ende.

Lena Donth – myFanbase

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