Bewertung

Review: #4.09 Es werde Licht

Diese Folge konzentriert sich extrem auf die neuen Charaktere, da sowohl Vince, als auch Becky entscheiden müssen, wie ihre Zukunft aussehen soll und dabei auch Jess und Luke involviert sind. Außerdem wird der "Charakter" East Dillon ganz wörtlich beleuchtet, da Eric es sich zur Aufgabe macht, seinen Spielern eine sichere Umgebung zu bieten, nachdem er am eigenen Leib erfährt, wie gefährlich die Plätze sind, an denen sie sich in ihrer Freizeit aufhalten.

Do you really wanna make a difference or are you just feeling sad because a boy got shot? – Both.

Gerade am Anfang der Folge dachte ich, dass mich diese Storyline alles andere als begeistern würde. Die Ghettoisierung East Dillons, die in den letzten Folgen durch Vince und seine Freunde deutlich herausgearbeitet wurde, passt für mich einfach noch nicht zu "Friday Night Lights" und hat vor allem in #4.07 In The Bag störend gewirkt. Als deshalb schon in den Anfangsminuten Eric Zeuge davon wird, wie ein Jugendlicher niedergeschossen wird, habe ich mich wirklich gefragt, wohin das alles führen soll, doch zu meiner Überraschung hat sich die Storyline extrem positiv entwickelt.

Auch wenn es schon bei der ganzen Geschichte mit Vince absehbar war, dass Eric früher oder später was für die Sicherheit seiner Spieler tun möchte, hat es mir wirklich gut gefallen, wie er wieder einmal die Initiative ergreift – und das auch noch in Zusammenarbeit mit Buddy. Gerade weil sie so unterschiedlich sind, macht es immer wieder extrem viel Spaß, die beiden bei einer gemeinsamen Aktion zu beobachten, und mit Vernon kam gleich noch ein Unikat mit ins Boot. Ich hoffe mal, dass die Bemühungen der drei gemeinsam mit Elden keine einmalige Sache bleiben, sondern noch weiter verfolgt werden, und vor allem bin ich gespannt, ob es noch irgendwelche Konsequenzen für Eric wegen der Lichter gibt, die er letztendlich doch auf eigene Faust angemacht hat.

Das Freundschafts-Footballspiel war eine gute Idee und vor allem eine nette Abwechslung zu den regulären Spielen, auch wenn natürlich die Spannung fehlte. Dafür hat man schön gesehen, wie die Lions immer mehr zu einem Team zusammen wachsen und wie sich vor allem Vince diesem Team mehr und mehr zugehörig fühlt, auch wenn seine Freunde ihn vom Gegenteil überzeugen wollen.

I think we need a date.

Eric und Tami begeistern mich als Paar in jeder einzelnen Folge, weil sie einfach so herrlich realistisch sind, als würde man bei einer x-beliebigen Familie ins Wohnzimmer filmen, und trotzdem immer wieder tolle, romantische Momente haben, aber in dieser Folge haben sich die Autoren und natürlich Kyle Chandler und Connie Britton in Sachen "authentische Romantik" wirklich selbst übertroffen! Alleine schon, wie Eric mit Glen und dem Kuss umgeht: Er ist zwar, unübersehbar und verständlicherweise, alles andere als begeistert, aber daraus wird kein großes Drama gemacht (was ich bei "Friday Night Lights" jetzt auch nicht erwartet hätte), sondern Tami und Eric ziehen daraus die schlichte Erkenntnis, dass sie mal wieder Zeit zu zweit brauchen.

Dass ihr geplantes Date ins Wasser fällt, hat mir nicht nur deshalb gefallen, weil es wieder einmal sehr realitätsnah den Ehealltag eines Paares zeigt, wenn beide Partner sich sehr in ihrem Job engagieren und der Feierabend wegen einer Besprechung oder einem Treffen verschoben werden muss, sondern vor allem deshalb, weil es dadurch zu dem süßen Spontan-Date am See kam. Auch wenn sie sich ständig auf die unterhaltsamste Weise streiten und auch wenn sie sich zeitweise kaum sehen, weil sie den ganzen Tag damit beschäftigt sind, ihre eigenen Kinder zu erziehen und vielen anderen Kindern bzw. Jugendlichen zu helfen – es gibt keinen Grund zur Sorge, dass die Beziehung der beiden irgendwann ernsthaft gefährdet wäre, nicht solange es zu so wunderschönen Szenen kommt und vor allem nicht nach dem fatalistisch-romantischen Liebesgeständnis: "Damn, I love you!" - "Damn, I love you, too!"

I'm pregnant. And it's yours. And I need an abortion.

Ebenfalls in typischer FNL-Manier wurde meiner Meinung nach die Storyline um Beckys Schwangerschaft aufgezogen, was schon damit anfing, wie der Zuschauer davon erfährt. Man sieht nicht etwa folgenlang Beckys Befürchtungen und Überlegungen, ob sie denn schwanger ist und ob sie einen Test machen soll, sondern man wird mitten hineingeworfen in die Story, indem man Beckys Anruf bei der Schwangerschaftstestfirma hört und anschließend eine ganze Handvoll positiver Tests sieht, sodass es keinen Zweifel daran gibt, dass Becky schwanger ist. Dass die ganze Angelegenheit komplett unvorbereitet kommt, stört mich ausnahmsweise mal überhaupt nicht, sondern es passt perfekt zu der Storyline, weil es für Becky und natürlich auch Luke nicht weniger unvermittelt und unvorbereitet geschieht.

Die Reaktionen der beiden waren absolut nachvollziehbar: Becky will das Baby und damit die ganze Angelegenheit so schnell wie möglich loswerden, während Luke, von dem man, spätestens seit man ihn auf der Farm seiner Eltern gesehen hat, weiß, dass er ein ausgeprägtes Verantwortungs- und Pflichtgefühl besitzt, die Schwangerschaft nicht ganz so schwarz-weiß wie Becky sieht. Das Gespräch der beiden am Auto fand ich großartig: Natürlich sind beide noch nicht bereit dafür, Eltern zu sein, und Beckys Befürchtungen, den gleichen Lebensweg wie ihre Mutter vor sich zu haben, sind mehr als nachvollziehbar, aber die Entscheidung, die sie treffen muss, wird sie nicht nur jetzt, sondern ihr Leben lang beeinflussen, und das macht Luke ihr eindringlich klar. Sein Engagement in dem ganzen Dilemma macht ihn mir als Charakter nur noch sympathischer, denn auch wenn er Becky die Entscheidung überlässt und ihr das Geld für die Abtreibung geben würde, so lässt er sie nicht einfach mit dem Problem alleine, sondern versucht, ihr in jeder Hinsicht zu helfen – was sich natürlich auch dadurch erklärt, dass Luke eindeutig mehr Gefühle für Becky hat, als sie für ihn.

Denn sie ist noch immer in Tim verliebt, was ihre Reaktion auf seine Entschuldigung wegen des Kusses mehr als deutlich macht. Während Tim den Kuss als Fehler ansieht und wieder zu ihrer freundschaftlichen oder fast schon geschwisterlichen Beziehung davor zurückkehren will, ist Becky zutiefst verletzt, dass es ihm so wenig bedeutet hat. Da ich von einer Beziehung der beiden nach den Tim/Lyla-Szenen in #4.06 Stay überhaupt nichts halten würde, bin ich über Tims Rückzieher mehr als erleichtert, gleichzeitig mag ich die beiden als großer Bruder/kleine Schwester unheimlich gerne und fand es gut, dass Becky sich Tim wegen der Schwangerschaft anvertraut hat. Ich bin wirklich gespannt, wie sich die Storyline nun entwickelt, da Becky keineswegs mehr so sicher ist, was sie nun machen soll und mich würde sowohl die Umsetzung einer Schwangerschaft als auch die Thematisierung einer Abtreibung mit den jeweiligen Konsequenzen wirklich interessieren.

Last thing: Stay away from my daughter!

Bei Vince scheint jetzt endlich der Durchbruch stattgefunden zu haben, den ich eigentlich schon in der ersten Folge bei ihm gesehen habe, weshalb mir sein zwischenzeitliches Abrutschen nicht wirklich gefallen hat. Aber er scheint nun endlich kapiert zu haben, dass man erstens auch weniger illegal als mit Autodiebstählen Geld verdienen kann und dass er zweitens in Eric nicht nur einen Football-Coach hat, sondern vor allem jemanden, der ihm hilft, sein Leben auf die Reihe zu bekommen. Ich fand schon die Anfangsszene toll, als Vince seine kriminelle Vergangenheit auf dem Bewerbungsbogen nicht, wie von mir befürchtet, verschweigt, sondern dazu steht, aber noch besser war natürlich, dass er aus der Ablehnung der Geschäftsinhaberin nicht den Schluss zieht, sich wieder auf kriminelle Tätigkeiten einzulassen, sondern stattdessen lieber zu Eric geht und ihn um Hilfe bittet.

Danach war mir eigentlich schon klar, dass er entweder bei Vernon oder bei Buddy arbeiten wird, aber im Geschäft von Jess' Vater besteht natürlich das weitaus höhere Konfliktpotential, nicht nur weil sich Vince dort weiterhin mit seinen Kumpels auseinandersetzen muss, sondern weil das Liebesdreieck um Vince, Jess und Landry immer mehr in den Vordergrund rückt. Irgendwie weiß ich noch nicht so genau, was ich davon halten soll, was hauptsächlich daran liegt, dass man überhaupt nicht weiß, was zwischen Vince und Jess Sache ist bzw. war. Jess und Landry hatten bis auf die letzte Folge eine kontinuierliche Entwicklung als Paar, und gerade weil das Interesse eindeutig von beiden Seiten bestand, fand ich Jess' distanzierte Haltung gegenüber Landry ziemlich aus der Luft gegriffen, zumal das Pairing Vince/Jess ebenso plötzlich aufgetaucht ist. Bis jetzt gefallen mir Landry und Jess als Paar jedenfalls um einiges besser, auch wenn die Spannung zwischen ihr und Vince nicht zu leugnen ist. Landry war sowieso mal wieder zum Brüllen, wie er ebenso ahnungslos wie der Zuschauer ziemlich verwirrt von Vinces Verhalten ist und ihn schließlich auf dem Footballfeld mit der ganzen Angelegenheit konfrontiert. Da Vince sich daraufhin zurückzieht, hoffe ich jetzt einfach mal, dass uns nach Tim/Lyla/Jason ein weiteres Liebesdreieck erspart bleibt und man sich lieber darauf konzentriert, Vince als eigenständigen Charakter weiterzuentwickeln – am Liebsten natürlich mit Eric oder Vernon als männlicher Bezugsperson.

I will say that I feel a lot better.

Die einzige Storyline, die zwar nicht störend, aber irgendwie überflüssig war, war die von Julie. Gut, irgendwie muss sie nach der Trennung von Matt weitermachen und sich von ihrem Liebeskummer ablenken, aber muss sie deshalb gleich den nächstbesten Typen abknutschen, den sie gerade mal einen Tag kennt? Die ganze Story war mir einfach zu platt und der Tiefpunkt war definitiv, als Julie auf eine einfache Essenseinladung hin ihre ganze beziehungstechnische Leidensgeschichte aufrollt. Jetzt bleibt nur abzuwarten, ob das ganze eine einmalige Sache bleibt, die einfach nur zeigen soll, dass Julie bereit für Neues ist, oder ob man sich auf eine "friends with benefits"-Story einstellen darf, die völlig uncharakteristisch für Julie wäre.

Fazit

Besonders Becky und Vince konnten mit ihren Storylines überzeugen und bei diesen beiden bin ich auch wirklich gespannt, wie sie weitergeführt werden. Die Ghettoisierung von East Dillon hat es zum ersten Mal geschafft, nicht fehl am Platz zu wirken, aber dafür war die Story um Julie so belanglos, dass es nicht zur vollen Punktzahl reicht.

Lena Stadelmann - myFanbase

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