Bewertung

Review: #2.02 Wir alle versagen

Foto: Cliff Curtis & Kim Dickens, Fear the Walking Dead - Copyright: 2016 Richard Foreman Jr./AMC
Cliff Curtis & Kim Dickens, Fear the Walking Dead
© 2016 Richard Foreman Jr./AMC

Auf der Flucht vor den unbekannten Verfolgern, die technisch offenbar überlegen sind, findet sich eine kleine Insel als mögliches Versteck. Die Episode #2.02 Wir alle versagen widmet sich also dieser Insel, die wie eine Idylle scheint, letztlich aber auch nur symbolisch für einen schier unaufhaltsamen Untergang steht.

"Irgendwas läuft hier falsch."

Eigentlich sollte die Insel erst mal dazu dienen, dass man den Verfolgern aus dem Weg gehen kann. Das Gelingen dieses Manövers geht allerdings fast unter, weil der Schwerpunkt ganz woanders liegt. Ein Aufleuchten in einem Haus regt nämlich das Interesse unserer Crew an und so machen sich Travis und seine Familie auf, die letzten Bewohner der Insel aufzusuchen. Die folgenden Szenen sind dann irgendwie befremdlich, weil es so ein normales Kennenlernen darstellt, was in dieser Welt so absurd wirkt. Man zweifelt auch die gesamte Zeit an der Echtheit die Situation und vermutet irgendeine Gefahr. So wirklich kommt die aber gar nicht. Vielmehr lernen wir erfrischend skurrile Charaktere kennen. George ist mit seiner Spiritualität ein interessanter Gesprächspartner für Travis. Dieser erfährt nicht nur, dass die ganze Westküste im Prinzip ausgelöscht ist ("Der Westen war einmal."), sondern setzt sich auch quasi metaphysisch mit der neuen Welt auseinander ("Die Natur gewinnt immer.", "Die Frage ist: wollen Sie aufgeben oder kämpfen?". Das bringt ihn zwar nicht so viel weiter, aber ich denke schon, dass es für Travis unterbewusst ein wichtiges Erlebnis war. Wie weit er allerdings noch von der Akzeptanz der neuen Welt entfernt ist, sieht man bei seiner Reaktion auf Chris' Aufräumaktion am Zaun. Er will noch nicht einsehen, dass man eine harte Gangart umsetzen muss und der Rasenmäher nun durch die Spitzhacke ersetzt wird.

Melissa ist als liebende Mutter mit multipler Sklerose auch ein interessanter Charakter, vor allem als Madison ihr die wahren Absichten entlocken kann. Zunächst wirkte ihr Gespräch auch noch seltsam neugierig. Dass sie aber in Betracht zieht, ihre Kinder wegzugeben, weil sie auf der Insel nur auf ihren Tod wartet, habe ich nicht vorhergesehen. Die Verzweiflung muss schon groß sein, wenn man sich von seinen eigenen Kindern trennen will, zumal die Überlebenschance ja nicht wirklich höher wird. Hier kommt jedenfalls wieder das Helfersyndrom von Madison zum Vorschein, was an dieser Stelle natürlich auch passend ist.

"Sie haben von uns nichts zu befürchten."

Die Konsequenz aus der gesamten Storyline ist eigentlich enorm bitter. Selbst wenn man mit den besten Absichten kommt, endet alles in Trauer und Tod. Im Prinzip haben sie das Leben der Gearys komplett zerstört. Die kleine Tochter schluckt einfach eine tödliche Pille, auf die Nick sie ungewollt aufmerksam gemacht hat (man muss in dem Alter aber auch nicht einfach eine Pille schlucken, wie Süßigkeiten sahen die nun wirklich nicht aus). Die Mutter stirbt in ihrem Schock, als Willa sich verwandelt, und da diese dann auch noch zum Boot kommt (wie auch immer das möglich war), kann es durchaus sein, dass auch George nicht mehr unter den Lebenden weilt. Somit bleiben nun noch ein traumatisierter Harry und der rigorose Seth übrig, die nun alleine auf der Insel wohl wirklich auf ihr Ende warten. Eigentlich ist es schade, dass man von ihnen nichts mehr erfahren wird. Seth wäre sicherlich eine Bereicherung für die Gruppe, weil er auch schon in gewisser Hinsicht abgehärtet ist. Interessant wird nun sein, welche Schlüsse unsere Gruppe aus diesem Fehlschlag zieht. Die Hilfsbereitschaft ist jedenfalls nicht wirklich Hilfe bringend.

"Wer immer sie auch sind, wir werden sie nicht los."

An Bord der Abigail versucht Daniel seine Zweifel an Victor Strand zu erhärten und beäugt ihn skeptisch. Als er dann seltsamerweise doch vollkommen alleine auf dem Boot sein Unwesen treiben kann, durchsucht er alles und stößt auf ein paar Karten und eine Waffe. Daniel zieht daraus schon mal seine Schlüsse und sieht seine Skepsis bestätigt, wohingegen ich eigentlich erst mal nichts Ungewöhnliches dabei sehe. Der Zuschauer bekommt aber eine andere Szene präsentiert, die dann doch eine klare Richtung einzuschlagen scheint. Strand telefoniert mit einer Person und verdeutlicht, dass er am Abend mit ihm zusammen kommen werde. Die nächste Episode wird dahingehend also spannend (und hoffentlich kommt auch das der Funkkontakt von Alicia wieder vor).

Noch eine kleine Anmerkung zu Daniel. Der kurze Dialog zwischen ihm und Ofelia war irgendwie fehl am Platze. Ich glaube schon, dass er eine wichtige Bedeutung für beide Charaktere hat ("Das ist nicht die Welt, die du kennen lernen solltest."), aber in die Episode passte es für mich nicht rein.

Fazit

Die Episode #2.02 Wir alle versagen liefert uns die bittere Erkenntnis, dass jede gut gemeinte Aktion tödlich enden kann und auch scheinbar sichere Orte (wie eine wenig bewohnte Insel) eigentlich nicht sicher sind. Bis auf kleinere Ungereimtheiten kann diese Episode vor allem durch ihre Charakterarbeit überzeugen. Wenn man von der Handlung um Strand oder anderer Gruppen auf dem Wasser ausgeht, dann war es eher eine Füllerepisode, nach der man nun Lust auf die nächste verspürt, weil man sich ein Stück weit hingehalten fühlt.

Emil Groth – myFanbase

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