Review: #4.01 Zwei Schwerter
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Das Warten hat endlich ein Ende! "Game of Thrones" ist zurück und verspricht mit diesem gelungenen Auftakt eine grandiose, unterhaltsame und spektakuläre vierte Staffel. Alles in dieser Episode verheißt, dass die Ära der Lannisters in Westeros angebrochen ist, doch uns wird auch aufgezeigt, dass die Fassade mehr als bröckelt. Obwohl die Familie derzeit die größtmögliche Machtposition besitzt, ist sie zerrütteter denn je.
"A one handed man with no family needs all the help he can get."
Es gibt genau drei Menschen, die bekannterweise die Kunst im Schmieden von valyrischem Stahl besitzen. Und Tywin Lannister hat einen davon eigens aus Volantis nach Königsmund bringen lassen, um auch den letzten symbolischen Kampfgeist der Starks zu vernichten: Eis! Dessen Besitzer Ned Stark wurde geköpft, der Bastard Jon Schnee ist der Nachtwache verpflichtet, die beiden Jungs Bran und Rickon sind angeblich von Theon Graufreud ermordet worden, Robb und Catelyn wurden in Tywins Auftrag brutal ermordet und Sansa ist durch die Ehe mit Tyrion an das Haus Lannister gebunden. Einzig das Schicksal von Arya ist für Tywin ungewiss, doch sie wird für ihn nur ein kleines unbedeutendes Mädchen sein, die keinerlei Bedrohung darstellt.
Und so macht Tywin aus dem legendären Schwert Eis zwei neue Schwerter, von denen er eins an seinen ältesten Sohn Jaime übergibt, der sich dem Wunsch seines Vaters – den Familiensitz in Casterlystein zu regieren – widersetzt, da Jaime seinem Eid, der Königsgarde ein Leben lang zu dienen, treu bleiben will. Nicht nur Tywin macht sich über dieses Vorhaben lustig, sondern auch Jaimes leiblicher Sohn, der sadistische König Joffrey. Und Jaimes einzig wahre Liebe, seine Zwillingsschwester Cersei, wirft ihm gleichzeitig vor, dass er zu lange fort gewesen ist und sie mit all ihren Qualen allein gelassen hat, sodass sie ihn vollkommen abweist, obwohl seine Liebe zu Cersei wahrscheinlich das einzige war, was Jaime im letzten Jahr überhaupt noch bei all seinen Qualen am Leben gehalten hat. In der Romanvorlage kehrt Jaime erst einige Zeit später zurück nach Königsmund, doch der Schritt der Serienmacher, ihn bereits in der Zeit der Hochzeitsvorbereitungen in die Hauptstadt an die Seite seiner Familie zu holen, gefällt mir ungemein gut.
Während Jaime in der Gunst seiner Familie nahezu auf die gleiche Stufe wie sein kleiner Bruder Tyrion gesunken ist, steigt er in der Gunst der Zuschauer stetig – und das wird sich im Laufe der Staffel sicher noch verstärken. Es ist schade, dass wir noch keine gemeinsame Szene der beiden Brüder zu sehen bekommen haben, denn die beiden stehen sich derzeit wahrscheinlich näher als jemals zuvor und sind der einzige Hoffnungsschimmer der Familie Lannister – Myrcella und Tommen mal ausgenommen. Und so bilden Jaime und Tyrion, die beiden gequälten Seelen dieser sich im Fall befindenden Familie, den roten Faden im hiesigen Auftakt und verdeutlichen einmal mehr, dass die allumfassende Herrschaft der Lannisters nur eine Illusion ist.
"Tell your father I'm here. Tell him the Lannisters aren't the only ones who pay their debts."
Leidenschaft, Verlangen, Mordlust: Die Rote Viper, Prinz Oberyn Martell ist in Königsmund eingetroffen und Pedro Pascal ist perfekte Besetzung für den schlagfertigen, verführerischen und kampflustigen Mann aus Dorne. In gewohnter "Game of Thrones"-Manier stattet der charmante und sexuell offene Neuankömmling Kleinfingers Bordell einen Besuch ab, wo die Stimmung jedoch kippt, als zwei Lannisters "Rains of Castamere" singen, Oberyn dies als Affront ansieht und sie entsprechend bedroht. Eine perfekte Inszenierung dieses unglaublich tollen Charakters!
Trotz dieser genialen Einführung, dürfte Nicht-Buchkennern die angespannte Unterhaltung zwischen Tyrion und Oberyn eventuell doch etwas zu schnell gegangen sein, da die Serie uns hier erstmals jemanden aus Dorne präsentiert. Rückblickend haben wir natürlich bereits in den ersten drei Staffeln immer wieder wichtige Informationen über den südlichen Teil von Westeros und die Verbindung der Martells zu den Targaryens gehört. Doch diese Details werden für Nicht-Buchkenner erst mit Oberyns Ankunft wirklich interessant, während sie für Buchkenner schon immer nette Anspielungen gewesen sind.
Oberyn Martell ist der jüngere Bruder von Elia, die Rhaegar Targaryens Ehefrau war (und somit Daenerys Schwägerin). Während der Rebellion des späteren König Robert Baratheon wurde Elia von ihrem Schwiegervater König Aerys festgehalten, um die Unterstützung des Hauses Martell zu sichern. Bei der Eroberung der Hauptstadt wurde Elia dann von Gregor 'der Berg' Clegane vergewaltigt und mit ihren beiden Kindern ermordet. Der unglaubliche Hass von Oberyn gegen die Lannisters erklärt sich dadurch, dass der Berg ein Gefolgsmann von Tywin Lannister ist. Um das zerrüttete Verhältnis zwischen den Martells und Lannisters wieder aufzubauen, hat Tyrion unter anderem Myrcella nach Dorne geschickt, und sie mit dem Thronfolger Trystane Martell zu verloben.
Tywin mag entsprechend den Norden mit der Ermordung von Robb Stark und der Zusammenarbeit mit den Familien Frey und Bolton im Krieg um den Eisernen Thron Schachmatt gesetzt haben, der Süden ist jedoch bereits zur Stelle und eröffnet eine neue Partie, bei der es um die Einforderung von Gerechtigkeit geht.
"You're a talker. Listening to talkers makes me thirsty and hungry. Think I'll take two chickens."
Bei all den Racheplänen, politischen Spielchen und zukunftsträchtigen Strategien, die momentan in Königsmund von Statten gehen, verkriecht sich Sansa immer mehr in ihr Schneckenloch und versucht resignierend den Tod ihrer Familie zu verarbeiten. Die Hoffnungslosigkeit steht ihr ins Gesicht geschrieben und auch Tyrion scheitert bei jedem Versuch zu seiner Ehefrau durchzudringen. Und doch scheint ihr das Zusammentreffen mit Ser Dontos Hollard, der einzig durch Sansa noch am Leben ist, einen kleinen Hoffnungsschimmer zu vergeben. Zum ersten Mal hat Sansa so etwas wie einen Verbündeten, einen Menschen, der ihr sein Leben verdankt und was mehr könnte sie in ihrer jetzigen Situation gebrauchen?
Ganz anders ergeht es momentan Arya, denn die jüngste Stark-Tochter hat zwar einen unfreiwilligen Wegbegleiter, beweist aber in dieser Episode einmal mehr, dass sie inzwischen ihren eigenen Weg geht. Ihre Begegnung mit Polliver und die Zurückeroberung von Nadel markieren ihren ersten erfolgreichen Rachefeldzug. Sie kann den ersten Namen ihrer langen Liste eigenhändig streichen, da Polliver durch ihre Hand gestorben ist. Das kleine unschuldige Mädchen in Arya ist schon längst verschwunden, doch hier bekommen wir zusätzlich zu sehen, mit welcher Bestimmtheit Arya an ihr Ziel gelangen will. Ihr reichte Pollivers Tod nicht aus. Sie wollte, dass er weiß, wer sein Mörder ist!
Nach wie vor gehört Aryas Storyline zu einer der besten und interessantesten der gesamten Serie, was nicht zuletzt daran liegt, dass sie auf ihrem Weg viele unterschiedliche 'Mentoren' findet, die ihr die Grausamkeit der Welt nahelegen. Bereits mit Tywin war Arya grandios, doch gemeinsam mit Sandor Clegane ist sie einfach unschlagbar. Jede Szene zwischen den beiden weiß bestens zu unterhalten und sorgt trotz der 'schweren Kost' für die leichteren Momente in der Serie. Ein wunderbares Gespann, auf das ich mich auch in den kommenden Episoden freue.
Randnotizen und persönliche Eindrücke
- Waren die Drachen in den letzten beiden Staffeln noch niedliche kleine Tierchen, die bei ihrer 'Mutter' auf den Schultern oder im Schoss ruhten, sich von ihr liebevoll füttern ließen und nur dann eine wahre Bedrohung darstellten, wenn Daenerys dies verlangte, wird uns hier gezeigt, warum diese Wesen so unglaublich gefürchtet sind. Kleine Stückchen rohes Fleisch sättigen die Drachen längst nicht mehr, sondern sie gehen auf die Jagd. Diesmal war ihr Opfer eine hilflose kleine Ziege, doch Daenerys eingeschüchterter Blick zeigt uns, dass dies nur der Anfang sein kann.
- Prinzipiell bin ich kein Freund davon, wenn Charaktere neu gecastet werden, doch auf den 'neuen' Daario Naharis habe ich mich seit der Verkündigung gefreut und wurde auch von Michiel Huismans erstem Auftritt nicht enttäuscht. Wer mehr von dem attraktiven Holländer sehen möchte, dem sei seine Rolle als Liam McGuinnis in "Nashville" ans Herz gelegt.
- An der Mauer stellt sich Jon seinen Brüdern und gesteht, dass er den Eid der Nachtwache in mehrfacher Hinsicht gebrochen hat. Doch er begründet diesen Eidbruch damit, dass er so alle wichtigen Informationen über die Wildlinge und deren baldigen Angriff sammeln konnte. Und während Alliser Thorne durch Jons Taten nur einen Weg sieht, seinen Widersacher endlich loswerden zu können, erkennt Maester Aemon, dass Jon immer nur im Sinne der Nachtwache gehandelt hat und will vielmehr Vorbereitungen treffen, um sich auf die Schlacht vorzubereiten. Und wie nötig diese Vorbereitungen sind, zeigt sich in der Szene mit den Thenns, die Männer der Nachtwache sprichwörtlich zerfleischen und dem Kannibalismus frönen. Alles durchaus wichtige Details, die jedoch bei all den anderen Handlungssträngen etwas untergehen.
- Schön, dass man uns hier eine Szene zwischen Brienne und Margaery präsentiert, die es so in den Büchern nicht gibt. Genau für solche Freiheiten liebe ich die Serie nur umso mehr, da sie uns Szenen verschafft, die durch die Point-of-View-Erzählweise der Bücher nicht möglich ist.
Fazit
Die Schlussszene des Staffelauftakts bietet einen treffenden Ausblick, was wir in den kommenden neun Episoden dieser Staffel erwarten dürfen: Verluste, Trümmerhaufen, Zerstörung. Zwar pausiert der Krieg um die Krone derzeit nahezu, doch die Wellen, die dieser Krieg geschlagen hat, kommen langsam am Ufer an, reißen alles mit sich und hinterlassen tiefe Narben.
Annika Leichner - myFanbase
Die Serie "Game of Thrones" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Two SwordsErstausstrahlung (US): 06.04.2014
Erstausstrahlung (DE): 13.01.2015
Regie: David Benioff & D.B. Weiss
Drehbuch: David Benioff & D.B. Weiss
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