Bewertung

Review: #2.19 Man lernt nie aus

Obwohl "Greek" eine Serie über das Collegeleben ist, bekommt man (außer bei Rusty) erstaunlich wenig davon mit, dass die Hauptcharaktere tatsächlich studieren. Doch in dieser Folge wird das Studium zum zentralen Thema, um das sich alle Storylines drehen, denn die Zwischenprüfungen stehen an. Das heißt aber keineswegs, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen zu kurz kommen, denn es bilden sich einige Lerngruppen, in denen in der langen Lernnacht vor den Prüfungen viel passiert.

We can't be friends, that's what you're saying and I'm agreeing with you.

Fangen wir gleich mit dem dramatischsten Duo an, das zu Beginn der Folge noch ganz harmonisch war: Cappie und Casey. Ich muss sagen, dass mir ihre gemeinsamen Szenen wirklich gefehlt haben und das ist nicht mal unbedingt auf die beiden als Paar bezogen, sondern auch als Freunde – auch wenn dabei, wie die beiden in dieser Folge selbst bemerken, immer mehr als nur freundschaftliche Gefühle im Spiel sein werden. Aber Scott Michael Foster und Spencer Grammer haben auch darüber hinaus eine tolle Chemie, gerade was ihr Timing in witzigen Szenen angeht. Die zweideutige Diskussion mit Cappies One-Night-Stands aber vor allem die Platzproblematik auf dem Bibliothekssofa waren sehr amüsante Mischungen aus peinlich und komisch, die einige tolle Sprüche mit sich brachten ("Two girls in one night? What were you thinking??" - "That dreams DO come true" oder "I touched your boob… It was an accidental boob grace").

Trotz der vielen witzigen Sprüche und Szenen schwang allerdings schon von der ersten Unterhaltung der beiden eine ernstere Thematik mit, als Casey zögert, ob sie mit Cappie die Nacht durchlernen soll, weil es aufgrund der Abwesenheit von Max nicht angebracht ist. Das ganze wird noch verstärkt durch die trotz allen Leugnens selbstverständlich eifersüchtigen Äußerungen von Casey wegen Cappies Bettgeschichten und von Cappie wegen Max – und natürlich dadurch, dass Ashleigh Casey von Rebeccas Geständnis erzählt. Mir hat es gut gefallen, wie die Stimmung zwischen Cappie und Casey sich im Laufe der Folge geändert hat, wie der Rahmen immer intimer wurde und die beiden in der Gegenwart des anderen zunehmend nervöser, weil beide gemerkt haben, dass zwischen ihnen etwas ist, das sie nicht wahrhaben wollen. Casey will sich ihre Gefühle nicht eingestehen, weil sie mit Max zusammen ist und Cappie will sich seine Gefühle nicht eingestehen, weil er nicht wieder von Casey verletzt werden will, vor allem nachdem er durch den Kuss von Jordan und Rusty wieder daran erinnert wurde, wie sehr Casey und Evan ihn damals verletzt haben. Aber das Knistern zwischen den beiden ist nicht zu leugnen und wird immer stärker, bis es am Ende der Folge zur Explosion kommt.

Die Schlussszene war absolut großartig gemacht: Rusty kommt nach dem frustrierenden Abend mit Jordan zu Cappie, um ihm zu sagen, dass er die Situation nicht mehr aushält. Die Parallelität der beiden Love Triangles wurde ja schon in der letzten Folge deutlich, aber ich fand es toll, wie Rusty mit seiner Erklärung haargenau die Situation zwischen Cappie und Casey beschreibt – und wie die beiden das schließlich auch merken. In vermutlich jeder anderen Teenie-Serie wäre das der Auslöser für das große Happy End gewesen, doch hier entscheiden sich die Autoren gegen das Klischee und lassen es stattdessen zur offenen Konfrontation kommen. Genau das macht diese Szene letztlich richtig stark, die ehrlichen, offenen und durchaus auch verletzenden Worte, die die beiden sich an den Kopf werfen und die ihnen verdeutlichen, dass es ihnen gut tun würde, wenn sie eine Zeit lang keinen Kontakt zueinander haben, da ganz offensichtlich zu viele ungeklärte Gefühle zwischen ihnen stehen. Dass diese früher oder später geklärt werden müssen, steht außer Frage und ich freue mich schon ungemein darauf, nachdem diese Folge wieder einmal verdeutlicht hat, was für spannungsgeladene Szenen bei diesem Paar entstehen.

I want to be more than friends, I've fallen for you too.

Auch Rusty steht, wie bereits gesagt, vor einer ähnlichen Situation, da er mit Jordan befreundet sein will, aber ganz eindeutig mehr als freundschaftliche Gefühle für sie hat. Ich fand es sehr gut, dass man hier nicht einfach die Storyline von Cappie und Casey kopiert hat, sondern dass Jordan und Rusty die ganze Zeit mit Calvin und Dale zusammen sind und dadurch ihre Probleme nicht unter vier Augen ausdiskutieren können. Natürlich wissen alle vier, wie es um Rustys Gefühle bestellt ist, aber diese werden im Verlauf des Abends und natürlich durch die Ereignisse der Auf-und-ab-Beziehung von Jordan und Andy nur durch Blicke und kleine Bemerkungen angedeutet.

Ich muss sagen, dass Rusty mir im Verlauf der Folge manchmal etwas zu selbstlos war und Jordan etwas zu egoistisch, denn schließlich ist es von ihrer Seite aus wirklich unfair, dass sie sich Rusty derartig aufdrängt und mit ihm befreundet sein will, obwohl sie weiß, dass er mehr für sie empfindet. Andererseits klärt sich dieses Missverhältnis durch Jordans Geständnis am Schluss und teilweise auch schon durch die Gespräche innerhalb der Folge wirklich schön auf: Jordans Überforderung nach dem Wechsel auf das neue College, ihr Bedürfnis nach etwas Bekanntem, das Andy erfüllt hat, aber auch ihre gleichzeitig wachsenden Gefühle für Rusty waren wirklich nachvollziehbar und vermutlich hat sie einfach diese Pistole gebraucht, die Rusty ihr buchstäblich auf die Brust setzt, als er ihr geraderaus sagt, dass er in sie verliebt ist und deshalb nicht mit ihr befreundet sein kann, weil es ihn zu sehr schmerzt. Auch wenn es für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Hin und Her innerhalb dieser einen Folge war, so hat mir die Grundstory wirklich gut gefallen, hauptsächlich auch deshalb, weil das Liebesdrama durch Calvin und natürlich vor allem Dale und dessen Studierplan wunderbar aufgelockert wurde.

Einzig die Schlussszene bewegte sich dann doch zu sehr am Abgrund der Teenie-Film-Klischees: Jordans Briefchen, das vom Professor abgefangen und vorgelesen wird, das Liebesgeständnis vor dem gesamten Vorlesungssaal und dann (ganz schlimm!) auch noch das von Calvin initiierte langsame Klatschen – das war dann insgesamt doch etwas zu viel des Guten und hätte etwas mehr ironische oder auch einfach nur humorvolle Brechung durchaus gut vertragen können.

It's too bad that we didn't hang out and get to know each other more. We could have been friends.

Um zu viel Kitsch muss man sich bei dem nächsten Pärchen wahrhaft keine Gedanken machen: Evan und Rebecca haben in dieser Folge definitiv die lockerste und unkomplizierteste Storyline. Zwar jagt auch hier ein Klischee das nächste mit dem Wachhund beim Abschleppdienst, der dann auch noch den Autoschlüssel frisst, aber es war insgesamt trotz allem witzig und sehr unterhaltsam. Die Gespräche zwischen den beiden waren nicht so tiefgründig und folgenschwer wie bei Cappie und Casey oder Rusty und Jordan, aber das wäre für eine Folge auch etwas zu viel Drama gewesen – zumal "Greek" ja immer noch eine Comedy-Serie ist! Aber ich fand es interessant, dass auch hier das Thema Freundschaft vs. Liebe aufkam, vor allem weil ich schon wieder völlig verdrängt hatte, dass Evan und Rebecca auch schon miteinander geschlafen haben. Witzigerweise habe ich dennoch bei ihren ersten Szenen in dieser Folge sofort mit dem Gedanken gespielt, dass die beiden auch eine nette Paarung abgeben würden und am Ende der Episode lässt sich feststellen, dass hier definitiv einiges an Potenzial vorhanden ist. Während bei Cappie und Casey nun vorerst Funkstille herrscht und Jordan und Rusty ein Paar sind, stehen bei Evan und Rebecca noch sämtliche Möglichkeiten von reiner Freundschaft über Friends with Benefits bis hin zu einer tatsächlichen Liebesbeziehung noch offen und ich bin gespannt, ob und in welche Richtung es sich entwickelt.

My upper division advertising midterm is tomorrow and I have read, I swear to god, nothing.

Ashleigh ist in dieser Folge wieder einmal eine bessere Stichwortgeberin ohne relevante Storyline, aber erwähnen will ich sie in dieser Review trotzdem. Denn auch wenn ihre Handlung belanglos ist, so muss man doch auch neidlos anerkennen, wie herrlich übertrieben das bei Studenten beliebte Prokrastinieren dargestellt wird: Ashleigh geht in die Bibliothek um zu lernen, sortiert dann ihre Stifte und sonstige Lernutensilien, erstellt sich eine neue Tracklist zum Lernen – und ruht sich dann erst mal eine Runde aus, großartig! Allerdings bin ich gespannt, ob das alles akademische Konsequenzen nach sich zieht und Ashleighs eingeschränktes Lernen mit schlechten Noten bestraft wird, um dieser Storyline dann nachträglich noch etwas mehr Sinn zu verleihen, ohne die Geschichte von Frannie einfach zu kopieren.

Fazit

Eine witzige, unterhaltsame Folge, bei der alle (relevanten) Storylines aus derselben Situation entspringen und die Charaktere sich mit ähnlichen Fragen beschäftigen müssen – mal tiefgründig, mal ironisch, bei den einen endet es im großen Streit, bei den anderen im Happy End. Die Episode war eine wirklich gelungene Mischung aus sämtlichen Zutaten, die "Greek" auszeichnen, und stellt interessante Weichen für die Schlussphase der zweiten Staffel.

Lena Stadelmann - myFanbase

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