Review: #1.21 Im Takt der Angst
Sobald sich Sender in die Produktionsreihenfolge der Episoden einer Serie einmischen, geht das meistens schief, wie unter anderem bereits die kuriose Ausstrahlungsreihenfolge von "Firefly – Aufbruch der Serenity" bewies. Und auch mit der Entscheidung die "Glee"-Episoden #1.20 Theatricality und #1.21 Funk zu vertauschen, wurde einmal mehr deutlich, dass die Verantwortlichen der Fernsehsender sich nicht in den kreativen Prozess einmischen sollten, wenn sie nicht einen deutlichen Qualitätsverlust herbei führen wollen. Jedoch liegt es nicht nur an dem inhaltlichen Wirrwarr, welches durch den Tausch der Episoden zustande gekommen ist, dass diese Episode zu den schlechtesten der ersten Staffel zählt.
Tell Me Something Good
Die Dynamik zwischen Will und Sue zieht sich bereits durch die komplette Staffel. Die hassen sich bis aufs Blut, wollen den jeweils anderen zerstören und zumindest Will hat in den letzten Wochen unglaublich unter Sues Intrigen leiden müssen. Sue selbst schmückt ihr Tagebuch seit Wills Übernahme des Glee-Clubs mit Hasstriaden auf Will und verdeutlicht sich somit Tag ein Tag aus, wie sehr sie diesen Mann verachtet. Zwar blitzt hier und da immer mal wieder auf, dass die beiden sich auch verstehen könnten, so beispielsweise als sie zusammen tanzen, aber die beiden scheinen es zu sehr zu genießen sich gegenseitig fertig zu machen, als dass man jemals an Ende dieser 'Feindschaft' glauben kann. Da Will jedoch derjenige ist, der unter dem Ganzen zu leiden hat, da Sue eben immer die Überhand besitzt, nimmt er sich Rachels Leid zum Vorbild und schmiedet einen ganz besonderen Plan.
Spätestens hier wird einmal mehr bewiesen, dass Will keineswegs immer der gute Lehrer ist, der als Vorbild fungiert, sondern gerne auch egoistisch und unsensibel handelt. Das beginnt schon bei der Tatsache, dass Rachel unglaublich leidet und er nur an seine neugewonnene Idee denkt, und mündet darin, dass er Sue vorspielt sich in sie verliebt zu haben und damit eine Kettenreaktion auslöst, die seinen eigenen Schülern schadet. Dass dies eine Konsequenz ist, die für ihn überraschend kam, finde ich genauso unglaublich wie die Tatsache, dass Sue Will die ganze Farce wirklich abgekauft hat. Dass es letztlich den Schülern schadet, sollte Sue den Wettkampf verlieren, weiß Will aus eigener Erfahrung mit seinem Glee-Club, dass er also zu diesem Mittel greift, versetzt ihm einen riesigen schwarzen Fleck auf seiner vermeintlich weißen Weste – die er für mich schon lange nicht mehr hat. Neben dieser Tatsache ist das ganze Anbiedern der beiden jedoch generell einfach nur vollkommen aufgesetzt. Ich mag das Schrille und Übertriebene an der Serie sehr gern, aber dieses Mal ist es einfach eine Spur zu extrem gewesen und aus diesem Grund eben auch vollkommen unglaubwürdig – auch wenn man zugeben muss, dass die Perlenkette zum Trainingsanzug ein modisches Highlight der Serie ist.
Zusätzlich zu dieser ganzen Storyline, die einige wirklich tolle Szenen hatte, die wieder einiges rausholten, aber in der Gesamtheit einfach nicht überzeugen wollte, hat mich ein wenig gestört, wie man Santana und Brittany dargestellt hat. Wie bereits erwähnt liebe ich die unsäglichen Übertreibungen in "Glee" und gerade die beiden kleinen Szenen, als man die Cheerleader vollkommen verwirrt über den Flur laufen sieht, da Sue das Training abgesagt hat, nachdem Will ihr das Herz gebrochen hat, sind einfach nur urkomisch gewesen. Dennoch ist mir dies wieder eine Spur zu extrem, bzw. hätte ich mir gewünscht, dass man Santana und Brittany wenigstens kurz vor dem Finale doch ein wenig mehr Sinn für die Wichtigkeit des Glee-Clubs zusprechen würde.
It's A Man's Man's Man's World
Will möchte, dass seine Schüler in dieser Woche ihre 'funky' Seite herauskehren und Quinn sieht sofort die Chance sich all den Frust von der Seele zu singen. Zwar ist verständlich, dass sie sich derzeit in ihrer Haut nicht sonderlich wohl fühlt, immerhin ist sie eine minderjährige Schwangere und der Vater ihres Kindes zeigt nicht unbedingt großes Interesse an ihr, sondern flüchtet sich lieber weiterhin in zahlreiche Affären, aber dennoch hat diese Storyline nicht überzeugt. Immerhin darf man nicht vergessen, dass Quinn vor ihrer Schwangerschaft ein absolutes Biest gewesen ist, ihrem langjährigen Freund eingeredet hat, dass er sie geschwängert hat, obwohl sie eigentlich von seinem besten Freund schwanger war, von dem sie sich in einer Sekunde der Schwäche einfach hat entjungfern lassen, während sie Finn immer wieder abgewiesen hat, wenn er nur unter ihr Shirt gehen wollte. Wochenlang hatte Quinn die Fäden in der Hand, hat Puck und Finn nach ihrer Pfeife tanzen lassen und nur an ihr eigenes Wohl gedacht. Nachdem sie dann bei den Cheerleadern rausgeworfen wurde, zu einem Außenseiter in der Schule wurde und sich mit den Umständen einer Schwangerschaft auseinander zu setzen hat, merkt sie das erste Mal in ihrem Leben, wie es ist vollkommen allein zu sein und niemanden zu haben.
Dies drückt Quinn dann mit dem Titel "It's A Man's Man's Man's World" von James Brown aus, was wohl der größte Schwachpunkt der Storyline bzw. der gesamten Episode ist. Dianna Agron kann dieses Lied mit ihrer Stimmfarbe absolut nicht tragen, sodass der 'Funk' dementsprechend nicht zur Geltung kommt. Man hätte unter Umständen noch über diese blasse Gesangseinlage hinwegsehen können, wenn nicht dem Ganzen noch eins drauf gesetzt worden wäre, indem man neben Quinn ein paar weitere schwangere Minderjährige gestellt hätte, die alle mit ihren Babybäuchen versucht haben durch einen komischen Ausdruckstanz ihren 'Funk' zu verdeutlichen. Was soll uns das sagen? Nicht nur, dass diese ganze Szene so unglaublich peinlich war, dass man nicht umhin kam immer wieder wegzusehen, vielmehr sehe ich absolut keinen Sinn darin. Der einzige Mann, der sie jemals unterdrückt hat, ist ihr Vater gewesen. Finn hat den Boden unter ihren Füßen geküsst und auch Puck versucht im Rahmen seiner Möglichkeiten alles für sie zu tun. Für mich passt also die Liedauswahl schon mal nicht wirklich auf ihre momentane Situation und dementsprechend auch nicht das muntere Umarmen und Zusprechen der anderen nach ihrem Auftritt. Schlimmer finde ich jedoch bei diesem Auftritt, dass die Problematik der Teenie-Schwangerschaft so vollkommen in den Hintergrund rückt durch die tanzenden Babybäuche, die beim Auftritt durchs Bild watscheln.
Neben diesem peinlichen Auftritt schlägt die ganze Storyline auch deswegen nicht ein, da man eine Episode zuvor – die ja eigentlich eben nach der hier vorliegenden Episode hätte kommen sollen – bereits eine wunderbare Szene zwischen Puck und Quinn gesehen hat, die sich mit der Schwangerschaft auseinander setzt. Dementsprechend wirkt das Ganze jetzt einfach nur noch deplatziert.
Another One Bites The Dust
Neben der vermeintlichen Liebesgeschichte zwischen Will und Sue, sowie Quinns funky Seite, war vor allem der Kampf gegen Vocal Adrenalin wieder ein wichtiges Thema. Abgesehen davon, dass es durch die Neusortierung der Ausstrahlungsreihenfolge inhaltlich wieder nicht so ganz passen wollte und die Autoren Jesse mit seinem Verhalten in der Episode ins absolute Aus geschossen haben, hat mir zumindest die Dynamik innerhalb von New Directions durch ihren Konkurrenzkampf sehr gut gefallen. Puck und Finn haben sich wieder ein wenig angefreundet, da sie gemeinsam das gleiche Ziel haben bzw. beide für ihre Taten sprichwörtlich bezahlen müssen. Als Zuschauer hat man zwar nicht wirklich viel von der Freundschaft der beiden mitbekommen, da wir genau zu dem Punkt eingesetzt haben, als ihre Freundschaft anfing zu zerbrechen, aber es ist definitiv Zeit für eine richtige Männerfreundschaft in der Serie, die zumindest derzeit nur durch die beiden repräsentiert werden könnte. Die Tatsache, dass allen voran Puck und Finn am Ende gemeinsam für Rachels Ehre kämpfen wollten, nachdem die Vegetarierin von Jesse und seiner Entourage mit Eiern beworfen wurde, und sich alle Jungen inklusive Kurt sofort bereit erklärten, den Kampf gemeinsam zu beschreiten, zeigt mehr als deutlich, wie die Gruppe in den letzten Wochen zusammen gewachsen ist.
Durch Jesses unglaublich unsympathische Art in dieser Episode, habe ich mir regelrecht gewünscht, dass Puck ihm ordentlich eins über die Rübe zieht und dementsprechend war nahezu wütend auf Will, als er in einer pädagogisch wertvollen Art anmerkte, dass sie Vocal Adrenalin lieber mittels einer Gesangseinlage beweisen sollten, wie viel besser New Directions ist. Trotz dessen, dass Jesse einen Schlag in sein hübsches Gesicht wirklich verdient hat und ich es erst wirklich lächerlich fand, dass man ernsthaft der Überzeugung war, eine Performance könnte denselben Effekt erzielen, bin ich letztlich doch sehr froh darüber, denn der letzte Auftritt der Episode hat unglaublichen Spaß gemacht.
Loser
Fast randständig wurde die Geschichte um Terri erzählt, die in den letzten Wochen ein wenig in den Hintergrund gerückt ist. Die Scheidung von Will ist nun offiziell besiegelt und bereits beim Unterzeichnen hat man ihr angemerkt, wie sehr ihr altes Leben ihr fehlt. Als sie dann auf Finn trifft, den Will selbst immer wieder als sein jüngeres Ich ansieht, wird auch Terri kurzzeitig bewusst, dass sie ihre große Liebe in dem Teenager vor sich sieht und dementsprechend immer noch an ihrem Ehemann hängt. Ob Finn weiterhin bei Sheets & Things arbeiten wird und sich dementsprechend eine Freundschaft zwischen ihm und Terri entwickeln könnte, wird die zweite Staffel wahrscheinlich erst zeigen. So oder so haben diese Szenen für mich verdeutlicht, dass das Kapitel Terri und Will noch lange nicht beendet ist, da Terri ihm immer noch hinterher trauert und eventuell durch Finn wieder einen Zugang zu ihrem mittlerweile Ex-Mann bekommt.
Fazit
Durch den Austausch der Produktionsreihenfolge hat die Episode leider viel verloren, da inhaltlich nicht alles passte und die Handlungsstränge ins Leere führten, da sie theoretisch bereits abgeschlossen waren. Zudem waren einige der Gesangseinlagen nicht wirklich herausragend und Quinns Performance kann getrost als unterirdisch getrachtet werden. Abschließend konnten auch leider nur die wenigsten Handlungsstränge wirklich überzeugen, sodass diese Episode zu den schlechtesten der ersten Staffel zählt.
Annika Leichner - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: FunkErstausstrahlung (US): 02.06.2010
Erstausstrahlung (DE): 30.05.2011
Regie: Elodie Keene
Drehbuch: Ian Brennan
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