Bewertung

Review: #3.02 Ärger im Anzug

Foto: Brian Geraghty, Chicago P.D. - Copyright: RTL / NBC Universal
Brian Geraghty, Chicago P.D.
© RTL / NBC Universal

Wie auch schon die zweite Staffel zeigt auch die dritte Staffel von "Chicago P.D.", dass die Verantwortlichen an vielen Enden weitererzählen wollen. Das funktioniert bislang mal sehr gut und mal weniger gut.

Fangen wir mit einer positiven Sache an. Ich hatte zwar nicht wirklich den Verdacht, dass Sean Roman tatsächlich mit irgendwas experimentieren könnte, aber auch seine schwache Form bei der Verfolgungsjagd, es war offensichtlich, dass hier etwas los ist. Aber zum Glück ist es ein heldenhafter Grund, denn Sean wird sein Knochenmark spenden. Das passt sehr gut zu seinem bisher ausgebauten Charakter und ich denke auch, dass es für Kim Burgess dazu ein Beleg ist, dass all ihre Entscheidungen FÜR Sean im letzten Jahr gerechtfertigt waren, denn er ist ein guter Kerl. Positiv sehe ich auch die Entwicklung bei Alvin Olinsky und Michelle Sovana. Auch wenn ich der Jugendlichen gegenüber höchst skeptisch bin, weil sie zu deutlich auf Methode emotionale Erpressung setzt, aber man merkt ihm an, dass er das auch durchschaut und auf eine gewisse Art und Weise kontrolliert. Auch wenn er mit dem Geld an einigen Stellen nachgegeben hat, aber das war doch aus Weitsicht und nicht aus schlechtem Gewissen heraus. Zumal er ihr erst etwas Freiraum gegeben hat und dann erst die klare Ansage, dass Hilfe an gewisse Bedingungen geknüpft ist. Das verspricht doch für die kommende Zeit etwas.

Der Fall der Woche gehört für mich inhaltlich auch noch zu den Highlights, wenn es auch schon die kritischen Aspekte etwas kreuzt. Zunächst stimme ich Antonio Dawson zu, wenn Kinder involviert sind, dann ist es immer emotionaler. Bei ihm wurde es dafür genutzt, seine Sehnsucht nach seinen Kindern zu unterstreichen. Das finde ich als Thematik auch nachvollziehbar und vielversprechend, aber verknüpft mit dem Fall hätte man es intensiver aufziehen können. Denn so flippt er mal kurz aus und darf am Ende ein Kind retten und fertig. Das war leider etwas wenig, wenn auch das finale Gespräch mit Diego am Telefon wieder Pluspunkte sammeln konnte. Der Fall wiederum war wendungsreich. Zunächst im Milieu von Kinderschändern vermutet, war die letztliche Motivik doch sehr überraschend. Aber es war auch wieder ein Fall, der sehr sinnbildlich für die Gesellschaft ist. Diese Nachbarschaft, die wie Pech und Schwefel zusammengehalten hat und die sich im Grunde ihre eigene Selbstjustiz zurechtgelegt hat. Es war schon heftig, wie die Mutter des toten Kindes da Backpfeifen verteilte. Geht's noch? Mit Trauer ließ sich das für mich nicht erklären. Aber dann eben auch die Vätergruppe, die sich so aufspielte, obwohl sie sie sinnbildlich selbst die Leichen im Keller gestapelt haben. Da musste ich doch wieder an die Bibel denken: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Auch wenn ich als Zuschauerin bei der Entwicklung des Falls keine Genugtuung empfunden habe, weil es eigentlich alles viel zu tragisch ist, so hat es doch gezeigt, dass man nicht über andere richten kann, nur weil man Weltmeister darin ist, vor der eigenen Türe den Dreck nicht zu erkennen.

Nun haben wir noch einen größeren Block rund um Erin Lindsay. Auch wenn mit dem Ende von Staffel 3 klar war, dass sie sicherlich nicht lange ohne Job verharren wird, aber gerade läuft es mir zu schnurgerade und einfach in der Genesung. Zum Staffelauftakt sah sie vom Make-Up her wirklich zum Fürchten aus und nun kann sie sich problemlos an alle Regeln halten. Ich hätte es da doch logischer empfunden, wenn doch sich mehr Zeit genommen werden würde. Was dafür eher passt, ist die Verbindung von Erin zu ihrer Mutter. Auch wenn Hank Voight verlangt hat, diese zu kappen, aber das gelingt nicht so leicht, was ich auch verstehe. Auch Hank versteht es, weil er sonst Jay Halstead nicht angewiesen hätte, da ein Auge drauf zu haben. Aber meine Güte, diese Frau! Bunny ist tatsächlich der Krebs in Erins Leben. Denn es ist so offensichtlich, dass es ihr gar nicht um Erin als Tochter geht, sondern um den Besitz an ihr oder Macht über sie. Denn wenn sie sie hat, weiß sie mit ihr nicht umzugehen. Wenn aber Hank Einfluss hat, da spielen ihre Gedanken verrückt. Dass sie nun ihn also in Schwierigkeiten bringen will, in ihrer Logik absolut richtig. Ihn will sie vernichten. Aber vielversprechend finde ich das nicht, denn dafür strengt mich die Figur einfach zu sehr an.

Fazit

Die Episode war voll von vielen unabhängig erzählten Kleinerzählungen. Auch wenn alles seine Bewandtnis hat und insgesamt auch eine kurzweilige Folge ergibt, so ist es unterm Strich gerade etwas oberflächlich erzählt. Gerade bei Antonios Trennungsschmerz von den Kindern und bei Erins Rückkehr in den Job könnte man entschieden mehr machen.

Lena Donth – myFanbase

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