Bewertung

Review: #9.12 Am Ende der Hoffnung

Auch "Chicago Med" befindet sich kurz vorm Staffelfinale und auch hier finde ich, bemerkt man es. Dinge werden offenbar zu Ende gebracht und für andere Dinge werden offenbar weitere Weichen für die neue Staffel gestellt, worauf ich mich sehr freue.

Fangen wir doch mit Bert Goodwin an. Dessen Zustand verschlechtert sich immer mehr und ich fürchte, ich habe mit meiner Vermutung recht, dass er diese Staffel wohl nicht überleben wird, wobei das nicht unbedingt für einen Serientod sprechen muss. Zumindest ist es so um ihn bestellt, dass er nicht mehr alleine bleiben kann. Ich finde das durchaus erschreckend, wenn man mal bedenkt, dass die Staffel deutlich kürzer ausfällt und das Tempo dadurch angezogen wird. Bert tut mir wirklich leid, weil sein Verfall so schnell voranschreitet und es mir trotz der vielen vergangenen Staffeln vorkommt, als sei es erst gestern gewesen, ihn ziemlich vital erlebt zu haben und jetzt ist er so hilflos und orientierungslos, dass es schon ein bisschen wehtut. Aber auch Sharon Goodwin macht keine leichte Zeit durch. Mit der Aussage von Joe Cruz, dass er schon öfters bei solchen Einsätzen gewesen ist, die oftmals nicht so glimpflich ausgehen, hat er ihr quasi direkt nochmals vor Augen geführt, dass sich der Zustand ihres Ex-Mannes nicht verbessern wird. Es ist sicherlich nicht so, dass sie sich das nicht schon selbst bewusst gemacht hat. Mit der Aussage eines Außenstehenden wird das noch einmal verdeutlicht. Wie schlimm Berts Zustand schon ist, konnte man auch an kleinen Dingen in dieser Episode erkennen, wie beispielsweise der nicht vorhandene Hund oder die Situation im Krankenhaus. Auch bei Sharon hinterlässt das Spuren und wir sind noch nicht beim Showdown dieser Staffel. Ich glaube zwar nicht, dass sie stirbt und auch wenn ich vor einigen Reviews schon mal verlauten ließ, Bert könne die Staffel nicht überleben, bin ich auch von diesem Gedanken abgerückt. Vorstellen könnte ich mir allerdings, man schafft Bert doch in ein Pflegeheim, weil Sharon die alleinige Belastung nicht mehr bewerkstelligen kann. Ich finde es etwas schade, wie man eigentlich immer mehr darauf hinarbeitet. Bereits als bei Bert diese schreckliche Diagnose gestellt wurde, hat sie klar gemacht, ihre Kinder nicht damit belasten zu wollen. Schon da hatte ich mich eher kritisch geäußert und war froh, als es dann umgekehrt wurde, nur damit wir jetzt erfahren, dass Sharon keine Unterstützung erwarten kann, auch wenn ich die nicht genau genannten Gründe durchaus verstehen kann. Mit ihrem Zusammenbruch hat man allerdings auch einen weiteren Warnschuss gegeben und ich könnte mir auch vorstellen, man lässt diese Story nächste Woche mit einem Cliffhanger enden.

Ich nehme auch an, dass das mentale Auswirkungen auf Sharon haben wird, was bei OneChicago in dieser Season ohnehin ein wichtiges Thema ist. Als angekündigt wurde, dass man das Thema mentale Gesundheit aufgreifen würde, war ich mir sicher, dass es vor allem die Hauptcharaktere betrifft. Bei dieser Episode musste ich mir aber eingestehen, mich getäuscht zu haben. Man hat nämlich den Weg gewählt sich auf Neben- oder gar Gastcharaktere zu konzentrieren, was ich clever finde, ganz besonders diesmal. Wir wissen, dass die Notaufnahme ziemlich stressig sein kann, was auch in Form von Dean Archer und Naomi Howard zu sehen war (dazu später mehr). Das Arbeiten auf einer Verbrennungsstation stelle ich mir noch viel schwieriger vor. Man hat eine ähnliche Thematik zwar schon mal in der sechsten Staffel aufgegriffen, als es die weltweite Pandemie gab, bei der es auch einige Episoden und Situationen gab, die nicht einfach waren und die psychisch belastend gewesen sind, doch in diesem Fall haben wir in Jackie Nelson eine Krankenschwester, die schon jahrelang im Med und auf der Verbrennungsstation arbeitet. Zu Corona-Zeiten hat man sich sehr darum bemüht, das Krankenhauspersonal auf ein Podest zu heben. Das mag zwar nun eher negativ klingen, aber so ist das gar nicht gemeint, denn ich finde, dass das nicht nur in solchen Situation gemacht werden sollte, sondern man sollte sich immer darauf besinnen, was sie leisten. Letztlich sind es auch Menschen, die sich tagtäglich mit dem Leid der Personen konfrontieren, die sie pflegen. Aber gerade bei Jackie hat man jetzt nochmals eins oben drauf gesetzt, weil gerade Verbrennungsopfer noch einmal ganz andere Schmerzen erleiden und ich denke, ein solch dickes Fell kann man sich gar nicht anschaffen, um all das an sich abprallen zu lassen und trotzdem ein geeignetes Maß an Empathie zu besitzen. Ich fand es daher verdammt gut, Daniel Charles und Maggie Lockwood in den Fall einzubinden, denn beide haben genügend Empathie, um sich damit befassen und auseinandersetzen zu können und haben meiner Meinung auch das richtige Maß, um auf Jackie einzugehen. Ich fand auch Daniels Analysen wieder sehr nachvollziehbar. Alleine schon bei einer leichten Verbrühung schmerzt es, aber bei solchen Verbrennungen sind die Schmerzen unvorstellbar, aber man sieht diese Opfer eben auch leiden. Daher fand ich Daniels Worte weise, denn in meinen Augen hat Jackie lediglich einen Weg gesucht, mit all dem fertig zu werden. Mit etwas, was die wenigsten vermutlich verstehen und etwas, womit man seine Kollegen nicht belasten will. Dazu kommt bei Jackie noch und vermutlich bei den meisten anderen auch, wenn sie das Borderline-Syndrom entwickeln, dann empfinden sie wohl noch immer nicht den Schmerz, den ihre Patienten haben. Dadurch konnte Jackie zu ihren Verletzungen wahrscheinlich auch nicht stehen und hat diese abgetan und mit Donalds Tod brauchte sie natürlich eine neue Narbe, die den Druck von ihr nimmt. Daniel und Maggie haben es wirklich toll hinbekommen, sehr einfühlsam auf Jackie nach ihrer Einweisung einzugehen und wahrscheinlich brauchte sie jemanden, der sich auch mal um sie kümmert und durch die beiden hat sie das erkannt und konnte dadurch endlich einmal loslassen und vor allem auch ehrlich zu sich selbst sein. Ein sehr emotionaler und wichtiger Fall, der hoffentlich auch die Zuschauer und Zuschauerinnen zum Nachdenken angeregt hat.

Ich habe ja schon einmal geschrieben, dass Dean sich gewandelt hat. Man merkt aber schon noch seine ruppige Art, die besonders Naomi zu spüren bekommt. Ich muss zugeben, auch mir würde es wahrscheinlich ähnlich wie ihr in seiner Gegenwart gehen und das ist schon erschreckend, weil ich Dean für einen extrem guten Lehrer halte. Wenn man nämlich Ethan Choi oder auch Kai Tanaka-Reed betrachtet, kann man von ihm durchaus was lernen. Nicht jeder kommt aber mit seiner Art zurecht, die er aber wohl selbst nicht einmal bemerkt, weswegen es gut war, dass Sharon als Vermittlerin agiert hat. Wichtig waren aber auch Deans Worte an Naomi, bei denen ich mir eigentlich ziemlich sicher bin, dass sie Früchte tragen werden. Früchte getragen haben auch Robert 'Sully' Sullivans Worte an Mitch Ripley. Ich glaube auch, es hat etwas mit dem Vatersein zu tun und damit die Sorge zu haben, von seiner Krebserkrankung besiegt zu werden. Dadurch erkennt man erstmal, dass man sich verändert hat und auch gewisse Dinge anders sieht, wodurch man diese eigentlich auch genießen könnte, wenn einem die Vergangenheit nicht im Weg stehen würde. Ich fand es daher auch wichtig, wie Hannah Ahser Mitch gestanden hat, sein jetziges Ich zu mögen, was wohl auch damit zusammenhängt, da sie auch eine schwierige Vergangenheit hatte und eben auch als die Person angesehen werden will, die sie heute ist.

Ein Stück weiter oben schrieb ich schon, dass Sharon und Bert ein möglicher Showdown für das Staffelfinale darstellen könnten. Eine ähnliche Vorstellung habe ich auch von Crockett Marcel. Ich finde es zwar ein bisschen schade, wie man im Vorfeld der Staffel recht groß verkündet hat, er sei jetzt Mitglied im Vorstand und groß bekommt man davon irgendwie nichts mit, aber so sei es. Viel interessanter fand ich seinen Fall um den kleinen Colin, der dringend eine neue Leber braucht, aber durch eine Infektion doch nicht in Frage gekommen ist und Marcel hat seinen Vater aber quasi hingehalten, nur um letztlich doch zugeben zu müssen, dass aus der Transplantation nichts wird. Ich kenne Josh Zuckerman aus "Desperate Housewives", wo er in der sechsten Staffel Eddie Orlofsky gespielt hat, der sich dann als Würger entpuppt hat. Damit will ich nicht sagen, dass auch Bill ein solcher ist, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass er nochmals auftauchen würde, weil Colin doch gestorben ist und er sich an Marcel rächen könnte. Potenzial sehe ich hier in jedem Fall und da wir kurz vorm Staffelfinale stehen, wäre es auch ein spannender Cliffhanger.

Fazit

"Chicago Med" hat uns diesmal eine Episode präsentiert, die zum Nachdenken angeregt hat und die vielleicht schon die Weichen für das Staffelfinale gestellt hat, das sicherlich spannend werden könnte.

Daniela S. - myFanbase

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