Bewertung

Review: #1.15 Schweres Erbe

Nach einer nicht ganz so spannenden Folge, hat sich "Chicago Med" wieder gefangen und gestaltet interessante Fälle. Dr. Natalie Manning und Dr. Daniel Charles müssen sich mit einem Teenager befassen, die unter unerklärlichen Bauchschmerzen leidet und sich nicht mit Medikamenten behandeln lassen will. Dr. Connor Rhodes und Dr. Will Halstead werden erneut mit ihrer Vergangenheit konfrontiert.

Schatten der Vergangenheit

Gleich zwei unserer Ärzte werden in #1.15 Schweres Erbe von ihrer Vergangenheit eingeholt. Während man bei Connor bereits am Anfang der Staffel mit seiner familiären Vergangenheit konfrontiert wurde und noch immer eher im Dunkeln tappt, wiegt Wills Vergangenheit (noch) nicht allzu schwer. Dieser muss nämlich einen ehemaligen Schulkameraden behandeln, dessen Bein angeschwollen ist. Ich muss gestehen, dass ich die Idee, dass ein Arzt einen ehemaligen Schulkameraden behandeln soll, anfangs etwas lahm fand. Das lag vor allem daran, weil ich mir nicht vorstellen konnte, was man aus diesem Handlungsstrang machen sollte. Allerdings sollte man sein endgültiges Urteil erst dann fällen, nachdem man alles gesehen hat. Denn was eher lahm anfing, wurde zum Schluss sehr interessant und könnte sogar weiter gesponnen werden, sollten die Autoren hier genug Ideen haben.

Für die meisten ist die Schulzeit sicher etwas, woran sie sich gern zurückerinnern. Doch könnte ich mir vorstellen, dass es bei Will etwas anders ist. Ich hatte nämlich nicht unbedingt den Eindruck, als hätte ihm der Spitzname 'Ginger' gefallen. Ich musste bei diesem Namen unweigerlich an die Spice Girls denken. Aber ich denke, bei Will hatte es letztlich doch eine andere Bedeutung. Wie auch immer. Der Fall an sich wurde spannend, als es um die Behandlungsmöglichkeiten für den Patienten ging und Will sich gegen einen Blutverdünner ausgesprochen hat, der möglicherweise zu einer Gehirnblutung geführt hätte. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es Will gefallen sein muss, ruhig zu bleiben, nachdem ihm von dem Bruder seines Patienten vorgeworfen wurde, womöglich eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Dass Will sich aber noch immer an die Schlägereien aus Schulzeiten erinnert und seine Behandlungsmethode darauf basiert, zeigt mal wieder wie ernst er seinen Job nimmt und wie wichtig es ihm ist, seine Patienten nach besten Wissen und Gewissen versorgen zu können. Natürlich ist dabei auch klar, dass auch er nicht alle möglichen Komplikationen im Vorfeld abwenden kann. Allerdings kann man auch die Angst der Angehörigen verstehen, wenn doch Komplikationen auftreten, die schlimme Folgen haben könnten. Ich fand es gut, dass Will klug genug gewesen ist, sich nicht zu streiten und er den Fall selbstlos an eine Oberärztin abgegeben hat, um die Lage nicht noch mehr anzuheizen. Zudem hat mir gefallen, dass der Fall damit noch nicht endgültig abgeschlossen gewesen ist, sondern der Bruder erkannt hat, wie gut Will in seinem Job ist.

Obwohl man nicht genau weiß, ob tatsächlich etwas bei der Behandlung schiefgegangen wäre, scheint Will momentan schlechte Karten zu haben, als er Kendra davon abgehalten hat, eine gefährliche Methode anzuwenden. Ich kann zwar verstehen, dass sie es nicht gerne hat, wenn sie von Kollegen, die auch noch unter ihr stehen, dazu angehalten wird, auf sie zu hören. Aber mir missfällt es doch sehr, dass sie Will angedeutet hat, in ein anderes Krankenhaus zu gehen, sollte er sich tatsächlich auf ihre Abteilung konzentrieren. Es mag sein, dass es zu Streitigkeiten zwischen den beiden kommen könnte, sollten sie öfter zusammenarbeiten, aber durch ihre Aussage wirkte Kendra doch sehr hochnäsig. Ich bin gespannt, ob die Autoren in einer der nächsten Folgen näher darauf eingehen werden und vielleicht auch Sharon Goodwin dazu geholt wird. Aber schön, dass Will in dem Bruder seines Schulkameraden einen Freund gefunden hat.

Auch Connor wird wieder mit seiner familiären Vergangenheit konfrontiert. In Episode #1.06 Blutsbande wurde bekannt, dass die Mutter von Connor und Claire an Depressionen litt und sie sich vom Dach gestürzt hat. Das alleine ist schon schlimm genug, da Connor erst zehn Jahre alt gewesen ist. Doch darüber hinaus wurde damals bei einem Gespräch zwischen Vater und Sohn auch noch angedeutet, dass Cornelius etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun hat. Allerdings ist man in diesem Punkt noch keinen Schritt weiter, sondern heizt das angespannte Verhältnis zwischen Vater und Sohn noch mehr an.

Schon damals war ich mir sicher, dass Claire nichts über das Geheimnis zwischen Connor und Cornelius weiß und sie jetzt noch immer im Unklaren gelassen wird. Trotz dessen finde ich es gut, dass sich die beiden Geschwister wieder näher kommen und vielleicht so zu einem besseren Verhältnis kommen. Dennoch bezweifle ich, dass es langfristig ohne Streitigkeiten funktionieren wird. Dafür wird Cornelius meiner Ansicht nach sicherlich sorgen. Durch seinen kurzen, zum Glück dialoglosen Auftritt war gut zu erkennen, welche Macht er eigentlich über Connor besitzt. Ich bin gespannt, ob wir noch hinter das Geheimnis kommen und welche Auswirkungen dies auf Familie Rhodes haben wird.

Leben in Angst

Neben dem Fall von Will und Sarah Reese bekommen es sowohl Natalie und Daniel als auch Dr. Ethan Choi mit Fällen zu tun, die spannend und emotional zugleich sind. Nachdem ein 16-jähriges Mädchen mit starken Bauchschmerzen und Erbrechen eingeliefert wird, muss Natalie erst einmal eine Diagnose stellen. Das Ganze erschwert sich allerdings, als das Mädchen sich weigert irgendwelche Medikamente zu sich zu nehmen, aus Angst, ebenso drogensüchtig zu werden wie ihr Vater. Ich konnte mich sehr gut in das Mädchen hineinversetzen und mir gefiel es sehr gut, dass auch die Ärzte zunächst dazu bereit gewesen sind, auf die Wünsche des Mädchens einzugehen. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt auch schon klar, dass sie mit dieser Methode nicht weiterkommen und sich etwas anderes einfallen lassen müssen.

Leider muss ich sagen, dass Natalie meiner Meinung nach viel zu leichtsinnig gehandelt hat. Damit meine ich nicht mal, dass sie dem Mädchen Beruhigungsmittel verabreicht hat, sondern eher, weil ihr nicht auffiel, dass der Vater gar nicht dazu in der Lage gewesen ist, sein Einverständnis zu geben. Hier hat mir Daniel gut gefallen, der wirklich alle Seiten des Falls beleuchtet und nicht vorschnell gehandelt hat. Durch seine ruhige und einfühlsame Art wurde nochmals unterstrichen, wie gut er in seinem Job ist und sich auch genügend Zeit nimmt. Dadurch konnte auch erst einmal eine richtige, erstaunliche Diagnose gestellt werden. Das Mädchen leidet also an einer Gen-bedingten Krankheit, welche man aber gut behandeln kann und die nicht drogensüchtig macht. Traurig finde ich in dem Punkt eigentlich nur, dass der Vater offensichtlich zu keinem Entzug bereit ist. Aber in erster Linie ging es ja auch um das Mädchen, welchem man gut helfen konnte. Ich hätte mir nur gewünscht, Natalie wäre hier ein bisschen aufmerksamer gewesen, dann wären vielleicht keine Medikamente nötig gewesen, die dem Mädchen Angst gemacht haben.

Auch Ethan ist mit einer Patientin beschäftigt, die in Angst lebt. Neela Desai fungiert als Leihmutter, um Geld zu verdienen und somit ihren Kindern und sich ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch die Sache hat einen gewaltigen Haken, der mich persönlich an eine Folge aus der Vergangenheit erinnert hat. Neela bekommt das Geld nämlich nur ausgezahlt, wenn das Baby zum errechneten Termin geboren wird. Allerdings gibt es Komplikationen, die dazu führen, dass das Kind bereits zwei Monate zu früh auf die Welt geholt werden muss. An sich wäre dies ja gar nicht so schlimm, wenn es da diesen Vertrag der Agentur gibt, der die bestimmte Klausel beinhaltet. Zugegeben hat mich die Leihmutter-Geschichte an eine ähnliche erinnert, die auch schon in "Chicago Med" behandelt worden ist. Damals ging der Fall aber recht milde aus, was man jetzt absolut nicht behaupten kann.

Zwar konnte Neela mit der Hilfe von Natalie dazu umgestimmt werden, das Baby auf die Welt zu holen und dadurch Neela außer Gefahr zu bringen und sie dazu anzuhalten, an ihre Kinder zu erinnern. Es wäre, denke ich, nicht auszudenken, wäre Neela tatsächlich daran gestorben. Doch was nun mit dem Baby geschieht, bleibt wohl ein ewiges Geheimnis. Durch die frühe Geburt weigern sich nämlich die Adoptiv-Eltern, das Baby als das ihres anzuerkennen und das alles nur wegen dieser menschenunwürdigen Klausel. Je mehr ich darüber nachdenken, desto mehr kann ich Sharons Haltung verstehen. Ich fand es sehr gut, dass sie dieser Dame von der Agentur die Meinung gesagt hat. Es ist eigentlich schade, dass man diesen Fall nicht weiterverfolgt, denn mich würde wirklich mal interessieren, wer auf solch eine schwachsinnige Klausel kommt. Ich hoffe, dass das Baby in eine Familie kommt, in der es geliebt und gut behandelt wird.

Randnotizen

  • Habe ich was verpasst oder wieso arbeitet Noah noch immer im Krankenhaus? Ich kann mich noch ganz gut daran erinnern, dass April Sexton ihrem Bruder klar gemacht hat, dass sie einen Bericht über sein Verhalten schreiben wird. Doch offenbar wird in der Sache gar nichts weiterverfolgt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Noahs erneutes Fehlverhalten auch zu Streitigkeiten zwischen April und Tate Jenkins führen wird.
  • Schade, dass man Sarahs Handlungsstrang bezüglich der Versetzung in die Pathologie diesmal völlig außer Acht lässt. Ich gehe mal davon aus, dass die Autoren sich dazu noch etwas ausdenken werden.
  • Dass man die Freundschaft von Sharon und Maggie Lockwood nur am Rande thematisiert stört mich nicht. So kommt nochmal besonders zur Geltung, dass die beiden sich zwar gut verstehen, jedoch auch beachten, dass sie unterschiedliche Stellenwerte bei der Arbeit haben. Mal sehen, ob Sharon demnächst darüber spricht, ob ihrem Mann der Hobbyraum gefällt. Ich denke ja, dass sie den nur herrichtet, damit sie nicht mit ihm verreisen muss.

Fazit

Lässt man mal die kleinen Unstimmigkeiten außer Acht, lieferten die Autoren von "Chicago Med" eine sehr solide Folge ab. Besonders der Handlungsstrang um Will könnte in der nächsten Zeit noch eine interessante Wendung nehmen. Wenn man es in nächster Zeit noch schafft, die kleinen Ungereimtheiten auszuräumen, kann die Serie wieder auf ganzer Linie überzeugen.

Daniela S. - myFanbase

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