Bewertung

Review: #4.16 Fehde

Foto: Copyright: 2013 Fox Broadcasting Co.; Adam Rose/FOX
© 2013 Fox Broadcasting Co.; Adam Rose/FOX

Es ist schwer einzuschätzen, ob sich "Glee" mit dieser Folge einen Gefallen getan hat oder nicht. Einerseits gab es Momente, die deutlich gezeigt haben, dass es sich hier immer noch um eine Comedy-Serie handelt, andererseits gab es Handlungsstränge, die überhaupt keinen Sinn ergeben, bzw. vollkommen übertrieben sind.

"We need to do something muscular, like Biggie vs. Tupac. And we know how that ended."

Mit einem so großen Cast wie bei "Glee" ist es schwierig, allen gleichermaßen viel Aufmerksamkeit zu schenken. Mit dieser Folge ist man jedoch einen guten Weg gefahren und hat mehrere Charaktere in eine Story gepackt. Somit hatten letztendlich doch sehr viele Charaktere ihre Screentime. Auch der Sprung zwischen Ohio und New York ist erneut geglückt, sodass man in der Hinsicht durchaus zufrieden sein kann. Was die einzelnen Storys angeht, gibt es Überraschungen, Kopfschütteln, Verwirrung, Lachanfälle sowie Freude und Enttäuschung. Somit hat diese Folge mit ihren Kleinkriegen alles abgedeckt.

Die wohl stärkste Storyline befasst sich mit Will und Finn. Nach der letzten Folge war die Entwicklung doch eine Überraschung, da man hätte annehmen können, dass Finn sich zurückzieht und seine Zeit an der Schule vorbei ist. So kommt es letztendlich auch, doch dies benötigt erstmal einen langen, lächerlichen Weg. Anstatt sich mit Finn auszusprechen, macht Will ihm das Leben schwer. Er scheucht ihn herum, gibt offen zu, dass er ihn momentan nicht leiden kann, und ist alles andere als freundlich. Man kann offen sagen, dass er sich hier nicht wie ein Lehrer und Erwachsener aufführt sondern wie ein Kind. Denn wenn man ehrlich ist, so liegt zwischen den beiden ein enormer Altersunterschied und die Diskussion, dass Finn Schuld an Emmas Entscheidung ist oder dass er Gefühle für Emma hat, sollte gar nicht zur Debatte stehen. Viel eher würde es Sinn machen, wenn Will sich mit der Situation auseinander setzt und erkennt, dass die Probleme bei ihm und Emma liegen und nicht an seinem ehemaligen Schüler, der viel jünger ist als er. Will ist hier alles andere als ein Vorbild und sein Verhalten ist letztendlich wirklich enttäuschend und für den Charakter gar nicht vorteilhaft. Hier müssen sich die Autoren wirklich etwas Besonderes überlegen, um Wills Charakter wieder in eine andere Richtung zu drehen.

Nachdem Will seinem ehemaligen Trauzeugen nicht verzeihen kann, sieht Finn, dass sein Platz an der Schule erstmal vorbei ist. Und hier kommt Marley ins Spiel, die endlich deutlich macht, was sich wohl viele für Finn gewünscht haben. Er sieht endlich ein, dass er eventuell studieren sollte, um Lehrer zu werden. Seit Beginn der Staffel ist diese Entwicklung für ihn immer ein wenig mitgeschwungen und Marley hat endlich das gesagt, was er hören musste. Es bleibt zu hoffen, dass er tatsächlich diesen Weg gehen wird, denn genau diese Zukunft kann man sich für ihn vorstellen. Die Frage ist jedoch, was das Ende dieser Folge für ihn zu bedeuten hat, doch dazu später mehr. Erstmal sollte hier noch sein Auftritt mit Will erwähnt werden, der wohl für alle Fans der Backstreet Boys und N'Sync großes Kino war. Da dies auch die Bands meiner Generation waren, kam ich selbstverständlich nicht um großes Gekreische und Gelächter herum.

"Cheerios Regionals is fast approaching and I need a shiny, sexually nonthreatening gay to hoist up some of the most gorgeous girls in America over his head, have a birds-eye view of their baby oven and not even be remotely interested. That would be you."

Ein weiterer Kleinkrieg herrscht in dieser Folge zwischen Blaine und Sue. Zu Beginn dieses Handlungsstranges kam man nicht drum herum, sich zu fragen, was das denn jetzt schon wieder soll. Eine neue Story wird eingeführt, die irgendwie überhaupt keinen Sinn macht. Blaine soll also seine Cheerios-Pflichten erfüllen. Seine Teilnahme hat wahrscheinlich jeder schon vergessen, weshalb das Thema jetzt wieder aufrollen? Gott sei Dank gehen die Autoren mit dieser Story dann in die Comedy-Richtung und zeigen Sue von einer Seite, die man sich wohl kaum vorstellen kann. Blaine und Sue liefern sich einen Auftritt, der zum Fremdschämen einlädt und doch unfassbar lächerlich ist, sodass man nicht weiß, ob man weinen oder lachen soll. Sue als Nikki Minaj ist schwer aus dem Kopf zu bekommen und genau diese Entwicklung und diese Performance haben gezeigt, wieso "Glee" doch noch als Comedy-Serie gesehen werden kann. Im Nachhinein war dann auch klar, was diese Story zu bezwecken hatte, und die Erkenntnis, dass Blaine und Sam an einem neuen Plan arbeiten, Sue zu zerstören, machte dann auch Sinn. Hoffentlich lässt man dies nicht einfach so fallen und der Showdown zwischen Blaine, Sam und Sue wird großes Kino werden!

"You're a girl, dude. Wait, crap, did I mess that up?"

Im Gegensatz zur Story mit Blaine und Sue zeigen die Autoren von "Glee" mit Ryder und Unique einen Handlungsstrang, der ernst ist und nicht viele Möglichkeiten zum Lachen bietet. Ernste Storys konnten bisher immer gut umgesetzt werden, doch das lag auch meistens an den Protagonisten. So waren Kurts Mobbing oder Santanas Coming-Out durch die gute Besetzung Highlight-Momente bei "Glee". Bei Unique steht das Thema Transsexualität im Vordergrund und obwohl dies sicherlich kein einfaches Thema ist, so fehlt hier doch enorm viel, denn es fällt einfach schwer, mit Unique zu sympathisieren. Das liegt wohl an Alex Newell selbst. Ich persönlich kann absolut keine Beziehung zu ihm aufbauen, weshalb seine Story für mich keine Bedeutung hat und mich auch überhaupt nicht berühren kann. Hier fehlt einfach sehr viel, was sehr schade ist, da man das Thema sicherlich gut ausbauen könnte. Hier konnte eigentlich nur Ryder überzeugen, der erkennt, dass man die Menschen so akzeptieren sollte, wie sie sind. Seine Entschuldigung an Unique und die anderen war ehrlich und zeigte deutlich, dass Ryder ein Charakter ist, den man ins Herz schließen muss.

Hier ist auch sehr wichtig, dass seine Freundschaft mit Jake wieder zustande kommt, denn die beiden harmonieren sehr gut miteinander. Schade ist, dass nicht weiter auf seine Gefühle für Marley eingegangen wurde. Zuerst sorgen die Autoren für Risse in der Beziehung von Marley und Jake und dann ist das Thema für Ryder einfach gegessen? Das kann irgendwie nicht alles gewesen sein und das Ende ist unglaubwürdig. Auch von Seiten Marley und Jake aus. Marley hat Gefühle für Ryder, das hat sie in der letzten Folge deutlich gemacht, doch plötzlich existieren sie nicht mehr und nur noch Jake spielt eine Rolle? Das ist wohl die Logik von "Glee" bzw. das Leben von Teenagern an einer High School. Im Endeffekt ist es einfach schade, dass man zuerst bestimmte Richtungen einschlägt, um sie dann fallen zu lassen.

Deshalb bleibt abzuwarten, ob Ryders Online-Bekanntschaft noch einmal auftaucht oder nicht. Meine Vermutung liegt darin, dass es sich dabei um Unique handeln könnte. Es könnte jedoch auch jeder andere Charakter sein. Vielleicht wollte man damit auch den Einstieg in das Thema "Entblößung im Internet" eingehen, das vielleicht noch Folgen haben wird. Das wird sich zeigen. Aus dem ganzen Handlungsstrang kann man jedoch schon schließen, dass die Autoren die neue Generation aufbaut und alle sich erstmal gut verstehen und eine kleine Familie sind, weil sie in Zukunft diejenigen sind, die übrig bleiben. Vielleicht ist Brittanys Abwesenheit auch schon ein Weg in diese Richtung.

"Olsen twins, let me tell you something. I have known you both for years, and I don't like either of you 90 percent of the time. In fact, your wide-eyed Keane painting approach to life makes my teeth hurt and my breasts ache with rage. But you know what? I have love for you. You're my family and I haven't lied to you for months."

Während sich in Ohio am Ende alle wieder verstehen, geht es in New York ganz schön zur Sache. Santana lässt nicht locker und bohrt solange nach, bis sie herausfindet, dass Brody tatsächlich ein Callboy ist. Zugegeben, ihre Art ist nicht die beste und einfühlsamste. Doch im Endeffekt meint sie es nur gut und möchte nicht, dass Rachel in etwas hineingezogen wird, das sie selbst nicht will. In diesem Handlungsstrang passte die Entwicklung. Rachel ist leider doch nicht schwanger und kann nun ohne Sorgen weiterleben. Santana macht ihr jedoch klar, dass sie aufpassen muss und diese Warnung nicht einfach ignorieren kann. Und prompt wird klar, dass Brody mit Frauen für Geld schläft und sich dadurch einige Krankheiten einfangen kann. Santana will in diesem Fall Rachel nur beschützen, doch sie erreicht genau das Gegenteil. Kurt und Rachel handeln hier wohl auf diese Weise, weil sie nicht wissen, welche Absichten Santana hat. Man kann es ihnen auch nicht verübeln, denn Santana hat ihnen das Leben nicht leicht gemacht und so ist nachvollziehbar, dass sie in ihrem Handeln nicht das Positive sehen. Dies ist sehr schade, mit anzusehen, denn Santana kann wirklich unangenehme Dinge sagen, doch im Endeffekt merkt man als Zuschauer, dass sie es wirklich gut meint. Sie mag Kurt und Rachel und will sie beschützen und das sollte man ihr hoch anrechnen. Ihr Abgang war großartig umgesetzt und hat die Story dann doch noch ein wenig unterhaltsam gemacht. ("Bitch took my pillow.") Hier kann man nur hoffen, dass sie bald wieder zu ihnen ziehen kann, denn Santana funktioniert in New York wunderbar. Ihre Gesangseinlagen braucht man hier wohl gar nicht erst erwähnen. Diese waren, sind und werden wohl immer ausgezeichnet bleiben.

"Stay away from my future wife!"

Das einzig Überraschende an dieser Folge ist wohl das Ende. Denn hier wird nicht deutlich, worauf die Autoren hinauswollen. Es ist sehr überraschend, dass Finn im Badezimmer des Hotelzimmers steht und nicht Rachel. Doch im Nachhinein macht das wirklich Sinn. Santana kommt nicht zu Rachel durch und sie sieht keinen anderen Weg, ihr klar zu machen, dass Brody ein schlechter Kerl ist und sie eventuell irgendwelchen Krankheiten aussetzt. Hinzu kommen seine Lügen und sein komplett anderes Leben, das Rachel wohl aus der Bahn werfen würde. Finn hier einzuschalten macht Sinn, denn er ist der Einzige, der alles für Rachels Sicherheit tun würde und wohl der Einzige, der Rachel auch die Augen öffnen kann. Hoffentlich bleibt Finn nun in New York und fängt dort sein neues Leben an. Brodys Entwicklung hat ihn sowieso sehr viele Sympathiepunkte gekostet, weshalb Finchel jetzt wohl nichts mehr im Wege stehen könnte. Die einzige Frage, die jetzt noch übrig bleibt, ist, weshalb Finn so gewalttätig geworden ist? Einerseits ist verständlich, dass er Rachel nicht in Gefahr sehen möchte. Andererseits ist Finn nicht der Typ für Gewalt. Vielleicht haben sich durch die Situation mit Will so viele Aggressionen angestaut, die nun durch Brody ihren Weg nach außen gefunden haben. Oder Finn ändert sich nun und wird eine Weile zum Bad Boy, weil er sowieso nichts zu verlieren hat. Hier könnte man nun unterschiedliche Wege gehen und hoffentlich machen die Autoren hier etwas daraus, nicht so wie bei Rachels möglicher Schwangerschaft.

Fazit

Diese Folge ist schwer zu beurteilen. Im Grunde besteht nun viel Potential für Finns Storyline und eine Wiedervereinigung der alten "Glee"-Charaktere mit Rachel, Kurt, Santana und Finn in New York. Damit wäre auch der Weg geöffnet für die neuen "Glee"-Kids in Ohio, die zueinander gefunden haben und eine neue Generation bilden. Blaines und Sues Handlungsstrang war sehr unterhaltsam und hat gezeigt, warum "Glee" immer noch eine Comedy-Serie ist. Bei Unique und Ryder hingegen hat man leider das Potenzial verschenkt.

Alex Olejnik - myFanbase

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