Review: #2.17 Die Bürde
Es ist bereits in den letzten Folgen aufgefallen, dass "Fringe" komplexer wird. Die losen Fäden, die vor allem in Staffel 1 eingeführt wurden, werden langsam aber sicher immer besser in den roten Faden der Serie integriert. Das wirkt sich natürlich auch sehr positiv auf das Gesamtbild der Serie aus, denn die erste Staffel (die einen nicht wirklich vom Hocker gerissen hat) hatte vor allem darunter zu leiden, dass immer wieder interessante Storys und Entwicklungen angedeutet, die aber nie wirklich zu Ende gebracht wurden bzw. ein wenig deplaziert wirkten. Mit dieser Folge wird erneut ein sehr interessanter Handlungsstrang aufgegriffen, der in Staffel 1 bereits eine große Rolle spielte und zwischen all den Parallelwelten und Vater/Sohn-Problemen ein wenig unterging.
"When you open your mind to the impossible, sometimes you find the truth."
Die Rede ist von Walters und William Bells Cortexiphan-Experimenten in Jacksonville an Kindern, zu denen auch Olivia gehörte, was spätestens seit #1.14 Das Manifest klar ist. Zuletzt stand in der vorletzten Folge das Thema Jacksonville auf dem Programm, wobei der Fokus stark auf Olivias Auswirkungen lag. In dieser Folge wird ein wenig an die Episode #1.17 Albträume angeknüpft, da diesmal auch auf die anderen mittlerweile erwachsenen Cortexiphan-Opfer eingegangen wird und sehr interessante neue Details ans Licht kommen.
Die Folge, die anfangs einen recht "PotW"-zentrischen Eindruck machte und uns wieder eine weniger nett anzusehende Leiche lieferte (die übrigens von unserer Diane Kruger dargestellt wurde), hielt nämlich einen gelungenen Twist bereit, als herauskam, dass alle bisherigen Opfer, die wie Leiche Nr. 1 an plötzlichen Tumorwucherungen starben, in ihrer Kindheit wie Olivia in Jacksonville lebten. Diese Wendung war sehr gelungen, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass die Ermittlungen in eine solche Richtung führen werden. Mich überrascht es überhaupt, dass sich die Autoren gar keine Verschnaufpause gönnen und offenbar schon tief in den Vorbereitungen für das Staffelfinale stecken. Generell legt die Serie in letzter Zeit ein ordentliches Tempo hin, schließlich ist das die dritte Episode in Folge, die nicht rein "PotW"-zentrisch war. Ein Rekord der Serie, was meinen Respekt verdient!
Im Laufe der Folge gab es eine Reihe neuer Erkenntnisse. Vor allem das Gespräch zwischen Broyles und Sharp am Ende der Folge lässt Spannendes vermuten: Ein unbekannter Mann scheint die ehemaligen Jacksonville-Kinder nach und nach aktivieren zu wollen, wobei der Grund dafür noch nicht bekannt ist. Da diese ehemaligen Kinder eine wichtige Rolle im Krieg der Welten spielen sollen (laut William Bells Manifest – ich sage nur "Super-Soldaten") wird derjenige entweder jemand sein, der die Fähigkeiten dieser besonderen Personen wieder herbeiführen soll, damit sie im Kampf gegen das andere Universum eingesetzt werden können. Oder aber es ist in dessen Interesse, diejenigen zu aktivieren, da er weiß, dass die Testsubjekte mit ihren Fähigkeiten nicht klarkommen werden und sich (und im Falle von Neil auch andere) dadurch töten werden. Oder kurz: Derjenige will die Testsubjekte aus dem Weg räumen, was für mich auch am naheliegendsten ist. Genauso naheliegend ist es, dass Newton dieser jemand ist. Sogar so naheliegend, dass ich mir erhoffe, die Auflösung wird schockierender und überraschender.
Was mir noch sehr gut gefallen hat, waren die diversen Anspielungen auf ehemalige, schon längst vergessene Ereignisse und Figuren. So war es clever, die Ereignisse aus #1.17 oder #1.19 Der andere Weg wieder aufzugreifen, sowie den mittlerweile verstorbenen Sanford Harris in die Story einzubeziehen. Das zeigt, dass wir Zuschauer zwar gerne die ein oder anderen Details vergessen, die Autoren jedoch alles haargenau durchdacht haben, was mir extrem gut gefällt. Manchmal wünschte ich mir nur, die "Bisher bei 'Fringe'"-Passagen würden etwas ausführlicher ausfallen, da ich mir gut vorstellen kann, dass Leute, die die Serie nicht regelmäßig verfolgen, ihre Schwierigkeiten haben werden, der Story zu folgen.
Der Fall der Woche war letztlich auch nur Mittel zum Zweck die Story voranzutreiben, wobei es bei "Fringe" schon deutlich interessantere Fälle gab. Immerhin war der Kampf zwischen Neil und Olivia ziemlich spannend und letztere durfte endlich mal wieder zuschlagen. Auch wenn Torvs schauspielerische Fähigkeiten noch immer nicht den Rahmen des Möglichen sprengen, so macht die Gute in Kampfszenen immer wieder einen guten Eindruck. Ausnahmsweise hat Olivia ihrem Gegenüber mal nicht in den Kopf geballert … soll's auch geben.
"What's up, buttercup?!"
Lange ist es her, dass wir ihn zuletzt gesehen haben (#2.05 Traumfänger): den netten Hobbypsychologen und Bowlingbahnbetreiber (oder Psychologen und Hobbybowlingbahnbetreiber?) Sam Weiss, der Olivia bereits bei so einigen Sachen geholfen hat, wie beispielsweise mit den Konsequenzen ihres Besuchs in der Parallelwelt zurechtzukommen oder den Tod von Charlie zu überwinden. Ich finde es gut, dass Sam wieder aufgetaucht ist, da er meiner Meinung nach keinen wirklichen Abgang hatte. Doch Sam scheint Gedanken lesen zu können, denn das, was Olivia in ihrer Lage gebraucht hat (bezüglich ihrer Situation was Peter betrifft; dazu später mehr), war jemand Unparteiisches, mit dem sie über alles reden kann. Und auch wenn es auf den ersten Blick nicht den Anschein haben sollte, so hat Sam Olivia erneut geholfen, sich selbst bewusst zu werden. Ich hoffe, dass wir Sam noch öfter zu Gesicht bekommen, da er nicht nur ein sehr charmanter und sympathischer Charakter ist, sondern Olivia unbedingt jemanden außerhalb des FBIs braucht, mit dem sie reden kann. Seit ihre Schwester keine großen Auftritte mehr hat, ist es nämlich eine wahre Rarität geworden, Olivia privat mit jemandem zu erleben, der keine geladene 10mm an seinem Körper trägt.
"…some Pandora's Boxes are better left unopened."
Sehr dankbar war ich darüber, dass die Ereignisse der vorangegangenen Episoden nicht unter den Teppich gekehrt wurden. So sprach Peter Olivia beispielsweise auf den Fast-Kuss aus #2.15 Jacksonville an. Es war klar, dass die beiden nicht so schnell ein Paar werden. Jedoch ist es ziemlich offensichtlich, dass ihre Beziehung eine deutliche Entwicklung gemacht hat, wenn es auch nur die Art ist, wie sie mittlerweile miteinander kommunizieren. Ein schönes Beispiel war der Dialog zwischen den beiden, kurz nachdem Neil von FBI-Agenten aus Olivias Wohnung gebracht wird:
Peter: How come you didn't call Broyles?
Olivia: I've got you on speed dial.
Peter: Really? I'm number one on Olivia Dunham's speed dial?
Olivia: Well, no, but I didn't think that Rachel or Mr. Iyer from the Indian takeout would be much useful.
Auch lieferte die Folge gute Szenen zwischen Olivia und Walter. Beide befanden sich anfangs in einer schwierigen Situation, da Olivia Peter von seiner wahren Herkunft erzählen wollte, Walter das aber nicht zulassen möchte. Dass sich die beiden intensiv damit auseinandergesetzt und über ihr eigenes Verhalten nachgedacht haben und darüber, was für Konsequenzen sie damit herbeibeschwören, wird am Ende ganz klar, als eine deutliche Entwicklung zu erkennen ist. Denn sowohl Olivia (die eine interessante Unterhaltung mit Nina Sharp hatte), als auch Walter ändern ihre Meinungen grundliegend: Während Olivia nun sogar dafür wäre, Peter nichts zu erzählen, ist Walter klar geworden, dass er seinem Sohn alles beichten muss. Das lässt hoffen, dass die Storyline um den alternativen Peter nun bald seinen Höhepunkt erreicht. Ich hoffe nur, das Team wird dadurch nicht all zu stark zerrüttelt. Schließlich hat man langsam das Gefühl, es mit einem eingespielten Team zu tun zu haben, das nicht nur auf beruflicher sondern auch auf privater Ebene funktioniert. Peters Satz, das Team sei mittlerweile wie eine Familie für ihn, ist das beste Beispiel dafür. Und andererseits voller Tragik, ist seine wahre Familie doch noch nicht mal von dieser Welt…
Fazit
Mir scheint es fast so, als ob die Serie in der dritten Staffel richtig durchstarten wird und die ersten beiden Staffeln nur als Vorbereitung gedient haben. Die in der Vergangenheit angefangenen Handlungsstränge werden nach und nach wieder aufgegriffen und in die Gesamthandlung integriert. Die Zusammenhänge werden immer deutlicher und so das "Fringe"-Mysterium erneut komplexer.
Was diese Folge betrifft, so brachte sie interessante und vielversprechende Entwicklungen mit sich, die in den letzten Folgen dieser Staffel sicherlich noch für viel Spannung sorgen werden. Spannung verspricht auch weiterhin die Story um Walter und Peter, die glücklicherweise thematisiert und einen entscheidenden Schritt weiter gebracht wurde, wobei vor allem die Entwicklung von Olivia und Walter hervorzuheben ist. #2.17 Olivia. In the Lab. With the Revolver. war also definitiv sehenswert und gelungen, konnte jedoch qualitativ nicht ganz mit den beiden vorherigen Folgen mithalten.
Manuel H. - myFanbase
Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Olivia. In The Lab. With The Revolver.Erstausstrahlung (US): 08.04.2010
Erstausstrahlung (DE): 13.09.2010
Regie: Brad Anderson
Drehbuch: Matthew Pitts
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