Bewertung

Review: #5.12 Freiheit

Foto: Anna Torv, Fringe - Copyright: 2012 Fox Broadcasting Co.; Liane Hentscher/FOX
Anna Torv, Fringe
© 2012 Fox Broadcasting Co.; Liane Hentscher/FOX

Nun ist es also für die Fans von "Fringe" endgültig an der Zeit, sich von dem 2008 gestarteten SciFi/Mysteryprojekt von J.J. Abrams zu verabschieden. Dabei grenzt es fast an ein Wunder, dass dieser Zeitpunkt erst jetzt gekommen ist. Schließlich stand die Serie quotentechnisch bereits gegen Ende von Staffel 3 auf der Kippe und nichtsdestotrotz hatte Fox die Serie nicht nur um eine vierte Staffel verlängert, die aus Quotensicht ebenfalls kein Hit war, sondern den treuen Zuschauern auch noch das Privileg zukommen lassen, der Serie mit der Bestellung einer verkürzten Abschlussstaffel einen runden Abschluss zu ermöglichen.

Mit dieser Folge, dem offiziellen ersten Teil des Serienfinales, bekommen wir also das Anfang vom Ende zu sehen. So ganz erschließt es sich mir nicht, weshalb #5.12 Liberty und #5.13 An Enemy of Fate zusammen ausgestrahlt wurden und somit der Eindruck erweckt wurde, die beiden Folgen würden eine große Einheit bilden. Denn die beiden Teile bilden völlig eigenständige Episoden und irgendeine besondere Funktion nimmt #5.12 eigentlich auch nicht ein. Weder hat die Folge irgendwelche neuen Fragen aufgeworfen oder Antworten geliefert, noch hat sie die Handlung entschieden vorangetrieben. Ganz ehrlich muss ich gestehen, dass mir der Sinn und der Zweck dieser Folge ein bisschen unklar sind.

(Anmerkung: An einigen wenigen Stellen dieser Review werden Geschehnisse angeschnitten, die erst in der darauffolgenden Episode gezeigt werden. Diejenigen, die #5.13 aus irgendwelchen Gründen noch nicht gesehen haben sollten, sollten lieber nicht weiterlesen.)

"You're coming back. You're coming back with the boy ... for Etta."

Die vorangegangene Episode endete damit, dass sich das Beobachterkind Michael freiwillig Captain Windmark hat ausliefern lassen und er das Fringe-Team somit vor ein großes Problem stellte, da die Ausführung des weiterhin gewöhnungsbedürftiges Plans nur mit dem Jungen möglich ist. Um den Jungen wieder zurückzubekommen, begibt sich Olivia auf eine riskante Mission, die für uns Zuschauer eine bombastische Überraschung bereithält, die es mal wieder verdient hat, mithilfe eines eigenen Abschnittes offenbart zu werden.

Das Paralleluniversum ist zurück! Lincoln ist zurück!!! ... und ... BOLIVIA IST ZURÜCK!

Man merkt es vielleicht schon, dass ich von der Idee, kurz vor dem Finale dem Paralleluniversum noch mal eine Rolle zukommen zu lassen, mehr als begeistert war. Grund #1: Ich liebe nicht nur die Charaktere des anderen Universums abgöttisch, allen voran Bolivia, sondern finde auch immer wieder Gefallen an so manch witzigem Einfall der Autoren. Was das betrifft, hat sich der Ausflug ins andere Universum mal wieder absolut gelohnt. So hat sich Bolivia kaum verändert und ist weiterhin das weitaus schlagfertigere Pendant unserer Olivia, die mit dem an Lincoln gerichteten Satz "Don't look at my young ass" einen fantastischen Brüller von sich gab. Natürlich war es auch schön zu sehen, dass Bolivia und Lincoln mittlerweile ein glückliches Ehepaar mit Kind zu sein scheinen, denn es blieb bisher unklar, wie sich die Beziehung zwischen den beiden nach dem letzten Auftritt in #4.20 Getrennte Welten weiterentwickelte. Lediglich das kleine Gespräch zwischen Olivia und Lincoln störte mich. Es klang fast so, als hätten die beiden einst eine ernsthafte Beziehung geführt, weshalb es für Lincoln unangenehm sein müsste, dass er Olivia jetzt als verheirateter Mann gegenübersteht. Da dies aber nie der Fall war, passte Olivias "You made your choices, I made mine" nicht wirklich.

Was witzige Einfälle betrifft, hatten die Autoren auch wieder nette Sachen auf Lager: So darf sich das Paralleluniversum wahrscheinlich bald von Bill Clintons Tochter Chelsea regieren lassen und sich auf ein Remake der "Harry Potter"-Reihe freuen.

Grund #2, weshalb ich mir ein Wiederauftauchen der anderen Seite ersehnte: Immer noch wollte ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass das Paralleluniversum im Kampf gegen die Beobachter eine entscheidende Rolle einnehmen wird und somit die Entwicklungen der vergangenen Staffeln, insbesondere die des Verhältnisses zwischen Welt Blau und Welt Rot, wieder aufgegriffen werden. Hier wurde ich dann leider ein wenig enttäuscht, als mir klar wurde, dass das Paralleluniversum wirklich nur wieder eingeführt wurde, um Michael zu retten, und ansonsten keinerlei Rolle mehr spielen wird. Insgesamt kam mir das Paralleluniversum zu kurz. Dass Olivia nicht gerade Zeit für einen gemütlichen Kaffeeklatsch hatte, ist selbstverständlich klar, aber ernüchternd war es dennoch, dass die Reise auf die andere Seite relativ schnell wieder abgehakt wurde und Bolivia sowie Lincoln auch irgendwie total gelassen reagierten, als sie erfuhren, dass die blaue Welt gerade von ein paar glatzköpfigen Männern aus der Zukunft unterdrückt wird. Da hätte ich an derer Stelle schon etwas besorgter reagiert, schließlich wäre es gut möglich, dass die Beobachter auch irgendwann mal auf die Idee kommen, es sich in ihren Universum bequem zu machen. Insgesamt war das Wiederauftauchen des Paralleluniversums aber eine tolle Überraschung für uns Zuschauer sowie ein nettes Geschenk, das großartig ausgefallen wäre, wenn das anderen Universum noch eine größere Rolle im Finale hätte spielen lassen.

"That's brilliant, Asgard!"

Das Paralleluniversum war nicht das einzige Element vergangener Staffeln, das in dieser Episode Verwendung fand. Auch Cortexiphan spielte in dieser Folge eine kleine Rolle, da es Olivia schließlich verabreicht werden musste, damit sie zwischen den Welten wechseln kann. Ein bisschen merkwürdig war es übrigens schon, wie unkompliziert die insgesamt vier Weltenwechseln dargestellt wurden, wenn man bedenkt, welch ein Akt das noch in den ersten Staffeln war. Und falls einer von euch mal auf die Idee kommen sollte, in ein Paralleluniversum zu wechseln, dann seid doch so gut, und macht das nicht mitten in New York, so wie Olivia es getan hat. Das Risiko, auf der anderen Seite dann mitten auf einer Straße zu landen und überfahren zu werden, ist ein bisschen zu groß. Auch wenn ihr einmal flüchtige Menschen seid, sollten ihr euch etwas subtiler verhalten als das Fringe-Team und nicht mitten in einem Park plötzlich eine große Apparatur aufstellen, um in ein paralleles Universum zu schauen. Das alles waren wieder so ärgerliche Kleinigkeiten, die in der Folge echt nicht hätten sein müssen. Dafür freute es mich aber umso mehr, dass mit dem "Universe Window", mit dessen Hilfe das Fringe-Team einen Blick auf die andere Seite werfen konnte, ein weiteres Element aus früheren Folgen miteingebunden wurde.

"Lieutenant, are you suggesting that I might be the Dove? I'm more of a raven, don't you think?"

Und es gab noch ein drittes Element, das früher einmal eine mehr oder weniger große Rolle spielte, in Staffel 5 bisher aber eher in Vergessenheit geraten ist: Philipp Broyles, der in der gesamten fünften Staffel bisher nur ein einziges Mal, nämlich in #5.04 Die Kugel, die die Welt rettete, zu sehen war. Umso überraschter war ich, zu sehen, dass das Team die ganze Zeit über problemlos hätte Kontakt zu ihm aufnehmen können, denn ein einziger Anruf von Olivia genügte bereits, damit sich Broyles auf die Suche nach Michaels Aufenthaltsort machte. Da fragt man sich doch durchaus, weshalb das Team nicht des Öfteren mal Broyles zu Rate gezogen hat. Zumal es sowieso interessant gewesen wäre, hätte man in dieser Staffel ab und an mal einen Blick auf die Arbeit der Fringe Division geworfen, die ja auch im Jahr 2036 noch, wenn auch unter Aufsicht der Beobachter, weiterexistiert. Auf jeden Fall dürfte es nun gefährlich für Broyles werden, nachdem Windmark nun weiß, dass er zum Widerstand gehört. Wobei es fast schon an Lächerlichkeit grenzt, dass der ach-so-mächtige und stets überlegene Windmark erst jetzt Bescheid weiß, dass Broyles ein Verräter ist.

Aber Windmark ist eben ein vielbeschäftigter Mann, besonders jetzt, wo die Auslöschung seiner Art droht und er unbedingt herausfinden muss, was der Widerstand um das Fringe-Team vor hat und wozu sie dazu Michael benötigen. Während Michaels Verhör durch Windmark war es eine regelrechte Genugtuung zu sehen, wie Windmark dem kleinen Beobachterkind meilenweit unterlegen war und keine Chance hatte, auch nur Ansatzweise irgendwelche Informationen aus ihm herauszubekommen. Nur eines weiß er: Michael ist gefährlich und muss so schnell es geht vollständig beseitigt werden. Der Kommander im Jahr 2609 jedoch möchte Michael und dessen ausgeprägte Intelligenz viel lieber genauer studieren, wodurch er eine sofortige Liquidierung verhindert. Ein fataler Fehler, wie sich dann im Serienfinale noch zeigen sollte.

Auch September spielt in dieser Folge eine kleine Nebenrolle und versucht alleine die Zeitmaschine zusammenzubauen, mit der Michael ins Jahr 2167 gebracht werden soll. Natürlich gelingt sein Vorhaben nicht so, wie er es sich vorgestellt hat und benötigt Hilfe von seinem alten Bekannten December, den auch wir Zuschauer nur allzu gut kennen, da er schließlich all die Staffeln zuvor zu den Beobachtern gehörte, mit denen sich September des Öfteren mal traf. Dessen Auftauchen war eine weitere gelungene Überraschung, denn ich hätte nicht gerechnet, ihn noch einmal zu sehen, obwohl ich mir schon oft die Frage stellte, weshalb die anderen Beobachter des Forschungsteams rund um September eigentlich überhaupt nicht mehr auftauchen. Für #5.13 wird interessant sein, auf wessen Seite December steht. Er gewährt September zwar Einlass, aber das bedeutet noch nicht zwingend, dass er ihm auch helfen wird. Auf jeden Fall war die Schlussszene dieser Folge, in der September Decembers Appartement mit der Nummer 513 betritt, eine super Überleitung zur finalen Episode.

"Are you experiencing any dizziness, headache?"

"From the Cortexiphan, or from the light that you keep shining in my eyes?"

Eines wurde in dieser Episode ganz deutlich: Olivia sollte ein letztes Mal im Mittelpunkt stehen. So durfte Olivia noch einmal ihre Kiss-Ass-Qualitäten unter Beweis stellen, stand im Mittelpunkt des Geschehens und mit dem Verabreichen des Cortexiphans wurde ein Element miteingebracht, das man sofort mit Olivias Vergangenheit in Verbindung bringt. Diese Episode sollte ganz klar Olivia gehören und das scheint auch plausibel, wenn man bedenkt, welch vergleichsweise kleine Rolle sie im Serienfinale dann einnimmt. Dafür wurden Szenen zwischen Walter und Peter, auf deren Beziehung schon seit längerem das Hauptaugenmerk liegt, ziemlich sparsam eingesetzt. Stattdessen bekommt Olivia aber bedeutsame Momente mit den Charakteren, wie etwa Walters kleiner Kuss auf ihre Stirn oder Peters Sorge um Olivia bzw. sein an sie gerichtetes "I love you".

Einen bitteren Beigeschmack hinterlässt, wie bereits angedeutet, der gesamte Storyarc um Michaels Entführung sowie dessen Rettung – Paralleluniversum hin oder her. Die Befreiungsaktion war zweifelsfrei richtig spannend und es war eben toll, Olivia endlich mal wieder ordentlich in Aktion zu sehen. Allerdings verstehe ich überhaupt nicht, was dieser Storyarc eigentlich gebracht haben soll. Weshalb hat sich Michael freiwillig entführen lassen? In #5.13 – und hier greife ich jetzt eben auf das Serienfinale vor, um der Bewertung dieses Storyarcs gerecht zu werden – wird lediglich gesagt, dass Michael sich nicht grundlos hat festnehmen lassen und sicherlich irgendein Sinn hinter seiner freiwilligen Auslieferung gesteckt hat. Doch welcher genau, das wird nicht geklärt. Da kann man sich nun einiges zusammenreimen. Am naheliegendsten wäre es vielleicht tatsächlich, dass Michael nur wollte, dass Olivia Cortexiphan injiziert bekommt, um Windmark im Serienfinale dann zwischen zwei Autos zerquetschen zu können. Doch das ganze Tamtam wirklich nur, damit der Antagonist der Serie einen (zugegeben verdammt coolen) Tod stirbt? Ansonsten brachte die komplette Handlung nämlich keine neuen Erkenntnisse oder traf nennenswerte Vorbereitungen für das Finale – ja, in meinen Augen drosselte die Folge das Tempo sogar ein wenig.

Fazit

Da mir dieser Handlungsstrang also eher unnötig vorkam, die komplette Episode jedoch auf ihm basierte, folgt die logische Schlussfolgerung, dass ich mit #5.12 Liberty leider Gottes nicht richtig zufrieden sein kann und mir die Daseinsberechtigung dieser Folge – auch unter Berücksichtigung der Ereignisse im Finale – schleierhaft bleibt. Dank des (leider zu kurzen) Ausflugs in das Paralleluniversum, der spannenden und actionreichen Befreiungsaktion sowie der starken Fokussierung auf Olivia, hat die Folge aber auf jeden Fall für Spaß und Unterhaltung gesorgt. Die eigentliche Funktion eines ersten Teils eines Serienfinales – also das Treffen weiterer Vorbereitungen auf den großen Showdown – erfüllt die Episode jedoch kaum.

Manuel H. - myFanbase

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