Bewertung

Review: #16.12 Das letzte Abendmahl

Foto: Debbie Allen & Chandra Wilson, Grey's Anatomy - Copyright: 2020 ABC Studios; ABC/Christopher Willard
Debbie Allen & Chandra Wilson, Grey's Anatomy
© 2020 ABC Studios; ABC/Christopher Willard

Diese Folge war von Anfang zum Scheitern verurteilt: Jackson, Catherine, Richard und Maggie, vier Figuren, die einfach nur das Schlimmste ineinander zum Vorschein bringen, zusammen gepfercht zu einem Dinner, das sich als nächstes, unnötiges Crossover mit "Seattle Firefighters" entpuppt. Tatsächlich ist das aber der Punkt, der mich am wenigsten an dieser Folge gestört hat; schließlich schaffen es die Autor*innen immer noch nicht, dass Vic einen bleibenden Eindruck in der Mutterserie hinterlässt oder gar, dass man sich überhaupt an Dean nach seinem Fünf-Sekunden-Auftritt in der letzten Staffel erinnert.

Zum einen sind es natürlich Maggies und Jacksons ewige Streitereien, die zur schlechten Qualität dieser Episode beitragen und die schon die ganze Staffel über nur noch toxisch und kaum mehr konstruktiv sind. Okay, wir haben es verstanden, Maggie kommt nicht mit Jacksons reicher Herkunft klar und hat das Gefühl, ständig von ihm kritisiert zu werden. Und ja, wir erinnern uns, Jackson, der ironischerweise von seiner Mutter als ein "such a good manW bezeichnet wird, kann einfach nicht richtig mit Maggie umgehen und beleidigt sie in einer Tour. Warum man das aber in dieser Folge erneut aufwärmen und uns erneut damit plagen muss, wird dabei nicht ersichtlich. Die kurzzeitige Annäherung in #16.08 My Shot und Jacksons unmögliches Verhalten wurden an dieser Stelle auch gar nicht mehr thematisiert, obwohl das tatsächlich eine Art von Entwicklung zwischen den beiden dargestellt hätte.

Der Gipfel der Missgunst und der Unannehmlichkeiten wird aber natürlich durch Catherine und Richard erreicht. Ich hatte schon in den vergangenen Reviews dieser Staffel nie das Bedürfnis verspürt, viel Worte über diesen Handlungsstrang zu verlieren, zu unnötig fand ich ihn, zu wenig leuchtete es mir ein, dass man Catherine und Richard immer wieder in die gleichen Muster steckt: Richard, der nicht mit starken Frauen umgehen kann und diesen starken Frauen immer wieder ihre Stärke vorwirft sowie generell seine sämtlichen Unsicherheiten auf Catherines (angebliche) Illoyalität ihm gegenüber projiziert sind und Catherine, die keinerlei Rücksicht auf die Gefühle anderer Menschen hat und selbstsüchtig und –herrisch alles und jeden um sich herum kontrollieren möchte. Nein, da gilt garantiert nicht das Klischee, dass ältere Menschen weiser sind – die beiden verhalten sich wie im Kindergarten und gönnen einander gar nichts. Zwar wird man in dieser Folge auch kurz an das gemeinsame Glück der beiden erinnert, aber Richard kann Catherine immer noch nicht für ihren "Verrat" verzeihen und Catherine kann sich immer noch nicht ein "Tut mir Leid" abringen, obwohl sie in den letzten Wochen nichts unversucht gelassen hat, um Richard zu verletzen. Das wird wohl weiter fortgesetzt, denn Catherine will nun Richards neues Leben in PacNorth zerstören, indem sie auch dieses Krankenhaus kaufen möchte. Während man in dieser Folge sich immer wieder dabei ertappt, mit Richard Mitleid zu empfinden, schafft es Catherine, sämtliche Restsympathie, die man für sie empfindet, in diesem Moment zu verlieren.

Die einzige, die in irgendeiner Form in dieser Storyline Größe beweisen kann, ist Maggie, die sich Vic gegenüber für ihr Fehlverhalten entschuldigt, sich gut um Richard kümmert und nun ebenfalls bei PacNorth arbeiten wird, nachdem Alex ihr eine unglaublich hohe Summe angeboten hat. Mir ist nicht ganz klar, wohin der Pac-North-Handlungsstrang abzielen wird, gerade im Hinblick auf die immer noch nicht geschehene Thematisierung von Justin Chambers' Ausstieg. Mit einem Verbleib von Alex in der Serie und Catherines Versuch, das Krankenhaus zu kaufen, hätte ich mir vorstellen können, dass man zeigt, wie Alex weiterhin das PacNorth aufbaut und zu einem großartigen Krankenhaus macht, sodass die Krankenhäuser schließlich in einem steten Wettkampf zueinander stehen. Doch so wirkt diese Storyline mittlerweile einfach nur fragwürdig und instabil und es ist unklar, wie man das Ganze auflösen möchte, geschweige denn kann.

Der zweite Handlungsstrang der Folge durfte dafür umso mehr überzeugen. Den Verlust von Levis Onkel Saul nutzen die Autor*innen mit dem Umgang von Levis streng jüdischer Familie mit dessen Sexualität zu thematisieren, denn auch Saul war homosexuell und hatte seine Beziehung zu einem Mann jahrelang verheimlicht. Die Folge schafft es gut, die Unterschiede zwischen der damaligen LGBTQ+-Generation und der heutigen und welche Privilegien die heutige hat, aufzuzeigen. Man behandelt auch die Schwierigkeiten eines Outings in einem eher homophoben Kontext; schließlich hatte auch Levi die Homophobie seiner Familie lange Zeit internalisiert und schafft es erst durch den Verlust von Saul und die Unterstützung von Nico sich gegenüber seiner Mutter zu behaupten und auszuziehen. Gleichzeitig ist ein starker Aspekt dieser Folge, dass man die jüdische Trauerkultur thematisiert und wir Levi und Daniel in einem schönen Moment dabei zusehen dürfen, wie sie Saul die letzte Ehre erweisen und einen jüdischen Bestattungsritus vollziehen. Insgesamt darf Jake Borelli hier grandios aufspielen und somit den stärksten Handlungsstrang für sich beanspruchen. Allerdings ist es eher schwierig, hier viel mitzuempfinden, weil Levi immer noch eher eine der Hauptfiguren der zweiten Reihe darstellt und wir noch nicht so emotional investiert in ihn sind wie in die anderen Figuren. Doch mit dieser Folge schafft man auf jeden Fall, dass man noch mehr Zuneigung zu ihm entwickelt.

Fazit

Es bleibt für mich weiterhin unverständlich, warum man die meiste Zeit einer Episode für die momentan unsympathischsten Figuren der Serie aufwendet und ihren wirklich unangenehmen Handlungssträngen so viel Raum verleiht. Allein Levi (und bis zu gewissen Teilen auch Maggie) ist es zu verdanken, dass diese Folge nicht völlig den Bach runtergeht, ansonsten bin ich sehr enttäuscht.

Lux H. - myFanbase

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