Bewertung

Review: #4.03 Verneigt euch vor Thoraxis!

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Nachdem ich bei der Punktevergabe für die ersten beiden Episoden noch ein wenig Nachsicht walten ließ und der Serie großzügig Raum geben wollte, um sich unter den neuen Produktionsbedingungen in ihr viertes Jahr einzufinden, ist nun wohl der Moment gekommen, an dem ich ganz klar konstatieren muss: "Community" hat einen qualitativen Tiefpunkt erreicht. #4.03 Conventions of Space and Time ist eine der unlustigsten Comedyfolgen, die ich je gesehen habe, und dass ich dies ausgerechnet über eine meiner eigentlich liebsten Comedyserien sagen muss, ist ein herber Schlag. Doch um es mit Abeds Worten auszudrücken: Diese Folge ist definitiv eine Minerva.

Während der gesamten Laufzeit dieser Episode fragt man sich ernsthaft, ob man nicht selbst soeben durch Zeit und Raum gereist ist und gerade irgendwelchen Jeffs, Annies, Abeds und Troys aus einem alternativen Universum zusieht. Sämtliche Charaktere wirken, als hätte man sie ausgetauscht und sind fast nicht mehr wiederzuerkennen. Was ist bitteschön mit Abed los, der Troy einfach links liegen lässt? Was ist mit Troy los, dessen Hysterie völlig eigenartige Ausmaße annimmt? Und wer hat sich bitte den sagenhaft dämlichen Plot für Annie ausgedacht, der nicht nur diesen eigentlich so liebenswerten Charakter, sondern noch dazu ihre Chemie mit Jeff kaputt macht? Zu keiner Zeit hat man in dieser Folge das Gefühl, dass die Gruppendynamik funktioniert, dass wir hier die altbekannte Lerngruppe beobachten, dass wir tatsächlich eine Show namens "Community" vor uns haben.

Diese Episode behandelt – um es mal salopp im englischen TV-Jargon auszudrücken – eine bromance und zwei romances. Die Bromance zwischen Troy und Abed, zentral für das Funktionieren dieser Serie, wird durch Troys Beziehung zu Britta auf eine harte Probe gestellt, was natürlich absehbar war und durchaus gutes Konfliktpotential für die Serie bietet. So ist der Einstieg in die Folge, als Britta sich in morgendlicher Routine aus Troys Zimmer schleicht, sehr amüsant gestaltet, leider aber auch wirklich das einzig Witzige in den gesamten 20 Minuten. Abed reagiert mit plötzlicher Abwendung von Troy und widmet sich auf der Convention seiner E-Mail-Bekanntschaft Toby, eine Reaktion, die völlig aus heiterem Himmel kommt. Dementsprechend verdutzt ist Troy, dessen hysterische Ausbrüche ja sonst immer unglaublich lustig sind, hier aber total gezwungen wirken. Insgesamt funktioniert die gesamte Geschichte einfach überhaupt nicht, da die Figuren so charakterwidrig handeln, dementsprechend gar keine emotionale Resonanz beim Zuschauer auslösen und zusätzlich auch Toby, trotz Gaststar Matt Davies, einfach lahm ist. Da hilft auch keine Winger'sche Rede von Abed. Einzig und allein Britta kann hier als verständnisvolle und geduldige Freundin punkten, die sich fast sogar zu einem Glue-On-Photo mit Troy breitschlagen lässt.

Doch während sich Troys und Abeds bromance von diesem schlechten Plot erholen können wird und die romance zwischen Troy und Britta gerade noch gut davon kommt, so wird die seit langem im Raum stehende Romanze zwischen Jeff und Annie mit dieser Episode quasi dem Erdboden gleichgemacht. Während Jeffs Subplot, in dem er als vermeintlicher Thoraxis-Darsteller die "Battlestar Galactica"-Schauspielerin Tricia Helfer für sich zu gewinnen versucht, noch erträglich ist, so geht bei Annies Storyline von vorne bis hinten alles schief. Annies Traum, Mrs. Winger zu sein, hebt die Zuneigung zwischen den beiden auf ein völlig abstruses Level. Glorreich schafft man es hier, die bisher so schöne und lebendige Chemie zwischen Jeff und Annie mit einem Schlag zu zerstören, da der Versuch, die zwei zusammenzubringen (ähm hallo, Jeff und Annie wollten freundschaftlich Skifahren gehen und hatten sich ein Doppelzimmer gebucht?), einfach viel zu gezwungen ist. Natürlich kann man hier an Episoden wie #1.09 Der Mensch ist gut zurückdenken, in der ja sogar ein Kuss zwischen den beiden quasi durch das Drehbuch erzwungen wurde, doch damals tat man dies mit Pepp und Feuer und aus einer großartigen Storyline heraus. Hier wirkt einfach nur alles aufgesetzt, von Annies püppchenhaftem Verhalten bis hin zu Jeffs Entsetzen, er müsse jetzt einen Appletini bestellen.

Die noch reingequetschte Metastory, die diesmal über Pierce und Shirley läuft, braucht man eigentlich gar nicht zu erwähnen. Das Gespräch über das "Inspector Spacetime"-Remake ist selbstverständlich als Metakommentar über "Community" angedacht und gerade angesichts der schlechten Qualität dieser Folge eigentlich fast schon bittere Ironie. Denn der Ratschlag, den Shirley den Produzenten gibt ("What they like about the show is that it's smart, complicated, and doesn't talk down to its audience."), findet in dieser Episode überhaupt kein Gehör und ist daher so fehl am Platz wie nur irgend möglich.

#4.03 Conventions of Space and Time hätte mit seinem Setting eine eigentlich perfekte Ausgangsposition gehabt, um all die Trümpfe auszuspielen, die "Community" im Petto hat. Leider aber ist diese Episode eine unglaubliche Enttäuschung und – ich gehe Superlativen sonst lieber aus dem Weg, aber hier ist er wohl angebracht – die wahrscheinlich schlechteste in der Geschichte der Serie. Die Charaktere handeln völlig rollenwidrig, die Geschichten erzielen weder Lacher noch eine emotionale Regung beim Zuschauer und noch dazu wird den eigentlich so wunderbaren Beziehungen zwischen Troy und Abed sowie Jeff und Annie der Zauber genommen. Eine unterirdische Folge – es kann (und muss) nur besser werden.

Maria Gruber - myFanbase

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