Bewertung

Review: #9.13 Die Schreckensnachricht

In dieser Season hatten wir verkürzte Staffeln, "Chicago Med" hat aber bewiesen, dass diese dennoch ausreicht, um gute Geschichten zu erzählen. Dieses Staffelfinale habe ich mir aber anders vorgestellt, als es war. Diesmal hat man auf Spannung verzichtet und dafür war man aber auf der emotionalen Schiene, was auch nicht falsch ist.

Fangen wir mit Bert Goodwin an, dessen Zustand schon im Verlauf darauf abzielte, dass wir uns in diesem Finale wohl von ihm verabschieden müssen – zumindest insofern, als dass er in eine Einrichtung gebracht wird, in der man sich besser um ihn kümmern kann. Ich hätte aber nicht gedacht, dass man diese verbliebene Zeit nutzt, um noch einmal in der Vergangenheit zu kramen. Das soll nun nicht negativ klingeln, sondern eher wie ein Abschluss für Sharon Goodwin, damit sie ihre Beziehung mit Dennis Washington genießen kann. Durch Berts Erkrankung war diese natürlich durchaus belastet, was auch daran lag, weil Sharon keine Belastung darstellen wollte. Ein jeder, der schon mal jemanden mit solch einer Erkrankung gepflegt hat, weiß, dass man sich dem Leben des Pflegebedürftigen anpassen muss bzw. sein eigenes hinten anstellen muss und auch wenn Sharon schon über sechs Monaten mit Dennis zusammen ist, ist ihre Beziehung noch recht frisch. Völlig verständlich somit, warum Sharon dann nicht um Hilfe bitten wollte. Allerdings kann ich auch gut ihre Beweggründe verstehen, warum sie Bert nie in eine Einrichtung geben wollte. Wie ich schon einmal schrieb, war er immer ein starker Mensch und Mann, der seine Prinzipien hatte. Er war aber auch jemand, der Sharon viel Leid zugefügt hat, wenn auch nicht immer absichtlich. Dass dies in diesem Finale noch einmal angesprochen wird, zeigt auch für mich, dass man hier etwas abschließen möchte. Mir hat gut gefallen, wie Sharon das gegenüber Daniel Charles angesprochen hat, der eben all die Jahre dabei war und es miterlebt hat und der sie in diesem Punkt wahrscheinlich am besten verstehen kann. Sharon hat aber auch gezeigt, man kann verzeihen, was passiert ist, man vergisst es nicht, aber man lernt damit umzugehen und möchte es anders machen und genau das hat Sharon auch getan und ich konnte gut verstehen, weswegen sie ihn nicht weggeben wollte, da es für sie so gewirkt hätte, als würde sie ihn für seine damaligen Vergehen bestrafen. Ich fand das recht emotional, weil ich mir auch denke, wenn man einen solchen Mann wie Bert auf einmal so zerbrechlich, unsicher und verängstigt sieht, dass man das Vergangene soweit nach hinten schieben kann, damit wirklich nur noch das Jetzt zählt und ich denke, sie brauchte mit dem Gefangenen Doug eine Art Spiegelung, Bert wirklich noch etwas Gutes zu tun, weil sie die Möglichkeit für ihn hat.

Somit sind wir zwar wieder bei dem Punkt, den ich nicht so sehr mag, wenn Patientenfälle mit dem Privatleben verbunden werden, aber "Chicago Med" hat das in dieser Episode wunderbar auf die Reihe bekommen und das gleich mehrmals. Ich finde Gefangene als Patienten immer wieder interessant. Man bedient bei ihnen meiner Meinung nach immer ihr körperliches Leiden bzw. den Grund für ihre Einlieferung, aber genauso wirft man einen Blick dahinter, aus welchen Gründen sie überhaupt im Gefängnis gelandet sind und was das mit ihnen gemacht hat. Bei Doug haben wir da zwar nicht sehr viel mitbekommen, aber viel intensiver war eben, damit Sharon erkennt, was sie für ihren Exmann noch tun kann. Mich hat aber auch erschreckt, wie das Gefängnispersonal mit Doug umgegangen ist und dass man sich auch gar nicht mal die Mühe gemacht hat, seinen geistigen Zustand zu hinterfragen, weil er neben der Gefängnisstrafe auch vom Personal für seine Taten als Mörder bestraft wurde. Somit hatte man hier wieder ein Fall von seelischem Missbrauch von Schutzbefohlenen vor sich. Auch wenn man Doug trotz Demenz-Erkrankung wieder ins Gefängnis schicken musste und durch die Ausführlichkeit von Daniel und Mitch Ripley bereits schon jetzt eine grausame Vorstellung von dem hatte, was Doug wohl in nächster Zeit wird noch durchmachen müssen, fand ich es wichtig, dass er trotz seines Zustandes in Daniel jemanden gesehen und erkannt hat, der es gut mit ihm gemeint hat und für ihn da war. Und auch das hat meiner Meinung nach bei Sharon Wirkung gezeigt, die das Hilfsangebot von Dennis endlich angenommen hat und sich auch wirklich mal hat gehen lassen. Ich hoffe und wünsche mir, man sieht in der nächsten Staffel mehr von dieser Beziehung, die jetzt sicherlich noch gefestigt wurde und erblühen kann. Das Gleiche gilt auch für Maggie Lockwood und Loren Johnson. Ich mag ihre Chemie unglaublich gerne und freue mich schon auf die weiteren Entwicklungen zwischen ihnen, denn beide haben dieses Glück verdient.

Glück hätten auch Mitch und Hannah Asher verdient, allerdings bin ich da nicht so positiv gestimmt. Die erste Szene hat zwar gezeigt, wie harmonisch die beiden miteinander sind, doch die finale Szene spricht eigentlich dafür, wie steinig ihr Weg noch sein wird und ein bisschen schade finde ich es schon, wie man versucht, Mitch wieder in diese Richtung zu schieben, die wir teilweise zu Beginn dieser Staffel erleben durften. Quasi hat man auch einen Rückschritt in der Beziehung zwischen Daniel und Mitch gemacht, wodurch ich doch mehrmals die Augen verdreht habe. Dass es ab und an bei Mitch noch immer hochkommt, sich von Daniel damals im Stich gelassen zu fühlen, kann ich durchaus verstehen, allerdings liegen und lagen die Fälle von ihm und Doug ganz anders, wodurch ich seine Anschuldigungen nur bedingt verstehen kann. Vielleicht wäre es aber auch von Daniels Seite aus besser gewesen, Mitch zu erzählen, bei Sharon gewesen zu sein, damit es nicht zu einem Prozess kommt. Ich glaube nämlich, ihm ist ganz und gar nicht bewusst, Hilfe zu bekommen. Diese wird aber jetzt umso nötiger sein. Pawel Wapniarski wurde zusammengeschlagen, wird eingeliefert und beschuldigt Mitch. Zugegeben, es spricht viel dafür, dass er es war, der ihn so zugerichtet hat. An diese Theorie glaube ich dennoch nicht, weil sie mir einerseits zu einfallslos erscheint und weil es anderseits eine viel zu schnelle Auflösung für die nächste Staffel wäre. Ich habe das Gefühl, Pawel will ihm etwas anhängen, bin mir aber nicht sicher, ob er damit letztlich nur erreichen will, damit sich seine Schwester von Daniel trennt, die ja auch diesmal entschieden klar gemacht hat, auf der Seite ihres Bruders zu stehen und nicht eine Sekunde darüber nachdenkt, ob jener tatsächlich so unschuldig ist, wie er tut. Ich fände es schade, wenn Daniel und Liliana sich trennen würden, zumal wir von ihrem Zusammenleben diesmal nicht allzu viel zu sehen bekamen. Aber ich bin etwas abgeschweift. Es ist zwar ziemlich unwahrscheinlich, jedoch vermute ich, dass Robert 'Sully' Sullivan dahintersteckt, weswegen Pawel so zugerichtet ist. Er mag Vater geworden sein und Krebs haben. Er hat aber auch klar gemacht, was er von Pawel hält und dass Mitch sich in seinen Augen viel zu viel gefallen lässt. Mal sehen, was man uns als Auflösung bietet.

Etwas problematisch scheint auch wieder die Beziehung zwischen Dean Archer und seinem Sohn zu werden. Allzu viel haben wir zwischen den beiden dieses Mal auch nicht erlebt, zumindest nicht, wenn es darum geht, ihre Beziehung bzw. ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, weswegen ich mich auch gar nicht wundere, dass es nun geknallt hat. Die Wirkungsstätte von Sean gefällt mir gut, weil er so anderen auch etwas zurückgeben kann. Doch bei seinem Schützling kam mir doch mehrmals in den Kopf geschossen, dass er doch ein paar charakterliche Eigenschaften wie sein Vater hat. Dass er enttäuscht von seinem Schützling ist, kann ich verstehen, allerdings gehört das zum Prozess. Ich fand es eher erschreckend, wie knallhart er gewesen ist und dieselben Methoden wie Dean damals angewandt hat. Für einige Augenblicke hatte ich das Gefühl, Sean wollte seine unterschwellige Wut von damals an jemandem auslassen, der in einer ähnlichen Situation war. Dass Dean damals nicht auf Platz 1 als bester Vater gelandet wäre, dürfte wohl klar sein. Ich denke trotzdem, durch seine eigene Erkrankung und dass so viel Zeit vergangen ist, kann er die Dinge nun anders sehen und will sie auch besser machen. Hoffen wir mal, dass Sean keine Dummheiten anstellt.

Was Crockett Marcel und Bill Storch angeht, hätte ich mit dieser Entwicklung ehrlich gesagt nicht gerechnet. Dass Bill etwas anstellen wird, damit habe ich schon gerechnet, allerdings nicht, dass er sich das Leben nehmen würde. Für mich lag das zwar auch nahe, ich hatte aber eher den Gedanken, er würde Rache an Marcel üben, weil er ihm und seinem Sohn falsche Hoffnungen gemacht hat und ihn somit für den Tod verantwortlich machen würde. Anderseits hat man dies auch wunderbar dafür genutzt, damit er sich einer weiteren Person öffnen kann. Mit Maggie hat man eine perfekte Wahl getroffen. Während er sich vor einigen Staffeln auch schon Natalie Manning anvertraut hat, stieß mir dabei immer eher auf, dass man die beide in eine romantische Beziehung setzen will, während ich bei Maggie und Marcel nun das Gefühl und den Eindruck habe, es könnte dadurch eine wunderbar platonische Freundschaft entstehen, was ich den beiden wünschen würde. Maggie hat einfach auch eine tolle Art an sich, behutsam und einfühlsam an solche Dinge heranzugehen und bei ihr reicht ihre Anwesenheit alleine schon aus, damit man sich besser fühlen kann. Ich bin mal gespannt, ob Marcel in der neuen Staffel einen Trauerprozess durchmachen wird, der sicher noch weitere Facetten zum Vorschein bringen wird.

Fazit

Diese Staffel ging ohne große Knaller zu Ende, was aber gar nicht schlimm ist. Viel wichtiger war diesmal die emotionale Ebene, was vielleicht auch daran liegt, da Andrew Schneider und Diane Frolov nach dieser Staffel vom Showrunner-Posten zurücktreten und auch für dieses Finale das Drehbuch geschrieben haben. Bis auf die Handlung rund um Bert wurden uns Cliffhanger präsentiert, dessen Auswirkungen man noch nicht absehen kann, die aber genug neues Potenzial bieten könnten.

Daniela S. - myFanbase

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