Review: #1.20 Die Spaßbremse
Eine Leiche direkt vor dem Schulgebäude, eine wilde Verfolgungsjagd quer über den Campus und ein megalomaner Möchtegern-Magier mit kosmischen Kräften? Herzlich willkommen zum April Fools' Day am Greendale Community College! Während man sich in jeder anderen Bildungseinrichtung über derartige Vorkommnisse vermutlich wundern würde, dürfte es "Community"-Kenner mittlerweile kein bisschen mehr überraschen, welch schwere Comedy-Geschütze hier anlässlich des 1. Aprils aufgefahren werden. Und wer ist wieder einmal indirekt schuld an dem Desaster? Dekan Pelton natürlich, genauer gesagt sein kläglicher Versuch, dem Ausarten von Aprilscherzen mit einer neuen Schulverordnung gegenzusteuern ("Anyway, just reminding you to keep any April Fools pranks physically safe, politically balanced and racially accessible."). Noch nie etwas vom Reiz des Verbotenen gehört, lieber Craig? Aber gut, dies ist nun wahrlich nicht die erste gut gemeinte Initiative ("I just don't want this to tarnish our school's reputation."), die nicht ganz die gewünschte Wirkung erzielt. Außerdem hätte es ja auch noch viel schlimmer kommen können als ein durchs offene Laborfenster fallender Obduktionskandidat, wie Wachtmeister Cackowski es so vortrefflich auf den Punkt bringt: "Don't worry, your school's reputation is way worse than this."
Erzählt wird das Geschehen rund um den Aufsehen erregenden Fenstersturz aus zweierlei Perspektiven, die beide gleichermaßen überzeugen können. Da wäre zum einen die Sicht der unfreiwilligen Täterin, Britta "buzz kill" Perry. Um ihrem Ruf als Spaßbremse bzw. Spaßvampir (Troy: "You're more of a fun-vampire, because you don't suck blood, you just suck.") zu entkommen, heckt sie einen Streich auf Kosten des Batrachophobie-geplagten Señor Chang aus, der durch eine Verkettung unglücklicher Umstände zu besagtem Leichen-Fiasko führt. Als wäre dieses Szenario an sich nicht schon amüsant genug, profitiert diese Storyline immens vom Einblick in das Gefühlsleben des anfänglichen Problemcharakters Britta. Wussten die Autoren zu Beginn der Serie noch nicht so recht, was sie abgesehen vom Katz-und-Maus-Spiel mit Jeff mit dieser Figur anstellen sollen, so haben sie mittlerweile eine sehr vielversprechende Richtung eingeschlagen. Fernab jeglicher für attraktive blonde Protagonistinnen geltenden Klischees ist Britta zu einem genauso liebenswerten Sonderling geworden, wie es etwa Highlight-Charakter Abed von Anfang an war. Mal ehrlich: Wer wollte die nach ihrem Scherzdebakel am Boden zerstörte Spaßbremse ("Knock, knock. Who's there? Cancer. Oh, good, come on in. I thought it was Britta.") nicht tröstend in den Arm nehmen?
Nicht weniger gelungen präsentiert sich parallel dazu die Ermittlerperspektive, erzählt aus Sicht der beiden freiwilligen Campus-Polizistinnen Annie und Shirley. Ihre Nachforschungen im Fall "Mysteriöser Leichenfund" sorgen für einige der bislang amüsantesten Szenen der Serie, allen voran die von Alison Brie meisterhaft dargestellte Selbsteliminierung durch Pfefferspray. Doch auch dieser Handlungsstrang hat mehr zu bieten als nur lustige Momente und gute Sprüche (Jeff: "Cagney, Lacey. What can I do you for?"). Ähnlich wie im Falle von Britta beweisen die Schreiberlinge sehr viel Fingerspitzengefühl, was die Charakterarbeit bei Annie und Shirley anbelangt. Insbesondere ihr Streit darüber, wer denn nun in die begehrte Rolle des "bad cop" schlüpfen darf und wer sich hingegen mit dem eher undankbaren Part des "good cop" begnügen muss, verleiht diesen Figuren eine interessante neue Facette. So sehnt sich die stets tugendhafte Annie offenbar danach, zur Abwechslung einmal ihre rebellische Ader zu zeigen, während Shirley ähnlich verbissen versucht, ihr biederes Hausfrau-und-Mutter-Image abzuschütteln. Einen weiteren Pluspunkt verdient der weise Schachzug der Macher, Abed bei diesem Teil der Handlung in seine Paraderolle als Meta-Kommentator schlüpfen zu lassen. Seine bei diversen Polizeifilmen und -serien aufgeschnappten Sprüche runden die herrlich dilettantische Ermittlungsarbeit seiner Studienkolleginnen perfekt ab.
Nicht ganz mit dem Niveau der Haupthandlung mithalten kann die Geschichte rund um Pierce und seinen stolz verkündeten Aufstieg zum "Level Six Laser Lotus" innerhalb seiner dubiosen Buddhistensekte. Zwar ist seine schier grenzenlose Verblendung ("From what I hear, I'll have immunity to germs, a heightened psychic ability and improved night vision.") zu Beginn noch ganz lustig und die von Comedy-Altmeister Chevy Chase wunderbar gespielte, kindliche Freude über sein Zauberkostüm ("I am the coolest guy in the world!") durchaus bemerkenswert, doch im Endeffekt mangelt es hier doch ein wenig an inhaltlicher Substanz. Gerade Pierce hat in den vorangegangenen Episoden schon oft genug als bloßes Lachobjekt für seine Mitstudenten herhalten müssen und hätte wieder einmal eine etwas dankbarere Funktion verdient. Kein solches Problem haben unterdessen Troy und Abed, denen zum Abschluss dieser mehr als soliden Folge erneut ein denkwürdiges Outro - Stichwort "Troy and Abed in the Morning" - gewidmet wird. Wem das Bromance-Fanherz bei so viel Liebe zum Detail (die eingängige Titelmelodie! die eigens kreierten Kaffeetassen! die großartigen Fan-Schilder im Hintergrund!) nicht höher schlägt, der ist bei "Community" wohl generell an der falschen Adresse.
Willi S. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Science of IllusionErstausstrahlung (US): 25.03.2010
Erstausstrahlung (DE): 30.06.2012
Regie: Adam Davidson
Drehbuch: Zach Paez
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