Bewertung

Review: #1.04 Ein angesehener Mann

In den ersten drei Episoden von "Defiance" hat Kenya nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Nun fällt ihr erstmals ein größerer Part zu, so dass auch ihr Verhältnis zu ihrer älteren Schwester Amanda näher beleuchtet wird. Dass die Bürgermeisterin einer Stadt und die örtliche Bordellchefin Schwestern sind, besitzt natürlich ein gewisses Konfliktpotential. Es gibt so manche Frau in der Stadt, die Kenya hasst und dies an Amanda auslässt, deren Aufgabe es schließlich ist, für Ordnung in der Stadt zu sorgen. Mit Beschwerden über Kenya ist man bei Amanda aber an der falschen Adresse und das nicht nur, weil Prostitution in Defiance zu den legalen Geschäftszweigen gehört. Amanda besitzt einen starken Beschützerinstinkt in Bezug auf ihre kleine Schwester.

Während ihrer gesamten Kindheit dachte Kenya, ihre und Amandas Mutter wäre als Heldin gestorben, die nur die Sicherheit ihrer Kinder im Sinn hatte, doch in Wahrheit hat die Mutter ihre Töchter aus Angst um ihr eigenes Leben im Stich gelassen, wie wir in einem erschütternden Rückblick sehen. Amanda hingegen tat schon damals alles, um Kenya zu beschützen, auch vor der Wahrheit über die feige Mutter. Damit war Amanda schon als junges Mädchen eine bessere Mutter für Kenya, als die Frau, die das Schwesternduo geboren hat. Doch in einem Alter, in dem man selbst noch eine Mutter bräuchte, eine solche sein zu müssen, hat Amanda natürlich immer wieder überfordert, so dass sich die Schwestern sehr auseinander entwickelt haben und vieles übereinander nicht wissen. Nun, da Kenya die Wahrheit über ihre Mutter kennt, haben sie und Amanda die Gelegenheit, noch mehr aus ihrer Vergangenheit aufzuarbeiten und sich wieder näher zu kommen. Die gemeinsamen Szenen von Amanda und Kenya sind auf jeden Fall ein emotionales Highlight.

Stahma bestätigt unterdessen einmal mehr eindrucksvoll, dass sie die außerirdische Antwort auf Shakespeares Lady Macbeth ist. Nach außen hin spielt Stahma die Rolle der traditionellen Ehefrau und Mutter, die es ihrem Mann Datak überlässt, Karriere zu machen und Respekt zu ernten, doch im Hintergrund zieht sie die Strippen und lenkt ihren Gatten durch Worte und Taten in die richtige Richtung. Datak ist kampferprobt, gefürchtet und gnadenlos, Stahma agiert intelligent, umsichtig und mit Wortgewandtheit. Beide führen eine fast symbiotische, sich perfekt ergänzende Beziehung.

Nolan tut wirklich gut daran, Stahma ernst zu nehmen und im Auge zu behalten. Er hat sich bisher nur mit Datak befasst und Stahma völlig unterschätzt. Der Schwachpunkt der Familie Tarr ist nach allem, was wir bisher gesehen haben, Sohnemann Alak, der weder die skrupellose Härte seines Vaters noch die Raffinesse seiner Mutter besitzt. Alak ist eher sensibel und steht irgendwie zwischen der menschlichen Kultur und der castithanischen.

Die grundlegende Story mit Kenyas Entführung und der Adrenalin-Droge kann den Charaktermomenten dieser Folge bei Weitem nicht das Wasser reichen. Dafür verläuft die Story zu unspektakulär und simpel. Es wird nicht mehr als das Nötigste gezeigt, Spannung oder eine überzeugende Sci-Fi-Atmosphäre kommen nicht auf. Bemerkenswert ist eigentlich nur der erneute Auftritt des BioMan, der Ulysses heißt und ein ziemlich kindliches Gemüt besitzt. Er ist groß, breit und stark, verfügt aber nur über eine unterdurchschnittliche Intelligenz und ist sehr leicht beeinflussbar. Er will den Personen, denen er dient, gefallen und empfindet eine naive Zuneigung zu ihnen. Es wäre durchaus interessant, mehr über die Hintergründe dieser künstlich erschafften Riesen zu erfahren. Auch wissen wir nicht, ob Ulysses nun tot ist, oder wieder aktiviert werden kann.

Maret Hosemann - myFanbase

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