Bewertung

Review: #2.13 Epitaph Two: Return

Nun ist sie also vorbei, die kurze aber dennoch intensive Erfahrung mit Joss Whedons "Dollhouse", und wer meine diversen Verrisse zur Serie im letztjährigen Seasonrückblick bei myFanbase gelesen hat, hätte sicher nicht ahnen können, dass ich über das Ende mittlerweile sehr traurig bin. Denn die Serie hat es geschafft in der zweiten Staffel eine selten da gewesene Qualitätssteigerung hinzulegen und alle Fehler, die man noch in der Anfangszeit der Show gemacht hat, hinter sich zu lassen. So verabschiedet man sich hier mit #2.13 Epitaph Two: Return auf hohem Niveau vom Zuschauer und hinterlässt doch ein kleines Juwel in der Fernsehgeschichte.

Die finale Episode spielt ebenso wie schon die in den USA unausgestrahlte Episode #1.13 Epitaph One zehn Jahre nach den Ereignissen in Arizona, als Echo und ihr Team den heimlichen Führer Rossums Boyd Langton zusammen mit dessen Hauptquartier und der Technologie zur ferngesteuerten Imprintierung vernichtet haben. Aber wie wir alle schon wussten, war es bereits zu spät, die Technik wurde verbreitet und die Welt versank in Anarchie und Chaos. Im Gegensatz zum Finale der ersten Staffel kehrt Whedon aber hier nicht in diese Welt zurück, um die Auswirkungen des Schaffens von Rossum zu offenbaren oder große Plotüberraschungen zwischen den Charakteren zu präsentieren, sondern um den mittlerweile geliebten Protagonisten einen mehr oder weniger versöhnlichen Abschluss zu verschaffen, nicht ohne die für ihn üblichen Opfer zu begehen. Die Handlung dieser Episode ist schnell erzählt und auch wirklich nicht das Entscheidende. Die aus dem ersten Einblick in diese Zeit bekannten Mag, Zone und Klein-Echo finden letztendlich den so genannten Sicheren Hafen, der eine Art Farm ist, auf dem die Gruppe rund um Echo Zuflucht gefunden hat. Der mittlerweile geistig völlig verwirrte Topher hat die rettende Idee um die weltweite Imprimentierung rückgängig zu machen. Um die zu verwirklichen, machen sich alle zusammen auf den Weg ins Dollhouse in Los Angeles. Der apokalyptischen Zukunftsvision aus "Epitaph One" setzt "Epitaph Two: Return" eher einen hoffnungsvollen Ausblick entgegen. Denn mit dieser bevorstehenden Zukunft vor Augen etablierte die zweite Staffel ein pessimistisches, düsteres Menschenbild und führte tief in die Abgründe der menschlichen Psyche. So bildet das Finale nun den dringend benötigten positiven Gegensatz.

Wie bereits gesagt, konzentriert sich diese Episode ganz darauf, einen würdigen Abschluss für die Charaktere zu finden. Und es ist umso verwunderlicher, in Anbetracht der Tatsache, wie lange diese mich durch die Bank weg kalt ließen, dass ich sie mittlerweile alle sehr vermissen werde. Den größten Sprung auf meiner Sympathieskala hat wohl Topher vollzogen, ob es nun von Anfang an beabsichtigt war, ihn lange Zeit so darzustellen, dass man ihn einfach weder mögen noch ernst nehmen konnte, sei dahingestellt. Fakt ist, dass die Entwicklung Tophers vom amoralischen Genie zum aufopfernden Märtyrer einer der besten Errungenschaften der zweiten Staffel ist, und Fran Kranz hat sich mit seiner Darstellung mittlerweile zu meinem absoluten Liebling entwickelt. Dass für ihn nur der letzte Schritt bleibt und er zur Verwirklichung des großen Zieles sich selbst in die Luft sprengt, ist einfach nur traurig und poetisch. Und seine letzte Szene mit dem von der Explosion plötzlich unterbrochenen Blick auf die Gedenkwand in Adelles ehemaligem Büro ist ein würdiger Abgang für diese unvergessliche Figur. Großartig waren auch alle Momente, in denen Topher und Adelle ihre ungewöhnliche Verbundenheit, die irgendwo zwischen einem verschrobenen Mutter-Sohn und geläuterten Komplizen-Verhältnis liegt, zeigen konnten. Überhaupt ist Adelle als die gute Seele, die über allen wacht und die jetzt die schwierigere Aufgabe des Wiederaufbaus der gesellschaftlichen Ordnung vor sich hat, immer mehr zum Herz dieser Geschichte avanciert.

Das Paar der Serie waren wohl für jeden Fan Victor und Sierra, die mittlerweile beide mehr oder weniger ihre ursprünglichen Personen Priya und Tony sind. Schwer vorstellbar, dass die Liebesgeschichte der beiden, die alle Gehirnwäschen und sonstigen widrigen Umstände überdauert hat, jemanden kalt gelassen hat, und auch wenn es nicht gerade die Neuerfindung des Rades ist, sie hier anfänglich zu trennen, um sie dann doch wieder zusammenzubringen, so ist es doch einfach nur schön zu sehen, wie sich diese Kleinfamilie zusammen mit ihrem Sohn T am Ende im Arm liegt. Und Pyromanie zur Familienzusammenführung ("Can I help you burn stuff?" war nur einer von vielen absurd genialen Dialogmomenten dieses Finales) ist dabei noch ein herrlicher, irrer Weg, um dahin zu kommen. Und auch wenn ich nicht ganz begriffen habe, ob die beiden sich nun nach der Umkehrung aller Imprints, die Topher vorgenommen hat, noch an etwas erinnern oder nicht, so ist das doch auch nicht wirklich wichtig. Man lässt hier die Auswirkungen von Tophers Tat bewusst im Vagen, die kann sich jetzt jeder Zuschauer selbst ausmalen.

Die wirkliche Überraschung für mich war aber, wie sehr ich mir dann am Ende doch eine Art Happy End für Echo und Paul gewünscht habe. Noch während ihrer gemeinsamen Zeit in Texas konnte ich mit diesen beiden als verhinderte Liebende wenig anfangen, langsam aber sicher, über die Tragik von Pauls Verlust seiner Verbindung zu Echo hat mich deren Schicksal doch mitgenommen. Und die unterschwellige Vertrautheit und Nähe, das offensichtliche Verlangen und die Einsamkeit, die man hier über die wenigen Szenen der beiden am Anfang, und besonders über das clevere Zusammenspiel mit Echos kleinem Alter Ego geschaffen hat, hat mich doch ernsthaft berührt. Umso schockierter war ich vom schnellen und recht unspektakulären Tod Pauls, aber besonders von Echos anfänglicher Teilnahmslosigkeit darüber. Aber mit ihrem Zusammenbruch gegenüber Priya und dem beklemmenden Spiel Eliza Dushkus dabei hat sie mir und all den anderen Zweiflern bewiesen, dass sie diese Serie tragen konnte und die ultimative Einsamkeit in ihr beängstigend nahe gebracht. Dass sie am Ende eine Art Happy End mit ihrem "Big Bad Ballard" gerade von Alpha geschenkt bekommt, ist dann eine zwar etwas kitschige aber dennoch versöhnliche Note zum Abschluss.

Überhaupt war Alpha, der hier als neuer Mensch erscheint, im inneren Ausgleich mit sich und seinen unzähligen größtenteils irren Persönlichkeiten, großartig. Der Charakter hat durch die Tatsache, dass er jetzt zu den Guten gehört, nichts von seiner Genialität eingebüßt, und es war einfach nur toll, dass wir so noch einmal Alan Tudyk sehen konnten. Mit seinem denkwürdigen Gastspiel in "Dollhosue" hat er sich definitiv für große Taten empfohlen, ist nicht auch ein Posten als Joker in der nächsten Batman-Fortsetzung frei?

Auch Summer Glaus Charakter Bennett bekommt einen kurzen, posthumen Auftritt in diesem Finale, und so wurden die meisten Bögen geschlossen. Einzig die Ungereimtheiten in der Claire/Whiskey/Clyde-Angelegenheit und Laurence Dominics Schicksal wurden nicht wieder aufgegriffen, aber die gehören für mich zu den losen Enden, die man als Zuschauer für sich selbst ausmachen kann. "Dollhouse"-Drehbuchautor Tim Minear hat selbst in einem Interview zugegeben, dass es nicht immer leicht war, den Bogen zu den Ereignissen, die in "Epitaph One" etabliert wurden, zufrieden stellend zu schlagen, und ich kann aufgrund der begrenzten Laufzeit sehr gut über diese kleinen Logiklöcher hinwegsehen. "Dollhouse" ist es in seiner zweiten Staffel eindrucksvoll gelungen, den Zuschauer auf eine einzigartige Reise mitzunehmen, voller überraschender Wendungen, emotionaler Achterbahnfahrten und beeindruckender Charakterentwicklungen. Man kann jetzt am Ende dieser Episode traurig sein, dass die Serie auf ihrem Höhepunkt endet, oder dem Sender Fox dankbar sein, dass er trotz schlechter Quoten und einem holprigen inhaltlichen Start die Courage besessen hat, diese zweite Staffel bis zum bitter-süßen Ende zu senden.

"Epitaph Two: Return" ist ein runder Abschluss, nicht perfekt aber unheimlich bewegend, für eine Serie, die zwar nicht die beste aus Joss Whedons Feder ist, aber wieder einmal bewiesen hat, zu welchen Geniestreichen er fähig ist. Ich freue mich auf den nächsten Versuch, Herr Whedon.

Cindy Scholz - myFanbase

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