Review: #8.03 Buch der Psychopathen
In dieser dritten Folge der letzten Staffel von "Dexter" wurde das Tempo ein wenig gedrosselt, doch es gab sehr viele wichtige, interessante und spannende Momente, die für die zukünftige Entwicklung von großer Bedeutung sind. Zudem erleben wir erneut eine Jennifer Carpenter, die von Anfang bis Ende zu überzeugen weiß und Debra noch interessanter macht, als es bisher schon der Fall war.
"Thank God for professional courtesy."
Es ist also soweit gekommen, dass der Mord an Laguerta Deb innerlich auffrisst. Sie wird von Szene zu Szene emotionaler und ihr schlechtes Gewissen treibt sie sogar zu einem Geständnis. Bevor es soweit kommt, wird sie erstmal unter Alkoholeinfluss von der Polizei geschnappt und das einzig beruhigende an der Sache ist, dass sie die Finger von Drogen lässt und "nur noch" Alkohol konsumiert. Nach ihrer Zeit mit Briggs hätte sie auch bei den starken Drogen bleiben können, was sicherlich zu einer Sucht oder sogar Überdosis hätte führen können, doch Deb bleibt beim Alkohol, was zwar nicht weniger schlimm ist, aber doch ein wenig erleichtert. Ihr neuer Fall und die Unterhaltung mit ihrem Chef Elway bringen das schlechte Gewissen immer mehr zum Vorschein und es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass sie davon eingeholt wird. Dass es jedoch Dexter ist, der sie schließlich dazu bringt, ein Geständnis abzulegen, kommt sehr unerwartet. Ganz besonders nach seinen Worten. Es schien, als ob Debra sich Dexters positive Worte zu Herzen nimmt und nicht mehr soviel an sich zweifelt, doch er hat genau das Gegenteil erreicht. Sie will nicht länger mit ihrem schlechten Gewissen leben und alles gestehen, damit sie frei sein kann. Dieser Schritt ist nachvollziehbar und hat kommen müssen, es ist nur schade, dass es Dexter ist, der sie dazu bringt, da er wirklich alles versucht hat, um Deb beizustehen und ihr zu zeigen, dass sie dennoch ein guter Mensch ist.
Jennifer Carpenter zeigt hier erneut eine brillante Leistung, denn man nimmt ihr die verzweifelte Deb von Anfang bis Ende ab und für einen Moment konnte sie einen doch täuschen. Man hatte im Restaurant mit Dexter wirklich das Gefühl, dass sie sich wieder fangen würde. Umso überraschter war man dann über ihr Geständnis.
"Oh God, just please save me the lecture."
Als sie beim Miami Metro plötzlich anfing zu schreien, blieb für einen Moment tatsächlich die Zeit stehen. Man konnte nicht atmen, weil man schon mit vielen Bildern im Kopf in den weiteren Episoden war, doch Quinn hat Deb hier zum zweiten Mal in dieser Folge gerettet und dafür muss man ihm große Anerkennung aussprechen. Es ist seit langer Zeit mal wieder der Fall, dass er einem nicht auf die Nerven geht. Man ist dankbar für ihn und freut sich, dass er für Deb da ist und sie retten möchte, auch wenn er nur vorgibt, dass sie eine gute Freundin ist. Als er sie auf der Polizeistation abgeholt hat, hätte man ihn am liebsten umarmt. Er kümmert sich um Deb, obwohl soviel zwischen ihnen vorgefallen ist und obwohl seine Freundin Jamie eifersüchtig auf Deb ist. Hier hatte ich großen Respekt vor ihm. Doch dieser Respekt wurde noch größer, als er Deb vor einem großen Fehler bewahrt hat. Er zwingt sie zum Reden, will wissen, was passiert ist und vermutet nicht eine Sekunde lang, dass Deb die Wahrheit sagt. Er glaubt an seine Freundin, glaubt, dass sie sich die Schuld für Laguertas Tod gibt und will ihr alles ausreden und ihr klar machen, dass sie nichts dafür kann. Natürlich weiß man als Zuschauer, dass Deb hier die Wahrheit erzählt und dieses Geständnis hinter sich bringen muss, damit sie wieder zu sich findet, doch Quinns Worte tun einem selbst sehr gut. Nicht, weil er nicht in Betracht zieht, dass Deb Laguerta tatsächlich umgebracht hat. Sie tun gut, weil man in diesem Moment aufatmen kann und genau weiß, dass die Konsequenzen dieses Geständnisses zumindest in dieser Episode nicht die sind, die man bei Debs Betreten ins Miami Metro Gebäude vermutet. Die Autoren hab die Situation hier sehr geschickt gelöst, weil sie das unvermeidliche hinausgezögert haben und jetzt eventuell eine ganz andere Richtung einschlagen können.
"You're perfect as a psychopath. It's like you're Michelangelo trying to play a banjo."
Grund dafür ist Dr. Evelyn Vogel. In dieser Episode trifft sie zum ersten Mal auf Deb. Sie lernt endlich die Frau kennen, von der Dexter momentan so besessen ist und der er nur helfen will. Das Aufeinandertreffen der beiden hat sogar für einen Lacher gesorgt, als Dr. Vogel Dexters Handeln mit der Beruhigungsspritze als interessant bezeichnet hat. Es bleibt sehr spannend, wie die drei wichtigsten Charaktere dieser bisherigen Staffel nun zusammen finden und was sich daraus ergibt. Spannend bleibt es vor allem, weil man immer noch nicht die geringste Ahnung hat, wer oder was Dr. Vogel wirklich ist. Ihre Konversationen mit Dexter gehen einem unter die Haut, weil man genau weiß, dass sie ihn hier von vorne bis hinten analysiert und es Schritt für Schritt schafft, ihn durcheinander zu bringen. Dexters Ansichten ändern sich, er lässt sich Dinge in den Kopf setzen, die früher an ihm abgeprallt wären. Was besonders interessant ist, sind seine Reaktionen darauf, wie sie ihn als Psychopathen bezeichnet und ihm gleichzeitig klar macht, dass er ein ganz besonderer Psychopath ist. Wir wissen das schon von Anfang an, doch die Worte von Dr. Vogel bringen einen selbst durcheinander. Man fängt langsam an, Dexter in einem anderen Licht zu sehen. Ist er wirklich selbstsüchtig und braucht Deb nur, damit er sich sicher fühlt und jemanden hat, der an seiner Seite steht? Man weiß gar nicht mehr, was man denken soll und es ist wahnsinnig interessant, wie Dr. Vogel einen selbst durcheinander bringt. Kein Wunder, dass Dexter nicht mehr weiß, was er denken und tun soll.
"You admitted to being the cause of her pain. How can you expect to be the solution?"
Schließlich hat Dr. Vogel ihn soweit, dass er Deb in Ruhe lässt und hier stellt sich die Frage, ob das nun gut oder schlecht ist. Dexter überlässt Debs Zustand nun Dr. Vogel und so wie es scheint, will er sich erstmal aus der Sache raushalten. Wird ihm das gut tun? Wird ihn das verändern, wenn er sich erstmal nicht mit Deb beschäftigen muss? Was bleibt ihm dann noch? Man kommt nicht drum herum, sich alle möglichen Szenarien im Kopf auszumalen und doch wird es am Ende sicherlich ganz anders werden. Dr. Vogel spielt hier eine entscheidende Rolle, da sie dafür sorgen kann, dass die Beziehung zwischen Deb und Dexter in eine bestimmte, von ihr gewollte, Richtung geht. Doch was will sie damit erreichen? Hat sie Debs Geständnis mit Absicht eingesteckt? Man sieht, dass das Mysterium um Dr. Vogel bestehen bleibt und das ist auch gut so. Schließlich könnte es weiterhin in alle Richtungen gehen und gerade das macht es so spannend und diese letzte Staffel bisher so besonders.
"He could be hunting me right now. Or he could be selling fitness equipment at the mall."
In dieser Folge hat man uns auch gezeigt, dass tatsächlich jemand hinter Dr. Vogel her ist und mit der Lieferung der beiden Gehirnteile will man uns Zuschauern weismachen, dass Dr. Vogel nicht selbst hinter all dem steckt. Ganz ausschließen kann man es trotzdem nicht, schließlich könnte man uns hier auf eine falsche Fährte führen, nur damit wir am Ende noch überraschter sind. Diese Tatsache ist jedoch zu diesem Zeitpunkt gar nicht weiter schlimm, denn die Jagd nach dem "Hirnchirurg" ist bisher sehr unterhaltsam. Dexter wandert von einem Verdächtigen zum nächsten und trifft so auf einen Kannibalen. Als Dexter seine Entdeckung in der Küche von Ron Galuzzo gemacht hat, ist es einem eiskalt den Rücken runtergefahren. Wer in dieser TV-Season die Staffel von "Hannibal" gesehen hat, der sollte an diesen Anblick gewöhnt sein, doch gerade bei "Dexter" wirkt diese Szene einfach fremd. Vor allem, wenn Dexter am Schluss selbst sieht, dass er genau die gleiche Person ist, wie Ron. Und damit gleichzeitig merkt, dass er sich selbst verabscheut. Welche Auswirkungen das auf ihn haben wird, ist noch nicht klar, doch die Neugier ist groß, es herauszufinden.
Randnotizen
- Dexters und Rons Unterhaltung im Kaufhaus konnte für ein wenig Aufheiterung sorgen und es war großartig, wie Dexter Kontra bezüglich seinem Training gegeben hat.
- Je weniger man von Batista und Jamie sieht, umso mehr merkt man, dass man sie gar nicht braucht. Zumindest Jamie nicht. Batista ist weiterhin eine Person, die man gerne zu Gesicht bekommt.
- Dr. Vogels Befragung von Dexter und seine Äußerungen deuten darauf hin, dass sie damals vielleicht die falsche Entscheidung getroffen hat, als sie Harrys Kodex entwickelt hat. Vielleicht ist Dexter ja doch nicht der Psychopath, der er in ihren Augen ist?
- Dr. Vogels Aussage, Deb hätte sich selbst für Dexter geopfert, um zu zeigen, wie sehr sie ihn liebt, hinterlässt ein ungutes Gefühl in der Magengegend, weil es noch deutlicher macht, dass die Beziehung zwischen Bruder und Schwester doch sehr viel größer ist. Und das kann unterschiedliche, vor allem aber auch negative Folgen haben.
- Jacob Elway ist zu diesem Zeitpunkt schwer einschätzbar. Entweder er hat mit der gesamten Handlung nichts zu tun, oder es steckt sehr viel mehr dahinter.
- Es war schön, Dexter wieder in seinem Element zu sehen. Er schafft es in diesen Momenten immer für Gänsehaut zu sorgen, auch wenn er diesmal erkennen musste, dass er eigentlich verabscheuungswürdig ist.
Fazit
Auch mit dieser Folge bleibt die finale Staffel auf einem sehr hohen Niveau und obwohl das Tempo hier ein wenig nachgelassen hat, konnte die Episode mit interessanten und spannenden Momenten überzeugen. Man musste oft den Atem anhalten, der Puls wurde beschleunigt und die Anspannung war groß, ganz besonders in der Interaktion zwischen Dexter und Dr. Vogel. Gemeinsam mit Deb entwickelt sich ein starkes Dreieck, das sicherlich noch einige vom Hocker hauen wird. Und obwohl Dr. Vogel immer noch nicht einschätzbar ist, weiß man jetzt schon, dass sie eine zentrale Rolle in dieser Staffel spielen wird. Weiter so!
Alex Olejnik - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: What's Eating Dexter Morgan?Erstausstrahlung (US): 14.07.2013
Erstausstrahlung (DE): 12.05.2017
Regie: Ernest Dickerson
Drehbuch: Lauren Gussis
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