Review: #7.04 Die Seuche (3)

"Chicago Fire" und "Chicago Med" haben bereits eindrucksvolle Vorarbeit für das große Crossover der Season geliefert, das nun sein Ende in "Chicago P.D." findet. Während "Chicago Fire" die Aufgabe hatte, die einzelnen Inhalte einzuführen und dabei viel spannende Feuerwehrarbeit zeigen durfte, wurde in "Chicago Med" alles nach und nach geordnet, so dass wir zum Ende der Episode sogar den Täter präsentiert bekommen haben. Die Intelligence Unit muss nun abschließend das Motiv herausfinden und den Täter selbst schnappen, denn dieser ist gewieft und durch seine fleischfressenden Bakterien eine Gefahr für die ganze Menschheit.

Die gute Nachricht habe ich gleich für den Einstieg parat: auch der Abschluss kann qualitativ ohne Frage mithalten und vollendet das nahezu perfekte Crossover von OneChicago. Die Jagd nach Dr. David Seldon wird spannend und mit vielen Wendungen erzählt, weil sie es mit einem intelligenten Mann zu tun haben, der weiß, wie man falsche Spuren legt. Das entscheidende Moment dieser Episode war für mich das Motiv des Täters, das ich unbedingt wissen wollte. Denn mehr und mehr verdichten sich die Anzeichen, dass wir es bei Seldon mit einem ganz normalen Mann zu tun haben, unbescholten und leidenschaftlich in seinem Job. Wie kommt es also, dass dieser so ein gefährliches Bakterium auf die Bewohner Chicagos loslässt, das einen leidvollen Tod mit sich zieht? Die letztliche Auflösung fand ich wirklich gut, denn das Streichen von Forschungsgeldern aufgrund von Profitgier bei anderen ist ein brisantes und moralisch verwerfliches Thema, das immer mal wieder aktuell wird.

Wie kann es nämlich sein, dass dringend benötigte Impfstoffe nicht in die dritten Länder kommen, nur weil Pharmaunternehmen nichts an diesen verdienen? In genau eine solche Richtung geht nun auch Seldons Motiv, der erkannt hat, dass es hochgefährliche Bakterien gibt, gegen die ein Gegenmittel gefunden werden muss, weil ansonsten die ganze Menschheit bedroht ist. Seine letztliche Tat ist natürlich viel zu drastisch, rüttelt aber an der entscheidenden Stelle auf. Ich fand diese Thematik in jedem Fall rund umgesetzt. Vor dem Hintergrund, dass aber sowohl Seldon selbst und auch die Gruppe um Dr. Will Halstead ein Antibiotikum hergestellt haben, hätte man ruhig noch eine Portion Dramatik draufpacken und Jay Halstead tatsächlich infizieren können. Hailey Upton war diesem Schicksal ja noch einmal entkommen, da hätte man es ja bei ihm anwenden können.

Auch an den Randthemen kann die Episode erneut überzeugen. Hailey ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Job und ihrer Fürsorge für Amanda, deren Großmutter immer noch nicht gefunden wurde und deren Zustand nach der OP, bei dem ihr Bein durch Dr. Crockett Marcel gerettet werden konnte, sehr kritisch ist. Im Zuge dieser Storyline kam es zu einem tollen OneChicago-Moment, als sich Hailey, Dr. Natalie Manning und Emily Foster aus unterschiedlichen Gründen im Chicago Med treffen und wie sie sich einig sind, dass sie es nur zusammen schaffen können. Das war wohl die symbolischste Szene für dieses Crossover und sie so mitten in die Hektik der dramatischen Situation zu platzieren war ein guter Schachzug.

Es war auch erneut interessant mitanzusehen, was dieser Schrecken vor den fleischfressenden Bakterien mit der Bevölkerung von Chicago anrichtet. Nachdem bei "Chicago Med" noch etwas mehr die Presse und die Politik im Fokus standen, sind es diesmal die Menschen. Sie reagieren ängstlich auf die Berichterstattung und gieren nach jedem Schnipsel, was Gerüchte begünstigt, so dass sich schließlich eine Restaurantbesitzerin namens Mama Garcia dem Vorwurf ausgesetzt sieht, sie habe mit ihrem Essen die Bakterien verteilt, weswegen ein Mob auf sie losstürmt. Später war es auch erschreckend, wie leergefegt die Innenstadt ist. Als zwischenzeitlich ein Anschlag auf die Parade anlässlich des Oktoberfests befürchtet wird, wollen sie die Straßen räumen, aber niemand ist zu sehen. Dies hat auch noch einmal unterstrichen, wie sinnvoll dieses Thema für ein Crossover gewählt war, denn es ging wirklich um OneChicago. Hier waren nicht nur Einzelne betroffen, sondern eine ganze Stadt, die mit diesem Franchise eine Hommage ohnegleichen erhält. Dieses Crossover ist daher ohne Frage als würdiger Höhepunkt zu sehen.

Die einzelnen Serien sind auch zum Abschluss noch einmal gut miteinander verwoben worden, aber diesmal ist mir wie beim Auftakt bei "Chicago Fire" aufgefallen, dass doch zu viel Neues für die einzelnen Serien angedeutet wurde, was in so einem Crossover vielleicht eher nichts zu suchen hat, da ja möglicherweise auch Zuschauer reinschauen, die ansonsten nicht alle Teilserien konsumieren. Hier war es zum Abschluss nun, dass die Beziehung von Kim Burgess und Adam Ruzek wieder angestoßen wird. Ich war stets ein großer Fan von Burzek, war aber auch positiv überrascht, wie gut mir Adam gemeinsam mit Hailey gefallen hat. Nun muss ich mir wieder die Frage stellen, wie ich diese Wiedervereinigung sehen soll und das hat für mich inhaltlich nicht in das Crossover gehört. Lobend möchte ich dafür die Abschlussszenen hervorheben, in denen man so schnipselweise Charaktere aus allen drei Serien erlebt, die die Ruhe nach dem Sturm genießen. Passend, dass alles mit den Brüdern Halstead endet, die in diesem Crossover viel zu tun hatten und denen ohnehin jede gemeinsame Szene gegönnt ist.

Fazit

Ohne Frage ist dies das beste Crossover, das das Chicago-Universum bisher auf die Beine gestellt hat. Man hat von Anfang bis Ende einen roten Faden erkannt, der durch eine Epidemie dramatischen Ausmaßes mit Spannung, Wendungen, aber auch ruhigen Momenten untermauert wurde. Die einzelnen Serien sind gleichberechtigt wie nie miteinander verwoben worden. Zu Recht kann man hier von OneChicago sprechen! Ein dickes Lob an Dick Wolf und sein talentiertes Team.

Lena Donth – myFanbase

Die Serie "Chicago P.D." ansehen:

Episode jetzt bei Apple TV+
ansehen

Episode jetzt bei Amazon.de
ansehen