Bewertung

Review: #3.07 Schwere See

Foto: Torrey DeVitto & Nick Gehlfuss, Chicago Med - Copyright: 2017 NBCUniversal Media, LLC © Universal Channel; Elizabeth Sisson/NBC
Torrey DeVitto & Nick Gehlfuss, Chicago Med
© 2017 NBCUniversal Media, LLC © Universal Channel; Elizabeth Sisson/NBC

Nachdem "Chicago Med" zu Beginn dieser Staffel etwas geschwächelt hat, werden die begonnenen Handlungsstränge nun sehr schön vorangetrieben und offenbaren dabei einige interessante Dinge aus dem Privatleben von Ethan Choi. Ebenso bekommt die Beziehung zwischen Natalie Manning und Will Halstead immer mehr Tiefe und Connor Rhodes akzeptiert den Weggang seiner Freundin Robyn Charles.

Lerne ohne sie zu leben

Ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, dass wir Bert Goodwin und Lyla noch einmal zu Gesicht bekommen. Die beiden tauchten erstmals gemeinsam in Episode #2.19 Strg + Alt auf. Damals empfand ich die Handlung schon sehr emotional, was ganz einfach auch daran lag, da Sharon Goodwin nicht nur mit ihrem Exmann und dessen neuer Frau konfrontiert wurde, sondern auch mit deren Krankheit. Lyla leidet unter einer Krankheit, die das Gehirn beeinflusst, sodass ihre Lebenserwartungen nicht allzu hoch sind.

Ich hatte zwar vermutet, dass wir irgendwann von ihrem Tod bzw. ihrem Zustand noch einmal etwas hören, ich hätte aber nicht gedacht, dass wir die beiden wiedersehen werden und schon gar nicht hätte ich diesen Handlungsverlauf erwartet. Bereits beim ersten Auftauchen von Bert und Lyla erfuhren wir, dass es ihm unglaublich schwer fällt, mit der Krankheit seiner Frau zurechtzukommen und genau dies zeigte sich auch diesmal wieder.

Lyla ist nicht nur geschwächt, sondern leidet auch unter einem starken Husten, bei dem die Bakterien bereits in die Blutlaufbahn gelangt sind. Zu diesem Zeitpunkt konnte man schon erahnen, dass es für Lyla nicht gut ausgehen wird und es zwei Möglichkeiten gab: Entweder sie lebt für Bert weiter, was aber eher eine Qual wäre oder sie wird sterben und lässt ihren trauernden Mann alleine.

Eigentlich hätte klar sein müssen, dass die Macher der Serie beide Möglichkeiten in die Handlung einfließen lassen werden, immerhin bietet dies noch mehr Drama. Doch allzu erfreut war ich davon nicht wirklich. Nachdem sich Lyla nämlich dafür entschieden hat, ihr Leben nicht durch Maschinen und Sonstiges verlängern zu lassen, kann Bert überhaupt nicht verstehen, dass Will seiner Frau nicht helfen möchte bzw. vielmehr nicht kann, da er ihren Wunsch akzeptiert und respektiert. Ebenso klar war auch, dass Sharon es sein wird, die ihrem Exmann klar macht, er müsse für Lyla da sein. Dieses Szenario gefiel mir recht gut. Immerhin waren die beiden lange Zeit verheiratet und da ist es für mich nur logisch, dass Sharon es ist, die Bert in dieser Situation am besten helfen kann.

Allerdings stößt mir Lylas Bitte an Sharon noch immer bitter auf, auch wenn sie dabei nur an das seelische Befinden ihres Mannes dachte. Nachdem sie nämlich (offenbar) mitbekommen hat, wie schlecht es ihm alleine gehen würde, bittet sie ausgerechnet Sharon darum, ihn nach Lylas Tod wieder zurückzunehmen! Wie gesagt, kann ich ihre Beweggründe und ihre Verzweiflung dahingehend sehr gut verstehen und dennoch fand ich es fast schon dreist, diese Frage überhaupt zu stellen. Man hat auch Sharon angesehen, dass sie damit absolut nicht gerechnet hat und damit eher überfordert war, so dass Lyla sich für eine Weiterbehandlung entschieden hat, bei der Bert letztlich selbst erkannt hat, dass sich seine Frau nur seinetwegen quält und hat sie dann gehen lassen.

Gut gefallen hat mir am Ende, dass Sharon Lylas Bitte zwar nicht nachgekommen ist, aber sich dennoch soweit für Bert verantwortlich gefühlt hat, dass sie ihre Kinder bittet, ihm beizustehen. Das war in meinen Augen das einzig richtige was sie hätte tun können. Denn ich bezweifle ganz stark, dass ein erneutes Zusammensein und -leben gut gegangen wäre.

Neben Bert muss auch Connor lernen, ohne Robyn zu leben. Ich hatte ja nach dem Ende der letzten Episode ein bisschen Angst, dass Connor an Robyns Weggang zerbricht und seine Trauer und seinen Frust an Daniel Charles auslässt.

Am Anfang der Episode wirkte es auch so, als wenn Connor nicht mit der Tatsache umgehen konnte, dass Robyn nun ein neues Leben ohne ihn begonnen hat und er fest davon überzeugt war, sie nur überreden zu müssen, dass sie wieder nach Hause kommen soll. Ich bin wirklich froh, dass es anders gekommen ist, da ich glaube, dass ihm das selbst nicht gut getan hätte.

Auch denke ich, dass sein Patientenfall einiges damit zu tun hat, dass er die Trennung und den Weggang akzeptiert hat. Zusammen mit Ava Bekker muss Connor einen Bauarbeiter in einem eingestürzten Gebäude medizinisch versorgen und das gestaltet sich recht schwierig, da Kelly Severide und Joe Cruz keinen Ausgang aus dem eingestürzten Gebäude bilden können und sich der Zustand von Gary immer weiter verschlechtert, so dass sogar die Möglichkeit erwogen wird, das Bein zu amputieren. Hier hat mir Ava wirklich gut gefallen, wie eindringlich, aber dennoch ruhig und verständnisvoll sie Gary zugesprochen hat. Dabei habe ich mir die Frage gestellt, ob sie so etwas Ähnliches schon einmal privat durchgemacht hat.

Nach Garys OP ist es ausgerechnet er selbst, der Connor klar macht, einen anderen Weg zu finden, um mit der neuen Situation klarzukommen. Auch wenn er in erster Linie damit sich selbst meinte, so bemerkte man doch, dass auch Connor sich diese Worte zu Herzen genommen und nicht nur akzeptiert hat, dass er Robyn ziehen lassen muss, sondern auch etwas in seinem Leben ändern muss und will. Anscheinend gehört es einfach zum Mann dazu, sich in solch einer Lebenslage ein neues Auto zu leisten, aber gut. Es ist ja immerhin sein gewählter Weg.

"Ich will Sie nicht noch einmal verlieren!"

Ein bisschen schade finde ich es doch, Sarah Reese nach ihrem Nervenzusammenbruch nicht mal als Privatperson zu erleben, sondern sie in dieser Episode schon wieder im Krankenhaus zu erleben. Mir persönlich hätte es durchaus besser gefallen, wenn man sie zumindest einmal durchgängig in einer privaten Umgebung gesehen hätte. Dennoch war ich war ich ganz zufrieden mit dem Handlungsstrang.

Nachdem sich Daniel die Schuld an Sarahs Zusammenbruch gibt, sorgt er dafür, dass sie jetzt seiner Kollegin Dr. Chapman unterstellt ist. Ein wenig verwundert hat mich das ebenso wie Sharon. Besonders weil Daniel nun mal nicht der Typ ist, der so schnell aufgibt. Wenn man mal bedenkt, wie sehr er um das Wohlbefinden seiner Patienten besorgt war, nachdem auf ihn geschossen worden ist. Wobei man es sicherlich noch etwas differenzierter sehen muss, da es sich bei Sarah eben um keine seiner Patientinnen handelt, sondern um eine Kollegin und seinen Schützling.

Mir hat es sehr gut gefallen, dass Sarah ihm klar gemacht hat, dass sie weiterhin unter ihm arbeiten möchte. Ehrlich gesagt hätte ich sie mir auch nicht lange an der Seite von Dr. Chapman ansehen können. Vielleicht mag sie eine gute Psychiaterin sein, doch die Arbeitsweise von ihr passt in meinen Augen nicht wirklich in das Berufsfeld, in dem sie arbeitet. Schön, dass auch Sarah das erkannt hat und ihr klar geworden ist, dass sie Daniel nicht noch einmal verlieren möchte. Daniel wurde das Ganze erst etwas später klar und auch hier denke ich, dass sein gemeinsamer Patientenfall mit Natalie etwas damit zu tun hat, Sarah nun wieder unter seine Fittiche zu nehmen.

Daniels und Natalies gemeinsame Patientin LeAnn stand nicht nur unter Drogeneinfluss, sondern brachte auch ein Mädchen zur Welt, welches kurz nach der Geburt selbst unter Entzugserscheinungen leidet und dessen Zustand sich immer weiter verschlechtert. LeAnn selbst erkannte, dass sie durch ihren Drogenkonsum für den Gesundheitszustand ihres Kindes verantwortlich ist und wollte ihr dann nicht noch mehr Leid zuführen – ähnlich wie bei Daniel und Sarah. Dass sie dann aber doch ihr Kind auf den Arm nahm und ihm somit das Leben gerettet hat, zeigt für mich, dass sie vielleicht doch bereit ist, von den Drogen wegzukommen, um der Kleinen eine gute Mutter sein zu können. Allerdings frage ich mich, ob es jetzt nicht doch zu einem Rückschritt kommt, nachdem ihr Kind in eine Pflegefamilie gekommen ist und sie sich selbst entlassen hat. Daniel hat dadurch zumindest erkannt, dass er sich ähnlich wie LeAnn verhalten hat und möchte seinen Fehler wieder gut machen. Ich bin gespannt wie die erneute Zusammenarbeit zwischen ihm und Sarah sein wird.

Familie und Beziehungen

Ich muss "Chicago Med" ein großes Lob aussprechen, dass wir im Punkt Beziehungen zwischen den Charakteren einen großen Schritt vorangekommen sind und damit meine ich nicht nur Natalie und Will, sondern vor allem Ethan und April Sexton.

Seit der letzten Episode wissen wir, dass sie schon seit sechs Monaten zusammen sind, auch wenn ich das, was wir bisher gesehen haben, nicht unbedingt als Beziehung beschreiben würde. Ich finde es aber gut, dass sie nun zueinander stehen und jetzt sind wir einen großen Schritt vorwärts gekommen, was Ethans Familie betrifft. Ähnlich wie April hatte auch ich bisher immer den Eindruck, Ethan versteht die geschwisterliche Beziehung zwischen ihr und Noah Sexton nicht, weswegen ich auch Aprils Kommentar nachvollziehen kann, da man wirklich noch nichts über seine Familie erfahren hat und das ehrlich gesagt mal nötig war. Immerhin ist Ethan seit Beginn der Serie einer der Hauptcharaktere und ich habe das Gefühl, dass wir von ihm am wenigsten wissen.

Wie wir und April jetzt erfahren, hat Ethan mit eine Adoptivschwester namens Emily, die mit vier Jahren in die Familie kam und zu der er seit vier Jahren keinen Kontakt mehr hat. Da frage ich mich, ob es damit zu tun hat, da sie laut Ethan schon oft falsche Entscheidungen getroffen hat, und dass es bedeuten könnte, dass er nicht so gut damit klarkommt, da er selbst eher der vernünftige Typ ist.

Einen großen Schritt sind wir auch bei Natalie und Will vorangekommen. Mir gefällt es gut, dass man die beiden zumindest öfter von der privaten Seite erleben darf. Süß fand ich auch das 'Versteckspiel' vor Owen. Ich bin aber auch froh, dass Natalie sich nun absolut sicher zu sein scheint, dass sie etwas ganz Besonderes mit Will hat. Vielleicht werden sie bald eine kleine Familie, wenn Owen Will kennenlernt.

Vielleicht gibt es auch bald ein erneutes Kennenlernen zwischen Maggie Lockwood und Barry. Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass Maggie ihn bereits mal in Sharons Gegenwart erwähnt hat und dass sie nicht besonders glücklich über die Trennung gewesen ist. Doch offenbar scheint sie noch immer etwas für ihn zu empfinden. Ich bin gespannt, ob wir sie bald im (erneuten) Liebesglück erleben. Ebenso bin ich gespannt, ob wir schon bald sehen werden, ob sich zwischen Ava und Connor etwas ergeben wird. Ganz abgeneigt scheint sie von ihm ja nicht zu sein.

Fazit

Für mich standen in dieser Episode von "Chicago Med" vor allem die Beziehungen zwischen den Charakteren im Vordergrund, die auch sehr schön vorangetrieben worden sind und an Tiefe gewonnen haben. Die Staffel ist auf jeden Fall auf dem richtigen Weg und macht somit die ersten Episoden wieder wett.

Daniela S. - myFanbase

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