Bewertung

Review: #16.20 Ungewissheit

Foto: Debbie Allen & Chandra Wilson, Grey's Anatomy - Copyright: 2020 ABC Studios; ABC/Christopher Willard
Debbie Allen & Chandra Wilson, Grey's Anatomy
© 2020 ABC Studios; ABC/Christopher Willard

Der Anfang der Episode erschien mir etwas hektisch und aus dem Zusammenhang gerissen. So sehr, dass ich nach den ersten paar Szenen die Folge noch einmal gestoppt und die entsprechende "Seattle Firefighters"-Folge davor geschaltet habe. Da wurde zwar erklärt, warum Jackson plötzlich Brandopfer vor Ort verarztet (er hat Ben und dessen neuen Einsatzwagen besucht), der Rest der Geschichte bleibt aber ähnlich chaotisch. Wobei das zur jetzigen Situation eigentlich ganz gut passt. Denn Ratlosigkeit konnte man in #16.20 Sing It Again wirklich an jeder Ecke entdecken.

"Richard, I can fix you."

Allen voran Patient #1 Richard Webber. Dessen noch recht harmloses Handzittern ist in der letzten Folge derart unerwartet und völlig aus dem Nichts eskaliert, dass ich wohl ähnlich schockiert vor dem Bildschirm saß, wie auch die Ärzte. Richards Zusammenbruch vor all den Zuschauern hatte die Inszenierung eines dramatischen Höhepunkts. Doch der ist, glaube ich, noch lange nicht erreicht. Im Laufe der Folge merkt man deutlich, dass vom eigentlichen Richard Webber, wie auch Bailey schon gemeint hat, nicht mehr viel übrig geblieben ist. Die Erinnerungen sind noch da, komplett vermischt und aus der Reihenfolge gebracht, aber er erinnert sich noch an wichtige Menschen in seinem Leben, an seinen Job, an seine Aufgabe. Und das mit einer Überzeugung und Selbstsicherheit, die das Ganze nur noch viel schmerzhafter für alle Beteiligten macht.

Genau hier sehe ich die Stärke dieses Handlungsstrangs: Er bietet unglaublich viel Potential, sei das nun auf medizinischer Ebene, auf emotionaler Ebene oder aber auch einfach nur als Rückblick auf die vielen Jahren und unzähligen Erinnerungen mit diesem Charakter. Es würde mir wirklich unglaublich leid tun, wenn Richard Webber nach all den Jahren nun als Internet-Meme belächelt und mit seiner doch so tollen Idee gescheitert endet. Von dem her hoffe ich inständig auf eine Heilung irgendeiner Art oder doch zumindest ein positives Ende. Diesen Weg tragen allerdings vor allem die anderen Charaktere. Meredith voran, die als einzige zu ihm durchdringen konnte, auch wenn er in diesem Moment Ellis in ihr sah. Sie kennt das alles schon durch ihre Mutter, gewissermaßen schließt sich hier ein Kreis, nachdem Richard ja auch eine Vaterfigur für sie ist. Schon einmal wollte sie sich an die Alzheimer-Forschung machen, wollte die Krankheit bezwingen, die ihr so viel genommen hat. Bei Richard mag es nun wahrscheinlich nicht Alzheimer sein, doch erscheint die Krankheit ähnlich genug, als dass auch hier eine Chance für Meredith wäre, wieder neue Wege der Medizin zu beschreiten. Ironischer Weise genau mit Andrew, dessen Übereifer nun sehr gelegen kommt. Wobei sich mir schon die Frage stellt, inwieweit es eine gute Idee ist, Andrew wieder im Krankenhaus herumstreifen zu lassen.

Während Bailey und Maggie zwar mit ganzem Herzen mitgeholfen haben, wurde der emotionale Schwerpunkt eher auf Catherine gelegt. Nachdem deren wirklich schöne Szenen in der letzten Folge ja nur Hirngespinste waren, kann sie nun in echt auf Richard reagieren. Und zwar um einiges Catherine-mäßiger: Mit einem schroffen Tonfall Befehle von sich gebend. Gegenüber Jackson hat sie ihre Fassade dann doch noch etwas fallen lassen. So wird sie von Schuldgefühlen und Vorwürfen geplagt und man merkt deutlich, dass ihr an Richard noch etwas liegt. Hier hat es mich besonders gefreut, dass Jackson für sie da sein konnte, da dessen Beziehung zu seiner Mutter ja alles andere als einfach ist. Es wäre schön, wenn die beiden einander in der nächsten Zeit beistehen würden.

"Don't make me do this."

Die nächste große Storyline der Folge gehörte Tom. Nachdem in der letzten Folge schon Teddy und vor allem auch Cormac Hayes etwas mehr Backstory erhalten haben, frage ich mich, ob man hier langsam die neuen bzw. wieder neu zurückgekehrten Charaktere abklappert. Wie dem auch sei, es hat sich gelohnt: Greg Germann kann mal wieder beweisen, dass er absolut mitreißend emotionale Geschichten darstellen kann und dass es wirklich eine Verschwendung ist, seinen Charakter immer nur als Antagonisten nebenher laufen zu lassen. Nachdem Tom schon einige Male auf die traumatischen Erlebnisse mit seinem verstorbenen Sohn eingegangen ist, war seine Reaktion absolut verständlich, als auf einmal dessen Kopie gemeinsam mit seiner Exfrau vor ihm sitzt. Man konnte sehen, wie sehr Tom darum bemüht war, dieses Treffen irgendwie zu überstehen ohne zusammenzubrechen und so war die ganze Angelegenheit, trotz positiven Ausgangs, doch nichts anderes als eine ziemliche Quälerei für ihn.

Dass es nun ausgerechnet Teddy war, die ihm in dieser Zeit zur Seite steht, war mehr als bitter. Immerhin hat Tom sein Bestes getan, um sie endlich gehen zu lassen und damit abzuschließen. Aber sein wir ehrlich: Wer wäre denn sonst in Frage gekommen? Abgesehen von Amelia (die ja verhindert war) niemand. Diese Geschichte zeigt so nur mal wieder auf, wie alleine Tom am Krankenhaus ist, obwohl er dort nun schon länger arbeitet. Richtigen Anschluss hat er eigentlich nie gefunden, von den Kollegen wird er maximal geduldet. Sehr schade und irgendwie auch etwas merkwürdig.

Die anderen Storylines:

  • Amelia und Link durften dieses Mal als Mischung aus Auflockerung und Plot Device herhalten.
  • Nach letzter Woche ist die ganze Teddy-Sache auch nicht durchsichtiger geworden. Wollte man uns mit dem kurzen Sprung in die Vergangenheit zeigen, dass man zwei Menschen gleichzeitig lieben kann? Dementsprechend also Owen und Tom? Mit letzterem hat sie meiner Meinung nach nach wie vor eine bessere Chemie, Owen gegenüber macht sie nun aber doch endlich einmal einen Schritt nach vorn. Der ist mir in letzter Zeit sowieso wieder ein wenig sympathischer geworden (vielleicht, weil er nicht mehr ganz so stark im Zentrum des Geschehens ist?).
  • Jo und Levi dürfen jetzt tatsächlich Besties sein - sehr gut! Vor allem, wenn Levi dadurch auch gleich noch einen kleinen beruflichen Push bekommt.

Fazit

Ausgerechnet jetzt, wo die Serie endlich wieder richtig interessant geworden ist, wird ihr ein Stopp aufgezwungen. Durch Corona und die daraus folgenden Produktionsstops musste die Staffel so gekürzt werden, dass die nächste Folge tatsächlich schon das Finale von Staffel 16 sein wird. Inwieweit sich das auf die Storylines auswirken wird, werden wir sehen. Auf jeden Fall dürfte klar sein, dass die Webber-Geschichte nicht innerhalb einer Folge gelöst werden kann.

Denise D. - myFanbase

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