Review: #14.11 Herzattacke
Nach den turbulenten letzten Folgen wird in #14.11 (Don't Fear) The Reaper Bailey ganz in den Fokus gestellt. Was wir zu sehen bekommen ist eine typische Bottle-Episode: Stark reduzierter Hauptcast und nur eine spezielle Storyline. Doch mir haben weder die anderen Charaktere, noch das Grey + Sloan Memorial Hospital gefehlt, denn die Geschichte von Bailey wurde so ergreifend erzählt, dass ich vor den Bildschirm gefesselt war. So hat man es geschafft, über die Probleme bei der Diagnose von Herzinfarkten bei Frauen zu informieren und dabei zugleich eine Möglichkeit gefunden, die ewige Streiterei zwischen Bailey und Ben über seinen neuen Berufswunsch ordentlich abzuschließen.
"My name is Miranda Bailey, I am Chief of Surgery at Grey Sloan Memorial, and I believe I am having a heart attack."
Während der ganzen Folge steht eine Person im Zentrum des Geschehens: Miranda Bailey. Dabei schien alles darauf hinzudeuten, dass ihr Herzinfarkt kein gutes Ende nehmen wird: Das ominöse Voice-Over, die häufigen Rückblenden zu Baileys Leben, die Ärzte, die sie einfach nicht anhören wollen – all das schreit in der Serienwelt geradezu nach dem Abschied eines Charakters. Wirklich daran geglaubt habe ich zwar nicht, aber man weiß ja nie. Auf jeden Fall bin ich zuallererst unglaublich erleichtert, dass Bailey das Ganze halbwegs unbeschadet überstanden hat. Schließlich kann ich mir "Grey's Anatomy" ohne sie kaum vorstellen. Umso schöner war es, dass wir dank der Flashbacks ein bisschen mehr über ihre Vergangenheit herausgefunden haben und ganz generell noch einmal das "Best-Of-Bailey" durchlaufen konnten. All die Triumphe und Tiefschläge, die privaten und beruflichen Herausforderungen, die sie erlebt und gemeistert hat. Und Bailey kommt dabei zu dem selben Entschluss wie auch der Zuschauer: Das kann – nein, das darf es noch nicht gewesen sein.
Also tut Bailey das, was sie am besten kann: Sie kämpft. Sie kämpft darum, Tuck eine glückliche Familie vorzuspielen und ihre Probleme mit Ben nicht offen zur Schau zu stellen. Sie kämpft darum, ihren Mann davon zu überzeugen, es sich noch einmal anders zu überlegen. Sie kämpft darum, die richtige Behandlung im Krankenhaus zu bekommen. Sie kämpft sogar um ihr Leben.
"That is not how my story ends."
Das eigentlich tragische an der ganzen Geschichte ist nicht die Tatsache, dass Bailey einen Herzinfarkt hatte. Bei dem ganzen Stress und all den Sorgen, die sie in der letzten Zeit hatte, ist das gar nicht weiter verwunderlich. Es war viel schlimmer, dabei zuzusehen, wie sie aktiv Hilfe sucht und doch nicht gehört wird. Denn eines ist in dieser Folge deutlich klargeworden: Wäre Bailey nicht Ärztin und vor allem hätte sie nicht Richard und Maggie eingeschaltet, dann hätte sie den Tag wohl nicht überlebt. Es ist bekannt, dass sich Herzinfarkte bei Frauen viel schwieriger erkennen lassen als bei Männern. Trotzdem haben mich die Statistiken schockiert, die Bailey da erwähnt. Wieder hat die Serie ein Thema angesprochen, das häufig ignoriert wird. Man hört immer wieder von Frauen, die sich darüber beklagen, dass ihre (sehr reelle) Krankheit von den Ärzten nicht behandelt wurde, weil die es einfach auf psychische Probleme geschoben haben. Genau das konnte man bei Bailey mitverfolgen, die ebenfalls nicht ernst genommen wird und das obwohl sie ganz genau weiß, wovon sie spricht. Die langsam aufkommende Verzweiflung von Bailey angesichts der ignoranten Ärzte, die ihr immer mehr die Kontrolle über die Sache entreißen, wurde von Chandra Wilson überzeugend und mitreißend gespielt. Überhaupt hat sie in dieser Folge eine unglaubliche schauspielerische Leistung gebracht.
Glücklicherweise entschließt sich Bailey dazu, Maggie einzuweihen, denn die ist es (gemeinsam mit Webber), die ihr letztlich das Leben rettet. Gerade Maggies kleine Ansprache, als sie den Arzt dazu bringen will, sie endlich operieren zu lassen, war genial. Maggie ist sonst immer eine sonnige und nette Person, umso bedeutender ist es dann eben auch, als sie ihm ordentlich die Meinung sagt.
"Life is way too precious to waste doing something that doesn't make you happy."
Last but not least finden die Streitereien zwischen Bailey und Ben endlich ein Ende. Seit der sich entschlossen hatte, seinem Herz zu folgen und bei der Feuerwehr anzufangen, hält ihm Bailey das nun vor. Einerseits waren ihre Sorgen wirklich nicht unbegründet und trotzdem bin ich sehr erleichtert, dass wir diese Zeit des Stillstands hinter uns gelassen haben, denn auf Dauer wurde die Zankerei etwas nervig. Irgendwie hat mir Ben allmählich echt leidgetan, er war ja schon so verzweifelt, dass er seine Begeisterung mit dem Hotdog-Verkäufer teilen musste. Trotzdem bin ich überrascht, dass man dieser Storyline doch so eine schöne Auflösung gegeben hat. Immerhin laufen Bailey und Ben immer gerne ein bisschen im Hintergrund, während sich andere Handlungsstränge abspielen. Deswegen bin ich auch davon ausgegangen, dass Bailey auch eher so nebenbei (vielleicht inspiriert von einem Fall) ihre Meinung ändert. Aber nein, den beiden wird die Hauptbühne freigeräumt und sie haben bewiesen, dass sie diese auch zu füllen wissen.
Manchmal braucht es ein Schlüsselerlebnis, um einem die Augen zu öffnen. Genau so war es auch bei Bailey und Ben. Ben wird endlich klar, mit was für einer Ungewissheit und Angst die Angehörigen von Feuerwehreinsatzkräften zu tun haben und ist sofort bereit, alles für Bailey aufzugeben. Das alleine war ein ziemlicher Liebesbeweis von ihm, wenn man bedenkt, wie viel Zeit, Energie und Herz Ben in seine bisherige Ausbildung gesteckt hat. Aber siehe da, auch Bailey hat noch einmal über alles nachgedacht. Die Nahtoderfahrung hat ihr klargemacht, dass das Leben zu kurz ist, um etwas zu tun, was einen nicht glücklich macht. Und genau hier passen die Rückblenden in ihre Kindheit wieder perfekt ins Bild. Die junge Bailey wurde immer von ihrer überfürsorglichen Mutter zurückgehalten. Auch wenn ihre Mutter einen guten Grund für ihre Vorsicht hatte, so musste sich Bailey letztlich doch gegen sie stellen, um ihren Traum zu verwirklichen, Ärztin zu werden. Deswegen entscheidet sie sich dafür, Ben seinen Traum leben zu lassen. Eine, meiner Meinung nach, sehr gelungene Auflösung dieses Konflikts. Die ganze Szene, unterlegt von Keshas "Praying" (alleine der Song ist schon der Hammer) gehört jetzt offiziell mit zu meinen Lieblingsmomenten von Bailey und Ben.
Randnotizen:
- Ein bisschen beleidigend ist es ja schon, dass die Ärzte in anderen Krankenhäusern immer als so unfähig dargestellt werden.
- Wer hätte gedacht, dass ich noch mal wegen eines Baumhauses Tränen vergießen würde?
- In den USA hat man im Anschluss an dieser Folge passenderweise den ersten Trailer für den Feuerwehr-Spin-Off "Station 19" gezeigt.
- Wofür genau hat es eigentlich den Mini-Auftritt von Catherine gebraucht?
- Baileys Schicksal ist übrigens inspiriert von einer realen Geschichte eines Crew-Mitglieds.
Fazit
Im Vergleich zu den Vorgängern war diese Episode ruhiger, aber nicht weniger dramatisch. Die ganze Folge hat nur noch einmal herausgehoben, was für ein starker und vielschichtiger Charakter Miranda Bailey ist. Durch ihre Erkrankung wurde sie gezwungen, innezuhalten und zu reflektieren, was im Leben wirklich wichtig ist – etwas, was wir alle wohl hin und wieder tun sollten.
Denise D. - myFanbase
Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: (Don't Fear) the ReaperErstausstrahlung (US): 01.02.2018
Erstausstrahlung (DE): 18.07.2018
Regie: Nicole Rubio
Drehbuch: Elisabeth R. Finch
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