Bewertung

Review: #2.03 Der Ouroboros

Foto: Rubén Blades, Fear the Walking Dead - Copyright: 2016 AMC
Rubén Blades, Fear the Walking Dead
© 2016 AMC

Nichts da mit Strands Partner. Statt wie vermutet auf den Kontakt von Strand zu treffen und somit vielleicht zu erfahren, was er wirklich vorhat, finden die Autoren noch einen logischen Grund, dieses Ereignis zu verzögern. Ein Zombie hat sich im Schiffsfilter verheddert und verhindert so die Weiterfahrt.

"Ich bin nicht Ihr Hilfsarbeiter."

Da es im Meer offenbar nur so von Leichen wimmelt, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis das auch Wirkung auf die Funktion des Schiffes hat. Für diese Episode war das ein günstiger Zeitpunkt, weil man so eine zentrale Frage um Strand noch verzögern konnte. Ansonsten hatte dieser Teil in erster Linie ein paar eklige Filtersäuberungen zur Folge sowie ein paar übertrieben spannende Momente, die mich keineswegs gepackt hatten. Denn dass Travis seine Unterwasseraktion nicht unbeschadet überstehen könnte, stand nicht zur Disposition. Interessant war dann also wirklich nur die Rolle von Travis, der plötzlich sehr wichtig für Strand wurde, was ihm offensichtlich sehr missfiel. Strand wäre gerne absolut unabhängig, doch dieser Wunsch wird nun definitiv nicht mehr in Erfüllung gehen können.

"Sie sind viel diplomatischer."

Großen Anteil daran hatte auch Madison, die sich nach der Mexiko-Info die Ruhe nimmt und mit Strand in eine Art Verhandlung tritt. Sie hat da sehr clever agiert und eigentlich immer die richtigen Fragen gestellt oder die richtigen Aussagen getroffen. Die Vertrauensfrage steht zwar immer noch im Raum, aber es ist erst mal geklärt, dass der weitere Weg gemeinsam gegangen wird, weil ja doch ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis besteht. Unsicher bin ich mir, ob Madison und Co. mit den Neuigkeiten wirklich zufrieden sind, denn die Verheimlichung bestand schließlich trotzdem. Wahrscheinlicher ist, dass sowohl Travis als auch Madison wissen, dass jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt ist, wieder Misstrauen zu äußern, weil man durch die Annäherungen einen Status Quo geschaffen hat, den man erst mal nicht wieder riskieren will. Auch so lässt sich Madisons Passivität am Ende der Episode erklären. Etwas befremdlich fand ich allerdings, dass man bei der Diskussion um die Familie gar nicht darauf eingegangen ist, dass unter den bestehenden Gesichtspunkten Ofelia und Daniel quasi entbehrlich sind. Vielleicht wird das aber zu späterer Stelle noch mal interessant.

"Wir kümmern uns um uns selbst."

Das ist vor allem deshalb wahrscheinlich, weil Daniel immer wieder durchscheinen lässt, dass er zwar Teil der Gruppe ist, sich aber nicht so 100%ig zugehörig fühlt und deshalb auch seine Tochter dazu animiert, eher unauffällig und misstrauisch zu bleiben. Eigentlich finde ich es faszinierend, wie gut Daniel die Situation immer einzuschätzen weiß, auch wenn mich seine ständige Haltung, dass alle ihm etwas Böses wollen, nicht gefällt. Letztlich hilft sie ihm zu überleben. Und wenn es hart auf hart kommt, ist er sich doch nicht zu schade, um für andere da zu sein und zu seinem Wort zu stehen. Trotzdem bleibt das Gefühl, dass er von der jetzigen Gruppe derjenige ist, der als erstes das Zeitige segnen könnte.

"Hör auf, uns wie Kleinkinder zu behandeln."

Während das Boot repariert wird, kommt der aufmerksamen Alicia die Idee, an Land zu gehen und Koffer eines abgestürzten Flugzeuges (siehe Webisodes) zu durchsuchen und Proviant, Medikamente und Klamotten zu ergattern. Die Weitsicht muss man ihr hoch anrechnen und in der anfänglichen Diskussion bekommt man den Eindruck, dass die Kids bereits verstanden haben, worum es geht, während Madison immer noch den Schutzinstinkt benutzt, der aber niemanden weiter hilft. Der gesamte Part ist aber von ganz wesentlicher Bedeutung für die Charaktere, weshalb meine anfängliche Enttäuschung, dass es in dieser Episode auf der Reise kaum vorwärts gehen wird, schnell ins Gegenteil umschlägt. Chris macht hier deutlich, dass er wohl schon am besten begriffen hat, wie die Welt nun aussieht und wie man in ihr zu agieren hat. Die Szene, in der er sich entschließt, sogar einen Menschen zu töten, war wirklich stark gespielt und intensiv. Man konnte gut mitansehen, wie er Szene um Szene an Härte gewinnt. Da ist er seinem Vater schon einiges voraus.

Auch Alicia macht weitere Fortschritte. Sie hat immer mehr das Gemeinwohl der gesamten Gruppe im Sinne und denkt einen Schritt weiter, hat inzwischen wohl auch voll akzeptiert, dass die Welt nicht mehr so wird, wie sie mal war, und ist auch nicht zimperlich im Überlebenskampf. Nick hingegen war ja schon lange klar, was wirklich läuft. Er stellt sich ein bisschen dämlich an, hat dadurch aber auch seine Nahtoderfahrung und zeigt, zu was er imstande ist, auch wenn man sich manchmal fragt, ob er eigentlich wieder Tabletten nimmt oder ob die Autoren vergessen haben, die Entzugsphase weiter zu thematisieren. Ich finde jedenfalls, dass er zu locker mit den Tabletten umgeht und man zu wenig Versuchung zeigt. Dass er aber herausfindet, dass man beschmiert von den Zombies nicht erkannt wird und er so zum großen Retter werden kann, ist sicherlich auch nicht unwichtig für die Zukunft.

Nun kann man noch ein paar Dinge in Frage stellen, die bei aller Freude über die Episode nicht ignoriert werden dürfen. Wieso entfernt sich Chris so offensichtlich von der Gruppe und wieso bemerkt es niemand früher? Wieso ist Nick so leichtsinnig und stürzt vom Felsen um sich dann gegen den Zombie zur Wehr setzen zu müssen und wieso haben die Krebse plötzlich keine Bedeutung mehr gehabt? Woher kommt ganz plötzlich diese riesige Gruppe an Zombies? Wieso kann Alicia eine halbe Ewigkeit Nick umarmen, wenn da doch eine Horde Zombies kurz vor ihnen steht? Woher kommt plötzlich das zweite Schlauchboot mit Alex und Jake? Wieso spielen die angeblichen Verfolger dann doch überhaupt keine Rolle mehr? Es ist also leider nicht alles stimmig.

"Bitte erlösen Sie ihn von seinen Qualen."

Zum Abschluss muss sich natürlich noch den Rahmen der Episode erwähnen. Die durch die Webisoden eingeführten Alex und Jake tauchen in der ersten Szene als Überlebende des Flugzeugabsturzes auf. Nach den Webisoden war klar, dass es wohl genau die beiden in die Serie schaffen werden, weil sie schon in der Webisodes zentral wirkten. Insbesondere bei Alex fand ich es sehr gut und diese Episode hat das auch sofort bestätigt. Alex hat schon begriffen, was vor sich geht, hat aber auch ein Herz und kümmert sich um Jake, obwohl dies eigentlich aussichtslos ist. Den Mittelweg mit dem Abschleppen fand ich dann ziemlich gut (auch weil es die neue Madison zeigte), umso überraschender dann das Ende, als Strand einfach das Seil durchschneidet. Alex wäre definitiv eine Bereicherung und ich hoffe sehr, dass man nicht zum letzten Mal von ihr gehört hat. Die Credits lassen dies erhoffen und ein erneutes Auftauchen wäre definitiv spannend, vor allem jetzt, wo man sie doch sehr brutal losgeworden ist.

Fazit

Auch wenn man sich ein bisschen hingehalten fühlte, war es doch wieder eine starke Episode, weil die Charaktere alle ganz wesentliche Entwicklungen durchmachen und diese stark und logisch in Szene gesetzt sind. Einen kleinen Abzug gibt es wegen der Effekthascherei und der damit zusammenhängenden kleinen Logikfehler.

Emil Groth - myFanbase

Die Serie "Fear the Walking Dead" ansehen:


Vorherige Review:
#2.02 Wir alle versagen
Alle ReviewsNächste Review:
#2.04 Blut auf den Straßen

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Fear the Walking Dead" über die Folge #2.03 Der Ouroboros diskutieren.