Bewertung

Review: #5.05 Geothermische Realitätsflucht

Foto: Donald Glover & Danny Pudi, Community - Copyright: Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved; Justin Lubin/NBC
Donald Glover & Danny Pudi, Community
© Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved; Justin Lubin/NBC

Während sich der eingefleischte "Community"-Fan in der Regel auf die wöchentliche Dosis Greendale freut, handelt es sich bei #5.05 Geothermal Escapism um eine Episode, der die Anhängerschaft wohl eher mit Bauchweh entgegenblickte. Schließlich war schon seit geraumer Zeit bekannt, dass Hauptdarsteller Donald Glover in dieser Staffel nur in fünf Folgen zu sehen sein wird und sein Charakter Troy sich somit vom Greendale Community College verabschiedet. Für die in der Vergangenheit schon mehrfach krisengeplagte Serie - Stichwort unverhoffte Zwangspause, Harmon-Rauswurf und Chase-Debakel - stellt dieser Abgang eine weitere Entwicklung dar, die es erst einmal zu verdauen gilt. Troy war immerhin über vier Staffeln hinweg einer der verlässlichsten Lachgaranten von "Community", sei es aufgrund seiner kindlich-naiven Weltanschauung, seines Hangs zum Heulen oder seiner epischen Bromance mit Abed. Vor diesem Hintergrund war von dieser Folge zweifellos ein emotionaler Schlag in die Magengrube zu erwarten.

Viele Zuschauer werden es angesichts der spannenden, visuell imposanten "Hot Lava"-Action gewiss anders empfunden haben, aber für mich persönlich hat Troys Abschiedsfolge ihren Zweck, vor allem in puncto Emotionalität, leider nur bedingt erfüllt. Ausschlaggebend dafür, dass mich vor allem in der ersten Hälfte ein leises Gefühl der Enttäuschung beschlich, waren einerseits die Erwartungen an die Art und Weise, wie uns Glovers Abgang präsentiert wird. Insgeheim hatte ich mir nämlich eine eher bodenständige Episode ganz im Stile meines nach wie vor unangefochtenen "Community"-Highlights, Troys bittersüßer Geburtstagsfolge, erhofft. Die darin gebotene Mischung aus Comedy, düster-melancholischer Grundstimmung und großartiger Charakterarbeit wäre meines Erachtens auch für seine Abschiedsvorstellung die ideale Grundlage gewesen. Andererseits hat auch die gesamte "Hot Lava"-Spieldynamik, die in vielerlei Hinsicht einfach zu offensichtlich an frühere Event-Folgen erinnert hat, dazu beigetragen, dass der Funke bei mir nicht 100%ig überspringen wollte. Denn ersetzt man die heiße Lava durch Paintballs und Shirley Island durch Fort Hawthorne, kommt man dem genialen S2-Finalauftakt schon gefährlich nahe.

Hinzu kommt die unleugbare Tatsache, dass Britta dem eigentlich im Fokus stehenden Troy über weite Strecken eindeutig die Show gestohlen hat. Die inzwischen erstaunlich kompetente und einfühlsame Nachwuchspsychologin erkennt nicht nur als Einzige, was Sache ist ("Come on, guys, this is classic avoidance."), sondern avanciert auch im campusweiten Wettstreit um Abeds wertvollen Comic zur unbestrittenen Heldin des Tages. Vom amüsanten Fachgeplänkel mit Psychologieprofessor Ian Duncan zu Beginn über die bissigen Seitenhiebe hinsichtlich der Absurdität des Szenarios ("Did you all hit your heads on each other's heads?") bis hin zu der unverhofften Badass-Allianz mit dem ebenfalls in Bestform agierenden Antagonisten Professor Hickey - Britta rockt in dieser Folge in all ihren Szenen. Dies ist insofern erfreulich, als neben der zentralen Troy/Abed-Freundschaft auch das Kapitel Troy/Britta einen sehr zufriedenstellenden Abschluss erhält, indem man die beiden bei Abeds Klon-Rettung zusammenarbeiten lässt. Mit spielerischer Leichtigkeit wird hier wettgemacht, was man durch das sehr stiefmütterliche und dementsprechend unbefriedigende Abhandeln ihrer Beziehung in Staffel 4 ruiniert hat.

Generell läuft #5.05 Geothermal Escapism in der zweiten Hälfte zur erhofften Höchstform auf und wartet nach der denkwürdigen, an das Ende von "Alien³" Tribut zollenden Kellersequenz (Ludwig Göranssons musikalische Untermalung ftw!) mit einer bewegenden, gleichzeitig aber erfrischend unkitschigen Verabschiedung vor dem Greendale Community College auf. Und wie perfekt ist es denn bitte, dass man Troy, dessen absolutes Lieblingslied laut eigenen Angaben in #1.09 Der Mensch ist gut "Come Sail Away" von Styx ist, nun knapp vier Jahre später tatsächlich davonsegeln lässt!? Und das noch dazu an Bord der Childish Tycoon (!), gemeinsam mit seinem großen Idol LeVar Burton und mit einem eigens eingespielten "Come Sail Away"-Cover von Aimee Mann im Hintergrund - schlichtweg großartig! Hut ab mal wieder vor Dan Harmon und Konsorten, die in Sachen Kontinuität und Meta-Referenzen ihrem guten Ruf hier mehr als gerecht werden. Dieser Liebe zum Detail, die sich auch in den wie die Faust aufs Auge passenden Abschiedsworten Troys an jeden seiner Kollegen widerspiegelt, ist es letztlich zu verdanken, dass diese Episode trotz einiger Makel als insgesamt gelungen einzustufen ist. Somit gilt auch weiterhin: Wann immer die fünfte Staffel bislang Grund zum Jammern liefert, geschieht dies auf hohem Niveau.

Randnotizen:

  • Unschlagbar: "Knock, knock! Who's there, bitch? Floor! Flooooooor!!!"
  • Meta-Wahrheit aus dem Mund von Dekan Pelton: "Troy and Abed's friendship has been such a special and magical part of Greendale. We owe it to ourselves to honor it."
  • Man beachte aber auch Annies "Hot Lava"-Expertise: "Centipeding isn't the fastest form of travel. But if we find more chairs, we can do the inchworm, scootenanny, the reverse Danny Thomas..."
  • Das mit der Selbsteinschätzung muss Abed zwar noch üben ("I'm not an exact replication. I have all of Abed's abilities and memories, but I'm missing his wild emotionality."), aber seine Abschiedsworte an Troy waren perfekt: "By the way, when I cloned you, I had to patch some missing parts of your DNA with genes from a homing pigeon. You may notice side effects, like a compulsion to come back."
  • Chang als verrückter Anführer der Locker Boys ist für meinen Geschmack genau die richtige Dosis Ken Jeong, die es bei "Community" braucht. Und natürlich ist sein "same-sex celebrity crush" der gute Nathan Fillion.
  • Die Tradition, dass Shirley wegen der Greendale-Abenteuer so ziemlich jedes familiäre Großereignis versäumt, setzt sich fort: "I did not skip my son's birthday for second place!"
  • Auch die Ausrufe der einzelnen Nebenfiguren bei der Attacke auf Shirley Island zeugen vom Charaktergespür der Autoren, sei es Magnitudes "I'm acutally British!" oder Garretts "Abandon fort! Women and man-children first!"
  • Und zu guter Letzt: Bon Troyage, Donald Glover! Auf dass man sich im Falle einer Verlängerung von "Community" irgendwann wiedersieht!

Willi S. - myFanbase

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