Bewertung

Review: #2.06 Hinter Gittern

Kevin Atwater ist zwar inzwischen schon einige Episoden lang Teil der Intelligence Unit, aber bislang war er doch eher Mitläufer. Dazu dann noch die Worte von Alvin Olinsky im Ohr, dass es Kim Burgess vielleicht mehr verdient hätte, da wundert es wenig, dass er immer im Hinterkopf hat, sich wirklich noch einmal richtig beweisen zu müssen, damit auch jeder für sich ablegt, dass er sich diesen Job verdient hat. Genau dieses Ansinnen beleuchtet nun diese Folge.

Zunächst ist es wirklich schön, dass trotz des beruflichen Auseinanderdriftens von Kevin und Kim ihre Freundschaft stabil ist. Man hat zwar an Kims Reaktion auf Vinessa Atwaters unschuldige Frage hin, warum sie nicht mehr zusammenarbeiten, gemerkt, dass sie es sich anders wünschen würde, aber sie begegnet Kevin deswegen nicht neidisch und er muss dementsprechend auch kein schlechtes Gewissen ihr gegenüber haben. Als es in seiner Gegend zu einem brutalen Mord an einem 10-jährigen Mädchen kommt, da sieht Kevin seine große Chance gekommen, wobei ich ihm jetzt kein kalkulierendes Verhalten unterstellen möchte, denn man hat schließlich sofort gemerkt, dass er sich an Vinessa erinnert fühlte und dann mit dem Leid von ihrer Mutter Janice vor Augen das Ganze sofort sehr persönlich genommen hat. Mit seiner Hartnäckigkeit hat er dann auch bewirkt, dass er und Adam Ruzek gemeinsam als Häftlinge und Antonio Dawson als Wächter in einem Gefängnis undercover gehen, damit sie den vermeintlichen Auftraggeber überführen können. Ich fand die ganze Storyline im Gefängnis selbst eigentlich sehr gelungen, denn auch wenn Kevin und Adam andere Rollen gespielt haben, sie waren ihrem eigenen Charakter dennoch sehr nah. Adam der hitzköpfige Unruhestifter und Kevin der körperlich massive, ruhige Fels in der Brandung, der auch wegen seiner Verwandten die Gesetze des Gefängnisses bestens kennt und sich deswegen entspannt durch das Geschehen manövriert. Dass Schutzgewahrsam am Ende nicht viel anders als der eigentliche Trakt aussah, äh ja, geschenkt, Kevin brauchte eben Zugriff auf Devon. Am Ende war dann seine emotionale Involvierung auch sehr deutlich, denn so wie er Devon bearbeitet hat, hui, das hätte übel ausgehen können. Aber Kevin hat eben immer Vinessa vor Augen gehabt und deswegen war es eine so berührende Szene am Ende, wenn er sie einfach nur anguckt und dankbar ist, dass sie eben noch da ist.

Kim steckt derweil mit Sean Roman in einem ganz anderen Dilemma, denn er legt sich mit Alvin an. Man konnte förmlich merken, wie unangenehm es ihr war, als Sean seine Schimpftirade loswurde. Auch wenn sie für ihren Partner nichts kann, aber man konnte ihr dennoch anmerken, dass sie irgendwie die Sorge hatte, dass das nun hängenbleibt, weswegen sie Alvin noch eine zusprechende Geste geschenkt hat. Aber Kim ist eben auch generell kein Mensch, die sich einfach aus Loyalität auf jemandes Seite schlägt, deswegen war gut zu merken, dass sie Sean gegenüber dennoch offen war und lernen wollte, warum ihn dieser eine Fall so aufbringt. Er bleibt derweil ein gewisses Mysterium, denn während er Alvin gegenüber unerbittlich ist, ist er den jugendlichen Straftätern, die ihn und Kim wirklich an der Nase herumgeführt haben, gegenüber mit der zweiten Chance da. Sean hat also zwei Gesichter, aber auch seine Liebe für die Polizeijugend hat eigentlich gezeigt, dass Polizist sein immer schon sein großer Traum war und dass er so vermutlich auch ein großes Gerechtigkeitsbewusstsein aufgebaut hat. Jetzt ist es nun wahrlich nicht verwerflich, dass Sean ausgerechnet Alvin gegenüber die Skepsis hat, denn von ihm und Hank Voight erleben wir in dieser Episode gleich mehrfach Momente, wo sie die Strafverfolgung zu ihrem Spielfeld, zu ihren Spielregeln gestalten und da gibt es manchmal Opfer. Dennoch war Alvin anzumerken, dass er wirklich verunsichert war. Er ist damit im Gegensatz zu Hank wirklich derjenige, der am ehesten von seinem Gewissen eingeholt wird.

Schließlich haben wir auch noch das Angebot von Steve Kot an Erin Lindsay. Es war klar, dass das nicht einfach unter den Tisch gekehrt wird, aber zu Beginn der Episode ging sie noch sehr spielerisch damit um, als sei es eher absurd. Dennoch hat es sie eben nicht losgelassen, weswegen sie Jay Halstead dann eingeweiht hat, der total offensichtlich überhaupt nicht begeistert ist. Vielleicht will Erin ihn damit auch etwas reizen, aber es ist auf jeden Fall klar, warum sie nicht sofort zu Hank damit gelaufen ist. Auch bei ihr hinterlässt der Fall schließlich Spuren wie bei Kevin. Ich kann verstehen, dass danach der Wunsch gärt, solche Verbrechen schon im Keim zu ersticken, aber in meinen Augen wirkt Kots Angebot doch sehr utopisch. Dass Erin Freiheiten eingeräumt werden würden, das ist sicherlich in der Tat reizvoll, aber ansonsten wirkt der Sinn der Task Force wie Science Fiction und ich bin nicht sicher, ob sich Erin da etwas blenden lässt. Hank wird auf jeden Fall nicht begeistert sein, wenn er davon erfährt.

Fazit

"Chicago P.D." gibt in dieser zweiten Staffel die erste Episode an Kevin Atwater, damit sich dieser mal für die Intelligence Unit beweisen darf. Das war auch wirklich gut auf ihn zugeschnitten, zumal es über die Parallele zu Vinessa sehr emotional wurde. Ansonsten hält die Serie zwei Konflikte mit dem Jobangebot für Erin Lindsay und der Fehde von Sean Roman gegen Alvin Olinsky am Laufen, was einiges an Spannung verspricht.

Lena Donth – myFanbase

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