Bewertung

Review: #4.18 Sag die Wahrheit

Erst kurz vor Ende der Staffel 4 fängt sich "Chicago Med" so langsam, da man sich mehr und mehr von alten Geschichten löst und wieder Raum für neue Entwicklungen schafft. Da in der Staffel aber insgesamt zu viel schiefgelaufen ist, ist meine Vorfreude auf jede neue Episode aktuell nicht so groß, da ich immer zwischen der Befürchtung, dass man wieder zu viel Beziehungsdrama auffährt und der Hoffnung, dass es eine richtige unterhaltsame Dreiviertelstunde wird, hin- und herschwanke. Was bietet also diese Woche?

Bei Dr. Natalie Manning und Dr. Will Halstead wurde in der letzten Episode so etwas wie ein vorläufiges, sauberes Ende gefunden. Das hat zwar grundsätzlich auch noch in dieser Episode Bestand, da die beiden nicht miteinander agieren, aber Maggie Lockwood lässt sich hinreißen, Natalie zu fragen, warum diese Will nicht mehr zugetan ist. Diese Szene fand ich wirklich schade, da ich mich auf eine etwas länger andauernde Beziehungspause eingestellt habe, damit wir alle mal durchschnaufen können. Maggies Aussage zeigt jedoch, dass sich die Drehbuchautoren noch alles warmhalten wollen. Mir hätte es gereicht, wenn in der bereits bestellten Staffel 5 ein Neuanfang gewagt worden wäre. In dieser Episode nun zumindest wird Wills Interesse an FBI-Agentin Ingrid Lee weitererkundet. Nachdem sie festgestellt haben, dass sie nun in derselben Nachbarschaft leben, ist der Kontakt etwas abgebrochen, da Ingrid mit einer zeitaufwendigen Ermittlung beschäftigt war, die sie nun in die Notaufnahme führt, da ihr Partner schwer verletzt wurde. Will bemerkt schnell, dass ihm etwas über den Tathergang verschwiegen wurde, da die Verletzungen viel schwerwiegender sind. Immer wieder versucht er mehr aus Ingrid herauszubekommen und erpresst sie auch emotional, dass sie durch ihr Schweigen seine Gesundheit gefährden könnte. Erst ganz am Schluss erklärt sie ihm das verheerende Ausmaß des Einsatzes, bei dem zwei Kinder durch eine Explosion in Stücke gerissen wurde. Diese Auflösung war sehr emotional und hat definitiv ein intensives Band zwischen ihr und Will geknüpft.

Natalie ist im Chicago Med sicherlich die Ärztin, die am meisten mit Kollegen im fachlichen Konflikt liegt. Während sie in der letzten und in dieser Staffel vor allem mit Will einen Gegner gefunden hatte, ist es diesmal Dr. Ethan Choi, der als Sparringspartner herhalten muss. Sie behandeln eine Jugendliche, die ungewollt schwanger wurde und die mit Einnahme von Pillen eine Abtreibung herbeiführen wollte, was aber nicht geklappt hat. Hierum hat sich nun eine juristische und ethische Fragestellung geknüpft, inwieweit die Eltern bei einer minderjährigen Tochter informiert werden müssen und ob sie überhaupt informiert werden müssen, wenn eine bereits eingeleitete Abtreibung nur noch beendet wird. Ich persönlich fand diese Wortgefechte wenig interessant, da es wirklich nur nerviges Suchen nach Schlupflöchern war. Zudem hat mich der Fall emotional nicht packen können. Ich habe daraus inhaltlich nur den Mehrwert gezogen, dass es um Geheimnisse geht, was dann für Ethans Privatleben eine entscheidende Rolle gespielt hat.

April Sexton taucht mit einer neuen Frisur auf der Arbeit auf und es entsteht gleich der Verdacht, dass sie endgültig einen Lebensabschnitt beenden haben könnte und sogar schon einen neuen Mann an ihrer Seite haben könnte. Ausgerechnet nun jetzt, wo Ethan nur noch ein Weg zurück in ihr Herz finden muss. Im weiteren Verlauf der Episode wird dann deutlich, dass April ein Geheimnis vor ihm hat. Während ihn das vor allem geärgert hat, war ich wild am Spekulieren, was es denn sein könnte. Ich wäre aber bestimmt nicht auf die Idee gekommen, dass Emily mit ihrem Säugling Vincent zurückgekehrt ist. Ihr Weggang mit Bernie hatte etwas Endgültiges für mich, daher war ihr Auftauchen nun doch sehr überraschend für mich. Ein cleverer Schachzug also. Während Ethan auf diese Enthüllung hin erst beleidigt reagiert, dann sauer, weil Bernie sich als der Schlappschwanz entpuppt hat, der er wohl immer schon war, wird er schließlich handzahm, als er seinen Neffen richtig kennenlernt. Ich denke, dass das Baby durchaus genutzt werden könnte, um Ethan und April emotional zueinander zu bringen.

Der Aufsichtsrat schlägt sich mal wieder mit Geldsorgen herum, was Gwen Garrett auf die Idee bringt, den Flügel für VIP-Gäste wieder intensiver zu bewerben, der nach dem Tod von Dr. David Downey thematisch eingeschlafen ist. An dieser Stelle musste ich doch sehr schmunzeln, da genau dieses Vergessen von Handlungsorten, -weisen und –personen so ein großer Kritikpunkt von mir an der Serie ist. Nun wird also ein VIP-Gast aus dem Hut gezaubert, der explizit Dr. Connor Rhodes als Chirurgen verlangt, da dieser unter Downey gelernt hat. Dies stößt Dr. Ava Bekker säuerlich auf, da eigentlich sie diese OP übernehmen müsste, da Connor ja für die Notaufnahme mit seinem Hybrid-OP vorgesehen ist. Damit war also schon wieder klar, dass wir erneut einer weiteren Runde im Konkurrenzkampf von Connor und Ava beiwohnen dürfen.

Ich war doch etwas überrascht, als Connor dann plötzlich einen Erpresseranruf erhält, dass Dr. Robin Charles angeblich entführt wurde und er eine hohe Geldsumme bezahlen muss. Durch seine Flucht aus dem OP folgen einige spannende Minuten, die aber brutal wieder ausgebremst werden, als sich zeigt, dass der Erpresse geblufft hat, da Robin nie entführt wurde. Diese Auflösung fand ich etwas schwach, zumal man damit das Augenmerk wieder auf Ava richten will, die von Connors Flucht natürlich profitieren konnte, da sie die OP beendet hat und sich in der Dankbarkeit des Patienten sonnen kann. Die Hinweise auf Psycho-Ava sind inzwischen so zahlreich, dass die Drehbuchautoren nur in diese Richtung gehen können. Glücklich bin ich mit dieser Aussicht aber weiterhin nicht.

Einen relativen kleinen Handlungsbogen bekommt nun noch Dr. Daniel Charles, der natürlich auch in die Aufregung um die vermeintliche Entführung seiner Tochter verwickelt war, aber hauptsächlich geht es für ihn um eine weitere Annäherung mit seiner Ex-Frau Caroline. Dabei zeigt sich der Weg etwas holprig, da ihm vor Augen geführt wird, dass die schlechten Momente ihrer Ehe für sie immer noch sehr präsent sind. Das hat ihn überrascht, ihn aber auch gelehrt, dass er es behutsam angehen muss. So lässt sich Caroline am Ende auf ein gemeinsames Abendessen ein. Ein (kleiner) Schritt in die richtige Richtung also.

Fazit

"Chicago Med" kommt wie so oft in dieser Staffel nicht über eine durchschnittliche Episode hinaus. Es gab starke Beziehungs- und Patientenmomente, aber genauso hat das Pendel auch in die andere Richtung ausgeschlagen. Der größte Dorn in meinem Auge bleibt weiterhin die Endlosschleife mit Connor und Ava.

Lena Donth – myFanbase

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