Bewertung

Review: #3.06 Es ist kompliziert

Mit der Episode #3.06 Ties That Bind findet "Chicago Med" allmählich zu seiner gewohnten Stärke zurück und treibt zumindest zwei Handlungsstränge voran. Allerdings bin ich bei einem der beiden nicht allzu erfreut über den Ausgang. Dafür setzt man in dieser Episode auch auf vergangene Geschehnisse, die in die aktuellen Handlungen mit einfließen.

Suspendierung

In meinen Augen ist Sarah Reese in dieser Staffel ein bisschen das Sorgenkind. Nachdem sie bereits in den ersten Episoden glaubte verfolgt zu werden, wollte sie sich in der letzten Episode eine Waffe zum Selbstschutz besorgen. Ich bin ja wirklich froh gewesen, dass es dann doch 'nur' Pfefferspray war. Zumal ich schon Bedenken darüber geäußert hatte, dass sie damit in nächster Zeit erheblichen Schaden anrichten könnte.

In gewisser Weise kann ich Sarahs Handeln sogar verstehen. Wenn man bedenkt was Daniel Charles und auch Noah Sexton widerfahren ist... und hinzu kommt, dass sie eine zierliche Frau ist, die wahrscheinlich gleich gar keine Chance gegen einen solchen Angriff hätte. Und wenn man sich dann auch noch die letzten Patientenfälle von ihr ansieht, die mehr und mehr darauf abzielten, zu zeigen, dass es sich bei diesen anscheinend wirklich um psychische Erkrankungen handelt, kann man ihre Vorsichtsmaßnahmen durchaus nachvollziehen.

Allerdings muss ich auch sagen, dass sich Sarah etwas selbst zum Opfer macht. Ihre Angst ist in ihrer Abteilung sicherlich berechtigt und durchaus menschlich. Aber bereits in einer der letzten Episoden fiel auf, dass sie schon von vorn herein davon ausgeht, es könnte was passieren, sobald sie einen Patienten sieht, der außer sich ist. Genau das Gleiche war auch wieder in dieser Episode der Fall: Zum einen war da Arlo, der davon überzeugt war, dass er mit Radium in Berührung kam (was aber bereits von den Sanitätern ausgeschlossen wurde) und sich nicht berühren lassen wollte, weshalb er festgeschnallt wurde. Hier sah ich absolut keine Gefahr für Sarah, zumal sie nicht alleine gewesen ist.

Bei ihrem zweiten Fall mit Mr Janichek konnte ich ihr Verhalten und ihre Angst schon eher verstehen. Mr Janichek hat sich unabsichtlich eine Schnittwunde zugefügt und wurde von Ethan Choi behandelt. Er klagte er aber auch noch über Unwohlsein und schien deprimiert, wofür Ethan aber keinerlei Ursachen finden konnte und Sarah deswegen um ein Konzil gebeten hat. Ich glaube, ich wäre auch nicht begeistert, wenn man mir eine Psychiaterin vor die Nase setzt, weil man keine körperlichen Ursachen für meine Beschwerden finden würde. Dennoch kann ich auch Sarahs Verhalten sehr gut nachvollziehen, denn Mr Janichek wirkte tatsächlich sehr bedrohlich. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass das Pfefferspray so schnell zum Einsatz kommen würde. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man es um eine weitere Episode hinausgezögert hätte.

Dass Sarah vor Sharon Goodwin keine Erklärung für ihr Verhalten finden wird, war mir klar, denn sie weiß ja selbst nicht, was mit ihr los ist und ist vielleicht auch tief im Inneren froh, erst einmal suspendiert worden zu sein, damit sie darüber nachdenken kann. Ich denke mit Daniel und vielleicht auch Noah hat sie die richtigen Leute an ihrer Seite. Interessant wird auch noch sein, wie lange Sarah suspendiert bleiben wird. Auf der einen Seite fände ich es mal sehr spannend, sie für längere Zeit als Privatperson zu erleben, auf der anderen Seite ist eine längere Suspendierung vielleicht als ungerechte Strafe anzusehen, da sie ja durch ihren Angriff Mr Janichek das Leben gerettet hat, da eine richtige Diagnose gestellt werden konnte. So oder so finde ich es aber gut, dass man hier mal ein Stück weitergekommen ist. Mal sehen, was uns noch erwartet.

Lange Zeit im Unklaren gelassen worden

Der Patientenfall von April Sexton und Natalie Manning hat vielleicht nicht so viele Emotionen gezeigt, wie man es bei solch einem Fall erwarten würde, aber dadurch wurde wieder einmal etwas thematisiert, was in der zweiten Staffel eines der Hauptthemen gewesen ist: Der Kinderwunsch.

Mit Mr.s Buckley wird eine ältere Dame eingeliefert, die sich nach einem Sturz das Handgelenk ausgerenkt hat. Eigentlich ist es keine große Sache, wenn da nicht ihre Tochter Nancy wäre, die anscheinend Bauchschmerzen hat. Als Natalie die Vermutung äußert, dass es sich um eine Blinddarmentzündung handelt, verneint Nancy dies, da sie den Blinddarm bereits als Teenager entfernt bekam. Doch bei der Untersuchung stellen Natalie und April fest, dass Nancy ihren Blinddarm noch hat, obwohl ihre Mutter ihr vor Jahren gesagt hat, dass er entfernt wurde.

Meiner Meinung nach musste man kein Hellseher sein, um zu wissen, dass die Mutter der Tochter etwas verheimlicht und dies etwas sehr Gravierendes ist, das auch die Beziehung von Mutter und Tochter zerstören könnte. Denn wie Natalie und April erfahren, hat die Mutter ihre Tochter im Teenageralter sterilisieren lassen. Das allein ist schon etwas, worüber man schockiert ist! Selbst wenn man die Begründung vielleicht nachvollziehen kann, ist diese eher ungerechtfertigt und dazu kommt noch, dass Nancy die Wahrheit nicht kannte. Auch wir Zuschauer werden wohl nie erfahren, ob sich Mutter und Tochter versöhnen werden oder eben nicht.

Sehr gut hat mir hierbei gefallen, dass man mit Natalie und April zwei Hauptcharaktere eingebunden hat, die selbst einen großen Kinderwunsch hatten bzw. haben. Schön, dass man dadurch gezeigt hat, wie es April nach ihrer Fehlgeburt derzeit geht und sie die Hoffnung nicht aufgegeben hat, noch einmal schwanger zu werden. Spannend fand ich aber auch die Ansichten der beiden. Während Natalie davon überzeugt ist, dass Nancy ihrer Mutter verzeihen wird, glaubt April, dass sie es niemals tun wird. Das zeigt auch, wie die beiden selbst mit solch einer Situation umgehen würden.

Bye bye, Robyn

Wenn ich an den Handlungsstrang mit Robyn Charles denke, stelle ich mir eine Frage: Warum? Ernsthaft, warum musste dieses Chaos sein, obwohl (für mich) schon nach den ersten beiden Episoden klar war, wie das Ganze letztlich enden wird.

Die Nachwirkungen von Robyns Krankheit machen ihr noch schwer zu schaffen. Ich dachte ja eigentlich, dass es langsam mal ausgestanden wäre, doch nachdem sie in der letzten Episode auch noch angefangen hat zu stehlen, konnte ich wirklich nur noch den Kopf schütteln. Es stört mich nicht mal allzu sehr, dass das Stehlen zu ihrem Krankheitsbild gehört, vielmehr stört mich einfach, dass es in dieser geballten Form auftritt. Seit die dritte Staffel gestartet ist, hat man nahezu in jeder Episode miterlebt, wie sehr Robyn eigentlich nicht mehr sie selbst ist. Und das finde ich wirklich schade, da ich sie recht sympathisch und vor allem für eine starke Persönlichkeit halte. Denn jetzt ist sie ja wirklich nur noch ein Häufchen Elend und mit sich selbst überfordert. Und nachdem sie auch noch mit dem Stehlen angefangen hat, war es auch noch hier eine Frage der Zeit, bis sie erwischt wird.

Es wäre aber nicht nötig gewesen, dass man Cornelius Rhodes in die Serie zurückbringt, zumal man ohnehin wusste, dass es zwischen ihm und seinem Sohn wieder knallt und wirklich hilfreich war er für die Story auch nicht. Gut, für Robyn wurde durch ihn klar, dass sie etwas ändern muss, aber ich bin sicher, dass sie das sowieso schon wusste. Viel hilfreicher fand ich da Will Halsteads Einwurf, dass seine Patientin und ihr Mann zeigen, dass bei einer schwierigen Situation doch alles gut werden kann.

Leider hat das Ganze nicht wirklich etwas genützt, denn Robyn ist gegangen und hat nicht nur ihren Vater um Hilfe gebeten, sondern Connor nur einen Brief hinterlassen, in dem sie sich erklärt. Eigentlich habe ich etwas gegen diese Form des Abschieds, doch wenn ich mir sein Verhalten gegenüber Daniel nochmal ins Gedächtnis rufe, war das wohl die bessere Entscheidung. Insgeheim wünsche ich mir, dass Connor sich nicht auf die Suche nach Robyn machen wird, denn ich bin mir sicher, dass es dann keinen allzu guten Ausgang nehmen wird. Ich bin aber im Endeffekt auch froh, dass Robyn nun selbst einen Schlussstrich gezogen hat, auch wenn man das Ganze hätte etwas abkürzen können.

Randnotizen

  • Ich bin mal gespannt, ob Maggie Lockwood mit ihrem Motivationsraum Erfolg haben wird oder es ins Nichts laufen wird. Ebenso bin ich gespannt, ob sich zwischen ihr und Barry etwas entwickeln wird. Ich würde es sehr begrüßen, wenn Maggie auch mal Glück in der Liebe hat.
  • Mir gefällt es sehr gut, dass man immer wieder durch kleine Berührungen und gegenseitige Zuneigung merkt, dass Natalie und Will ein Paar sind.
  • Sehr überraschend fand ich Ethans Aussage, dass er und April bereits seit sechs Monaten ein Paar sind. Ich habe es nicht so empfunden, da mir nie ganz klar war, was zwischen den beiden jetzt wirklich ist. Aber das lässt hoffen, dass die Autoren jetzt mehr daraus machen.
  • Ich fand es schön, dass Noah so feierlich zurück begrüßt wurde. Diesmal war das familiäre Verhältnis durchaus zu spüren, ähnlich wie es bei "Chicago Fire" schon seit einigen Staffeln der Fall ist.
  • Immer wenn Stanley Stohl in einer Episode zu sehen ist, wird es amüsant. Seine Reaktion auf den Motivationsraum und die Pizza fand ich recht witzig.

Fazit

Im Handlungsstrang von Sarah sind wir ein ganzes Stück voran gekommen und man darf sicherlich darauf gespannt sein, was uns jetzt noch erwartet. Auch bei Connor und Robyn wurde endlich ein Schlussstrich gezogen, auch wenn es in meinen Augen ohnehin viel zu lang in die Länge gezogen worden ist. Gut gefallen haben mir auch die vielen kleinen Charaktermomente, die "Chicago Med" sehr viel familiärer wirken ließen.

Daniela S. - myFanbase

Die Serie "Chicago Med" ansehen:


Vorherige Review:
#3.05 Trügerische Ruhe
Alle ReviewsNächste Review:
#3.07 Schwere See

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Chicago Med" über die Folge #3.06 Es ist kompliziert diskutieren.