Review: #2.07 Schrecken mit Ende
"Chicago P.D." absolviert in dieser Staffel, das erste gemeinsame Crossover mit "Chicago Fire" UND "Law & Order: New York", wobei der Fokus vor allem auf den beiden Crime-Serien gelegen hat, um den Fall von Menschenhandel mit größerem Umfang erzählen zu können. Hier findet das Crossover nun sein großes Ende. Ist der Abschluss gelungen und werden weitere Events dieser Art zu empfehlen sein?
Ich persönlich schaue "Law & Order: New York" nicht. Natürlich sind mir einige Schauspieler*innen von dort ein Begriff, aber vor allem bei den jeweiligen Rollen habe ich überhaupt kein Vorwissen. Das ist bei solchen Crossover-Events eigentlich kein großes Drama, denn es geht da weniger um etablierte Strukturen, sondern vielmehr um Fälle, die man mal wirklich größer und raffinierter aufbauen kann. Zudem hatte ich insgesamt auch den Eindruck, dass ein Fokus doch eher auf "Chicago PD" lag. Denn durch Erin Lindsay war dort die persönliche Ebene, während "Law & Order: New York" in meiner Wahrnehmung eher Hilfestellung geleistet hat. In #16.07 Chicago Crossover hat man das auch schon gemerkt, denn ich hatte nicht den Eindruck, dass ich an einer Stelle nicht mitgekommen wäre, weil dort wirklich nur der Fall im Fokus stand. Höchstens in Bezug auf Nick Amaro habe ich festgestellt, dass es da vielleicht Andeutungen gab, aber es fühlte sich auch nicht wie eine Lücke an, das nicht interpretieren zu können. Vor allem Amanda Rollins und Olivia Benson waren aber gut gewählte Rollen, um etwas auszusagen, was eher als allgemeiner Platzhalter dienen kann. In diesem Finale war es dennoch aber seltsam, dass Rollins und Amaro dann irgendwann abgetaucht sind und stattdessen Benson nur noch in den Vordergrund geschoben wurde. Das wirkte etwas unnatürlich.
Ansonsten aber möchte ich erstmal noch loben, dass sich wirklich eine Ermittlung ausgeguckt wurde, die so ein Crossover wert war. Diese Organisation, die sich da an dem Menschenhandel beteiligt hat, war auf so viele Ebenen tätig und jede Zwischenebene hat ihren schrecklichen Beitrag geleistet, so dass es auch logisch war, dass es jeweils immer etwas abzuarbeiten gab. Je mehr scheinbare 'Normalbürger' in so etwas verwickelt sind, desto mehr geht man der intuitiven Frage nach, warum sie das getan haben. Und so konnte man jetzt eben nochmal aufzeigen, dass die Beteiligten da auch extrem unterschiedlich waren. Manche wussten gar nichts oder haben sich bewusst naiv gegeben, manche wussten, dass sie psychisch krank sind und es eigentlich falsch ist, was sie tun und dann wieder andere, denen war es einfach egal, da ging es um Macht und Geld. Die Klassiker... Dennoch hat man in diesem Abschluss doch gemerkt, dass die Luft etwas ausgeht, denn Van Camp als Täter war durchaus schon früh offensichtlich. Wie übertrieben betroffen er sich gezeigt hat, als gegen seine Mitarbeiterin ermittelt wurde und dass er einen Namen genannt hat, der in eine Sackgasse führte, das waren doch Anzeichen genug. Zudem wurde Van Camp als Kopf der Operation in den Berichten so schrecklich dargestellt, dass es dann etwas unbefriedigend war, ihn nicht in Action zu sehen. Das war etwas schwach.
Ich war auch nicht völlig glücklich, wie es mit Teddy weitergegangen ist. Dass Barbara 'Bunny' Fletcher noch eingebunden wurde, hat natürlich Sinn ergeben, aber die gemeinsame Geschichte wurde dadurch nicht konkreter aufgearbeitet. Das waren dann so Kleinigkeiten, wo man deutlich gemerkt hat, dass der Fall wichtiger war als persönliche Entwicklungen. Teddy weist Bunny zunächst in die Schranken, geht aber später bei ihr erstmal wohnen. Das passt nicht so wirklich. Vielleicht hätte man Bunny also doch eher aus der Gleichung rausgenommen und es dann später noch einmal anders versucht. Denn das, was bei Erin und ihrem Halbbruder versucht wurde, das war gut. Denn sie hat sich natürlich mit großen Schuldgefühlen herumgequält, weil sie im Endeffekt doch dieselbe Geschichte erlebt haben. Doch sie wurde von Hank Voight gerettet, während Teddy in ein übles Schicksal reingeschlittert ist. Dennoch war Erin zu dem Zeitpunkt ja selbst noch so jung, dass man es ihr nicht vorwerfen kann. Da trägt Bunny doch ganz alleine die Schuld dran, die eben Kinder bekommen hat, obwohl sie als Mutter gar nicht bereit war. Aber Schuldgefühle abzulegen und sich die eigene Ohnmacht einzugestehen, ist auch nicht leicht, weswegen es eine passende Symbolik für Erin war, die sich bei Amy so reingehängt hat. Sie hat sicherlich in ihr eine zweite Chance gesehen, um ein Kind mit sehr ähnlichem Schicksal zu retten. Aber gut, dass Teddy, der bis dato doch sehr angriffslustig war, was ich auch gut nachvollziehen konnte, Erin dann indirekt die Absolution erteilt hat. Ihm wird selbst bewusst geworden sein, dass er seiner Schwester es nicht vorwerfen kann, dass sie es besser erwischt hat. Zudem hat sie mit Durchhaltevermögen ihm gezeigt, dass sie ein Kapitel seiner Vergangenheit für ihn schließen wollte. Da standen dann doch alle Zeichen auf ehrliche Versöhnung. Dennoch hat Teddy natürlich eine schwierige Vergangenheit und er wird alle Hilfe brauchen können, die man ihm geben kann. Denn das Zerschlagen des Rings im Menschenhandel macht leider nicht alles auf einmal wieder gut.
Zuletzt haben wir in diesem Abschluss dann noch den Gegensatz zwischen Benson und Hank als Führungskräfte ihrer jeweiligen Einheiten ausgespielt. Das wurde auch schon in der anderen Episode unterstrichen. Hank und seine Leute machen es eher brachial, erpresserisch und Bensons Einheit hat einen langen Atem, Geschick und Raffinesse auf emotionaler Ebene. Dass ich letztlich für Bensons Stil bin, wird da wohl schnell klar sein. Aber so unterschiedlich die beiden auch sind, man hat doch gemerkt, dass der jeweilige Respekt da ist. Während das Hank ihr gegenüber sicherlich leichter fällt, verstehe ich aber auch Benson, die selbst weiß, dass gewisse Verbrecher eine andere Ansprache brauchen. Dennoch muss es immer einen Mittelweg geben. Zwar war die Ansprache von ihr an Van Camp für mich keine rhetorische Meisterleistung, aber es ist dennoch die Taktik der geringsten Probleme und Nachwirkungen. Ein schönes Bild war es auf jeden Fall, dass es am Ende die Ehrenformation für den gestorbenen Polizisten gab, denn da ja noch der Besuch aus New York vor Ort war, hat das einfach eine Verbindung in der Sache gezeigt. Dass Adam Ruzek den verstorbenen Polizisten kannte, war völlig unnötig für die Geschichte. Trudy Platts Feuereifer für die Sache hätte völlig gereicht. Zumal es von ihr kommend auch mehr bewegt, denn wenn jemand eher knorrig und unnachgiebig daherkommt, dann wirken solche Emotionen tiefer. Insgesamt darf es also weiter gerne Crossovers geben, wo die individuelle Ebene nicht so entscheidend ist, damit es alle verstehen, auch wenn nicht alle alle beteiligten Serien gucken.
Fazit
Das große Crossover mit "Chicago Fire" und "Law & Order: New York" wird konsequent zu Ende geführt, wenn auch am Ende wohl etwas die Puste ausgegangen ist. Auf der charakterlichen Ebene wurde sich auch vornehm zurückgehalten. Dafür waren es dann die Stile der verschiedenen Einheiten, die gegeneinander ausgespielt wurden, die mir hängen bleiben werden und kleinere emotionale Momente.
Lena Donth – myFanbase
Die Serie "Chicago P.D." ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: They'll Have to Go Through MeErstausstrahlung (US): 12.11.2014
Erstausstrahlung (DE): 28.07.2017
Erstausstrahlung (Pay-TV): 06.10.2015
Regie: Sanford Bookstaver
Drehbuch: Maisha Closson
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