Bewertung

Review: #18.19 Blutmangel

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Das Ende von Staffel 18 wird mit einer Doppelfolge eingeläutet. Auch wenn die beiden Episoden in den USA direkt nacheinander liefen, habe ich brav nach #18.19 Out For Blood pausiert und werde meine Review verfassen, bevor ich weiterschaue und die Auflösung der ganzen spannungsgeladenen Handlungsstränge sehe. Denn es war vielleicht keine der Grey’s-typischen Katastrophen, die das Krankenhaus dieses Mal heimsucht, der Dauerregen zusammen mit der Blutknappheit sorgt aber trotzdem für die passend bedrückende Stimmung, die Unheil vermuten lässt. Und meine Güte, da liegt einiges an Unheil in der Luft.

Irgendwie musste ich bei Merediths mehr als gewagter Operation von Cora an Ikarus denken. Ikarus, der immer näher an die Sonne geflogen ist, bevor seine Wachsflügel schmolzen und er in die Tiefe stürzte. Normalerweise bekommt Meredith ja immer mal wieder ihren Heldenmoment, egal, wie unwahrscheinlich ein Erfolg auch scheinen mag. Nur fühlt sich das dieses Mal eben gar nicht so an. Vielleicht ist es der dramaturgische Aufbau mit Ellis, bei der bei mir immer sofort die Alarmglocken schrillen. Sowohl ganz am Anfang der Folge, als sie in gewohnt ruppiger und gnadenloser Art und Weise ihre Tochter niedermacht, als auch am Ende, als Meredith sogar kurz erstarrt, bevor sie sich wieder fängt und weitermacht. Natürlich kann das auch nur ein Element gewesen sein, das mehr Spannung erzeugen soll, mit dem Bonus, eine beliebte Gastdarstellerin dazugewonnen zu haben. Wer weiß, womöglich sieht Meredith ihre Mutter ja häufiger bei schwierigen OPs, um sich anzuspornen. Das ändert aber nichts daran, dass sich Meredith über Richard hinweggesetzt hat und die Operation einfach so angesetzt hat. Dabei ist es zwar nett von Nick, auf ihrer Seite zu sein und sie dabei zu unterstützen, ordnungsgemäß war es aber trotzdem nicht. Wenn alles gut geht, Schwamm drüber. Wenn nicht? Tja, da fangen die Probleme erst richtig an.

Thematisch passend kommt auch die Sterbehilfe-Storyline von Owen zum Finale zurück. Dass die Sache früher oder später rauskommen wird, war nun wirklich nicht überraschend und auch das Wie macht Sinn. Ein verzweifelter Ehemann, der sich betrogen fühlt und nicht mehr viel zu verlieren hat. Von seiner Sicht aus ist es absolut verständlich, auch wenn es sehr hoffnungsvoll von ihm war, dass ein komplett fremder Arzt mal eben so wegen seiner Connections das Medikament herausgibt, ohne die Frau überhaupt gesehen zu haben. Wobei sich Owen ja fast hätte erpressen bzw. breitschlagen lassen. Zum Glück hat Teddy da so deutlich interveniert, wie Owen von Anfang an hätte agieren müssen. Teddy konnte in dieser Folge überhaupt absolut überzeugen. Sie versucht alles, um eine ethisch noch halbwegs haltbare Option für Rosie zu finden. Gleichzeitig macht sie Owen deutlich klar, dass sein Weg nicht nochmal passieren darf. Trotz der verfahrenen Situation macht sie ihm keine großen Vorwürfe, sondern bestärkt ihn darin, dass seine Motive gut waren und sie ihn liebt. Und ist dann auch noch bereit, auf die Schnelle mit ihm zu fliehen, als die Sache doch publik wird. Wer hätte gedacht, dass diese beiden noch so eine starke Beziehung hinbekommen? Nachdem Bailey die beiden aber nun eben doch noch erwischt hat, bin ich gespannt, wie es hier weitergeht. Wenn das Ganze nicht irgendwie unter den Tisch gekehrt werden kann, gibt es ja eigentlich nur eine Lösung.

Erneut bekommen wir wieder Simon und Kristen zu sehen. Die beiden wachsen mir immer mehr ans Herz und sind inzwischen zu meinem liebsten Fall seit langem geworden. Nicht nur zeigen sie den Ärzt*innen mehr als deutlich auf, wie tief und unwiderruflich eine Liebe gehen kann. Besondern Kristen konnte in dieser Folge glänzen. Ihre Entschlossenheit, die Wünsche ihres Mannes zu respektieren, egal, wie schwer es das für sie in der Zukunft machen wird. Ihre Liebe und die Stärke, die sie dabei ausstrahlt. Zu schade, dass hier das Ende kein Geheimnis ist.

Nach diesen ganzen sehr vielversprechenden, interessanten und spannenden Storylines fällt der Ehekrach von Maggie und Winston eher negativ auf. Denn natürlich läuft es wie befürchtet darauf hinaus, dass Wendell einen Keil in ihre Beziehung treibt. Ironischerweise liegt es wie ich finde weniger an Winston, dessen Reaktion ich absolut nachvollziehbar finde. Klar möchte er es nicht darauf belassen, dass sein Bruder mit dem Geld jetzt über alle Berge ist. Klar sind da tief verwurzelte Emotionen an die Oberfläche gerissen worden. Stattdessen finde ich Maggies Verhalten etwas merkwürdig. Sie fühlt sich mehr als angegriffen, als Winston meint, dass ihre Schwestern nicht das gleiche sind wie Wendell. Aber hat er denn Unrecht? Natürlich ist da ein Unterschied, ob du von jeher mit jemandem aufgewachsen bist, oder ob du erst seit einigen Jahren eine enge Beziehung aufgebaut hast. Das hat Amelia wunderbar treffend formuliert, aber so wirklich kam das nicht bei Maggie an. Lieber steigert sie sich so weit in ihren Vertrauensbruch hinein, dass sie schon ihre Ehe bereut. In Ordnung war Winstons Umgang und Heimlichtuerei mit seinem Bruder sicherlich nicht, aber das kann man ja wohl noch unter "in guten wie in schlechten Zeiten" verbuchen.

Randnotizen:

  • Es ist echt unfair, dass Ms. Blake die Initiative, die das Krankenhaus wegen der akuten Blutknappheit ergriffen hat, jetzt gegen sie auslegt, da gebe ich Bailey recht. Ebenso ihr Fokus auf Meredith. Klar ist Meredith eine super Mentorin, aber es gibt auch noch andere Topchirurgen am Krankenhaus.
  • Sorry, aber Jo hat Todd schon sehr fies abserviert. Ein bisschen wundert es mich ja schon, dass man ihn erst als super Typ dargestellt hat und jetzt plötzlich einen Haufen skurriler Kleinigkeiten zusammensucht, um ihre Trennung zu rechtfertigen. Vermutlich wird das also doch auf Jo und Link herauslaufen und man muss Altlasten loswerden. Dabei haben mir die beiden dieses Mal wieder unglaublich gut als Freunde gefallen, mit Link, der Jo gnadenlos wegen ihres misslungenen Dates aufzieht.
  • Mini-Highlight: Taryn, die mitten während der Operation Nick ihren Segen mit Meredith gibt.
  • Die eindrucksvollste Szene der Folge teilen sich das halbe Organ-Set von Cora, das mal eben so aus ihr herausgenommen wurde, und Ben, der in einem wahren Blutmeer steht.
  • Levi hatte in dieser Folge nicht ganz so viel Screentime, durfte dafür aber auf die schrecklich überholte Regelung hinweisen, dass Männer, die mit anderen Männern sexuellen Kontakt haben, kein Blut spenden dürfen. Ich bin ja mal gespannt, ob Bailey ihre (absolut gerechtfertigte, da regelkonforme) Entscheidung in Anbetracht der Blutknappheit noch ändern wird. Was macht schon ein Regelverstoß mehr oder weniger?

Fazit

Man konnte das kommende Finale förmlich als dunkle (Gewitter-)wolke über dem Krankenhaus schweben spüren. Storylines, die uns schon länger begleiten, wie Owens zweifelhaften medizinischen Entscheidungen oder Simons Behandlung, steuern klar auf ihren Höhepunkt hin. Parallel dazu wagt Meredith zusammen mit Nick diese mehr als riskante OP, deren Ausgang sicherlich auf die ein oder andere Weise auch mit ihrem (potenziellen??) Weggang zu tun haben wird. Die Blutknappheit und die finale Entscheidung über das Weiterbestehen des Ausbildungsprogrammes sind da eher Nebenerscheinungen, die von den Hauptgeschichten beeinflusst werden, oder aber sie auch selber beeinflussen. Nachdem diese Staffel bisher ja eher mittelmäßig bis phasenweise durchwachsen war, nähern wir uns nun wieder einem Level an Drama an, das ich von der Serie sehen möchte. Die Handlungsstränge sind teilweise absolut offen, wobei Meredith – wie sollte es auch anders sein – im Zentrum steht. Was wird aus Coras Operation? Wird sie echt nach Minnesota ziehen? Steht und fällt mit ihr die Zukunft des GSMH? Läutet sie damit das Ende der Serie ein? Nicht zu vergessen – das Finale ist ja auch noch die 400. Folge. Da dürfen wir uns sicher auf einiges gefasst machen. Auf geht’s!

Denise D. - myFanbase

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