Bewertung

Review: #6.03 Verhalten in Krisensituationen

Foto: Alison Brie, Community - Copyright: Yahoo/Sony Pictures Television
Alison Brie, Community
© Yahoo/Sony Pictures Television

Mit Episode Nr. 3 der neuen Staffel ist es an der Zeit, nicht mehr so viel über die Gesamtbedeutung von "Community" zu sprechen (das habe ich in meinen beiden ersten Reviews dieser Staffel sicherlich zur Genüge getan), sondern sich mehr auf die vorliegenden Episoden zu konzentrieren. Und auch wenn ich über #6.03 Verhalten in Krisensituationen nicht wirklich viel gelacht habe, war es in meinen Augen doch eine gelungene Folge.

Das liegt zum einen daran, dass "Community" schon immer sehr gut darin war, Episoden zu schaffen, in denen die Charaktere in kurzer Zeit auf engem Raum miteinander agieren mussten. Ich würde diese Folge zwar nicht unbedingt als reine "bottle episode" bezeichnen (dafür gab es zu viele Ortswechsel zwischen dem Studienraum, Elroys Trailer, den diversen Schlafzimmern und auch dem japanischen Apartment), aber im Geiste arbeite man hier doch klar mit diesem Konzept. Dabei hat man vor allem Annie mal wieder mit viel Tiefe charakterisiert, zumal Annie als Frau, die zwischen ihren Ambitionen und Idealen einerseits und der realen Welt und deren Zynismus andererseits gefangen ist, schon immer die große Stärke dieser Figur war. Auch am Anfang der letzten Staffel machte "diese" Annie ein kleines Comeback, um dann in der zweiten Hälfte der Season wieder komplett unter den Tisch zu fallen. Ich hoffe, dass das in Staffel 6 nicht so ablaufen wird, denn hier war sie mir mal wieder richtig sympathisch.

Geholfen hat es sicher auch, dass die titelgebende Krisensituation so abstrus und albern war, wie es sich für "Community" gehört, man die Problematik aber eben dennoch ernst nehmen konnte. Dabei wurden in der Krisensitzung gleich einige Seitenhiebe auf den realen Umgang mit derartigen Problemen eingebaut, die zwar nicht dafür sorgten, dass man vor Lachen vom Stuhl fallen würde, die einen aber doch ordentlich schmunzeln ließen.

Gut gefallen hat mir außerdem Frankies Funktion in diesem Gefüge, irgendwo zwischen Annies unstoppbarem Elan und Jeffs jegliche Inspiration raubendem Zynismus. Dazu kommen zahlreiche Dialogfetzen von ihr, die nahe am Wahnsinn liegen - bisher macht sie als Charakter wirklich eine überraschend gute Figur. Elroy wurde hier noch etwas weiter im Hintergrund gehalten und eher als reagierendes Element genutzt, aber dabei war er doch durchaus sehr witzig. Besonders seine langen, wortlosen Blicke auf gewisse Situationen (etwa Brittas Verteidigung gegen eventuellen Rassismus oder Frankies Aussage, dass sie keinen Fernseher habe) waren sehr, sehr witzig und gehörten für mich zu den Highlights der Folge.

Inhaltlich gibt es über die Krise um den Hundm der am Greendale College einen Bachelor-Abschluss ablegen konnte, nicht viel zu sagen. Denn sie wurde von den Autoren dazu genutzt, um einige gedankliche Szenarien und Weltanschauungen durchzuspielen: über den Wert der Wahrheit, über Hoffnung und auch über Ethik in einem Konkurrenzkampf. Das ist gar nicht mal schlecht für eine kurze Comedyfolge, zumal man genau den richtigen Weg gewählt hat und keine einfachen Lösungen bzw. Lehren an den Schluss stellte, sondern eher die Fragen im Raum stehen ließ. Klar, es gab eine Lösung für Greendale, die Annie glücklich macht und ihr Vertrauen in die Menschheit wieder herstellt, aber diese wurde nicht als allesumfassende Gesamtlösung für die aufgeworfenen Fragen präsentiert.

Sehr gelungen war auch der Handlungsstrang um die Text-Konversationen des Deans mit dem falschen Jeffrey. Zwar hätte man meiner Meinung nach die gleiche Botschaft und die gleichen Witze auch transportieren können, ohne sich der vielen abgelutschten Japan-Klischees zu bedienen, doch der Kern der Geschichte war lustig und am Ende durchaus auch sehr ernst.

Es bleibt also der Gesamteindruck einer überraschend runden Folge. Sie konnte inhaltlich überzeugen, auch wenn die großen Lacher ausblieben, und neben der gelungenen Charakterisierung der haupthandelnden Figuren gab es auch noch kleine absurde Augenblicke wie Brittas Phantasie-Musikvideo. Und auch Changs Einsatz hier war genau richtig, kurz und knackig und damit gut für einen herzhaften Lacher.

Cindy Scholz - myFanbase

Die Serie "Community" ansehen:


Vorherige Review:
#6.02 Rasenmäher-Wartung und postnatale Pflege
Alle ReviewsNächste Review:
#6.04 Queer Studies und Wachsen für Fortgeschrittene

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Community" über die Folge #6.03 Verhalten in Krisensituationen diskutieren.