Bewertung

Review: #3.02 Die neue Grenze

Foto: Cliff Curtis, Fear the Walking Dead - Copyright: 2016 AMC
Cliff Curtis, Fear the Walking Dead
© 2016 AMC

Fernsehen kann so brutal sein. Da fremdelt man lange mit einem Charakter, nimmt ihn dann an und aus dem Nichts trifft ihn eine Kugel. In der Episode passiert zwar noch viel mehr, aber wirklich bleibend ist eigentlich nur die Eröffnungsszene.

"Travis, was machst du da?"

Da hat sich Travis Manawa in der letzten Episode noch alleine gegen gut fünfzig Beißer auf engstem Raum durchgesetzt und bewiesen, welchen Überlebenswillen er in dieser neuen Welt entwickelt hat, da kommt eine wild umhergeschossene Kugel angeflogen und trifft ihn so am Hals, dass er nur noch in den Tod springen kann. Das Leben ist schon ziemlich fies. Als Zuschauer ist man mindestens genau so schockiert und perplex wie Alicia Clark. Vor einem Jahr hätte mich das vielleicht nicht gestört, aber ich fand die Entwicklung von Travis doch ziemlich gelungen. Dass sie jetzt so abrupt endet, wirkt schon sehr danach, dass der Schauspieler nicht mehr wollte (eine mögliche Erklärung ist das Avatar-Sequel). Oder haben die Autoren zu viel "Game of Thrones" geschaut? Nun gut, man muss mit der neuen Situation leben, die gleich zu Beginn sehr viel Eindruck gemacht hat und letztlich ist es natürlich auch spannend, die Auswirkungen auf die anderen Charaktere zu sehen.

"Sie müssen gehen."

Ich hätte nicht gedacht, dass wir noch mal ins Hotel zurück kehren würden, um die Geschichte um Victor Strand weiter zu erzählen. Vielmehr hatte ich erwartet, dass er irgendwann irgendwo auftaucht und dann erzählt, wie er das Hotel verlassen hat. Dass man ihm hier aber noch mal so eine dominante Storyline gibt und die Entwicklung im Hotel zeigt, ist eine hohe Wertschätzung für Strand. Dieser zeigt sogar noch Züge des Optimismus, beruhigt eine große Gruppe von Menschen, indem er sich als Arzt ausgibt und auch hier zeigt, dass er daran glaubt, dass man in dieser Welt noch was Gutes bewirken kann. Mal schauen, wie er das weiterhin aufrecht erhalten kann, wenn er durch die Gegend cruist.

"Was man zum Überleben braucht, muss man nicht unbedingt mögen."

Nick Clark und Madison Clark sind ganz einfach zum Lager gekommen und müssen nun überlegen, was sie machen werden. Dabei wird ziemlich deutlich, dass Nick der emotionale Jugendliche und Madison die rationale Erwachsene ist. Madison hat das Gesamtbild im Blick und will taktisch vorgehen. Auf sich alleine gestellt hätte man kaum eine Chance. Nick hingegen agiert spontan, will sich nicht herumschubsen lassen sondern seine Willen durchsetzen, der aber nur auf seiner eigenen Befindlichkeit entsteht. Das zeigt sich dann vor allem noch mal, als Luciana Galvez angekommen ist und nicht gerettet werden soll. Seine Aktion ist nachvollziehbar, aber eigentlich ziemlich dumm. Man kann nur froh sein, dass unter der Gruppe auch genügend moderate Leute dabei sind. Insbesondere der Vater Jeremiah Otto Sr., der eine Art Anführer der Farm ist, ist mir sehr sympathisch. Er klagt nicht an, macht keine Vorwürfe, sondern zeigt Empathie und sucht Wege, wie man gemeinsam ein zufriedenstellendes Ergebnis finden kann. Irgendwie ist er fast zu gut. Auch Jake Otto ist erst mal ein aufrichtiger junger Mann, der offenbar mit gesundem Menschenverstand agiert, während Troy Otto eher die Hau-Drauf-Mentalität und unbedingte Regeltreue verkörpert. Man kann also mit einigen schon etwas anfangen. Insofern ist Madisons Entscheidung, sich auf der Farm einzurichten und die Ressourcen zu nutzen, absolut richtig. Es wird aber noch spannend sein, wie es gelingen kann, Nick immer wieder zu kontrollieren, denn ob er die Entscheidung wirklich mitträgt, kann man stark bezweifeln.

Fazit

Der unerwartete Beginn der Episode bleibt stärker in Erinnerung als der Rest. Dieser allerdings ist für den Verlauf der Staffel mindestens genau so wichtig. "Unsere Gruppe" findet ein neues Zuhause und wird sich mit einigen Regeln und einem noch unbekannten Feind arrangieren müssen. Die Storyline von Strand war irgendwie Beiwerk und eigentlich uninteressant, aber die Tatsache, dass man ihm diese Storyline geschenkt hat, zeigt, dass man mit dem Charakter wohl noch was vor hat.

Emil Groth - myFanbase

Die Serie "Fear the Walking Dead" ansehen:


Vorherige Review:
#3.01 Im Auge des Betrachters
Alle ReviewsNächste Review:
#3.03 TEOTWAWKI

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Fear the Walking Dead" über die Folge #3.02 Die neue Grenze diskutieren.