Review: #2.18 Loslassen
Loslassen ist manchmal keine einfache Sache. Genau diese Thematik behandelt "Chicago Med in dieser Folge und zeigt einen Will Halstaed, der eine schwierige Entscheidung treffen muss. Auch Sarah Reese muss lernen, loszulassen und nicht alles auf ihre Erlebnisse mit Jason Wheeler zu beziehen.
Behandle den Patienten und nicht die Krankheit
Ich glaube, manchmal ist es nicht leicht, eine objektive Entscheidung als Arzt treffen. Ganz gleich ob man eine persönliche Beziehung zu dem Patienten hat oder nicht, denn in erster Linie sind ja auch Ärzte nur Menschen, die Gefühle und Emotionen haben. Diesmal sind Will und Sharon Goodwin bei einem Patientenfall persönlich betroffen, als Wills Mentorin Dr. Bella Rowan ins Med eingeliefert wird, bei der auch Sharon gelernt hat.
Bereits in #2.06 Alternativmedizin lernten wir Wills Mentorin kennen und haben erfahren, dass sie an Demenz leidet und Will ein recht gutes Verhältnis zu ihr hat und sie regelmäßig im Pflegeheim besucht. Für Will war sie eine besondere Frau, da sie Krankheiten nur durch abtasten erkannt hat. Verständlich, dass es ihm schwerfällt, sie gehen zu lassen, obwohl er wusste, dass er im Grunde nichts mehr für sie tun kann. Dass er sie dann trotzdem noch am Leben erhalten wollte, zeigte nur, wie sehr er darum bemüht war, ihr etwas zurückzugeben. Das Ganze hat einen recht traurigen Anschein, weil er sie im Grunde nur unnötig gequält hat. Trotzdem finde ich, kann man es ihm nicht verdenken, da er nur menschlich gehandelt hat.
Neben Will ist auch Sharon von dem Fall betroffen. Sie selbst war einmal OP-Schwester von Bella Rowan, die sie dazu gebracht hat, nicht nach einem Jahr bzw. einem Fehler alles hinzuschmeißen. Dennoch hatte Sharon mehr Abstand zu dem Fall und konnte Will so verständlich, sachlich und einfühlsam klar machen, dass er als Arzt eben auch die Pflicht hat, zu erkennen, wann es Zeit ist, einen Menschen gehen zu lassen. Das Ausschlaggebende für seine Entscheidung, Bella einen würdigen Abschied zu geben, war aber Bella selbst. Mir hat es sehr gefallen, dass Will durch das Video, in dem Bella sagt, dass man den Patienten behandeln soll und nicht die Krankheit, erkannt hat, worauf es wirklich ankommt. Ich denke Bella hätte es ihm gedankt. Und ich denke, Will wird dadurch noch ein viel besserer Arzt. Durch Bella hat er nämlich noch etwas erkannt: Dass man Menschen hilft, indem man manchmal nichts tut, sondern die Dinge geschehen lässt. Ich kann mich noch sehr gut an eine Szene aus der ersten Staffel erinnern, in der Will meint, er sei Arzt geworden, um den Menschen zu helfen. Zum damaligen Zeitpunkt war er aber noch auf dem Standpunkt, dass nur Eingriffe und Operationen den Patienten helfen werden und hat sich dabei eher weniger auf den Patienten und deren Wünsche konzentriert. Was ich damit sagen will: Will ist eindeutig reifer, verständnisvoller und menschlicher geworden und genau das lässt ihn auch in meiner Sympathieskala steigen.
Die zweite Bella Rowan?
Bella Rowan hat aber nicht nur bei Will und Sharon Spuren hinterlassen, sondern auch bei Maggie Lockwood. Wobei man eigentlich sagen muss, dass es Sharons Verdienst gewesen ist. Ich finde es toll, dass es immer wieder kleine Freundschaftsmomente zwischen den beiden Frauen gibt. Zusammen mit Maggie erfahren wir immer wieder wichtige Ereignisse aus Sharons Leben, die sie letztlich geprägt haben.
Wie ich schon oben geschrieben habe, war Sharon einmal die OP-Schwester von Bella und diese hat dafür gesorgt, dass Sharon nach einem Fehler, bei dem nicht mal jemand zu Schaden gekommen ist, ihre Ausbildung nicht hingeworfen hat. Durch ihre Erzählungen wurde mal wieder deutlich, wie wichtig es ist, respektvoll miteinander umzugehen. Mir hat es gut gefallen, dass Maggie sich Sharons Aussage zu Herzen genommen und sofort bei der neuen Krankenschwester namens Monique Lawson angewandt hat. Ich habe Maggie ja schon von Beginn an für eine gute Krankenschwester gehalten, die auch mal hart durchgreift, wenn es sein muss. Ich finde es aber auch großartig von ihr, dass sie nicht von sich selbst überzeugt ist und sozusagen von ihren alten Ausbildungsmethoden etwas loslässt, um Neues dazuzulernen. Ich denke, das ist für Maggie selbst sehr wichtig und Monique hat es ihr sicherlich im Stillen gedankt, da sie durch Maggies Zuspruch etwas ruhiger geworden ist. Wer weiß, vielleicht wird Maggie ja mal eine Art zweite Bella Rowan für Krankenschwestern.
Das Pica-Syndrom
Daniel Charles, Ethan Choi und Sarah müssen sich diesmal mit einem Fall beschäftigen, der zunächst nicht ganz eindeutig ist. Mit Sean Adams wird ein Pilot eingeliefert, bei dem anfangs alles auf eine Depression hindeutet. Ich war letztlich aber froh, dass der Fall eine ganz andere Wendung genommen hat und doch etwas komplizierter gewesen ist. Bevor ich aber näher darauf eingehe, möchte ich noch etwas zu Sarah sagen.
Nach dem Selbstmord von Jason macht sie sich noch immer schwere Vorwürfe, seine Hilferufe nicht eher erkannt zu haben, weswegen sie einen möglichen Suizid auf so ziemlich jeden bezieht, der ähnliche Symptome zeigt. Wie gesagt bin ich froh, dass bei Sean etwas anderes dahintersteckte. Denn Sarah macht sich nach Jasons Ableben nicht nur Gedanken darüber, was sie hätte anders machen können, sondern auch, ob Jason vor seiner Tat einen Moment gezögert hat oder ob er sich von allem gelöst und befreit gefühlt hat, bevor er gesprungen ist. Eine sehr interessante Frage, die man zwar nicht beantworten kann, jedoch Vermutungen darüber anstellen kann. Ich vermute mal, dass Jason befreit gewesen ist, da ich denke, dass er diesen Schritt ansonsten (noch) nicht getan hatte.
Und auch Sean wollte sich anscheinend von seiner Last befreien, möglichst so, dass niemand etwas davon mitbekommt. Dass das wirklich funktioniert ist nahezu unmöglich, besonders dann, wenn man solch einen Job hat, bei dem man für das Leben anderer Verantwortung trägt. Das Pica-Syndrom geht meist einer psychischen Erkrankung voraus und vielleicht hat sein Job Sean so sehr belastet, dass er davon krank wurde, was sich eben nicht nur durch das Magengeschwür gezeigt hat, auch wenn er seinen Job laut seiner Frau gerne ausführt und es sein Lebensinhalt ist. Ich hatte am Ende eher den Eindruck, dass es für Sean eine Befreiung gewesen ist, dass es endlich raus ist, was mit ihm los ist. Vielleicht hat es ja auch Sarah bei ihrer Befreiung geholfen. Das wird sich sicherlich in einer der nächsten Folgen zeigen.
Erkenntnisse
Diesmal hatte Connor Rhodes einen Fall, der meiner Meinung nach nicht nur den kleinen Brandon in den Vordergrund stellte, sondern auch Connor neue Erkenntnisse über sich selbst brachte. Brandon leidet unter einer Herzerkrankung, die Connor beheben muss. Allerdings entstehen bei dem ersten Eingriff Komplikationen. Das Problem dabei ist allerdings, dass dabei das Leben des Jungen auf dem Spiel steht, dem Vater aber ebenso wichtig ist, dass sein Sohn den Arm behält.
Das Ganze erinnert Connor an seinen Vater, der mir persönlich ebenso unsympathisch ist, wie es bei Connors Erzählungen klingt. Das Problem dabei ist aber auch, dass der Vater die Entscheidungsgewalt hat, auch wenn Connor sich sicher ist, dass der Junge nicht der Meinung seines Vaters ist. Ja, das erinnert sehr an Cornelius. Dazu kommt auch noch, dass Leah Bardovi so sehr von Connors Können überzeugt ist, dass er eigentlich gar nicht mehr anders kann, als den Eingriff vorzuschlagen, bei dem 20-30 Prozent der Kinder sterben. Ich bin sehr froh, dass Brandon nicht gestorben ist.
Doch nicht nur Connor hatte Erkenntnisse, sondern auch Robyn Charles und Nina Shore hatten dies in ihren Beziehungen. Ich finde ja, dass Connor und Robyn ein schönes Paar sind und sie auf einer Wellenlänge schwimmen. Schön, dass die Autoren ihre Beziehungen Schritt für Schritt anfüttern. Ein weiterer Schritt in ihrer Beziehung war der, dass beide über ihre Ängste sprechen. Während Connor nämlich Angst hatte, bei dem gefährlichen Eingriff zu versagen, hatte Robyn Angst, Connor nicht zu genügen. So unbegründet sind ihre Ängste vielleicht nicht mal gewesen. Ich hatte zwar schon häufiger den Verdacht, dass Leah mehr von Connor will, als von ihm zu lernen. Allerdings war es noch nie so auffällig wie diesmal. Es wirkte fast so, als habe sie was gegen Robyn und hat sie so gesehen angefeindet. Ich finde es gut, dass Connor Robyn nochmals verdeutlicht hat, dass sie für ihn die einzige ist. Wahrscheinlich brauchte sie die Bestätigung, um sich weiter auf Connor einzulassen und sich dazu entschlossen hat, seine Schwester kennen zu lernen.
Ich habe ja die leise Befürchtung, dass Leah nochmals dazwischen funken wird und es vielleicht noch ziemlich gefährlich für Connor und Robyn werden könnte. Gefährlich könnte es vielleicht auch zwischen Nina und Will werden. Bereits vor einigen Folgen wollte Nina von ihm wissen, was zwischen ihm und Natalie Manning läuft. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass die beiden momentan wirklich nur eine freundschaftliche Beziehung zueinander haben. Dennoch kann ich verstehen, dass sie gewisse Ängste hat, Will zu verlieren, gerade wenn sie die beiden in so einer innigen Umarmung sieht. Auch wenn Natalie Will nur getröstet hat, man hat den Schmerz bei Nina gesehen und so unbegründet ist der vielleicht nicht. Denn mal ehrlich: So lange ist es nun auch wieder nicht her, dass er starke Gefühle für Natalie hatte. Ich bin mal gespannt, ob sie ihn darauf anspricht bzw. wie sich die Beziehung der beiden noch entwickeln wird.
Fazit
Diesmal beschäftigte sich "Chicago Med" mit dem Loslassen und lieferte dabei einige anschauliche Beispiele. Ganz besonders prägend waren da die Fälle von Connor und Will, die sie meiner Meinung nach sehr charakterstark gemacht haben und man sicherlich auf den weiteren Verlauf gespannt sein kann.
Daniela S. - myFanbase
Die Serie "Chicago Med" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Lesson LearnedErstausstrahlung (US): 30.03.2017
Erstausstrahlung (DE): 16.03.2018
Erstausstrahlung (Pay-TV): 03.07.2017
Regie: Safura Fadavi
Drehbuch: Michael Pressman
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