Bewertung

Review: #3.11 Durchbruch

Foto: Lena Dunham, Girls - Copyright: 2014 Home Box Office, Inc. All rights reserved.
Lena Dunham, Girls
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Nach einigen etwas schwächeren Folgen wird mit #3.11 Durchbruch endlich wieder eine Episode mit mehr Substanz geliefert. Während Marnie und Jessa zumindest beruflich vorankommen, steht Hannah wieder vor dem großen Fragezeichen einer unbekannten Zukunft.

"I mean, like, Adam's about to be on Broadway, and Marnie's clearly about to be a pop star and, I don't know, you were supposed to be the famous artist in this group and now you're just working in advertising, you know?"

Mit dieser Aussage hat Shoshanna wahrlich den Nagel auf den Kopf getroffen. In der heutigen Folge wird die Angst Hannahs thematisiert, dass sie und Adam in einer gemeinsamen Beziehung nicht beide Künstler sein könnten. Das ist natürlich eine egoistische Sichtweise, dennoch kann man sie verstehen, immerhin war Hannah die erste der "Girls" (und Boys), die künstlerische Ambitionen gezeigt hat. Verstärkt wird diese Angst durch einen Besuch bei Patti LuPone (Hannah hat immer noch kein Interview mit ihr auf Papier), deren Ehemann sein Leben lang nur ihr Anhängsel war, obgleich er selbst einst Schriftsteller werden wollte. Erneut zweifelt Hannah an ihrem Job bei GQ und artikuliert diese Zweifel auf der darauffolgenden Redaktionssitzung: Sie erwartet, dass jeder Tag aufregend sein solle. Das ist natürlich eine etwas naive Einstellung, aber trotzdem eine lobenswerte. Und als Konsequenz dieser Erkenntnis kündigt sie - oder wird sie gekündigt, das ist Perspektivsache. Nach der ersten versuchten Kündigung, die dreißig Sekunden später in einem Rückzieher endete, zieht sie dieses Mal ihre Entscheidung durch und bleibt sich selbst treu. Natürlich ist das beruflich ein Sprung ins kalte Wasser, aber trotzdem kann sie so wieder authentisch sein.

Ganz anders, nämlich gar nicht so großmäulig wie gewohnt, sondern viel mehr verängstigt, wirkt sie in Bezug auf Adam. Der möchte immer noch seinen Freiraum und wohnt inzwischen in harmonischer Eintracht mit Ray zusammen. Diese Anti-Freundschaft, die sich seit der Folge #2.06 Unerfüllte Erwartungen langsam aufgebaut hat, funktioniert perfekt - wie oft bei "Girls" sind die Szenen um die Freundschaften zumeist unterhaltsamer als die der gestörten Beziehungen. Auch wenn Adam und Hannah seit längerem ein Vorzeigepärchen waren, wird die Beziehung langsam brüchig. Daran tragen beide ihre Schuld, in dieser Episode ist es aber Hannah, die Probleme damit hat, ihrem Freund den Freiraum zu geben, den er einfordert. Als sie unangemeldet vor Rays Tür auftaucht, möchte man sie am liebsten schütteln: Hat Hannah immer noch nicht verstanden, was Adam ihr die ganze Zeit sagt? Dadurch torpediert sie die Beziehung viel stärker als Adam, der auf Abstand geht. Richtig peinlich wird es, als sie gegen Ende der Folge ein angeregte Unterhaltung zwischen Adam, Desi und den Künstlerfreunden Adams mit der Aussage unterbricht, sie wäre heute gefeuert worden. Ach Hannah, warum musst du immer im Mittelpunkt stehen?

Da Hannah den Alltag ohne ihren Freund bestreiten muss, ersetzt sie ihn im Handumdrehen durch Elijah. Da beschleicht einen natürlich das Gefühl, die gute Hannah könne nicht alleine sein. Sei’s drum, Elijah zu sehen macht immer Spaß - er ist der perfekte Sidekick, sowohl bei Patti LuPones Abendessen als auch auf der Open Mic Night.

"You will never judge me again."

Marnie tanzt in dieser Folge gleich auf drei Konzerten: Sie arbeitet in Soojins Galerie, schreibt zusammen mit Desi Lieder und hat natürlich wie immer Männerprobleme. Ihr Job in der Galerie ist allerdings nicht wirklich erhellend, Marnie scheint weder zu versagen noch zu brillieren. Da ist die Storyline um ihre aufblühende Sängerinnenkarriere interessanter. Von der Aufregung, die sie vor dem ersten kleinen Gig verspürt, merkt man auf der Bühne nichts. Marnie wirkt souverän und kann sogar ihre alles und jeden kritisierenden Freunde überzeugen. Nur leider verhält sie sich unprofessionell und macht Desi schöne Augen, der aber mit seiner Freundin auf dem Konzert ist. Nach einer etwas peinlichen Szene zwischen den beiden Frauen und der damit verbundenen indirekten Abfuhr muss der arme, liebe Ray wieder als Notnagel für Marnie herhalten. Zu doof nur, dass Hannah die beiden miteinander erwischt: Endlich ist die Katze aus dem Sack! Hannahs Reaktion auf die heimliche Affäre ist von zwei Seiten zu bewerten. Zum einen hat sie absolut Recht damit, dass Marnie nicht immer auf dem hohen Ross sitzen solle, da sie selbst moralisch fragwürdige Entscheidungen trifft. Zum anderen aber bezieht Hannah (hier kommt wieder meine Lieblingsaussage in Bezug auf Hannah: typisch Hannah!) das natürlich sofort wieder auf sich selbst. Mich zumindest freut, dass es mit der Heimlichtuerei ein Ende hat. Arme Shoshanna, sie wird die Neuigkeiten sicherlich nicht gut aufnehmen.

"You're not a junkie thief, are you?" - "No, not anymore."

Wo wir gerade bei Shoshanna wären: Wie so oft in der Serie treten sie und Jessa nur am Rande auf. Während Shosh gefühlte zwei Zeilen sagen darf, bekommt Jessa wenigstens eine ganze Szene für sich. Das bereits bekannte Muster wird wiederholt: Jessa versucht von den Drogen loszukommen und ist auf Jobsuche. Und einen Job findet sie dieses Mal bei der Künstlerin Beedie, die mit einem ihrer Photos, die sie ausstellen möchte, nicht zufrieden ist. Während Soojin und Marnie ihr nur Honig um den Mund schmieren beziehungsweise sich nicht trauen, das Bild zu kritisieren, kommt Jessa mit ihrer direkten Art, die viele vor den Kopf stößt, bei der älteren Frau gut an und schwupps, schon hat sie wieder einen Job. Im Vergleich zu Marnie ist Jessa immer erfrischend, aber leider wirkt die Storyline etwas plump und aufgesetzt, da sie genau das Photo, an dem Beedie vorher gezweifelt hat, ausdeutet, ohne auch nur einen Blick durch die Galerie geworfen zu haben. Das ist doch etwas zu viel des Guten, Jessa hat hier mehr Glück als Verstand.

Fazit

Der Trommelwirbel für das große Finale beginnt. Während es bei Shoshanna leider nur wieder heißt "Shoshanna has left the building", hat Jessa sich erneut aufgerappelt, und auch Marnie könnte Großes bevorstehen, wenn sie an ihrem Selbstwertgefühl arbeiten und es schaffen würde, sich nicht jedem Mann in ihrem Leben gleich in die Arme zu werfen. Hannah hingegen hat mit der Entscheidung, ihren Job zu schmeißen, zwar das Richtige getan, läuft aber Gefahr, am Ende ohne Arbeit und ohne Adam dazustehen.

Isabella Caldart - myFanbase

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