Bewertung

Review: #8.07 Game Over!

Here we go again! Nein, ich möchte hier keine Referenzen zum Hit "Mamma Mia" der schwedischen Popgruppe Abba starten, aber besser könnte man meinen neuerlichen Frust mit einer "Chicago P.D."-Episode nicht auf den Punkt treffen. Die Serie krankt derzeit daran, zwar beliebte charakterzentrierte Episoden anzubieten, dabei aber weiterhin spannende Geschichten auszubremsen und die betroffenen Figuren im schlechten Licht darzustellen.

Diese Woche trifft es also Adam Ruzek. Eigentlich fing die Episode sogar gut an, denn Kevin Atwater erwähnt im Gespräch mit Kim Burgess Makayla, woraufhin sie gestehen darf, dass sie doch stellenweise ganz schön überfordert ist. Weswegen Kevin Adam als mögliche Unterstützung ins Spiel bringt, was Kim sogar noch nicht mal auf Anhieb ablehnt, sondern in Erwägung zieht. Nachdem Kim Adam zwei Episoden zuvor gleich mehrfach vorgeworfen hat, überhaupt nicht nach etwas Stabilem in seinem Leben zu suchen, ist das durchaus eine Überraschung. Doch anschließend erfolgen keinerlei Bemühungen mehr in diese Richtung, stattdessen werden eher Argumente geliefert, warum Adam keine geeignete Vaterfigur für Makayla ist, ohne dass dies aber konkret zur Sprache gebracht wird. Stattdessen blickt man mehrfach in Kims Gesicht, wie sie zunehmend entsetzter wird, wie borniert und unverantwortlich Adam agiert, aber eine konsequente Ansprache gab es dennoch nicht. Was sollte das Ganze also?

Denn die Seite, die an Adam hier aufgezeigt wird, ist auch nicht neu. Wie die vergangene Episode schon wie aus der Konserve war, so gilt das in gleichen Teilen auch für diese. Gerade in Bezug auf den Verlust seines Kindes und wie er anschließend für Kim da war, das sind die Seiten, die ich unheimlich gerne an Adam sehe, aber wenn Fälle für ihn persönlich werden, dann rennt er wie ein wildgewordener Stier in die Arena und jegliche Konsequenzen sind ihm völlig egal. Das hat in dieser Episode besonders schwergewogen, weil er seinen Informanten Tommy, der auf einem richtig guten Weg abseits der Kriminalität war, wieder in den Absturz getrieben hat. Musste das sein? Ganz gewiss nicht. Wenn es darum gegangen wäre, Unschuldige retten zu müssen, dann hätte ich völlig unterstützt, dass es auf jede Sekunde ankommt, aber hier ging es um einen Drogendealer, der andere Drogendealer ausschaltet. Damit will ich nicht sagen, dass es mir egal ist, wenn Kriminelle sterben, aber dennoch hat es eine andere Relevanz. Und warum war es bloß nicht möglich, die Konkurrenten von Monahan in Schutzgewahrsam zu nehmen? Sonst werden auch immer so gut es geht beschützt. Gilt das etwa nicht für Verbrecher? Wo wir wieder bei Zwei-Klassen-Gesellschaft wäre…

Was man der Episode aber lassen muss, ist, dass mit Tommy mal wieder eine Gastrolle eingeführt wurde, die richtig Eindruck hinterlassen hat. Michael Drayer hat den jungen Mann, den man nur als Labertasche und Aufziehmännchen bezeichnen kann, hervorragend und nachdrücklich dargestellt. Tommy ist so ein typischer Kleinkrimineller, der im Herzen einfach nur gut ist, den man auch auf Anhieb mag, der sich aber durch seine Eigenschaften leicht manipulieren lässt. Daher gönnt man es ihm, dass er tatsächlich eine gewisse Stabilität in seinem familiären Umfeld erreicht hat und dass er nichts lieber will, als dieses zu behalten. Nur tritt Adam wieder in sein Leben und nutzt ihn letztlich auch aus. Er ködert ihn mit Geld und mit einem gelöschten Vorstrafenregister, was natürlich verlockend ist, um weiter am Leben abseits der Kriminalität zu arbeiten. Jedoch ist es nicht gerade schlau, einen Ex-Drogenjunkie in einen Drogenfall mitreinzuziehen. Kim mag noch so oft die Augen über Tommy verdreht haben, aber sie hat ihn kapiert und deswegen gleich mehrfach zu intervenieren versucht. Nicht so aber Adam, für den nach dieser Episode keine Lanze zu brechen ist. Es gab mehrere deutliche Warnsignale, er hat alle missachtet. Und spätestens als er ihn selbst zu einer bekannten Drogenhöhle fährt, damit Tommy seine Dosis bekommt, um zu 'funktionieren', war ich nur noch entsetzt. Und noch mal: hat dieser Kriminalfall das wirklich erfordert? Ich bleibe bei einem definitiv nein.

Zudem hat mir absolut nicht gefallen, auf welche Weise diesmal Polizeibrutalität in das Blickfeld genommen wurde. Adam muss sich an einer Stelle gegen einen Dealer erwehren und da er unbewaffnet ist, muss er eben körperlich ordentlich zugreifen, was aber aufgenommen wurde, weswegen ein Skandal in einem Land droht, das schärfstens auf das Verhalten von Polizisten blickt. Zunächst gibt es eine Standpauke von Hank Voight, der sicherlich Samantha Miller im Nacken vermutet. Aber als Adam dann sein Verhalten umstellt und gegen seine Instinkte agiert, hat Hank plötzlich wieder volles Verständnis. Das ist zum einen die völlig falsche Einstellung, um dem Thema Polizeibrutalität zu begegnen, da es einer klaren Linie bedarf. Aber zum anderen ist das auch eine völlig falsche Botschaft an den Zuschauer, denn eine klare Positionierung ist es eben auch nicht. Stattdessen wird eine Hilflosigkeit ausgestrahlt, dessen Blöße sich "Chicago P.D." nicht geben sollte. Natürlich wird hier nicht Polizeiarbeit nach Vorschrift gemacht. Das war nie das Thema der Cop-Serie, aber so deutlich Nichtachtung zeigen, muss auch nicht sein.

Fazit

Kann man nach zwei Episoden schon von einem offiziellen Tief sprechen? Es fühlt sich jedenfalls sehr danach an, da die Erzählweise aktuell in allen Episoden die gleiche ist. Während es bei Kim vor zwei Wochen noch gepasst hat, ist es aber ärgerlich, dass an Jay Halstead oder jetzt Adam kein gutes Haar gelassen wird. Zumal es eben kein Teil einer nachvollziehbaren Charakterentwicklung ist. Weiterhin gefällt mir der Umgang mit dem Thema Polizeibrutalität nicht. Egal könnte man nicht lauter schreien.

Lena Donth – myFanbase

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