Bewertung

Review: #6.12 Alles Fassade

Foto: Eva Longoria & Ricardo Antonio Chavira, Desperate Housewives - Copyright: 2010 ABC Studios
Eva Longoria & Ricardo Antonio Chavira, Desperate Housewives
© 2010 ABC Studios

Nachdem die "Desperate Housewives" zunächst einen Flugzeugabsturz überlebt und dann ein wenig über ihre Leben fantasiert haben, kehren wir nun wieder zur Normalität zurück: Susan strippt, Tom intrigiert und Orson macht seiner Frau das Leben schwer. Ihr seht, normal ist relativ. Vor allem in der Wisteria Lane.

"Destiny says Hello"

Nein, wirklich einfallsreich war Susans Story in dieser Woche nicht. Dafür aber durchaus witzig, denn zunächst einmal war es typisch für Karl (hach, wie sehr ich seinen Charakter jetzt schon vermisse), dass er ausgerechnet seiner Exfrau einen Stripclub hinterlässt. Susans Reaktion gegenüber Mike, als sie erfährt, dass ihr eigener Ehemann hin und wieder den Club besucht, war einerseits verständlich, andererseits hätte sie nicht so ein Drama draus machen sollen. Insofern war das eine Folge, in der Susan mich eher an die nervige Staffel 3-, 4-, 5–Susan erinnerte und ihr Part eigentlich nur ein recht witziger Lückenfüller war. Ja, witzig, denn wie Susan versucht, Mike eine Lektion zu erteilen und dabei selbst einen heißen Auftritt absolviert, war definitiv ein Hingucker. Anscheinend wollte Teri Hatcher den Zuschauern klar machen, dass sie in der letzten Folge wirklich nur einen Fat-Suit an hatte und nicht über die Feiertage ein paar Kilos zunahm. Was ich hier auf jeden Fall noch loswerden will, ist, wie witzig ich es immer finde, wenn Karen und Lee mit von der Partie sind – und das auch noch gemeinsam. Denn die beiden sind einfach herrlich zusammen, sorgen für tolle Sprüche und brachten mich auch in dieser Folge mehrmals zum Schmunzeln. Es ist schön zu sehen, dass Kathryn Joosten trotz ihrer Krebserkrankung (wir hatten davon berichtet) so lebensfroh zu sehen ist. Hoffen wir, dass sie uns noch lange erhalten bleibt.

"I’m Mexican?!"

Lückenfüllerstory Zwei ging diese Woche (wie so oft) an Gaby, denn bei ihr war ebenfalls nicht der Hauch einer festen bzw. interessanten Story zu erkennen. Dennoch stampfe ich ihre Story jetzt nicht in Grund und Boden, schließlich wurde Gaby mit ihrer kindlichen Vergangenheit konfrontiert, was auch schon in früheren Episoden zu emotionalen Momenten führte. So auch diesmal, als Gaby Carlos von ihrer armseligen Kindheit berichtet und sie deshalb nicht so gerne mit der Tatsache konfrontiert wird, dass sie Mexikanerin ist. Somit wertet das emotionale Gespräch gegen Ende Gabys Story noch einmal kräftig auf, denn alles was zuvor war, interessierte mich wenig bis gar nicht. Juanitas "Schulprobleme" hatten mich schon in der ersten Staffelhälfte kaum interessiert, und tun es auch jetzt nicht. An dieser Stelle möchte ich mich gerne noch einmal darüber aufregen, weshalb Ana wirklich gar nicht in das Familienleben der Solis’ integriert wird und weshalb man Ana zusammen mit Gaby und Carlos keine feste und interessante Storyline verpasst. Wenn man sieht, was für eine selbstgefälliges Biest Ana sein kann, ist es nämlich durchaus möglich, sie mal ein wenig mehr in den Vordergrund zu rücken. Im Prinzip wurde ihre Figur nur in den ersten vier Folgen der neuen Staffel richtig behandelt, doch nun steht sie mehr oder weniger in der Abstellkammer der Solis’, um wahrscheinlich erst dann wieder herausgeholt zu werden, wenn die Autoren gar nichts mehr auf Lager haben. Ana stellt also mehr oder weniger den Notfallplan da. Na, dann hoffe ich mal, dass der Notfall bald eintrifft. Ich will sehen, dass die Solis’ auch ohne Zusammenspiel mit den Scavos eine eigenständige, feste und gute Story aufgedrückt bekommen. Wenn nicht, lässt die fünfte Staffel grüßen.

"I could forgive you if you betrayed me with anyone even remotely admirable, but you chose the most contemptible Man I have ever known. No, Bree, I do not need you."

Bei Bree hingegen braucht man sich keine Sorgen zu machen, denn irgendwie werde ich mit ihren Stories immer gut unterhalten. Das liegt nicht nur an der Figur selbst, sondern einfach daran, dass Bree oftmals die Storylines aufgetischt bekommt, die am besten in das Schema "Verzweifelte Hausfrau" passen. Apropos Schema: Seit der vierten Staffel scheint es wohl Tradition in der Serie zu sein, in der jeweils zweiten Staffelhälfte Eheprobleme zwischen Orson und Bree heraufzubeschwören. Gut, Eheprobleme waren definitiv schon seit spätestens der zweiten Hälfte der vergangenen Staffel da, doch durch Brees Affäre blieb der richtig schmutzige Krieg zwischen Bree und Orson bisher aus. Dass Orson seiner geliebten Frau anscheinend das Leben so schwer es geht machen will, ist irgendwie verständlich. Schließlich hat Bree ihn auf mehrere Weisen verletzt: einmal durch die Affäre, einmal dass es ausgerechnet Karl war, dann Brees Erpressung mit den Bildern und letztlich sogar körperlich, denn im Prinzip ist Bree Schuld, dass Orson von nun an gelähmt sein wird. Von daher ist es nicht sehr verwunderlich, dass sich Orson auf irgendeine Art an ihr rächen will. So nutzt Orson also Brees Kampf mit ihren Schuldgefühlen aus, um langsam aber sicher seiner Ehefrau eine Lektion zu erteilen. Wer weiß, was für Intrigen Orson noch spinnt bzw. wie lange sich Bree das gefallen lassen wird. Denn Orsons Vorgänger (Rex, George) könnten ihm ein Lied davon singen, dass sich Bree Demütigung nicht gefallen lässt ... allerdings nur, wenn sie noch am Leben wären. In der Folge passierte bei Bree nicht extrem viel Spektakuläres, dennoch hat die Folge auf eine interessante Storyline vorbereitet und ich glaube, dass Bree mich auch in den kommenden Folgen mit am meisten interessieren wird. Ich persönlich sehe übrigens über Brees plötzlichen und eventuell unverständlichen Sinneswandel hinweg, denn durch die künstliche Anstiftung von Brees und Orsons Eheproblemen mittels Orsons blödsinniger Kleptomanie-Story wurde ihre Ehe mindestens genauso abrupt zerstört, wie sie hier wieder einigermaßen gerettet wurde.

"How can saying this out loud be helpful?"

Ja, mit dem Wort Déjà-Vu lässt sich die (anfängliche) Story der Scavos am besten beschreiben. Es gab zwei Dinge, die mich zu Beginn ihrer Storyline unglaublich gestört hatten und in mir den enormen Wunsch bildeten, die Autoren zu fragen, ob sie an Amnesie leiden, total einfallslos sind oder einfach nur denken, wir leiden an Gedächtnisstörungen.

Das erste, was mich störte, war die Storyline an sich. Tom will für Lynette arbeiten gehen und Lynette hat Angst, dass Toms Fähigkeiten dazu führen, dass sie ihren Job an Tom abgeben muss. Laaaangweilig. Tom, Lynette und das Thema Arbeit hatten wir schon tausendmal (jüngst beim "Job-Battle" in #5.16) und war anfangs noch nett, jetzt nur noch nervig.

Das zweite, was mich störte, war die Tatsache, dass der Tod ihres Babys abgeschrieben schien und kein bisschen thematisiert wurde. Klar, zwischen der letzten und dieser Folge sind in der Wisteria Lane ein Monat vergangen, dennoch darf man uns doch kein emotionales Auseinandersetzen mit dem Thema Kindstod vorenthalten.

Gott sei Dank gab es dann noch das Ende, das alles herausgerissen hat. Ich muss den Autoren wohl in Zukunft mehr Vertrauen schenken, denn die plötzliche Wendung und Toms wahre Absichten mit Lynettes anschließender Offenbarung, wie sehr sie der Verlust ihres Babys trifft, war eine tolle Szene, nach der ich mich geistig bei den Autoren entschuldigt hatte. Doch was noch sehr, sehr interessant erscheint, ist, dass Tom das Ganze anscheinend näher geht, als man geahnt hätte. Denn ihn scheint die ganze Situation richtig fertig zu machen, was durchaus in den nächsten Folgen Konsequenzen mit sich bringen könnte. Der Verlust eines Babys ist nämlich eine starke Belastung für eine Ehe und wenn man, wie im Falle Scavo, nicht richtig miteinander kommuniziert, kann alles zu Bruch gehen. Eine Ehekrise bei den Scavos heraufzubeschwören ist zwar nicht neu, aber irgendwie scheint es mir dieses Mal doch ernster zu sein, als bei den anderen Malen. Von daher finde ich das, was auf uns zukommt, recht interessant und flehe die Autoren an, diese Idee nicht verfallen zu lassen. Denn entweder war die Story in dieser Folge der Auftakt einer neuen, festen und vielversprechenden Storyline, oder doch nur eine Lückenfüllerstory, um nächste Woche zu sehen, wie Tom dabei erwischt wird, wie er während der Arbeitszeit seine Hausaufgaben für die Uni macht. Wenn ersteres Hui, wenn letzteres Pfui!

Desperate Teenagers

Fast vergessen bzw. verdrängt: die Teenager der Wisteria Lane hatten auch ein wenig mehr Screentime als sonst. Plant Marc Cherry ein Spin-Off? "Desperate Teenagers"? Yeha, noch eine Teenie-Serie die niemand bräuchte. Na gut, Spaß bei Seite (hoffen wir, dass das nur Spaß war) und zurück zu der Tatsache, dass mich weder die Szenen zwischen Julie und Danny, noch die zwischen Julie und Ana irgendwie interessiert haben und die ganzen unnötigen Szenen, denen man besser Angie gewidmet hätte, nur dazu da waren, um (höchst wahrscheinlich) ein neues Paar in der Wisteria Lane zu begrüßen: Ana und Danny. Wenn man Ana nicht bei den Solis’ unterbringen will/kann, dann eben so. Mal schauen, ob da noch was auf uns zukommt. Vielleicht Opfer Nummer Drei des Würgers?

Fazit

Zwar besticht diese Folge mit einem gesunden Mix aus Humor und Drama, kann jedoch mit keiner Storyline wirklich extrem herausstechen. Bei Bree und Lynette scheint es so, als habe diese Folge allein als Vorgeschmack gedient, damit es in den kommenden Folgen richtig rund gehen kann. Bei Gaby und Susan habe ich jedoch die Angst, dass die Serie die selben Fehler macht, wie in der fünften Staffel. Die Autoren müssen mich jetzt überraschen und mir beweisen, dass sie aus ihren Fehlern gelernt haben. Das wäre schließlich nicht das erste Mal, dass mich die Autoren im Laufe dieser Staffel positiv überrascht hätten. Hoffnung ist da, Zweifel leider auch.

Manuel H. - myFanbase

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