Bewertung

Review: #2.03 Das Gleichgewicht des Schreckens

Foto: Joel McHale, Donald Glover & Chevy Chase, Community - Copyright: Trae Patton/NBC
Joel McHale, Donald Glover & Chevy Chase, Community
© Trae Patton/NBC

Es ist eine der großen Stärken von "Community", Absurdität und Gefühl so zu mischen, dass sie sich die Waage halten, und damit beim Zuschauer zugleich herzhaftes Lachen als auch aufrichtige Emotionen auszulösen. #2.03 The Psychology of Letting Go hält diese Balance leider nicht ganz. Auf der Seite der Absurdität übertreiben es die Autoren diesmal ein wenig mit Pierces toter/vaporisierter Mutter in einer Lavalampe und obwohl sie dies mit dem herrlichen Zickenkrieg zwischen Britta und Annie wiedergutmachen, so verbucht diese Episode nicht so viele Lacher wie gewohnt.

Generell ist die Idee, dass Pierce einem Kult angehört, in dem Leute zu einem Level 5 Laser Lotus werden können, ja ziemlich witzig. Pierce ist in seiner Naivität und Ahnungslosigkeit überhaupt sehr witzig. Doch dass er dann wirklich felsenfest glaubt, die Essenz seiner Mutter würde in einer Lavalampe weiterleben, ist zu viel des Guten. Pierce mag ein alter Mann sein, der mit seinen Überzeugungen ein wenig zurückgeblieben ist, aber er hat es nicht verdient, als derart stupide hingestellt zu werden. Die ganze Storyline ist damit ein ziemlicher Rückschlag für Pierce, der als einziger der Gruppe keine wirkliche Weiterentwicklung durchmacht und hier wiederum auf der Stelle tritt, als er nicht einmal nach der Tonaufnahme seiner Mutter die Situation begreift. Schade. Denn obwohl die Moral der Geschichte natürlich sein soll, dass jeder das glauben darf, was er will – vom Atheisten über den Christen bis zum Laser-Buddhisten –, so wäre es doch schön gewesen, hätte Pierce das machen können, auf was der englische Titel der Episode hindeutet – nämlich loszulassen.

Umso besser ist dafür die B-Story rund um Annie und Britta, die beide Geld für die Ölkatastrophe sammeln wollen, wobei sich Annies mädchenhaftes Gehüpfe und ihr Bambi-Augenaufschlag als weitaus erfolgreicher erweisen als Brittas emanzipiertes Auftreten. Auch wenn dieser Konflikt zwischen den zwei Damen sicher nicht neu ist, so macht der Zickenkrieg doch einfach unglaublich Spaß. Brittas Annie-Imitation ist zum Schießen (toll, Gillian Jacobs!), Annie ist und bleibt einfach zuckersüß, und die Öl-Schlammschlacht setzt dem ganzen schließlich die Krone auf. Zum Schluss werden sich aber beide Frauen klar, dass sie eigentlich nur eifersüchtig auf die jeweils andere waren – nicht zuletzt wegen Jeff – und ihre eigenen Unsicherheiten zu kaschieren versucht haben. So ist es zwar vorhersehbar, aber trotzdem schön, wie sich beide wieder versöhnen.

In einem weiteren Nebenplot, der C-Story quasi, haben wir ein Duell zwischen Prof. Duncan, der einfach mal zum neuen Anthropologie-Dozenten ernannt wird, und Chang, der nach seinem Angriff auf Duncan nicht mehr in dessen Nähe darf. Dass Duncan in dieser Staffel wieder mehr Screentime hat, war definitiv eine goldrichtige Entscheidung. Der Brite hat stets die Lacher auf seiner Seite und gerade sein "Kraftfeld" gegen Chang in der Mensa ist einfach in jeder Hinsicht genial.

Genial in dieser insgesamt dann doch eher mittelmäßigen Episode ist aber vor allem ein Plot, die D-Story sozusagen, den man beim ersten Anschauen eigentlich überhaupt nicht mitbekommt. Es handelt sich um Abed, der einer schwangeren Mitstudentin hilft, sie über den Campus begleitet und letztlich sogar das Baby in einem Auto auf die Welt bringt. Diese Geschichte läuft komplett im Hintergrund ab und dürfte den meisten (inklusive mir) zunächst gar nicht aufgefallen sein. Doch sie zeigt sehr schön, was Pierce' Mutter in ihrer Abschiedsnachricht schon formulierte: Wir sind manchmal so sehr auf die Zukunft und den Tod fixiert (siehe Jeff und sein Cholesterin), dass wir am Leben vorbeileben und die wirklich wichtigen Dinge gar nicht sehen. Eine tiefgründige Message für eine Comedyserie, die mal wieder zeigt, wie toll man das Absurde und das Gefühlvolle verbinden kann. Da die Episode ansonsten aber leider zu unausgegoren und überfrachtet wirkt, reicht es diesmal nur für insgesamt 6 von 9 Punkten.

Maria Gruber - myFanbase

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