Bewertung

Review: #16.17 Wie hoch ist dein Preis?

Foto: Chandra Wilson, Grey's Anatomy - Copyright: 2020 ABC Studios; ABC/Ali Goldstein
Chandra Wilson, Grey's Anatomy
© 2020 ABC Studios; ABC/Ali Goldstein

Meredith spricht mir aus der Seele, wenn sie sagt: "I don't really wanna talk about it". Ich möchte eigentlich nicht darüber schreiben, wie wenig Freude und wie viel Unmut "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" mir mittlerweile bereitet, ich möchte eigentlich nicht darüber schreiben, wie wenig Sinn das alles ergibt, was in dieser Folge passiert, ich möchte eigentlich über sehr sehr sehr wenig, was in dieser Folge passiert, groß Worte verlieren. Es gibt immer weniger Lichtpunkte, die all die anderen enttäuschenden Storylines wettmachen und selbst wenn etwas Gutes geschieht, dann passiert das auf eine so merkwürdige Art und Weise, dass ich nie genau weiß, was ich davon halten soll.

Bestes Beispiel: Amelia und Link. Die beiden sind in dieser Staffel zu einer der überzeugendsten und besten Paare der Serie avanciert und haben immer wieder für großartige Szenen gesorgt. Für mich persönlich hat auch der Konflikt bezüglich Owens eventueller Vaterschaft von Amelias Baby sehr viel Sinn ergeben: Amelia benötigte Sicherheit und Stabilität von Link, während Link mit der Unwissenheit nicht zurechtkam und sich zurückzog. Daher war auch die Trennung, zumindest aus Amelias Perspektive, vollkommen nachvollziehbar. Und zunächst wird auch die Wiedervereinigung der beiden in dieser Folge auf großartigste Weise aufgebaut, mit Link, der durch Jo wachgerüttelt wird, sein gebrochenes Herz nicht länger aushält und Amelia im Regen seine Liebe gesteht. Doch all das wird für mich genau damit ruiniert, dass Amelia Link offenbart, dass sie die Testergebnisse hat und er tatsächlich der Vater ihres Kindes ist. Bitte, was? Links Leiden, Amelias Ängste, das Hin und Her zwischen den beiden, dieser komplett langgezogene Handlungsstrang, all das ist schlussendlich absolut unnötig gewesen? Darüber hinaus finde ich, dass Amelias Entscheidung nun für die Testergebnisse auch einfach ihren vorherigen Verhalten komplett widerspricht. Somit wird dieser gesamte Handlungsstrang, der nicht nur die Beziehung der beiden, sondern auch die von Teddy und Owen gefährdet hat, in dieser Folge ad absurdum geführt.

Teddy setzt nämlich ihr moralisch mehr als fragwürdiges Verhalten fort, indem sie nicht nur mittlerweile eine Affäre mit Tom unterhält, sondern auch diejenige ist, die Owen von seiner eventuellen Vaterschaft erzählt. Gleichzeitig verurteilt sie vor allem Amelia für ihr Verhalten, ohne sich an ihr eigenes Schweigen bei ihrer Schwangerschaft zu erinnern. Auch hier hat mir Maggie komplett aus der Seele gesprochen: Das lässt Teddy so einige Sympathiepunkte kosten. Positiv hier anzumerken ist, dass die Autor*innen uns aber dabei keine einzige Sekunde mit einer eventuellen Annäherung zwischen Amelia und Owen verunsichern, da es keine einzige gemeinsame Szene der beiden in dieser Folge gibt. Abgesehen von einer kleinen Nachfrage bei Meredith hält sich Owen zurück und versichert Teddy, dass er bei ihr bleiben wird, komme, was wolle. Auweia. Obwohl ich es sehr zynisch von den Autor*innen finde, dass es nun Owen ist, der erstmals von einer seiner Partnerinnen betrogen wird, fällt mir insgesamt auf, was für ein blasser Charakter er mittlerweile geworden ist. Nachdem ich mich sonst stets über ihn aufgeregt habe, wirkt er mittlerweile einfach nur noch belanglos.

Jo hingegen entwickelt sich für mich zu einem immer spannenderen Charakter und für mich hat sie so einiges in dieser Folge gerettet. Da wäre zum einen die Freundschaft mit Link, die mich etwas an die Dynamik von Callie und Mark erinnert und immer für großartige Szenen sorgt: Wie die beiden in dieser Episode beinahe von ihrem Zynismus zerfressen werden und sich gegenseitig in ihrem Schmerz unterstützen, sorgte einfach für die besten Szenen in dieser Folge. Zum anderen beweist sie auf vielfältige Weise, wie sehr sie als Mensch gewachsen ist, unter anderem, in dem sie den immer mehr abdriftenden Andrew zusammenstaucht und ihn auffordert, sich endlich Hilfe zu holen. Gleichzeitig bin ich wahnsinnig beeindruckt von ihrer Stärke und ihrem Mut, sich ihrem Schmerz zu stellen. Ich könnte an dieser Stelle jetzt noch ein paar Worte über Alex verlieren, aber ich bin ehrlich: Mir fällt es immer noch schwer, mir wirklich einen Reim auf die Ereignisse der letzten Worte zu machen und überhaupt zu wissen, was ich darüber denken soll. Es wird sicherlich noch eine Weile dauern, bis ich wirklich meinen Frieden mit all dem geschlossen habe. In der Zwischenzeit werde ich mich auf Jo fokussieren und bin gespannt, was aus ihr in der Zeit nach Alex werden wird.

Der einzige Vorteil an den ganzen Dauer-Crossovers mit "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" war bis jetzt, dass wir dadurch so wenig wie möglich von Jackson mitbekommen haben. In dieser Folge darf er sich als erneut als unsensibler, unreifer und passiv-aggressiver Idiot präsentieren, der keine klaren Verhältnisse mit Vic schaffen möchte und sie dadurch nur verletzt. Vic darf hierbei erstmals einen wirklichen bleibenden Eindruck hinterlassen, denn sie lässt sich nicht weiter auf seinen Bullshit ein, sondern macht einfach, nach einem Tag, an dem sich Jackson einfach unmöglich verhält, mit ihm Schluss. Damit hat sie tatsächlich meinen Respekt gewonnen, was mich sogar ein bisschen in Versuchung bringt, doch noch mit "Station 19" anfangen zu wollen. Jackson hingegen gehört für mich mittlerweile zur Spitze der Liste mit Figuren, die statt Alex die Serie verlassen hätten sollen.

Es deuten auch immer mehr die Zeichen darauf, dass wir uns auch von Richard am Ende dieser Staffel verabschieden werden. Ich verstehe zwar nicht, warum er nicht gegenüber Bailey oder Meredith seinen Tremor anspricht und auch sein aggressives und unsensibles Verhalten Bailey gegenüber war absolut fehl am Platz, aber dennoch finde ich diese Storyline eigentlich nur… konsequent? Webber hat in dieser Staffel im Prinzip alles verloren und man sieht einen gebrochenen Mann, der sich an dem letzten bisschen, was er noch hat, festklammert. Seine Entscheidung, nicht länger als Arzt zu praktizieren, sondern nur noch zu forschen und zu lehren, finde ich eigentlich nur vernünftig. Dazu kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man dieses Tief von Webber nutzt, um ihn am Ende der Staffel mit einem Happy End rauszuschreiben – eine wirkliche Zukunft für ihn sehe ich aber nicht mehr.

Immerhin sorgte diese Storyline für eine wirklich schöne Szene zwischen Meredith und Bailey, in der sie über die Verluste von Kolleg*innen sprechen und die beiden offenbaren, wie desillusioniert und einsam sie geworden sind. Doch, wie sagt es Bailey erneut so schön: "I don't really wanna talk about it" Schlussendlich, so zeigt diese Folge, werden die meisten Ärzt*innen der Serie gerade mit ihren Problemen allein gelassen.

Lux H. - myFanbase

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