Review: #18.17 Ich steh hinter dir
Hätte man mir zu Beginn der Staffel gesagt, dass Amelia irgendwann zur entspanntesten und ausgeglichensten Figur werden würde, hätte ich wohl dieser Person den Vogel gezeigt. Aber die Serie ist auch in ihrer 18. Staffel immer für Überraschungen gut und so ist Amelia offenbar an den Punkt und in der Beziehung angekommen, die es ihr ermöglichen, sie selbst zu sein und sich damit wohlzufühlen. Und so ist ausnahmsweise sie diejenige, die den anderen (als Ratgeberin) zur Seite stehen kann - sei es ein bekiffter Webber, eine nervöse Teddy, ein erschütterter Link oder eine frustrierte Maggie. Die im Übrigen, soviel sei bereits gesagt, allesamt auch einen guten Eindruck hinterlassen. Der Kindergarten der vergangenen Wochen hat sich verzogen, in dieser Folge tragen die Figuren (endlich!) endlich auf erwachsene und reife Art und Weise ihre Konflikte aus.
Fangen wir mit dem bekifften Webber an, der wohl für die witzigsten, aber auch warmherzigsten Szenen verantwortlich ist. Seine Heavy-Metal-Darbietungen oder seine Begeisterung im OP-Saal über Levi konnten mich zum Lächeln bringen, was mich aber wirklich glücklich stimmen konnte, war sein einsichtiges und liebevolles Verhalten gegenüber Meredith. Begegnete er ihr in der letzten Folge noch mit Vorwürfen, kann er in dieser Woche ihren Entschluss, Seattle verlassen zu wollen, verstehen; auch für ihn hatte die Stadt mit den Fähren nach Ellis’ Tod etwas Verfluchtes. Da hatte ich wohl mit meiner Einschätzung vor ein paar Wochen recht, dass Merediths Entscheidung durchaus viel mit dem in Seattle erlebten Leid zu tun hat. Das sich wiederum für Webber wohl vergrößern wird: denn auch wenn er für das Lehrprogramm die rettende Idee hat und, ganz getreu seiner wunderbaren Baummetapher, die Menschlichkeit und emotionale Verbindung zu den Patient*innen in den Vordergrund rücken möchte, ziehen in seinem Privatleben dunkle Wolken auf. Catherines Krebs ist wieder größer geworden, das Cannabis war gegen den anwachsenden Schmerz, mit dem sie sich herumschlagen muss. Oh-oh. Das klingt gar nicht gut. Ich richte mich schon mal mental auf eine tränenreiche und schmerzhafte Storyline für Webber ein.
Meredith hat mir generell gut in dieser Episode gefallen, da es einfach so typisch sie ist, dass sie ihre ganzen Patient*innen auf Nick abwälzt, um sich stattdessen um Webber zu kümmern. Einen ähnlich guten Eindruck durfte Nick selbst hinterlassen, der zwar mehr denn je wie eine Derek-Kopie rüberkommt (ich mein, Angeln als liebstes Hobby, seriously?), aber immerhin endlich mehr in das Gesamtgeschehen integriert wird, indem er ein guter Lehrer für Levi sein darf und ihm während einer großen Bewährungsprobe zur Seite steht. Auch wenn sich Bailey in dieser und auch vorherigen Situationen abermals als unglaublich selbstgerecht, unsensibel und anstrengend präsentiert hat, schafft sie es ebenfalls, über ihren Schatten zu springen und sich bei Meredith für ihr Fehlverhalten zu entschuldigen. Okay, zugegeben, das Ganze ging von Meredith aus, aber immerhin waren Baileys Worte und ihre Verzweiflung über die Lage des Krankenhauses aufrichtig und zeigten deutlich, warum sie in ihrer Überforderung so furchtbar mit Meredith umgegangen ist. Außerdem hatte sie mit Baby Pru, der wohl begabtesten Kinderschauspielerin jemals, die absolut beste Scene-Partnerin. Seriously, wo hat man dieses begabte kleine Mädchen, das Dialoge sprechen kann(!), gefunden?
Bei Teddys und Owens Storyline gefällt mir einfach, wie die beiden wirklich an ihrer Beziehung und ihrer Familie arbeiten wollen. In vergangenen Staffeln und Episoden haben die beiden sich nicht durch ihre Art, Konflikte zu lösen, ausgezeichnet. Nun haben sie sich in Familientherapie begeben, versuchen, Leos Entwicklung Raum zu geben. Dass Teddy, die selbst bisexuell ist, so klare Definitionen und Entscheidungen benötigt, hat mich durchaus überrascht, aber dank Amelia und deren Rat scheint sie schließlich am Ende flexibler geworden zu sein. Es freut mich aber einfach generell zu sein, wie involviert Amelia in das Leben der Altman-Hunts ist und dass sie ganz selbstverständlich über die Familientherapie Bescheid weiß oder sie mit den Abend Owen, Teddy und den Kindern verbringt.
Ähnlich hat es mich gefreut, zu sehen, dass mittlerweile ein normalerer Umgang mit Link möglich zu sein scheint. Auch er hat mich in dieser Folge weniger genervt als in den vorherigen, weil er nun endlich versucht, mit seinen Gefühlen und Problemen produktiv umzugehen. Zugegebenermaßen ist Ablenkung mit Sex wohl nie die beste Idee, aber immerhin sprechen er und Jo sich endlich aus. Jo ist überarbeitet, muss nun zwei Jobs sowie die Erziehung ihrer Tochter jonglieren, und kann einem wirklich nur leidtun. Dazu ist die Rückkehr in die Allgemeinchirurgie mit ebenjenem Unglück verbunden, dem sie in die Gynäkologie entflohen ist; der Patientenfall von Simon, einem langjährigen Patienten Links, sorgt für das allzu bekannte dramatische "Grey's Anatomy"-Feeling. Einer abwertenden Bemerkung von Link folgt die Aussprache in der Abstellkammer, die es wirklich in sich hatte. So wenig ich Jo und Link weiterhin als Paar sehen möchte, so grandios emotional war die Szene, in der Chris Carmack die Komplexität von Links Gefühlen brillant verkörpert hat. Link fühlt sich einsam, ausgenutzt für Sex und Babysitterdienste, zurückgestoßen von seiner besten Freundin, die jedoch sich nur distanziert und ihn aus der gemeinsamen Wohnung geworfen hat, um ihre Freundschaft zu schützen. Keine*r der beiden hat sich komplett richtig verhalten, zu lange haben die beiden falsch oder nicht ausreichend kommuniziert. Dennoch glaube bzw. befürchte ich, dass diese allzu komplizierte Situation im Staffelfinale in einer Beziehung münden wird. Ich hoffe inständig, dass die Serie mich hier einmal überraschen wird.
Bleibt nun zum Schluss die gute Maggie, die sich mit einem launischen und aufbrausenden Winston herumschlagen muss, der bei ihrer Patientin Margot deutlich Grenzen überschreitet und sich ziemlich respektlos verhält. Wendell bringt einfach das Schlechteste in seinem großen Bruder hervor, der sich in dieser toxischen Beziehung in die Ecke gedrängt fühlt und zwischen dem Versuch, ein guter, loyaler Bruder zu sein und sich selbst und sein Leben in Seattle zu schützen, hin- und hergerissen ist. In gewisser Weise erinnert er mich dabei an Alex, der durch Begegnungen mit seiner Familie auch immer wieder in alte Muster verfallen ist. Maggie ist aber verständlicherweise wütend und irritiert über Winston und sein Verhalten und muss ihn immer vor ihrem Kolleg*innen maßregeln. Sie erkennt den Mann, den sie geheiratet hat, nicht wieder; wir haben wohl die erste Bewährungsprobe ihrer jungen Ehe vor uns. Es bleibt dennoch spannend zu sehen, ob Winston diesem Teufelskreislauf nun endgültig entkommen und seinem Bruder die Stirn bieten kann oder sich wieder von seinen dubiosen Ideen einlullen lässt. Da wir uns kurz vor dem Staffelfinale befinden, wäre letzteres ja durchaus spannender, oder?
Fazit
Die Konflikte, die uns in den letzten Folgen begleitet haben, werden aufgelöst oder in spannendere Richtungen gerückt, Figuren wie Link oder Webber, die bis vor kurzem nur irritierten, dürfen sich weiterentwickeln und mit Catherines Enthüllung wird eine dramatische Storyline angeteasert. Folglich werden mit dieser Episode die Weichen für das große Staffelfinale, die 400. Folge der Serie, gestellt. Nachdem diese Folge bei mir einen positiven Eindruck hinterlassen hat, kann ich nun ehrlich sagen, dass ich nun sogar darauf gespannt bin, was in dieser passieren wird.
Lux H. - myFanbase
Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: I'll Cover YouErstausstrahlung (US): 12.05.2022
Erstausstrahlung (DE): 08.08.2022
Regie: Debbie Allen
Drehbuch: Emily Culver & Kylie Donovan
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