Review: #1.16 Unter Beobachtung
Jeder kennt es und jeder hat es mindestens schon einmal durchgemacht: Sobald alles reibungslos funktionieren soll, geht unter Garantie irgendetwas schief. Genau das mussten in #1.16 Unter Beobachtung Sharon Goodwin und ihr Team durchmachen, als eine Überprüfung ansteht. Doch dabei stellen sie auch interessante Dinge bei ihren Patienten fest, von denen einige lebensrettend gewesen sind.
Verschenkte Jahre und Schuldgefühle
Der erste Handlungsstrang, der sich in dieser Folge abspielt, ist der um Laura und Nathan Clay. Nathan leidet seit vier Jahren an Demenz gepaart mit der Parkinsonkrankheit. Seine Frau Laura, selbst Neurologin, hat die Diagnose gestellt und betreut seither ihren Mann. Allein die Diagnose Demenz finde ich schon schrecklich, demnach tat mir vor allem Laura im ersten Moment leid, gerade weil man als Arzt sicher nicht aus seiner Haut kann und wenn es sich bei dem Patienten noch um die eigenen Mann handelt, ist das sicherlich noch viel schlimmer.
Doch was passiert, wenn ein Außenstehender eine völlig andere Diagnose stellt bzw. den Eindruck hat, das eine andere Erkrankung hinter den ganzen Symptomen stecken könnte? Genau das fand nämlich Dr. Daniel Charles heraus. Nathan leidet zwar an Parkinson, welche sich allerdings nicht mit Demenz gepaart hat. Im ersten Moment ist das sicherlich für viele erleichternd, nicht aber für Laura. Für sie verändert sich mit der neuen Diagnose, ein Gehirntumor, ihr ganzes Leben. Ein Leben, das sie wahrscheinlich ohne ihren geliebten Mann aber mit jeder Menge Schuldgefühle verbringen muss. Wie schrecklich muss es für sie sein, zu wissen, dass sie noch viele tolle Jahre mit ihrem Mann verbringen könnte, hätte sie sich nicht auf eine Diagnose versteift. Einen Vorwurf kann man ihr nicht machen, finde ich. Zum einen hat sie noch zwei andere Meinungen eingeholt, die beide das Gleiche bestätigt haben, zum anderen war der Tumor zum damaligen Zeitpunkt noch überhaupt nicht auf den Bildern erkennbar. Und selbst wenn man im Nachhinein Laura einen Strick daraus drehen würde, dass sie die Zeichen, die gegen eine Demenz sprechen, nicht beachtet hat, wäre es nicht tragbar. Schließlich hatte sie Meinungen anderer Ärzte eingeholt. Mir tut sie einfach nur unglaublich leid, weil sie fortan mit diesen Schuldgefühlen leben muss und es völlig egal ist, was andere sagen, Laura wird wahrscheinlich immer glauben, sie habe ihren Mann auf dem Gewissen.
In diesem Zusammenhang gefiel mir Dr. Connor Rhodes wieder unglaublich gut. Trotz der geringen Chancen, Nathans Leben zu verlängern, hat er ihn operiert. Für mich wird dadurch nochmal deutlich, wie wichtig es ihm ist, seine Patienten nach bestem Wissen und Gewissen zu versorgen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Dr. David Downey genau diesen Punkt erreichen wollte und ihm genau deswegen ein Lob ausgesprochen hat.
Der Messi-Einsatz
Der zweite Handlungsstrang in dieser Folge hatte für mich eine ganz besondere Konstellation: Sylvie Brett und Dr. Ethan Choi. Obwohl Brett recht wenig zu tun hatte, gefielen mir die Szenen zwischen ihr und Ethan sehr gut, was wohl daran liegt, dass ich mir bisher nie vorgestellt habe, die beiden könnten irgendwann mal zusammenarbeiten. Letztlich lag das Augenmerk aber auf dem Arzt und ich muss sagen, dass sich der Charakter weiterentwickelt hat.
Diese Weiterentwickelung bezieht sich nicht nur auf seine Offenheit gegenüber Brett, die er wissen ließ, dass er mit Vicki Glass zusammen ist, sondern auf sein Durchhaltevermögen, während er sich einen Weg zu seinem Patienten gebahnt hat. Dieser lebt nämlich in einem Haus, welches vor Müll nur so strotzt. Ich glaube, ich hätte in so einem beengten Raum schon nach wenigen Sekunden Panik bekommen. Ethan kann wirklich stolz sein, denn es ist sicherlich nicht so einfach, sich in so einem vermüllten Haus zurechtzufinden. Zudem hatte ich in der einen Szene das Gefühl, Ethan wird an seine Zeit im Krieg erinnert. Durch Owen Hunt aus "Grey's Anatony", der Ähnliches erlebt hat, kann ich mir sehr gut vorstellen, was er in diesem Moment durchgemacht haben muss.
Sehr gut hat mir im Endeffekt auch gefallen, wie beruhigt und verständnisvoll mit dem Patienten umgangen ist. Ich glaube, man kann sich nur im Mindesten vorstellen, wie dieser sich gefühlt haben muss, als sein Geheimnis offensichtlich wurde, zumal ich den Eindruck hatte, dass er erleichtert darüber gewesen ist, nochmal von vorne anfangen zu können. Es wäre ihm nur zu wünschen, dass ihm dieser Schritt auch gelingen wird. Und vielleicht ist ja doch etwas Wahres dran, wenn man sich mit seinen eigenen Ängsten konfrontiert. Denn auch bei Ethan selbst scheint der Einsatz etwas bewirkt zu haben. Warten wir einfach mal die nächsten Folgen ab.
Ein ganz besonderer Hund
Der dritte Handlungsstrang dieser Folge hat mich zunächst etwas irritiert. Dr. Natalie Manning und Sarah Reese behandeln eine junge Frau, die von ihrem Hund gebissen worden ist. Erstmal ist das nicht weiter irritierend. Was aber irritierend ist, war die Stelle, an der die Frau gebissen worden ist: Direkt am Unterarm. Ich dachte bis dahin die meisten Bissstellen sind an der Hand. Deswegen hatte ich mir dann auch Gedanken gemacht, wieso der Hund gerade an dieser Stelle zugebissen hat und hatte sogar den Verdacht, dass etwas Intimes dazu geführt hat. Am Ende war klar, dass ich vollkommen auf dem Holzweg gewesen bin.
Denn obwohl der Hund zu jedem freundlich ist, reagiert er auf krebskranke Menschen eher aggressiv bzw. will sie auf ihre Erkrankung aufmerksam machen. Die Methode, so frühzeitig Krebs festzustellen, ist nicht die schlechteste. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, wie es der Patientin jetzt geht, nachdem sie die Diagnose bekommen hat. Dass sie zu ihrem Hund schon von Anfang an eine besondere Beziehung hatte, durften wir schon im Verlauf dieser Folge erfahren und es ist wahrscheinlich, dass sie von nun an noch intensiver wird.
Doch nicht nur das Verhältnis zwischen dem Hund und dessen Besitzerin hat sich verändert, sondern auch Natalie scheint nun langsam ein Hundefreund zu werden. Mir hat es sehr gut gefallen, dass man Sarah hierfür ausgewählt hat. Ich glaube, vor allem durch ihre ruhige, zurückhaltende aber dennoch freundliche Art, kann sie sehr gut mit Hunden umgehen. Vielleicht gibt es ja auch die Möglichkeit, extra einen Hund dafür auszubilden und dass gelegentlich Sarah mit dieser Aufgabe betraut.
Wenn etwas besonders gut werden soll...
...geht es mit Sicherheit schief. Das mussten auch Sharon und ihr Team feststellen. In dem ganzen Stress in der Notaufnahme fehlt natürlich auch noch eine Überprüfung, bei der alles vorschriftsmäßig ablaufen soll, um das Chaos perfekt zu machen. Allerdings war es stellenweise zu amüsant, was an diesem wichtigen Tag alles schief gegangen ist, allem voran natürlich der Hund in der Notaufnahme. Wobei es ja schon seit einiger Zeit die Maßnahmen gibt, Hunde ins Krankenhaus zu lassen, doch dies sollte vorher abgesegnet werden und das war es ja nicht.
Ebenso die Tatsache, dass weder April Sexton noch Maggie Lockwood etwas Radioaktives reinigen, was aber ihre Versicherung nicht abdeckt oder Aufnahmen, die für den Befund eines Patienten nicht unbedingt relevant sind. Ich kann somit auch verstehen, dass sich Sharon als Verwaltungschefin nichts zu Schulden kommen lassen will, gerade weil es in letzter Zeit ohnehin schon genügend Probleme gegeben hat. Allerdings kann ich mir auch sehr gut vorstellen, dass der Firma, die die Überprüfung durchführt, durchaus bekannt ist, dass die Vorschriften im Krankenhaus gelegentlich ausgedehnt werden, um Patienten die bestmögliche Behandlung gewährleisten zu können. Vielleicht war Sharons Ansprache gar nicht wichtig, zumal ich denke, dass sie es letzten Endes sowieso locker genommen hat und selbst weiß, dass ihr Team nur im Sinne ihrer Patienten gehandelt haben. Ich bin mal gespannt, ob sie tatsächlich ein gutes Wort für Dr. Will Halstead einlegen wird. Es ist zumindest schön, dass Natalie über ihren Schatten gesprungen ist.
Fazit
"Chicago Med" konnte mit Emotionalität, Besonderheiten und Witz in #1.16 Unter Beobachtung überzeugen. Besonders der Fall von Connor und Daniel machte mir das Herz unglaublich schwer, bereitete mir aber ebenso viel Freude wie das Durcheinander im Krankenhaus. Ich hoffe, man behält die Prise Witz auch weiterhin bei und schafft so eine gute Balance zu den tragischen Fällen, die bei einer Krankenhausserie nicht ausbleiben.
Daniela S. - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: DisorderErstausstrahlung (US): 03.05.2016
Erstausstrahlung (DE): 18.08.2017
Erstausstrahlung (Pay-TV): 26.07.2016
Regie: Ami Mann
Drehbuch: Eli Talbert
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