Bewertung

Review: #2.22 Flammen des Bösen

Und, es ist wieder soweit. Joan kann wieder einmal die Toten sehen. Den Anfang macht zu allem Übel ausgerechnet die mir äußerst unsympathische Judith, die sowohl Joan als auch Helen in der Nacht erscheint. Kurz darauf tritt auch noch Rocky in der Schulcafeteria auf, was widererwartend zu einer amüsanten Szene in dieser Folge führt, als Joan von ihren Freunden deswegen besorgte Reaktionen erntet.

Während Joan ganz gelassen auf das Auftauchen ihrer toten Freunde reagiert, beginnt Helen zunächst, an sich zu zweifeln. Angesichts dessen, dass sich ihre Visionen aber letztendlich bestätigen, kommt sie im Laufe dieser Folge zur sicheren Einsicht, dass sie sich und ihren Ahnungen vertrauen kann. Helens Charakter überzeugt mich mittlerweile sehr. Ihre Entwicklung über die beiden Staffeln hinweg war beeindruckend. Einzig störend war zwischenzeitlich ihr Zick-Zack-Kurs, was ihr Vertrauen in Gott anbelangte. Hätte sie sich einfach früher für eine Richtung entschieden, wären für mich interessantere Geschichten um den Charakter Helen möglich gewesen. Aber, auch wenn mir der Plot, der in der zweiten Staffel um Helen gesponnen wurde, nicht immer gefallen hat, Mary Steenburgens Darstellung konnte mich durchweg überzeugen.

Streckenweise blass wirkte hiergegen Will alias Joe Mantegna. Seine Geschichten entwickelten sich immer mehr zu nichtssagendem Füllwerk, welches ich - nicht nur einmal - gerne aus der Serie gestrichen hätte. In dieser Folge ist es jedoch etwas anders. Da Will in den Vandalismusfällen ermittelt, für welche Joan Ryan Hunter verantwortlich macht, werden Joans und Wills Geschichten gelungen miteinander verknüpft. Dies war zuvor schon einmal in Folge #1.06 Böse Mädchen geglückt. Die Verbindung von Wills und Joans Lebenswelten ist meiner Meinung nach immer von Vorteil, da hierdurch einfach ein rundes Gesamtbild entsteht und über den Horizont von Joans Schulalltag hinausgegangen wird.

Wentworth Miller, der als Joans Gegenspieler und zentrale Figur der letzten beiden Folgen auftritt, tut sein Übriges, die insoweit gut angelegte Geschichte spannend umzusetzen. Alles läuft anscheinend auf einen Kampf zwischen Joan und Ryan hinaus. Gut gegen Böse. Im Grunde ziemlich simpel, aber die Akteure machen hieraus einen genialen Coup. Ein bisschen erinnert mich die nunmehr geschaffene Konstellation an die Serie "Tru Calling". Daher wäre es sehr interessant gewesen, wie die Geschichte hier weiterentwickelt worden wäre.

Der Versuch zu klären, warum gerade Joan von Gott ausgewählt wurde und welchen Sinn Gotts Aufträge hatten, war in meinen Augen ein guter Ansatz für diese letzte Folge der Serie. Wie wir erfahren werden die vielen Lektionen, die Joan aus ihren Aufgaben gelernt hat, ihre "Waffen" sein in dem bevorstehenden Kampf mit dem Bösen in Form von Ryan Hunter. An sich eine clevere Verbindung zu den Anfängen der Serie. Was in der letzten Folge der ersten Staffel nicht richtig gelingen wollte, kann nun umso besser realisiert werden, denn der Kreis schließt sich insofern mit dieser letzten Folge der zweiten Staffel.

Trotz allem ist mir eine Ungenauigkeit aufgefallen. Ryan erklärt Joan, er habe sich entschieden, sich gegen Gott zu stellen. Überdies wolle er ihm aber auch sein Leben nicht mehr zurückgeben. Das würde konsequenterweise bedeuten, Ryan Hunter könnte seinen Tod verhindern bzw. wäre unsterblich. Wie das? Wenn Ryan wie Joan ein Mensch aus Fleisch und Blut ist, wieso sollte dann Leben und Tod in seiner Macht liegen? Keine wirkliche Erklärung lässt sich zudem auf die Frage finden, warum Gott ursprünglich Ryan ausgewählt hat, wenn dieser doch quasi die Ausgeburt des Bösen ist. Viele Fragen, die leider in dieser Folge nicht beantwortet werden.

Vollends begeistert war ich indes wieder einmal von Lilly Watters. Sie schafft es, dass ich Kevins Person tatsächlich mehr als Bereicherung denn als Störfaktor in der Serie empfinde. Lilly und Kevin zusammen lassen mich die grottenschlechten Geschichten um Kevin in der Vergangenheit, vor allem auch die Beziehungsirrungen mit Rebecca und Beth nahezu vergessen.

Eine solide, relativ spannende, letzte Folge, die meiner Meinung nach eine gute Vorlage für eine dritte Staffel geliefert hätte. Leider ist die Serie nicht über die zweite Staffel hinausgekommen, was aus meiner Sicht stellenweise selbst verschuldet war. Oftmals verirrten sich die Geschichten der zweiten Staffel in der pursten Langeweile. Die Endlosrückblenden in die Zeit vor Kevins Unfall, der Schadensersatzprozess von Andy Baker, daneben grauenhafte, neue Charaktere wie der von Judith, Tante Olive, Bonni oder Stevie, Adams furchtbarer Assistentin, besiegelten nach meinem Dafürhalten das Ende der Serie. Darüber hinaus musste sich der Zuschauer teilweise durch regelrechte Sinnlosfolgen quälen, die da waren #2.06 Geld macht Spaß, #2.07 Beweis auf Video, 2.16 Die Nacht mit Adam sowie #2.21 Der rote Faden. Hingegen gab es für mich aber auch drei sehr schöne Folgen in dieser zweiten Staffel. Mit den Folgen #2.05 Wahlkampf, #2.19 Der Prozess und #2.20 Frühjahrsputz, erlebten wir wie sehr Joan an ihren Aufgaben gewachsen und zu welcher Erkenntnis und Reife sie fähig ist.

Fazit:

Bedauerlicherweise wies diese zweite Staffel keine Konstanz auf. Wie bei einer Achterbahnfahrt musste man mit einem Auf und Ab der Folgen kämpfen. Allerdings je mehr sich die Serie dem Ende näherte, desto besser wurden die Folgen, so dass nun mit der letzten Episode doch eine gewisse Spannung auf Weiteres erzeugt werden konnte. Da jedoch die Autoren viel zu spät ihre Irrwege verlassen haben und zum eigentlichen Kern der Serie zurückgekehrt sind, ist es in der Gesamtschau für mich doch nachvollziehbar, dass der Serie letztendlich keine Zukunftschancen mehr eingeräumt wurden. Nachhaltig ist nichts desto trotz die Botschaft dieser letzten Folge: So macht Gott Helen in ihren Visionen bewusst, dass es stets um den Glauben und nicht das Wissen gegangen sei. Der Glaube als zentraler Punkt der Serie verbindet nicht nur Helen und Joan mit Gott, sondern auch den Zuschauer mit dem Konzept der Serie. Es war ein Experiment, welches für diejenigen, die sich auf die Idee eingelassen haben, für einige interessante Denkansätze sorgen konnte. Hinzu kam der unglaublich gute Cast, angefangen bei den Hauptdarstellern bis hin zu den Nebenrollen, was der Serie insgesamt einen ganz eigenen, besonderen Charme verlieh. Resümierend eine Serie mit viel Potential, welches leider jedoch besonders in der zweiten Staffel immer öfters ungenutzt blieb.

Anne L. - myFanbase

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