Bewertung

Review: #3.14 Endspiel

Foto: Sophia Bush, Chicago P.D. - Copyright: RTL / NBC Universal
Sophia Bush, Chicago P.D.
© RTL / NBC Universal

Nachdem das letzte Crossover zwischen "Chicago P.D." und "Law & Order: New York" auch "Chicago Fire" mit eingeschlossen hat, kehrt man wieder zur ursprünglichen Kombination zurück, bei der nur die beiden Cop-Serien aufeinander Bezug nehmen. Auch wenn diese Crossover bislang wirklich gut funktioniert haben, so hatte ich doch diesmal einen zentralen Kritikpunkt.

Die grundsätzliche Idee, zwei Schwerverbrecher zu nehmen, die für die Serien jeweils eine große Bedeutung haben, und sie als Partner zusammenzubringen, damit sie fliehen, das ist löblich. Als Fan von "Prison Break", wobei man da als Zuschauer*in eher auf Seiten der Verbrecher war, ist das eindeutig ein reizvolles Thema. ABER: Ich fühlte mich in #17.14 Großfahndung von "Law & Order: New York" irgendwie ausgeschlossen. Während mir Greg Yates, gespielt von Dallas Roberts, durch das letzte große Crossover noch sehr gut ein Begriff war, so habe ich selbst bei ihm schon gemerkt, dass als nicht regulärer "Law & Order: New York"-Gucker sehr viel an mir vorbeigegangen ist. Dazu kam dann noch, dass der andere Verbrecher, um den sich alles dreht, Dr. Rudnick, völlig unbekannt für mich war. Vielleicht hätte ich das mit Rudnick alleine noch hinbekommen, auch mit dem Gedanken, dass es eben der Beitrag der anderen Serie ist, aber dass auch Yates in zwei weiteren Folgen zu Beginn von Staffel 17 wohl intensiver beleuchtet wurde, hat mich im Grunde bei Dreivierteil des Geschehens völlig unwissend da stehen lassen. Ich fand die Crossover nie problematisch, auch wenn ich "Law & Order: New York" nicht gucke, eben weil vieles bewusst zurückgeschraubt ist und es mehr um die Fälle geht. Aber so war man als reiner "Chicago P.D."-Gucker völlig außen vor.

Deswegen fehlte mir im Auftakt vor allem die Verbindung, die zwischen Yates und Amanda Rollins entstanden ist. Aber offenbar ist auch zwischen Yates und Rudnick viel vorgefallen. Das konnte ich mir alles dann zusammenpuzzlen, aber gelungen und zuschauerfreundlich war es so nicht. Bislang waren das alles Eindrücke zur ersten Episode, aber eigentlich soll es in dieser Review um den Abschluss des Crossovers gehen. Aber das war mir alles wichtig zu nennen, weil ich diese Unzufriedenheit als Voreindruck im Gepäck mitgebracht habe. Auch wenn es sich hier wieder deutlich vertrauter anfühlte, aber aus Crossover-Sicht war es auch hier wieder sehr schlampig. Die Szene zwischen Kim Burgess und Adam Ruzek: hätte man sich sparen sollen. Denn wenn es umgekehrt auch reine "Law & Order: New York"-Zuschauer*innen gibt, dann war das ein Einschub, der völlig ohne Kontext ist und auch zu nichts hinführt. Genauso ist irritierend, dass zuvor Amanda als Bezugsperson Nummer Eins von Yates inszeniert wurde. Ist auf einmal völlig vergessen, stattdessen ist die neue Obsession Erin Lindsay. Das ist zwar nicht unlogisch, weil die beiden über Nadia Decotis die Verbindung haben, aber ja, sie haben tatsächlich auch eine recht ähnliche Lebensgeschichte, wie später aufgeklärt war. Aber dennoch: warum wurde Amanda auf einmal so schnell fallen gelassen und vor allem, warum war sie keine der Gastdarstellerinnen dieser Episode? Stattdessen wurde neben Olivia Benson noch Fin Tutuola vorbeigeschickt und die beiden waren so überflüssig für diese Episode, dass es schon nahezu an Lächerlichkeit grenzte.

Schütteln wir das also alles mal ab und fokussieren uns auf das, was wir inhaltlich im Kern bekommen haben und das war sicherlich vollkommen solide. Auch wenn ich zwei Episoden zu Yates nicht mitbekommen habe, aber er ist offenbar sehr intensiv aufgebaut worden und Roberts hat als Darsteller sichtlich Spaß gefunden. Mit den Enthüllungen rund um seine Vergangenheit wird für mich auch ein runder Abschluss gefunden, weil so noch einmal in die Psyche vorgedrungen wird. Es ist das letzte Teilchen, wonach man sagen kann, aus diesem Antagonisten wurde für so ein Format wirklich alles rausgeholt und das ist lobenswert. Die Verbindung zu Erin war wie gesagt logisch und es war auch nachvollziehbar, warum sie auch so emotional aufgewühlt involviert war. Es waren nicht nur rein die Gefühle für Nadia, die hier bedeutsam waren, sondern auch aus der ersten Episode die Gewissheit, dass sie den Vater hätte retten können. Es hatte sich viel angestaut, weswegen sie richtig auf 180 war, das Kapitel Yates endlich zu einem Ende zu bringen. Aber natürlich hatte Hank Voight da ein Wörtchen mitzureden, weil er sie gut genug kennt, um die Gefahren von einer ebensolchen Agenda zu kennen. Doch all die Schutzmaßnahmen, die er für sie errichtet hat, die reichen nicht aus, wenn ein perfider Serientäter ganz eigene Pläne hat und Erin war ganz eindeutig Teil seines geplanten Showdowns.

Ich fand es geschickt gemacht, wie die Parallelen zwischen Erin und Yates immer mehr offenbart wurden und dass er es auch geschafft hat, Barbara 'Bunny' Fletchers Nummer zu klonen und so damit auch selbst zu spielen. Ich hoffe aber auch, dass Erin in diesem Vergleich eine wichtige Erkenntnis für sich selbst entdecken kann. Auch sie wurde von ihren Eltern nie so gewollt, wie sie es sich gewünscht hat, aber dennoch ist sie keine Serienkillerin, sie steht auf der anderen Seite des Gesetzes. Auch wenn sie selbst nicht perfekt ist und genauso Schwächen hat, so ist sie doch stabil genug, auch weil sie sich Menschen in ihrem Leben öffnet. Es war klar, dass Yates das ganze Chaos nicht überleben würde. Das hat schon der englische Originaltitel verloren, weil es im literarischen Verständnis wie eine Ballade klingt, die ihn überlebt. Doch die Geschichte von Yates wird ihn nicht so überleben, wie er sich das wohl gewünscht hat.

Auch wenn es insgesamt eine Episode war, die kurzweilig war und in einem gewissen Sinne auch den Abschluss Erin gibt, den sie nach Nadias Tod früher gebraucht hätte, so ist es einfach keine Highlight-Episode. Im Großen und Ganzen war die Idee für die Absicht des Crossovers absolut lobenswert, aber in der Umsetzung war es nicht genug. Deswegen erwischte ich mich dann auch wieder bei den Gedanken, welche Figuren zuletzt sehr auf der Strafbank gelandet sind. Das ist aktuell besonders bei Jay Halstead akut, denn ich habe den Eindruck, dass es sein einziger Job ist, sich ständig um Erin Sorgen zu machen, aber weder wird er nochmal beruflich herausgefordert, noch wird die Beziehung zu Erin entwickelt. Es gibt genug charakterliche Baustellen, aber hier hat sich damit Jay regelrecht aufgedrängt.

Fazit

Crossover ist bislang für die Dick Wolf-Serien ein Qualitätssiegel gewesen, aber diese inhaltliche Überschneidung mit "Law & Order: New York" vergessen wir lieber schnell wieder. Die Idee an sich war genau richtig, aber die Schwächen aus der Auftaktepisode können hier nicht ausgemerzt werden, so dass der inhaltliche runde Abschluss für Erin in Sachen Yates einfach nicht so wirken konnte, wie es wahrscheinlich gewünscht war.

Lena Donth – myFanbase

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