Bewertung

Review: #16.19 Liebe meines Lebens

Foto: Jaicy Elliot & Ellen Pompeo, Grey's Anatomy - Copyright: 2020 ABC Studios; ABC/Bonnie Osborne
Jaicy Elliot & Ellen Pompeo, Grey's Anatomy
© 2020 ABC Studios; ABC/Bonnie Osborne

Nachdem Andrew das Sorgenkind der letzten Woche war, gibt er diese zweifelhafte Auszeichnung nun an Richard weiter, dessen zum Teil irritierendes Verhalten sowie sein Tremor offensichtlich keine altersbedingten Erscheinungen darstellen, wie ich davor vermutet hatte. Nein, in einem großartigen und cleveren Twist wird uns offenbart, dass sie offensichtlich Anzeichen für eine weitaus gravierendere und schlimmere Sache sind. Dies führt in dieser Folge dazu, dass Richard sich eine harmonische Wiedervereinigung mit Catherine herbei halluziniert und daraufhin während eines Vortrags zusammenhangslose Dinge stammelt, wirre Zeichnungen präsentiert, Maggie nicht mehr erkennt und groß verkündet, Krebs geheilt zu haben. Die bestürzten Blicke von Meredith, Catherine, Jackson und Bailey über Skype sowie Maggies besorgtes und verzweifeltes Einschreiten entsprechen ungefähr dem, was ich in diesem Moment gefühlt habe. Hatte ich zuletzt noch gedacht, dass wir uns auf einen ruhigen und friedvollen Abschied von Richard aus der Serie einstellen müssen, glaube ich nun, dass wir uns einer sehr dramatischen Storyline gegenübersehen, in der es um nicht weniger als das Retten von Richards Leben geht. Ist es Alzheimer? Erneut ein Tumor? Oder etwas ganz Anderes? Was es auch ist, es sorgt auf jeden Fall für Spannung und Drama.

Abgesehen davon erinnerte diese Folge in vielerlei Hinsicht an die Episode #14.15 Alte Narben: Erneut tauchen wir nämliche durch Flashbacks in das Liebesleben der Ärzt*innen ein und dürfen mehr über ihre Vergangenheit erfahren. Doch während damals die ersten Jugendlieben im Vordergrund standen, will diese Episode offensichtlich noch höher hinaus und präsentiert uns im Rahmen einer Konferenz die großen Lieben im Leben von Teddy und Cormac (ich habe beschlossen, ihn nicht länger ausschließlich McWidow zu nennen), rückt jedoch gleichzeitig abermals Maggies Liebesleben in den Fokus.

Wenn ich mich recht erinnere, wurde uns in der damaligen Folge Maggies neurotische Weise mit romantischen Gefühlen umzugehen nahegebracht, woraufhin eine weitere Annäherung mit Jackson initiiert wurde. Nun ja, Jackson und Maggie sind seit dieser Staffel endgültig Geschichte und so ist die Zeit wirklich reif für eine neue Liebesgeschichte für Maggie. Bühne frei für Winston: Ein ehemaliger Schüler von Maggie, der seit jeher in sie verknallt war und nun seine große Chance wittert, sie für sich zu gewinnen. Und ich muss gestehen, dass ich nichts dagegen einzuwenden habe: Die Chemie zwischen den beiden stimmt, sie haben einige Gemeinsamkeiten, unter anderem der Verlust der jeweiligen Mutter, und die beiden können keine Sekunde die Finger voneinander lassen. Ob allerdings mehr daraus wird, ist jedoch abzuwarten. Auch wenn beide, insbesondere Winston, am liebsten alles stehen und liegen lassen würden, um gemeinsam irgendwo ein neues Leben zu beginnen, könnte das Ganze eine falsche Fährte sein und Winston könnte nach dieser Episode auch einfach wieder verschwinden. Schade wäre das auf jeden Fall, denn man hat Maggie vermutlich schon lange nicht mehr so glücklich an der Seite eines Mannes gesehen – und immerhin wurde Winston in einer Folge mit dem Namen "Love Of My Life" eingeführt, also bleiben wir einfach mal gespannt.

Was ich von der Enthüllung halten soll, dass die verstorbene Allison, Namensgeberin für Teddys und Owens Tochter, nicht nur Teddys beste Freundin, sondern auch ihre Geliebte war, weiß ich beim besten Willen nicht. Im ersten Moment fühlt es sich so an, als wolle die Serie sich an dieser Stelle mit einem weiteren queeren Charakter in Form von Teddy profilieren – etwas, was meiner Meinung nach gar nicht nötig gewesen wäre, bedient die Serie doch bereits eine ganze Palette an queeren Charakteren; aber das sei mal beiseite gestellt. Denn erneut wird Teddy in keinem vorteilhaften Licht dargestellt, da Allison damals ihre Freundin Claire mit Teddy betrog und Teddy eben dieser Claire nun auf der Konferenz begegnet. Teddy macht es einem zurzeit wirklich nicht leicht: Nicht nur, dass sie zurzeit mit den Gefühlen von Tom und Owen spielt, nein, offensichtlich war sie bereits Teil eines solchen Geflechts und verteidigt nun vor Claire Allisons Verhalten damit, dass man schließlich zwei Menschen gleichzeitig lieben könnte. Autsch. Da hat Teddy das Problem offensichtlich absolut missverstanden – schließlich ist es weniger problematisch, dass sie Tom und Owen gleichzeitig liebt, sondern eher ihr daraus resultierendes Lügen und Betrügen. Darüber hinaus bleibt hierbei unklar, ob Owen überhaupt von Teddys Vergangenheit mit Allison weiß, schließlich wurde diese bis jetzt, auch von ihm, konsequent als Teddys beste Freundin bezeichnet. Nein, nein, Teddy macht es einem zurzeit wirklich nicht leicht.

Cormac wird dafür weiterhin langsam in die Serie eingeführt und sammelt dabei immer mehr Sympathiepunkte. In den Flashbacks sehen wir, wie er seine Frau Abigail bei einer ähnlichen Konferenz am gleichen Ort Jahre zuvor kennenlernt (wie komisch war eigentlich seine Perücke?) und sehen schließlich im Eiltempo die Etappen bis zu ihrem endgültigen Tod. Mir persönlich ging das alles ein bisschen zu schnell und man hätte meinetwegen diese Flashbacks auch ein bisschen lang strecken können, da wir so nicht wirklich eine Bindung zu Abigail aufbauen können. Dennoch muss ich sagen, dass mir diese Flashbacks eigentlich gut gefallen haben, weil wir dadurch auch Cormac als Vater sehen dürfen und man sieht, wie sich diese kleine Familie nach dem Verlust von Abigail beisteht. Dazu sehen wir die zunehmende Verhärtung von Cormacs eigentlich offenen und charmanten Charakter, die in der Realität ihren vorläufigen Höhepunkt findet, als er einen der Pharmavertreter, der ein Medikament von Abigail bewirbt, das sie kränker gemacht hat, in der Öffentlichkeit zur Schnecke macht. Es wird somit deutlich, unter was für einem großen Verlust Cormac leidet und wie dieser ihn noch beeinträchtigt. Gleichzeitig sehen wir aber auch in dieser Folge, wie Cormac langsam auch Bindungen zu anderen Ärzt*innen, abgesehen von Meredith natürlich, aufbaut und immer mehr in die Serie integriert wird, eine Entwicklung, die ich sehr begrüße.

Fazit

Zum einen setzt die Folge auf einen neuen, spannenden Handlungsstrang mit Richards besorgniserregenden Erkrankung, zum anderen sorgt der Blick in die Vergangenheit für teils irritierende und enttäuschende (Teddy), teils auch für kleine emotionale Momente (McWidow). Zwar ist die Folge an sich nicht besonders, doch innerhalb der letzten zehn Minuten wird endlich Fahrt aufgenommen und weiter Spannung aufgebaut. Ich will nicht die Staffel vor dem Finale loben, aber es wirkt durchaus so, als könnten die nächsten Folgen noch besser werden.

Lux H. - myFanbase

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