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Review: #1.12 Die Weihnachtsschlacht

Foto: Yvette Nicole Brown, Community - Copyright: Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved
Yvette Nicole Brown, Community
© Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved

Wenn uns die bisherigen Folgen von "Community" eines gelehrt haben, dann ist es die Tatsache, dass am Greendale Community College keine Gelegenheit ausgelassen wird, um die Studenten mit schrägen Schulveranstaltungen bei Laune zu halten. Auch das bevorstehende Weihnachtsfest sollte da keine Ausnahme darstellen, und so darf rechtzeitig zum Abschluss des ersten gemeinsamen Semesters der Spanischlerngruppe das klischeehaft-kitschige Winter Wonderland mitten auf dem Campus nicht fehlen - Dekan Pelton sei Dank! Dem nicht genug, lässt es sich der herrlich skurrile Schulleiter natürlich nicht nehmen, die Weihnachtsstimmung mit einem eigens kreierten Festtagsboten, dem bewusst konfessionslosen Mr. Winter ("Whoa! What's that sound? Is it the tippy-tapping of secular boots on the roof?"), abzurunden. Wie es zuvor schon beim Entwurf des offiziellen Greendale-Schulmaskottchens der Fall war, gelingt es Dekan Pelton einmal mehr, mit einer an sich gut gemeinten Geste, die der bunt gemischten Studentenschaft Tribut zollen soll, alle gleichermaßen zu irritieren. Hut ab vor dem erneuten Kopfsprung ins Fettnäpfchen und der abermals wunderbaren Darbietung von Geheimwaffe Jim Rash, die bislang leider viel zu selten zum Einsatz gekommen ist. Ergänzt man dies um eine erwartungsgemäß haarsträubende Abschlussprüfung im Kurs von Señor Chang ("True or 'falso' or none of the above? That doesn't make any sense!"), so sind die Rahmenbedingungen für eine weitere unterhaltsame "Community"-Episode nahezu perfekt.

Sehr zugutehalten muss man der Folge #1.12 Die Weihnachtsschlacht aber auch, dass endlich einmal Shirley, der bis dato blasseste Hauptcharakter der Serie (No pun intended!), ordentlich in den Vordergrund gerückt wird. Als streng gläubiger Christin liegt ihr Weihnachten besonders am Herzen, und das, wie sich herausstellen sollte, nicht nur aus religiösen Gründen. Vielmehr ist für sie die Feier in Greendale angesichts ihrer schwierigen familiären Situation die vielleicht einzige Chance, in diesem Jahr ein paar besinnlich-entspannte Stunden mit guten Freunden zu verbringen. Umso größer ist ihre Überraschung, als sie herausfindet, von welch religiöser Vielfalt sie umgeben ist: Jew Annie ("Say the whole word!" - "Jewie?"), Zeuge Jehovas Troy, Muslim Abed, Atheistin Britta, Agnostiker Jeff (a.k.a. "lazy man's atheist") und zu guter Letzt Pierce "Level Five Laser Lotus" Hawthorne, seines Zeichens stolzes wiedergeborenes Mitglied einer dubiosen Buddhistensekte. Darstellerin Yvette Nicole Brown zieht hier gekonnt alle Register, als sich Shirleys Mimik vom freundlich geheuchelten Verständnis ("I respect all religions in the world.") hin zum regelrechten Entsetzen ("The Lord is testing me!") wandelt. Insgesamt kann dieser Handlungsstrang nicht nur durch die willkommene Charakterarbeit bei Shirley überzeugen, sondern auch durch den erfrischend bissigen und dennoch respektvollen Umgang mit dem heiklen Thema Glaube. Egal ob Shirley sich mit ihren selbst gebastelten WWBJD-Armbändern ("What would baby Jesus do?") brüstet oder Annies Menora ganz dezent in den Untiefen des Weihnachtsbaumes verschwinden lässt - an gelungenen Pointen mangelt es hier wahrlich nicht.

Durchaus amüsant gestaltet sich auch der zweite Teil der Handlung, Jeffs Konflikt mit dem von Leinwandheld Anthony Michael Hall ("Der Frühstücksclub") dargestellten Schulfiesling Mike. Allein schon, wie süffisant-überspitzt hierbei das in Collegeserien so weit verbreitete Bully-Klischee durch den Kakao gezogen wird, macht diese Storyline zu einer sehenswerten: Natürlich präsentiert Mike sich mit supercoolem Oliba und ärmellosem T-Shirt, natürlich ist er stets von seiner bedrohlichen Entourage umgeben ("We get it, you and the A-Team are awesome!") und natürlich reicht sein begrenzter Intellekt bestenfalls für drittklassige Sprüche ("Knock, knock! My fist up your balls."). Doch auch was die Dynamik innerhalb der Lerngruppe anbelangt, hält der unausweichliche Showdown zwischen Mike und Jeff einige nette Momente parat. Während Abed etwa in gewohnt Popkultur-lastiger Manier über Jeffs Tapferkeit ins Schwärmen gerät ("Jeff protected my honor! It was like 'My Bodyguard', but I was the kid from 'Meatballs', Jeff was the guy from 'Full Metal Jacket' and the mustache guy was the brother of the guy in 'Entourage'."), können Troy und Pierce mit erstaunlich effektiven Kampftipps auftrumpfen. Hier noch einmal ihr Geheimrezept für interessierte Nachahmer: bedrohliche Augengeste à la Forest Whitaker + rhetorisches "'s up?" in Dauerschleife = vorprogrammierter Erfolg! Angesichts solch charmanter Albernheiten macht es auch fast nichts aus, dass dieser Folge der allerletzte Funke Innovationskraft fehlt, um in derselben Liga wie das bisherige Serienhighlight, #1.07 Mexikanisches Halloween, mitzuspielen.

Nicht unter den Tisch fallen gelassen werden darf an dieser Stelle der kleine aber sehr feine Beitrag, den Britta am Rande des Geschehens leistet. Mit ihrer ganz eigenen These über die wahren Motive der männlichen Kampfeslust ("The real reason men fight is to release their pent-up gayness.") sorgt sie gleich an mehreren Stellen für gute Sprüche. Spätestens wenn dann anlässlich der Massenschlägerei im Winter Wonderland reihenweise die Hüllen fallen und Mikes Freunde sich mit nackten Oberkörpern in den Kampf stürzen, hat sie dank ihrer Wusst-ich's-doch-Reaktion ("Come on, I'm being punk'd, right?") den wohl größten Lacher das Tages auf ihrer Seite. Überhaupt weiß die abschließende Prügelei bestens zu unterhalten, was nicht zuletzt an der ausgeklügelten Choreographie und der ironischen Musikuntermalung ("Kiss With a Fist" von Florence + The Machine) liegt. Und obwohl sich die Lerngruppe am Ende mit einer Unmenge an körperlichen Blessuren in die Winterpause verabschieden muss, deckt sich ihr Gesamteindruck vom letzten Semester mit dem Zuschauer: Hier haben sich in den vergangenen Monaten sieben ganz besondere Studenten zusammengefunden, deren Wiedersehen im nächsten Studienhalbjahr gar nicht schnell genug kommen kann. In diesem Sinne: Merry semester and a happy new one!

Willi S. - myFanbase

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