Review: #15.24 Das besondere Blut
© 2019 ABC Studios; ABC/Scott Everett White
Holla, die Waldfee! Während die Handlung in Staffel 15 größtenteils nur so vor sich hingetröpfelt hat, wird nun, im ersten Teil des Staffelfinales, einiges an Tempo aufgeholt und wir befinden uns plötzlich im Wirbelsturm der Ereignisse: Jo sagt Meredith die Wahrheit! Gus' Spenderin ist auf dem Weg! Teddys Baby kommt! Mit einem Mal ist die Serie wieder spannend und, nachdem es zuletzt doch etwas vorhersehbar und durchschaubar wurde, sie darf wieder überraschen.
Mir gefällt dabei vor allem, dass die Ereignisse in dieser Folge einen Rückbezug auf die Staffelpremiere darstellten und immer wieder parallelisiert wurden. So darf Meredith abermals von einem Traum aufwachen – doch während sie in der Staffelpremiere von ihren halbnackten Kollegen träumte, wird sie nun mit Berufsängsten konfrontiert. Nicht nur begegnen wir dabei erneut ihrer letzten Lieblingspatientin Cece, Meredith ist erneut nicht fähig ihr Leben zu retten, Andrew will zur Hilfe eilen, doch verschwindet und schlussendlich ist es Meredith selbst, die auf dem OP-Tisch liegt. Wenn wir diesen Traum deuten müssten, würde ich zu dem Schluss kommen, dass Meredith das Gefühl hat, als würde ihr Leben auseinanderbrechen. Und tatsächlich kommt es in dieser Folge dazu, denn Merediths Verhalten im Fall von Gabby zieht nicht ganz ungeahnte, aber doch überraschende Konsequenzen mit sich: Früher als gedacht kommt der Versicherungsbetrug heraus und Andrew nimmt, aus Liebe für Meredith, die Schuld auf sich und steht einer Gefängnisstrafe gegenüber.
Das wiegt natürlich besonders schwer, nachdem Meredith Andrew nach der Liebeserklärung aus der letzten Folge aus dem Weg gegangen ist. Für Meredith ist dies natürlich sehr einschüchternd, schließlich war der letzte und einzige Mensch, dem sie zuvor "Ich liebe Dich" gesagt hat, Derek. Eine Liebeserklärung an Andrew wäre somit ein großer Schritt, von dem ich aber nicht glaube, dass Meredith ihn grundsätzlich ablehnen würde (ihre geschockte Reaktion am Ende sprach Bände über ihre Gefühle für Andrew), doch das dieser eben Zeit braucht. Apropos Derek: Diese Storyline weist mehrere Parallelen zur Alzheimer-Betrugs-Storyline aus Staffel 7 und Staffel 8 auf, in welcher sich insbesondere Derek nicht gerade mustergültig zeigte, sich Meredith gegenüber sehr ungerecht und arrogant verhielt und seine eigene Karriere über seine Ehe mit Meredith stellte. Andrew hingegen setzt, nicht ganz Meredith unähnlich, hier seine eigene Karriere für Meredith aufs Spiel. Somit ist dies ein unglaublicher Liebesbeweis und ein deutliches Zeichen, dass Meredith und Andrew beide das Leben in Graustufen wahrnehmen können und dementsprechend ihre Entscheidungen treffen. Über die Auflösung dieser Storyline bin ich sehr gespannt – vielleicht rettet Webber ja wieder den Tag und nimmt die Schuld auf sich, wie in der Alzheimer-Storyline?
Eine weitere Parallele ist natürlich die überglückliche, grenzgeniale Jo aus der Staffelpremiere, die nun im Staffelfinale mit einer depressiven, in sich gekehrten Jo kontrastiert wird, die ihre Karriere aufs Spiel setzt. In dieser Folge schafft es Meredith (denn, wie Amelia es so treffend ausgedrückt, wer nicht, wenn Meredith?) endlich zu Jo durchzukommen und sie aus ihrem Tief zumindest teilweise aufzurütteln, denn ganz klar ist: Jo braucht Hilfe. Zwar ist sie nicht suizidgefährdet, doch auch sie braucht Zeit dieses Trauma zu verarbeiten und dafür vor allem professionelle Hilfe. Mir hat diese Storyline, nachdem sie sich zuletzt etwas im Kreis gedreht hat, hier mit am besten in dieser Folge gefallen. Ich mag Merediths und Jos Freundschaft einfach sehr gerne und finde es schön zu hören, wie Meredith tagelang bei Jo übernachtet hat, um endlich zu ihr durchdringen und ihr mit wunderbar warmen Worten verdeutlicht, was für ein wunderbarer Mensch sie ist, der Gutes bewirkt hat, trotz ihrer Vergangenheit und ihrer Eltern. Jo wird dennoch noch einen langen Weg vor sich haben, doch ein erster Schritt ist getan und wenn diese Storyline so wie in dieser Folge dargestellt fortgesetzt wird, freue ich mich sehr auf die kommende Staffel 16.
Ein weiterer Pluspunkt an dieser Folge stellen die beiden überzeugenden Patientenfälle dar, die wir nun bereits seit längerem verfolgen. Insbesondere der Fall um Gus sticht dabei aufgrund seiner Intensität und seiner Dringlichkeit hervor, da zwar für Gus eine Blutspenderin aus England gefunden wurde, die extra für ihn eingeflogen wurde, diese aber aufgrund ihrer seltenen Blutgruppe unter gravierender Agoraphobie leitet. Es hat schon ein gewisses Etwas, das der autistische Gus Blut von einer agoraphobischen Frau gespendet bekommt; dazu werden hier auf spannende Weise psychische und physische Krankheiten gegenüberstellt. Alex' Engagement ist dabei ebenfalls wieder berührend, kann Alex so seine Stärken als Arzt wunderbar in Szene setzen. Auch hier kommt es nämlich zur Parallele zur Staffelpremiere, indem Alex Gus in die hyperbolische Kammer bringt, die ihm Zeit verschaffen soll. Gleichzeitig muss auch tatsächlich Owens beherztes Eingreifen bei der agoraphobischen Blutspenderin hervorgehoben werden. Am Ende zieht ein gewaltiger Nebel auf und so stehen Owen, Levi und die Patientin nicht nur im Stau, nein, durch den Nebel kommt es zur Massenkarambolage. Sind Owen und Levi nun ebenfalls in Lebensgefahr? Oder kommt es tatsächlich zum Happy End für Gus? Auch hier ist nicht abzusehen, was passieren wird.
In meiner Review zu der Staffelpremiere bezeichnete ich diese Storyline als "mein Sorgenkind" und auch in dieser Folge frage ich mich wirklich, was das ganze eigentlich soll. Owen hat Amelia und Teddy in dieser Staffel und in den vergangenen immer und immer wieder schlecht behandelt, hat sich überheblich, egozentrisch und uneinsichtig verhalten, hat mit Unsensibelheiten um sich geworfen und keinerlei Rücksicht auf andere genommen. Und dennoch scheint sein Therapiedurchbruch stark genug zu sein, dass beide, Teddy und Amelia, ihre Beziehungen mit ihren neuen Partnern in Frage stellen und sich nicht auf diese wirklich einlassen können. Gerade im Fall von Teddy ist dies mehr als enttäuschend, war ihr klarer Stellungsbezug zu Tom in den vergangenen Folgen so schön mit anzusehen. Tom trägt Teddy auf Händen, kommt ihr mit so viel Respekt und Vertrauen entgegen und dazu haben die beiden eine Chemie, die seinesgleichen sucht. Zu gern würde ich Teddys Erkenntnis, dass nur Owen in ihr wahre Leidenschaft und Liebe auslösen kann, auf ihre Schwangerschaftshormone schieben, aber ich sehe hier tatsächlich eher schwarz. Dass Teddy ihre Beziehung mit Tom für einen ihr stets gegenüber rücksichtslosen Owen aufgeben will, der sich, im Gegensatz zu Amelia, bei ihr niemals für sein Verhalten entschuldigt hat, ist eine gewaltige Enttäuschung und meine größte Kritik an dieser Folge.
Amelia hingegen kann scheinbar auch noch nicht ganz Owen loslassen und wird von Link darum gebeten, klarere Verhältnisse zu schaffen, da er eine Zukunft für ihre Beziehung sieht. Auch hier ist Link der für Amelia idealere und geeignetere Partner, der ihrem Pessimismus mit Optimismus begegnet und ihr einfach nur gut tut. Dass sie an Leo festhält, klar, aber auch hier hoffe ich, dass Amelia standhaft bleibt und sich einer Beziehung mit Link weiterhin öffnen wird. Immerhin wird auch an dieser Stelle die Szene im Staffelauftakt kontrastiert, in der Betty einer entgeisterten Teddy die Tür öffnete – nun ist es Amelia selbst, die sich mit Teddys Gefühlschaos konfrontiert sieht, das in dem Platzen der Fruchtwasserblase mündet. Welche Cliffhanger hat sich diese Folge eigentlich nicht erspart?
Kurze Eindrücke
- Als Kinder haben wir alle nicht darauf gehört, doch diese Folge zeigt eindeutig, was alles Schlimmes passieren kann, wenn man Legos nicht einsammelt. Aua.
- Maggie und Jackson gewinnen den Preis für die belangloseste Storyline in dieser Staffel. Hat man so versucht, die ganzen Hater zu beruhigen, indem man sie so wenig wie möglich thematisiert hat? Immerhin wird auch hier eine Parallele gezogen, indem Jackson Maggie den Ort zeigt, an dem er zu Beginn der Staffel Zeit verbracht hat – und der sich förmlich gegen Maggie zu verschworen haben scheint.
- Bailey ist mir in ihren wenigen Szenen unsympathisch. Sie selbst ist in der Vergangenheit öfters die Vorschriften umgangen, nun scheint sie sie nicht daran erinnern zu können und ist Meredith gegenüber eher illoyal eingestellt Schwierig.
- Mir ist Nico in der letzten Zeit so unsympathisch geworden, dass ich es nicht besonders schlimm fände, ihn in der nächsten Staffel nicht weiter zu sehen
- Über die Nachricht, dass Tom, Levi und Link in der nächsten Staffel zum Hauptcast gehören, habe ich mich hingegen sehr gefreut, habe ich doch alle drei in dieser Staffel ins Herz geschlossen. Gerade in Anbetracht zu den Entwicklungen um Tom und Link in dieser Folge lassen sich nun weitere Vermutungen anstellen. Dazu wächst der Cast damit wieder auf solide 14 an – oder ist es möglich, dass wir im Staffelfinale den ein oder anderen Hauptcharakter verlieren werden?
Fazit
Eine durchweg unterhaltende und spannende Folge, die die Stärken der Serie vollends deutlich macht und mit wunderbaren Cliffhangern auffährt. Der einzige wirkliche Störfaktor ist Teddy, die in dieser Folge einen entwicklungstechnischen Rückwärtssalto hinlegt. Ansonsten blicke ich freudig-gespannt auf den zweiten Teil des Staffelfinales.
Lux H. - myFanbase
Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Drawn to the BloodErstausstrahlung (US): 09.05.2019
Erstausstrahlung (DE): 04.09.2019
Regie: Kevin McKidd
Drehbuch: Andy Reaser
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