Bewertung

Review: #5.11 G.I. Jeff - Geheimauftrag Cobra

Foto: Joel McHale, Community - Copyright: Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved
Joel McHale, Community
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Im Vorfeld dieser Episode, die ja bereits aus dem Titel #5.11 G.I. Jeff heraus als Parodie der "G.I. Joe"-Comics (bzw. der als Product Placement fungierenden Animationsserie) zu erkennen war, hatte ich einige Bedenken, ob ich mit der Geschichte etwas anfangen kann. Denn die Vorlage kenne ich überhaupt nicht und habe auch darüber hinaus keinerlei Bezug dazu. Aber die Episode als solche hat dann doch wieder einmal bewiesen, dass die besten Parodien die sind, die auch ohne Vorkenntnisse funktionieren, weil sie komplett auf eigenen Füßen stehen.

"Community" als billige Zeichentrickserie der 80er Jahre war jedenfalls ein großer Spaß, der zwar sicher für "G.I. Joe"-Kenner noch mehr Gags ablieferte als für mich als Unbefangene. Aber ich habe mich dennoch wirklich ausgesprochen gut amüsiert und die Umsetzung des Konzepts als sehr gelungen empfunden. Nun muss man klar feststellen, dass die Folge nicht unbedingt viel Tiefenpsychologisches über die Figuren auszusagen hat. Es geht in erster Linie um Jeffs Angst vorm Älterwerden und der damit einhergehenden Infragestellung dessen, was er in seinem Leben bereits erreicht hat. Diese Thematik wird aber natürlich innerhalb der Episode auch so klar und deutlich und bis ins letzte Detail ausgesprochen, dass ihr mich als Reviewerin natürlich nicht mehr dazu braucht, diesen Zusammenhang herzustellen. Das unterscheidet die Episode doch deutlich von ihren Vorgängern im Geiste, wie etwa die Weihnachtsfolge der zweiten Staffel, auf die hier ja auch kurz hingewiesen wird. Damals gab es neben der klaren Leitlinie von Abeds Einsamkeit doch noch zahlreiche Nebenaspekte zu erforschen, und es wurden einige verstörende Gedankengänge angeregt, die einen auch nach dem Sehen der Folge noch beschäftigten. Hier hat man eine klar ausformulierte Grundgeschichte. Der einzige Aspekt, der noch etwas schwammig bleibt und Raum zum Spekulieren bietet, ist die Frage, ob Jeff nicht doch unterbewusst einen Selbstmordversuch gewagt hat. Aber dies wäre wohl in einer deutlicheren Version auch für "Community" zu düster gewesen, zumindest in Bezug auf die klare Hauptfigur der Serie.

So bleibt mir als Betrachterin des Geschehens hauptsächlich die Erwähnung der vielen umgesetzten Details für diesen Text. Wie gewohnt findet "Community" - oder, in der Sprache der Episode, Jeffs Unterbewusstsein - unheimlich passende Versionen für die Nebenfiguren, und selbst die kleinen Kritikpunkte, die ich daran habe – die Profillosigkeit eben dieser Nebenfiguren, wohl am stärksten personifiziert durch Shirleys pures Bestehen aus der Aussage "I have three kids" – lassen sich doch gerade durch eben das konkret zugrunde liegende Konzept erklären. Es ist sicher absolut gewollt, dass alle Figuren neben Jeff eben eigentlich nur aus einem optischen Merkmal und ihrem dazugehörigen Spitznamen bestehen. Ich vermute, dass man genau aus diesem Grund eben diese Vorlage zum Parodieren gewählt hat. Diese Eindimensionalität lässt sich absolut wunderbar mit einer Halluzination eben einer Person, die wirklich alles nur aus dem eigenen Blickwinkel sieht, vereinbaren und ist eines der Kernmerkmale dieser simplen Cartoon-Serien. Zumal man auf diesen Faktor ja auch immer wieder hingewiesen hat.

Ebenfalls dazu gehört die Einfachheit der Animation, in der immer gleiche Gesten ständig neu eingesetzt werden. Aber auch die totale Logiklücke in den Originalgeschichten, die durch Jeffs Tat, einen wirklichen Tod zu verursachen, ins Wanken gerät. Das ist auf konzeptioneller Ebene wirklich richtig gut durchdacht, auch von dem Aspekt her, dass Jeff genau der Zielgruppe angehört, die in ihrer Jugend wohl sicher einiges an "G.I. Joe"-Comics konsumiert hat.

Der Hauptgrund, warum die Episode aber wirklich gelungen ist, ist einfach die Tatsache, dass sie unheimlich witzig ist. Zahlreiche der visuellen Gags und eingeschobenen Bemerkungen haben mich richtig zum Lachen gebracht, ob es der abgenommene Todesfallzähler im Cobra-Hauptquartier war oder Duncans Zwillingsbruder, der seinen Schmerz spürt. Auch der Moment, als im Gefängnis einfach das virtuelle Loch auftauchte, war urkomisch. Die Episode hat einfach viele wirklich witzige Momente zu bieten und ist konzeptionell wie aus einem Guss. Lediglich was die Vertiefung des Leitmotivs rund um Jeffs Ängste vorm Älterwerden angeht, hätte ich mir noch ein wenig mehr Ernst gewünscht.

Cindy Scholz - myfanbase

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